Archiv der Kategorie: Kultur

Mitgliederausstellung der Kulturvereins 2018


Vernissage: 30. Nov. 2018, um 19:00 Uhr Öffnungszeiten jeweils
Samstag und Sonntag, 1. + 2. Dez. und 8. + 9. Dez. 2018, von 10:00 bis 18:00 Uhr
Galerie Klosterschule, Klosterweg 7, 85625 Glonn

Ein wahres Feuerwerk der Kreativität entfachen heuer die Mitglieder des Kulturvereins in ihrer Jahresausstellung, die dieses Mal in neuem Rahmen vom Team Ursula Grieshaber, Anne Mainz und Johanna Schneider organisiert wird.

Zu sehen sind Bilder von Johanna Bell-Hartl mit dem Schwerpunkt Abstraktion und informelle Malerei, sie arbeitet am liebsten mit Acryl, definiert sich in Farben und freut sich über unerwartete Ergebnisse.

Für Waltraud Fichter sind die Begriffe Natur, Bewegung, Freiheit wichtig, die sich in ihren floralen, als auch abstrakten Werken widerspiegeln. Langjährige Erfahrung, kräftiger Pinselstrich und intensives Farbempfinden zeichnen ihre Arbeiten aus.

Helmut Kirchlechner zeigt spontane Skizzen aus seiner „Serie B“, für ihn steht dabei nicht Perfektion, sondern die kreative Vielfalt im Vordergrund.

Anne Mainz arbeitet großformatig auf Leinwand unter Verwendung verschiedener Materialien und Bindemittel wie z B. Erden, Pigmenten und Schellack auf Acryl, Tempera und Bienenwachs. Themen sind abstrahierte Motive aus Natur und Landschaft bis hin zu vollkommen ungegenständlichen Bildern in komplexer Mehrschichtigkeit.

Bernadette Möllmann erstellt abstrakte Bilder in vielen verschiedenen Techniken mit Acrylfarben und diversen Zusatzmaterialien. Durch hauptsächlich lasierenden Farbauftrag haben die Werke oft einen 3D Effekt.

Richard Salobir widmet sich der figurativen Malerei und der Landschaftsmalerei. Er malt mit Öl auf Leinwand oder Holzpanelen und lässt sich dabei von der Natur und seinen Eindrücken leiten.

Die Bilder von Jules Samlan sind afrikanisch. Er hat schon an vielen Ausstellungen -auch in Glonn- mitgewirkt und arbeitet bevorzugt mit Acryl auf Leinen.

Für Teresa Schade hat die Aquarellmalerei etwas Meditatives. Sie vergisst dabei die Welt draußen und beobachtet nur, wie Wasser und Farbe ineinander fließen, um eine Komposition hervorzubringen. „Es ist eine Lehre, loszulassen, um den Elementen Raum zur Entfaltung zu geben“.

Johanna Schneider interessiert sich seit zwei Jahren für Ölfarben, da sie einen besonderen Glanz haben. Ihre Bilder sind Mischtechnik, sie verwendet alles, was ihr zur Verfügung steht, Tempera, Acryl, Buntstifte, Spraydosen, Papier… „Bei diesen Bildern habe ich am Anfang noch kein Bild im Kopf. Erst beim Aufbau des Hintergrunds mit vielen verschiedenen Materialien entsteht die Idee für ein Motiv, das ich dann mit Ölfarben auf den Untergrund aufmale“.

Für Rüdiger Thorwarth ist Ton eine wunderbar formbare Masse, die sich für schöpferische Arbeiten bestens eignet. „Vor Jahren habe ich damit Bekanntschaft gemacht und bin nicht mehr davon losgekommen. Als Hobby-Gestalter will ich es nicht zur Meiserschaft bringen, aber meine Serie „Großkopferte in handlichem Format“ überrascht selbst mich immer wieder, wie sich die Großkopferten als Vorbilder durch geschicktes Kneten formen lassen (wie im richtigen Leben). Darum: auf zum Gestalten mit Ton, es macht Spaß.“

Helene Wedekind malt Aquarelle, gerne Landschaften, Blumen, auch Portraits und wird eine Auswahl davon ausstellen.

Die Leidenschaft der Künstlerin Inge Zuck gilt der intuitiven Malerei, sie lässt sich von den Farben und den entstehenden Strukturen bis zum fertigen Bild leiten. In ein und demselben Bild finden sich sowohl realistische, als auch abstrakt-expressive Elemente, die zusammen ein interessantes Spannungsfeld erzeugen. Sie liebt es, mit den unterschiedlichsten Materialien zu experimentieren und diese zu einem klangvollen Bild zu verbinden.

Auch Achim Ehaus mit seinen Skulpturen aus Stein, sowie Ursula Grieshaber, Aline Ottinger, Klaus Pudwell, Christine Triffo und Anni Widmann werden mit ihren Bildern, Aquarellen und Zeichnungen diese Vielfalt an Kunst bereichern.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Die Künstler (hk)

Marktspaziergänge – Ein Angebot des Kulturvereins

Führungen in der Marktgemeinde Glonn und ihren besonderen Orten
durch Altbürgermeister Martin Esterl.


– Gruppen von 3 bis 10 Personen
– Zeitlicher Umfang und thematische Schwerpunkte nach Wunsch (1,5 bis 2,5 Std.)
– Termine nach Vereinbarung: Martin Esterl (08092/ 232 49 49 oder Kulturbüro Markt Glonn (08093/ 90 97 40)
– Gebühren: keine !
– Freiwillige Gaben kommen dem Kulturverein Glonn für die kulturelle und soziale Bildung der Kinder in Glonn

Glonn von oben

Glonn von oben Teaser

Klicken Sie auf das Bild, um sich den Film anzusehen. Copyright Manfred Deprée, keine gewerbliche Nutzung erlaubt!

In dem Film von Manfred Deprée sen. können Sie Glonn aus der Vogelperspektive genießen. Deprée kennt Glonn, die Umgebung, die Natur wie seine Westentasche und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er auch aus Sicht seiner Drohne ein liebevolles Bild von Glonn zeichnen kann, voller Details und Ortskenntnis.
Sie können den Film in hoher Auflösung auf der Gemeindeverwaltung gegen einen Unkostenbeitrag erwerben. Ein wunderbares Geschenk!
Der Markt Glonn bedankt sich herzlich bei Manfred Deprée für die Verfügungstellung des Films!

Viel Spaß beim Betrachten!

Kultur

Glonn ist ein kleiner Ort, das kulturelle Angebot in und rund um Glonn kann sich jedoch sehen lassen. Allen voran sei hier die Schrottgalerie Friedel genannt. Die zwei Betreiber Sven Friedel und Hanno Größl organisieren mehr als 50 Konzerte pro Jahr.
In der Galerie Klosterschule finden Vernissagen und Ausstellungen statt, auf Gut Sonnenhausen kommen Jazz- und Klassikfreunde auf ihre Kosten…

Die aktuellen Veranstaltungen entnehmen Sie bitte aus dem Veranstaltungskalender.

Blasius Gerg

blasius_gerg
Blasius Gerg * 16. Januar 1927 in Lenggries; † 17. Mai 2007 in Haslach war ein deutscher, akademischer Bildhauer der Münchner Schule. Er erhielt 1966 einen Förderpreis im Bereich Bildende Kunst der Landeshauptstadt München und war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Seine Werke:
Für den Hof des Kreuzgangs des Eichstätter Doms, der Beerdigungsstätte des Eichstätter Domkapitels, schuf er 1961 die Steinplastik „Der gute Hirt“ aus Muschelkalk.

  • In der Pfarrkirche St. Augustin in Ingolstadt gibt es seit 1962 einen von ihm in Eisen gegossenen Kreuzweg, der als Besonderheit eine 15. Station hat, die der Auferstehung gewidmet ist.
  • 1965 wurde in St. Hildegard in München-Pasing eine von ihm geschaffene Madonna mit Kind aufgestellt.
  • 1966 entwarf er für die Pfarrkirche St. Karl Borromäus in München-Fürstenried Altäre, Tabernakel, Altarkreuz, Taufstein, Weihwasserbecken, Apostelkreuze, Leuchter, Turmkreuz und eine Marienstatue.
  • Seit 1967 steht ein von ihm gestalteter Säulenbrunnen in München-Maxvorstadt (Heßstraeße 21, Innenhof).
  • 1968/69 schuf er die Innenausstattung der Kath. Pfarrkirche Heilig Geist in Oberjoch.
  • Im Ingolstädter Münster stammt aus dem Jahr 1970 der Volksaltar von ihm.
  • Seit 1974 steht in St. Bonifaz, München, ein Altar von ihm.
  • 1976 schuf er den Zelebrationsaltar und den Ambo der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Dachau.
  • Aus dem Jahr 1978 stammen von ihm in der katholischen Pfarrei Menschwerdung Christi in Nürnberg-Langwasser: Haupt- und Kapellenaltar, Altar- und Apostelleuchter, Osterleuchter, Weihwasserbecken, Taufbecken,Opfertisch, Altarwand-Kreuz.
  • 1989 entwarf er den Bischofsstuhl des Regensburger Domes, der heute in der Ulrichskirche steht.
  • 1992 lieferte er für die katholische Stadtpfarrkirche St. Emmeram in Wemding einen neuen Haupt- bzw. Zelebrationsaltar und Ambo aus Solnhofener Jura und für die Wallfahrtskirche auf dem Habsberg in der Oberpfalz den Volksaltar, den Ambo und Sedilien.
  • 1995 schuf er einen Grabstein für seinen Nachbarn, den Komponisten Günter Bialas auf dem Glonner Waldfriedhof.

Weitere Werke von ihm sind:

  • St. Severin in Garching bei München: Hauptaltar, Ambo, Sedilien, Sakramentsaltar mit der Mauerscheibe und Taufbrunnen
  • Neue Messe München (Endbahnhof der U2): Sonnenuhr, die trichterförmig von der Oberfläche Sonnenlicht nach unten führt
  • St. Josef in Memmingen: Kriegergedächtniskapelle
  • Pfarrkirche zur Heiligen Familie in Eichstätt: Altarinsel aus Juramarmor, Tabernakel, Altar- und Apostelleuchter aus Bronze
  • St. Christophorus in Neukeferloh: Altarraum
  • Christophorus-Stele in der Kapelle des Flughafens München
  • St. Ulrich und Afra in Augsburg, Altar und Tabernakel in der Unterkirche
  • St. Ulrich in Kaufbeuren: Altar und Ambo
  • Kath. Pfarrkirche St. Maria in Gunzenhausen: Hochaltar
  • Passionsweg in ? mit Stationen aus Stahl, die über Graugußplatten mit den eingelassenen Jahreszahlen von 1933 bis 1945 zu einem galgenähnlichen Gerüst führen
  • Pfarrkirche St. Willibald in Ingolstadt-Oberhaunstadt: Altarinsel
  • Pfarrkirche St. Ulrich in Dillingen: Entwürfe für die Einteilung des Raumes, für den Altar, den Tabernakel, den Osterleuchter, die Taufschale, den Priestersitz, die Altar- und Apostelleuchter und die Kirchenbänke
  • Katholische Akademie in Bayernin München-Schwabing, Mandlstraße: Außenwandgestaltung „Vom Chaos zur Ordnung“
  • Konzeption und Ausstattung der Krankenhauskapelle in Agatharied
  • Gedenkausstellung Blasius Gerg – Aspekte seines Werkes in der Akademie der Schönen Künste in der Residenz in München Oktober bis Dezember 2008
    Seit 1963 war er in Haslach bei Glonn wohnhaft und wurde auf dem Waldfriedhof an der Mattenhofener Straße bestattet.

Wolfgang Koller

1200 Jahre Glonn –
Die Festschrift von Wolfgang Koller

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WOLFGANG KOLLER wurde am 6. November 1904 im oberbayerischen Markt Glonn geboren. Nach seiner Schulzeit in seinem Heimatort (1911- 1918) und dem Studium in Freising unterrichtete er von 1924 bis 1952 in bayerischen Volks- und Sonderschulen (Ramsau, Lkr. Wasserburg – Marzoll -Schrobenhausen – St. Christoph – Amerang – Dorfen, Lkr. Ebersberg – Bad Aibling – München – Schönau – Glonn). Er wirkte als Schulrat in Erding und von 1957 bis 1969 im Landkreis Ebersberg.Wolfgang Koller, Vater des Lyrikers Bernhard Koller, veröffentlichte Laienspiele, darunter das bekannte „Schönauer Krippenspiel“ ; Gedichte von ihm erschienen in Anthologien. Zeitschriften und Zeitungen und 1969 in seinem Gedichtband „Wer zum Brunnen ist bestimmt“; er leitete Kunstausstellungen undschrieb Kritiken. Am 28. April 1974 beging die Marktgemeinde Glonn den Höhepunkt ihrer Feierlichkeiten zum 1200-jährigen Jubiläum in einem Festakt. Die Festansprache an alle Landsleute und die Gäste, unter ihnen der Schirmherr der 1200-Jahrfeier, Ministerpräsident Alfons Goppel, und Erzbischof Julius Kardinal Döpfner, hielt Wolfgang Koller. Er starb während seiner Festrede im Pfarrsaal in Glonn.

Wolfgang Wagner sen. / jun.

Um 1900 waren in Glonn führende Männer: Wolfgang Wagner, Dekan Späth, Bürgermeister Türk, Sanitätsrat Lebsche. Alle waren einig und wirkten gemeinsam zum Wohle der Gemeinde. Wo es nur eine Gelegenheit gab sozial und wirtschaftlich Glonn zu heben, wirkten sie zusammen: eine Volksgemeinschaft im vollen Sinn des Wortes. Besonders tat sich der Posthalter Wagner hervor. Überall im öffentlichen Leben wirkte er bereitwillig mit. Als wir noch Schulkinder waren, wirkte er mit bei Spiel und Sport und stiftete Preise, bei allen Festlichkeiten war er mit Rat und Tat dabei. Wie suchte er die Schützenfeste recht feierlich zu gestalten, wie war er bei allen kirchlichen Feierlichkeiten dabei und wie suchte er bei allen Festlichkeiten mit Humor und Heiterkeit die Festesstimmung zu heben. Sein Vater war Landtagsabgeordneter und ihm hat es Glonn hauptsächlich zu verdanken, daß es eine Eisenbahn erhalten hat. Wolfgang Wagner war 1865 in Glonn geboren, absolvierte in Landshut die Realschule, übernahm daheim das Anwesen und führte die Landwirtschaft mit großem Fleiß, suchte den Bauern- stand zu heben, war fleißig tätig in der landwirtschaftlichen Genossenschaft und beim Tuntenhausener Bauernverein, wirkte bei allen Vereinen mit und bei der Gemeinde, wurde 1907 zum Landtagsabgeordneten der Zentrumspartei im Kreis Ebersberg gewählt und ist am 8. August 1912 viel zu früh gestorben. Die Beteiligung an seiner Beerdigung war wohl die größte, die Glonn je gesehen hat. Glonn hat an ihm eine führende Persönlichkeit verloren, die wohl die Liebe und das Vertrauen aller hatte.
DIE POSTHALTER WAGNERS waren durch 2 Generationen Reichs- und Landtagsabgeordnete. Ihnen war es zu verdanken, dass Glonn seine Bahn bekam und zum Markt erhoben wurde.
Wolfgang Wagner Senior
Geboren am 15.2.1834, verstorben am 6.2.1902 Landtagsabgeordneter Reichstagsabgeordneter
Wolfgang Wagner Junior
Geboren am 9.5.1865, verstorben am 8.8.1912 Landtagsabgeordneter Förderer der Glonner Vereine
Text: Johann B. Niedermair

Lena Christ

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Lena Christ (30.10.1881/30.6.1920), als lediges Kind der Hausschusterstochter Magdalena Pichler, damals Köchin auf Zinneberg, am 30. Oktober 1881 in Glonn geboren und mit dem selben Namen wie ihre Mutter beim Standesamt eingetragen. Der Schmiedgeselle Karl Christ aus Mönchsroth bei Dinkelsbühl bekennt sich zur Vaterschaft. Angeblich ist er dann auf der Überfahrt nach Amerika mit dem Schiff Cimbria untergegangen. Die erst jetzt wieder aufgefundene Passagierliste dieses Schiffes enthält nicht seinen Namen. 7 glückliche Kinderjahre verbringt das Lenerl bei seinen Großeltern in Glonn. Als die Mutter heiratet, holt sie das Dirndl nach München. Mißverständnis und Unglück beginnen. Die Eltern arbeiten sich als Wirtsleute empor; der Stiefvater Josef Isaak ist gut zum Lenerl. Die Mutter aber kommt zeitlebens aus einer Art Haßliebe nicht heraus. Das Warum läßt sich kaum mehr ergründen. Vielleicht ist auch Sorge um das nichtverstandene Kind im Spiel. Lena Christ ist zeitlebens zwiespältig in ihren Anlagen und inneren Bewegungen, unsicher in der Wertung ihrer Mitmenschen, unkritisch in ihren raschen Entschlüssen, heftig gegen Widerstände, entflammbar und verbrennbar zugleich. Nach schweren Ausschreitungen der Mutter gegenüber der Tochter darf das Lenerl 1892 auf ein Jahr nochmals nach Glonn.
Wenn das Lenerl aus dem Haus ist, holt sie die Mutter, vielleicht um des Ansehens willen immer wieder heim, so von Glonn, so später von Ursberg, wo die Lena, denkbar dafür ungeeignet, als Novizin sich versuchte und schließlich von der Gaststätte Floriansmühle in Freimann, welche die neunzehnjährig gewordene Leni als hübsche und beliebte Bedienerin gerne behalten hätte. Fast ohne eigenes Zutun läßt sich diese 1901 mit dem Buchhalter Anton Leix verehelichen. Dieser kommt später in finanzielle Schwierigkeiten und vor das Gericht.
Nach 8 Jahren Ehe trennt sich Lena von ihm, gerät in große Not, nimmt Schreibarbeiten an und wird durch den Schriftsteller Peter Jerusalem, der sich später Benedix nennt, zur Niederschrift ihrer Erinnerungen veranlaßt. Das Buch erscheint 1912. Deutlich, unreflektiert, schonungslos gegen ihre Mutter und gegen sich selbst, erzählt sie ihr Leben, und in einem bei uns damals kaum bekannten Naturalismus die menschliche und sexuelle Tragödie ihrer Ehe. In ihrem Manuskript ist kaum etwas korrigiert und doch ist kein Wort zu wenig und keines zu viel. Wie wenig erzählt sie z. B. von ihrem Großvater, ein paar Geschehnisse, ein paar Gespräche, aber schon steht ein warmes Menschenbild vor unseren Augen, und unser Herz schlägt dem guten brauchbaren Manne zu, der seine Hand und Liebe dem Lenerl leiht und ihm Rat und Wegweisung gibt. Sie heiratet 1912 Peter Jerusalem und schreibt ihre Glonner „Lausdirndlgeschichten“. Die Geschichten sind erlebt und drauf loserzählt; aber Thoma verübelt sie ihr; denn vorher sind seine „Lausbubengeschichten“ erschienen und diese waren in ihrer gemachten Naivität wirksamer gewesen.

Den Kriegsausbruch erlebt die Familie Jerusalem in Lindach bei Glonn, Kriegsanfang und Spionenfurcht sind in „Unsere Bayern anno14“ nach wirklichen Erlebnissen köstlich geschildert. Das Buch brachte den ersten wirtschaftlichen Erfolg („Die Erinnerungen einer Überflüssigen“ hatten nur die Kritik aufhorchen lassen). Der König lud sie an seinen Tisch, wo sie so unbefangen erzählte, daß die Prinzessinnen abwechselnd bleich und rot wurden. 1914 vollendet sie ihr innigstes Buch, und sie heißt es zu Ehren ihres Großvaters „Mathias Bichler“. Sie selbst nennt sich als Schriftstellerin Lena Christ; keines ihrer Bücher verdient diesen schönsten ihrer vielen Namen (Pichler, Leix, Jerusalem) mehr als dieses. In der Gestalt des Mathias Bichler, der ein Findelkind war, aber nach schweren Jahren sich zu einem angesehenen Bildschnitzer emporarbeitet, hat sich Lena selbst ins Männliche übersetzt. Mit unerhörter Sicherheit bedient sich die Dichterin eines Chronikenstils vom Ende des 18. Jahrhunderts. Die Erzählung von der „Rumplhanni“ schreibt sie großenteils in Lindach nieder. Das nicht sehr umfangreiche Buch wird geradezu eine klassische bäuerliche Dichtung. Die Geschichte spielt in den ersten Kriegsjahren. Schauplätze sind die Bauernlandschaft zwischen Glonn und, Aibling und die Stadt München. Die Hanni, die Magd, ist ein gar abgründiges, aber doch ein stichhaltiges Frauenzimmer, und darum weiß sie sich, vom Hofe verjagt und ins Gefängnis gekommen, endlich ins Leben zu finden, kann Schuld und Schicksal unterscheiden und vermag an der Seite eines Münchner Wirts ein sicheres und helleres Dasein zu gewinnen. Ein urwüchsigerer Dialog als der in der „Rumplhanni“ ist in baierischer Mundart nie geschrieben worden. Neben der Triologie ihrer großen Werke hat die Christ ein einziges ganz abgrundfernes, lockeres und heiteres Buch geschrieben, die „Madam Bäuerin“. Aber nun zerbrechen ihr Liebe und Leben. Peter Jerusalem rückt ins Feld. Lena ist wieder lungenkrank.
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Sie verliebt sich in einen jungen Sänger, den sie bei Lesungen in einem Lazarett kennengelernt hat. Er versteht nichts von dem Großen und dem Gefährlichen in dieser Frau. Er entzündet in ihr ein Feuer, aber kein erwärmendes, läuterndes, helfendes, sondern ein verzehrendes. In bedrängtester Lage begeht sie eine Torheit, die sie selber wohl am wenigsten begreift. Sie fürchtet nun für ihre Kinder die öffentliche Schande. Sie hat 1919 ihr Schicksal vorausgeahnt, als sie schrieb: „…daß sich das Glück allmählich von mir wenden wird, weiß ich bestimmt. Ich falle eben doch dem Schicksal anheim, welches mir meine Mutter (es war an Lenas Hochzeitstag im Jahre 1901 gewesen) gewünscht hat“

Ohne jede Hoffnung auf Hilfe ordnet sie ihren Abschied, fährt am Morgen des 30. Juni 1920 mit der Straßenbahn zum Harras, geht dann zu Fuß weiter, versöhnt sich gläubig-kindlich mit ihrem Herrgott und nimmt im Waldfriedhof an einem ihr vertrauten Grabhügel das tödliche Gift. Merkwürdige, vorher vereinbarte Zeichen nach ihrem Tode bestätigt Benedix in seinem Werk „Der Weg der Lena Christ“. „Zuletzt erhielt ich eine Bestätigung in einer Form, die so einwandfrei nur von ihr stammen konnte, daß br /> ich dadurch die absolute Bestätigung von einem persönlichen Fortleben nach dem Tode erhielt, bis ich eines Tages laut bat, wenn sie es wäre, möchte sie um der Kinder willen aufhören. Von dem Augenblick trat Ruhe ein.“ Josef Martin Bauer bekannte, daß er den Bericht von Benedix für äußerst glaubwürdig halte und daß die Lena nach ihrem Tode noch „Proben ihrer Macht“ gegeben habe. Über ihrem Grab rauschen die Bäume der Heimat und der Dornengekrönte sieht auf ihren Hügel, unter welchem auch ihre jüngste Tochter ruht, die ihr nachfolgte. Lena Christ, heute als eine der großen Dichterinnen Deutschlands anerkannt, hat viel Dunkel durchlitten, aber die Heimat hat sie reicher gemacht.)

 Werke u.a.:
•1912 Erinnerungen einer Überflüssigen
•1913 Lausdirndlgeschichten
•1914 Mathias Bichler
•1914 Unsere Bayern anno 14
•1915 Unsere Bayern anno 14/15
•1916 Die Rumplhanni
•1919 Bauern
•1919 Madam Bäuerin
Text: Wolfgang Koller

 

Günter Bialas

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Der Komponist Professor GÜNTER BIALAS (* 19.07.1907 in Oberschlesien, † 8. Juli 1995 in Haslach/Glonn) wird im Krieg durch seinen Unteroffizier Walter von Cube auf die Tal- und Hügellandschaft um Glonn aufmerksam.Nach 1945 wird Glonn seine Wahlheimat. Zunächst in einem nüchternen Raum wie in einer Mönchszelleeingeschlossen, blühen ihm hier, wie seltene und und uns Glonner noch fremde Blumen, die erstenNachkriegskompositionen auf. Später baut er sich am Talrandhang bei Haslach sein Haus, und in Glonnentstehen trotz der zwölf Professorenjahre an der Musikhochschule in Detmold alle seine bedeutendenWerke. Hindemith hat den jungen Bialas stark beeindruckt, später bewegten ihn mehr Arnold Schönberg,Alban Berg und Igor Strawinski. 1959 folgt er einem Ruf an die Staatl. Hochschule für Musik in Münchenund wird den „Kompositeuren“ einer neuen Generation der tolerante und doch prägende Lehrer. Ihmselbst leihen große Dichtungen der Welt Stoff für konzertante, oratorische und bühnenmusikalische Gestaltungen. Seiner erfolghaften Oper „Hero und Leander“, “ die in einer mageren Musiktheaterzeit geradewegs und ohne Zwielichter Neues zu sagen hat“, folgt die poesievolle Liebesmär „Aucassin und Nicolette“, (Tankred Dorst schrieb dazu das dichterisch-feine Libretto). In Münchens schönstem Theater, in dem von Cuvillies, wird sie uraufgeführt. Bialas ist Träger mehrerer Kulturpreise und Mitglied der Bay. Akademie der Schönen Künste. Dem bloßen Experimentieren fern und nicht mit der Standortlosigkeit liebäugelnd, eigenständig, stark im Ausdruck, maßvoll in der Wahl der Mittel, in der Vitalität von hohem Kunstverstand gezügelt, apart in den Farben und lyrisch oft schön, so zeigt sich heute das Überschaubare und manche Möglichkeiten der weiteren Entfaltung offenlassende Werk dieses Komponisten. Er ist aus der Stille herausgetreten, und wir ahnen, was wir an diesem im Umgang mit uns so liebenswürdig- bescheidenen Menschen, Künstler und Mitbürger hatten.
Text: Wolfgang Koller

 

Galerie Klosterschule

Ausstellungsräume im Erdgeschoss der ehemaligen Klosterschule (Westeingang).
Hauptsächlich für kunsthandwerkliche, Kunst- und Fotoausstellungen der örtlichen Vereine und Künstler (Ausstellungstermine in der Presse und im Internet).
Buchungen im Kulturbüro