Niedermair Chronik Teil 2

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Die Kirche in Frauenreut vor 1700 (Votivbild)

II. Umgebung.

Frauenreut.

Die Hauptfiliale Frauenreut (Raeut, Reith) liegt 3,5 km südlich von Glonn auf einer fruchtbaren Anhöhe, ist ganz mit Obstbäumen umgeben und eine alte Rodungsstelle, wie der Name Reut (roden) schon andeutet. Wahrscheinlich wurde dort frühzeitig ein Marienkirchlein errichtet, woraus dann der Name Frauenreut entstand. Um 1820 hatte Frauenreut 50, 1884:

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Frauenreut 1909

67, 1905: 61 und 1933: 50 Einwohner. Die Ortschaft wird von wohlhaben­den Bauern bewohnt, wovon einer die Wirtschaft, einer die Krämerei und einer das Schmiedhandwerk ausübt. Auch befindet sich dort noch eine Badstube. Die Matrikel vom Jahre 1315 führt Frauenreut als Kirchdorf mit Sepultur (Begräbnis) auf. 1 Friedrich Neumair zu Frauenreut hatte 1454 mit anderen Genossen mehrere Hofanteile zu Spielberg.2

Die Kirche in Frauenreut war, wie die Abbildung zeigt, vor dem Neu­bau klein und mit einem Spitzturm versehen. Um 1676 heißt es, daß das Gotteshaus ganz baufällig gewesen sei und eine Mauer eingefallen wäre, wenn sie nicht um den Preis von 46 fl. repariert worden wäre.1 Frauenreut war früher ein vielbesuchter Wallfahrtsort, wofür die vielen Verlohnis­tafeln in der oberen Sakristei Zeugnis ablegen. Alte Leute erzählen, daß an den Frauentagen vor 80 Jahren sehr viele Leute zusammenkamen; an Mariä Himmelfahrt fand die sogenannte Frauenreuter Dult statt, wobei etwa ein Dutzend Kramerstände aufgeschlagen wurden. Der Wirt von Glonn und Höhenrain schänkten in Frauenreut Bier aus. Unter dem Pfarrer Pröbstl hörte der Zugang auf, weil er nicht mehr die nötige Aushilfe für den Beicht­stuhl einlud. Früher fanden an Mariä Himmelfahrt zehn Gottesdienste statt und an 1500 Personen empfingen die heiligen Sakramente. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert muß diese Wallfahrt viel besucht worden sein, wie sich aus den Votivtafeln ergibt. Die alte Kirche soll im romanischen Stil gebaut und mit einem Spitzturm in der Mitte versehen gewesen sein. Nach­dem sie abgebrochen war, soll ein Kaufmann, der ein Kauffahrteischiff auf dem Meere besaß, im Falle einer glücklichen Zurückkunft von einer Seereise den Bau der Kirche in Frauenreut gelobt haben.3 Im Jahre 1703 wurde die Kirche vollendet und am 18. Juni 1707 eingeweiht.4 Über diesen

1 Westermaier, Statist. Beschreibung III. 254.
2 Oberb. Archiv VII, 629.
3 Pfarrarchiv Glonn.   4 Privatmitteilungen.

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Kirchenbau konnten keine Aufzeichnungen gefunden werden. Die Kirche ist ein einheitlicher geräumiger Bau, im Renaissancestil aufgeführt. Am Chorbogen stand bis zur Restauration die Jahreszahl 1703. Die Überein­stimmung mit den Bauformen der Pfarrkirche zu Grafing läßt vermuten, daß die Kirche vom Maurermeister Thomas Mayr in Grafing erbaut wurde.1 Der Bau ist aus Tuffsteinen ausgeführt, das Langhaus hat vier Joche, der eingezogene Chor eines und ist der Schluß von fünf Seiten eines Acht­eckes. Der Turm wurde 1723 an die Kirche angebaut, was leicht zu erken­nen ist durch das Abreißen desselben von der Kirchenmauer. Die Sakristei befindet sich an der Südseite des Chores und ist hell und geräumig. Die Pilaster tragen ein Tonnengewölbe mit Stichkappen aus Ziegelsteinen. Am Gewölbe befinden sich dürftige Stukkaturen, Akanthusranken, Engelsköpf­chen. Die ganze Kirche macht einen sehr freundlichen Eindruck. Auf dem Hochaltar befindet sich eine herrliche 2 altdeutsche Muttergottesstatue (um 1500) von hervorragender Schönheit. Die heilige Jungfrau ist als Sedes Sapientiae auf einer Bank sitzend dargestellt, in der Linken ein Buch und in der Rechten das göttliche Kind haltend. Das Bild fesselt durch den hüb­schen Kopf und den schönen großzügigen Faltenwurf des Mantels. Seitwärts stehen die Figuren der Heiligen Joseph und Joachim. Der Hochaltar ist zu Ehren der Mutter Gottes geweiht; der linke Seitenaltar zu Ehren des heiligen Stephanus, zu dessen beiden Seiten sich die Statuen der heiligen Barbara und des heiligen Aloisius befinden; der rechte Seitenaltar zu Ehren der hei­ligen Anna, in dessen Mitte das Bild des heiligen Bonifatius aufgestellt ist und zu beiden Seiten die Statuen des heiligen Johannes des Täufers und der heiligen Anna.

Hinter dem Hochaltar ist ein interessantes Bild mit naiver Auffassung des Bußsakramentes. Ungefähr zehn Personen eilen mit einem Säcklein voll Sünden auf dem Rücken dem Beichtstuhle zu, oben ist das Letzte Ge­richt, die Scheidung zwischen Gut und Bös, zu beiden Seiten ist die Er­lösung sehr drastisch dargestellt, indem die Menschenkinder mit einem Seil in den Himmel hineingezogen werden. An allen möglichen Stellen sind Bibelsprüche angebracht, die auf die Beicht und die Hebung des sittlichen Lebens zur Vollkommenheit abzielen. Unten steht, daß dieses Bild Johann Steinecker im Jahre 1839 renovieren ließ.

In Frauenreut war stets das Allerheiligste eingesetzt und eine Begräbnis­stätte.

Die Kirchweih wurde in Frauenreut am Sonntag nach Mariä Geburt gefeiert. An allen Sonn- und Feiertagen findet dort Gottesdienst statt, mit Ausnahme des Palmsonntages, der Kartage, des Fronleichnamsfestes, Jo­hannitages, der vier Quatember- und vier Marktsonntage; ebenso soll an allen Samstagen dort Gottesdienst stattfinden. Auf dem Kuppelturm an der Westseite der Kirche befinden sich vier Glocken. Die größte mit einem Gewicht von 530 kg wurde 1903 um den Preis von 1500 Mk. von Ulrich Kortler in München gegossen. Gestiftet wurde sie von den Reiserthalertöch‑

1 Kunstdenkmale Heft 17, 1361.
2 Westermaier, Statist. Beschreibung III, 254.

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tern. Die zweite Glocke mit 8 Ztr. Gewicht wurde 1791 von Karl Mayr gegossen; auf dieser steht: Libera nos Domine Jesu Christe ab omni malo (Befreie uns, o Herr Jesus Christus, von jedem Übel). Bei der dritten Glocke mit 6 Ztr. Gewicht ist die Aufschrift schwer zu lesen. Die vierte Glocke ist klein und ohne Inschrift. Die Turmuhr wurde 1904 von Johann ManhardtMadonna in Frauenreut (früher)

in München um 800 Mk. gekauft. Die Lourdes-Grotte am Eingang in die Kirche wurde 1896 um 170 Mk. errichtet und die Armenseelenkapelle 1898 um 57 Mk. vom Maler Neumair in Grafing hergestellt. Frauenreut erhielt 1920 eine neue Orgel um 6000 Mk. von der Firma Steinmayer in Öttingen mit sieben Registern.

Von dem früher mit einem Mantel versehenen Madonnenbild in Frauenreut befindet sich ein Kupferstich im Besitze des Doktor Lebsche in Glonn. Dabei befindet sich folgendes Gebet:

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„Andächtige Seüffzer zu Maria der Wunderthättige Muetter Gottes zu Frauenreith nechst Glonn in allen Nöthen und Anligen.

Sey Gegriest 0 Gnadenthron,
Muetter Gottes Hochgeehrt, Vor Dir und dein Lieste Sohn,
Lig ich flehend ob der Erdt,
Steh mir bey in meiner Noth,
Hör mein Seüffzen und mein bitt.
Und erwirb mir Gnad bev Gott,
Muetter ach verlaß mich nit.

Wer hat je dein Hilf begehret?
Ist zu Dir in Nöthen kommen?
Daß Du ihn nit hast erhöret,
Und zu Gnaden aufgenommen.
0 Maria wirst ja mich,
Unerhört jetzt nit abtreiben,
Der nichts anders sicherlich,
Alß dein Diener will verbleiben

Sih, in diser Noth ich stöcke,
Schreu umb Hilf mit ach und weh,
Zu Dir meine Händ aufröcke,
Muetter Gottes mir beysteh.
Thue dein Hilf mir nit versage
Bitt für mich dein göttlichs Kind.
Jesus kan Dir nichts abschlagen,
Durch Dich man all Gnade findt.

Zu Dir steht all mein Verthraue,
Nach Gott Du mein Hoffnung bist.
Auf die Welt mag ich nit bauen,
Kenn schon ihre falsche Lüst;
Dir thue ich mich ganz ergeben,
Bleib dein Diener alle Zeit,
Hof durch Dich daß ewig Leben
Und die ewig himmlisch Freud.

Amen.”

Dieser Kupferstich wurde gestochen von Joh. Kaspar Gutwein, Kupfer­stecher zu Augsburg, der 1689 durch sein Ecce-homo-Bild berühmt wurde.

Beim Bauern in Mattenhofen befindet sich eine aus Holz geschnitzte etwa 1,20 m große Madonna mit einem überaus zarten lieblichen Antlitz; rückwärts steht die Jahreszahl 1780 und der Name Johann Diedenhofer. Vielleicht war diese einmal eine Zierde der Kirche. In der Sakristei zu Frauenreut werden zwei Reliquiarien aus Bronze mit spätgotischem Auf­bau aufbewahrt (1500); ferner ein Kelch mit drei emaillierten Wappen der Herren von Mattenhofen, dazwischen getriebenes Laubwerk, auf dem Rotulus befindet sich in Frührenaissancemajuskel die Inschrift Maria; er stammt aus dem 16. Jahrhundert.1

Staunen erregt die große Opferwilligkeit der Filialgemeinde Frauenreut für ihre Kirche, für die jeder mit Stolz sein Möglichstes beiträgt. Diese Opferwilligkeit zeigte sich besonders bei der großen Restauration der Kirche im Jahre 1872. Wurden doch durch freiwillige Beiträge bei 7000 fI. zu­sammengebracht; der Rest wurde durch Kirchengeld gedeckt. Die Gesamt­kosten betrugen etwa 11000 fl. Durch die unermüdlichen Bemühungen des damaligen Kooperators Fing konnte das Werk zur Ausführung gebracht werden. Die Leitung hatte der Baumeister Markgraf von München. Der Hochaltar kostete 2288 fl., die Kanzel 870 fl., das Pflaster 536 fl., der Kreuzweg 530 fl., die Arbeiten des Malers Osendorfer von Aibling 598 fl.

1 Kunstdenkmale Heft 17, 1361.

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Inneres der Kirche in Frauenreuth seit 1872

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Die Glasfenster wurden von Burghardt in München 1875 hergestellt. Der Kostenvoranschlag des Markgraf von München lautete auf 6543 fl.; allein es ging geradeso wie hei der Restauration in Glonn – bis alles fertig war, war auch der Kostenaufwand fast doppelt so groß.

1868 kaufte Frauenreut die alte Orgel zu Glonn und ließ sie um 300 fl. wieder reparieren. Der Kostenvoranschlag des Johann Beham von Glonn 1880 zur Bedachung des Turmes und der Kirche lautete auf 1124 Mk. Am 14.August 1874 wurde der neue Kreuzeg vom Franziskanerpater Pelz benediziert.

Der größte Wohltäter war Michael Bauer, Koller von Mattenhofen, der zu wiederholtem Male hohe Summen spendete und (1873) 400 fl. zur Aus­setzung des Allerheiligsten von 6-12 Uhr am Patrozinium stiftete. Der Kreuzweg wurde von einzelnen Personen gekauft, die Tafel zu 36 fl. Der weiße Rauchmantel wurde tun 200 fl. vom Koller von Mattenhofen gekauft. Die Monstranz ist seit alten Zeiten vorhanden. Das Ziborium wurde vorn Koller von Mattenhofen um 220 Mk. gekauft. Das schöne weiße Meßkleid ist ein Geschenk (3oo Mk.) der Korona Esteri von Reisenthal; ein anderes weißes Meßkleid ist ein Geschenk eines polnischen Dienstknechtes beim Bauernschuster in Mattenhofen. Die Jünglings- und Jungfrauenfahne ko­stete je 230 Mk. Die Schwarzenberger sind seit unvordenklichen Zeiten Mesner in Frauenreut. Der Mesner Schwarzenberger ist 65mal nach Tun­tenhausen mit dem Kreuz wallfahrten gegangen.

Interessant sind auch die Votivtafeln, welche merkwürdigen Auf­schluß über Tracht und Zeitverhältnisse geben. So verlobte sich Elisabeth

Simmä Ohermayrin wegen der Errettung ihrer Kinder beim Brande 1779, der Steinmüller Servatius Wäsler verlobte sich „mit seinen 22 Frischlingen“ nach Frauenreut. Maria Antonia Molidorin war vom Teufel besessen und wurde auf das Gelübde hin davon befreit im Jahre 1766. Am 18. Ja­nuar 1807 feierte unter großem Zulauf des Volkes Josef Wenig von Mat­tenhofen seine Goldene Hochzeit. Am 17. Dezember 1796 starb in der Burg zu Mattenhofen die Schloßfrau Veronika Danerin, 63 Jahre alt, und wurde in Frauenreut begraben.

Jahresstiftungen in Frauenreut.

Balthasar Peil stiftete eine Messe, Kaspar Göttfried von Mattenhofen eine Messe, Bernhard Riepl ein Requiem und eine Messe, Josef Rumpl von Ha­felsberg ein Requiem und zwei Messen, Melchior Maier Bauernschuster von Mattenhofen zwei Messen. Simon Falkner Überloher eine Messe, Andreas Hofberger Schäffler einen Jahrtag mit zwei Messen; diese Stiftungen be­standen schon vor 1803. Heute bestehen noch die Stiftungen für: Emmeram Bauer, Melchior Neureither, Melchior Maier, Bernhard und Elis Riepl, Balthasar Frietzl, Kaspar Göttfried, Andreas Hofberger, Josef und Katha­rina Rumpl, Koloman Wenig von Mattenhofen, Georg und Barbara Maier von Glonn, die mit 2600 fl. 52 Wochenmessen im Jahre 1856 stifteten.

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Teufelaustreibung 1766. Votivbild

Das Benefizium in Frauenreut.

Nach einer alten Aufschreibung im Pfarrarchiv zu Glonn von 1611 hat vor 1600 der Kooperator in Frauenreut gewohnt. Da heißt es: „Bei der Pfarr zu Glon sind alle Zeit 3 Priester gewesen und nach den Stiftungen muß der Pfarrer den Gsellpriester unterhalten. In Frauenreut ist der Früh­meßer mit dem Frühmeßhaus, wo der Kaplan seit Menschengedenken eine gute Wohnung hatte und stets ein Gsellpriester hauste. Nur der jetzige Pfarrer Ciamer hat sich unterstanden in besagtes Frühmeßhaus anstatt eines Priesters einen Tagwerker zu setzen und das Einkommen an sich zu ziehen. Der Benefiziat von Moosach hält zwar um 3o kr. den Gottesdienst in Frauenreut an den Sonn- und Feiertagen, obwohl er ihn zu Altenburg

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halten sollte. Die Bauern wissen nicht ob dieses recht ist und es entsteht ein großes Gerede wegen dieses Unfuges. Pfarrer Cramer hat auch einen Mann mit Weib, Kindern und Mägden in den Pfarrhof aufgenommen, um mit ihm reicher zu werden und dem gemeinen Mann ein gutes Exempel vorzutragen. Der Pfarrer zu Glonn ist auch Dekan und bleibt so manchmal einige Tage aus und dann ist die große Pfarrei ohne Priester. Im vorigen Jahr hat zu Mattenhofen der Schauer geschlagen und die Bauern fürchten, es könnte eine Strafe Gottes sein wegen Unterlassung so vieler Gottes­dienste.“ Daher Bitte um einen neuen Kaplan.

Sehr interessant sind die Antworten der verschiedenen Bauern über die Verhältnisse der Kooperatur und des Benefiziums. Vom Landgericht Schwa­ben wurden am 10. Mai 1611 den einzelnen Bauern zehn Fragen vorgelegt, die sie beantworten mußten. Das Interessanteste davon soll hier bemerkt werden: Der Kirchenpropst Hanns Mayr, Weber von Mattenhofen, sagt aus, daß er erst vor sieben Jahren hergeheiratet hat und daher nichts Sicheres aussagen kann. Er weiß nur, daß das Einkommen des Priesters zu Frauenreut 24 „Daler“ und ein Scheffel Korn beträgt; er hat dem Pfarrer zu Glonn 28 fl. zugestellt als Kirchenpropst. Der jetzige Pfarrer zu Glonn hat 1610 von Lichtmeß bis Michaeli einen Gsellpriester gehalten, der an den Feiertagen und sonst in der Woche den Gottesdienst hielt; seit dieser Zeit aber muß der Benefiziat Hannß von Moosach den Gottesdienst an den Feiertagen halten gegen eine gebührende Besoldung. Der Pfarrer könnte leicht einen Frühmesser unterhalten, zumal der jetzige Pfarrer auch ein ziemliches Vermögen besitzen soll. Die Leute sagen auch, daß früher stets ein Priester im Frühmeßhaus zu Frauenreut gewohnt hat. Der Hanus Pach­mair von Mattenhofen, Schrenkischer Untertan, sagt aus, daß jetzt die Prie­ster nicht mehr wie früher mit Leichtem für gut nehmen, sondern stattlich leben und essen wollen. Bei dem Pfarrer ist sonst kein Mangel, auch kann man sich über ihn nicht beklagen. Hanns Hintermair von „Rheut“, 40 Jahre alt, sagt aus, daß in Frauenreut ein Frühmesser gewohnt hat. Das Früh­meßbenefizium ist von dem früheren Dekan und Pfarrer Matthias Renzlhauser gestiftet worden; 24 „Daler“ beträgt das Einkommen; der Bene­fiziat Harms von Moosach ist zwei Jahre im Frühmeßhaus zu Frauenreut gewesen und dann ein Jahr in „Glon“. Seit Michaeli 1610 ist kein Früh­messer in Frauenreut; der jetzige Pfarrer von Helfendorf ist neun Jahre beim Pfarrer in Glonn gewesen und hat in Frauenreut den Gottesdienst gehalten. Hanns Niedermaier von Frauenreut, 30 Jahre alt, des Klosters Zell Untertan, hier geboren und erzogen, sagt aus, daß nach dem Sagen­hören jeder Zeit ein Frühmesser da war. Auch weiß er nur, daß die Früh­messer in Frauenreut sich elend durchbringen mußten, einige sind fort­gezogen, einige haben sich bereichert. Der Pfarrer könnte leicht einen halten. Kaspar Wißmer von Häflsberg, schrenkischer Untertan, 40 Jahre alt, ledigen Standes, wegen Leibesschwachheit nicht erschienen, sagt aus, daß der Pfarrer Renzlhauser das Frühmeßbenefizium gestiftet hat. Das Frühmeßhaus ist in Frauenreut nächst der Kirche gestanden. Der Pfarrer von Glonn gibt vor, er kann keinen Priester bekommen.

In einer Bittschrift im Kreisarchiv zu München heißt es: „Wir nach­benannte Peter Hienringer zur Zeit Pfarrer zu Glan für sich selbst, Georg

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Rumpl von Reit, Hanns Gottfried von Mattenhofen und der Kirchenpropst zu Frauenreut Hanns Überloher wollen einen Kaplan, Herrn Christoph Herrnpucher. Der Pfarrer hat frei zugesagt einen Gesellpriester für die gestifteten Messen zu Dohlberg und „Sunderhausen“ wöchentlich zu halten wie zu Frauenreut. Der Kaplan soll ein halbes Jahr vorher anzeigen, daß er gehe; damit man sieh einen neuen verschaffen könne. Am Mittwoch nach Pauli Bekehrung 1538.“

Johann Schrenkh von Notzing zu Egmating richtete am 1. Juli 1611 eine Bittschrift an den Kurfürsten, damit Frauenreut einen Frühmesser be­komme. Die Glonner Pfarr war stets eine gute Pfarr mit 500 fl. Einkom­men. Der Pfarrer will dem Gesellpriester die Kost nicht reichen und so will keiner lang dableiben. Vor 1611 ist neun Jahre lang Urban Clauß, der jetzige Benefiziat in Helfendorf, Kooperator in Glonn gewesen. Seit vier Jahren hat der Pfarrer in Glonn den Zehent und die Garben in Frauenreut eingezogen, aber keinen Gesellpriester angestellt; einesteils hat der Pfarrer kein rechtes Verlangen nach Aushilfe und anderenteils sind die Priester zu „heikl“ mit der Kost und der Besoldung und so bleibt der Posten unbesetzt.

Nach 1611 bewohnte der Kooperator das Kaplanhäusl, das im Wurz­garten des Pfarrhofes stand. Dieses Häuschen war gemauert und scheint an der Kreuzstraße gestanden zu sein, etwa an der Stelle, wo jetzt das Stein­berger Zuhaus steht, und wurde später in ein Schulhaus umgewandelt. Die Kooperatoren erhielten erst nach 1803 im Pfarrhof Wohnung.

Kondezimatoren waren in Frauenreut das Kollegiatstift zu U. L. Frau in München, die Kirche in Frauenreut, der Benefiziat in Altenburg; in Mattenhofen und Adling war Kondezimator Baron von Widmann.

Das Einkommen des Kooperators um 1800 war: Wöchentlich 1 fl. Ge­halt, freie Wohnung im Pfarrhof mit einem Wohn- und Schlafzimmer, mittags und abends eine priesterliche Tischkost, morgens eine Suppe, täg­lich 2 Maß Bier oder dafür das Geld; Holz, Licht und Wasch frei; der Koo­perator ist das ganze Jahr hindurch stipendienfrei. Gebricht es ihm an Stipendien, so wird der Pfarrer diesem abhelfen; dem Kooperator gebüh­ren alle Provisuren, Kindstaufen und Hervorsegnungen von seinem Bezirk mit Ausnahme des Schlosses Zinneberg; verrichtet der Kooperator die be­treffenden Handlungen im Auftrage des Pfarrers in der Pfarrkirche, so kommen ihm auch die Gebühren zu; die Gebühren von Sponsalien gehören dem Pfarrer, die von Hochzeiten in Frauenreut dem Kooperator; das an­fallende Opfer an seinem Altare gehört stets dem Kooperator; in der gan­zen Pfarrei gehören die Seelengottesdienste dem Pfarrer, der Kooperator erhält als Stipendium 30 kr. und das anfallende Opfer; bei Beimessen erhält der Kooperator 40 kr. mit dem Opfer; die Gebühren von Kindsleichen werden geteilt; die Votivämter in Frauenreut gehören dem Kooperator, in der Pfarrkirche dem Pfarrer, die gestifteten Gottesdienste gehören nur dem Pfarrer, der Kooperator erhält nur ein Stipendium von 30 kr. Der Kooperator genießt die herkömmliche Flachs- und Habersamrnlung zu Weihnachten. Um 1808 erhielt der Pfarrer für den Unterhalt des Koope­rators 300 fl. Um 1875 hatte der Kooperator einen Gehalt von etwa 333 fl.. 1909 von etwa 900 Mk., 1938 von 2000 bis 3000 Mk.

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Für den Kreuzgang nach Tuntenhausen erhielt der Kooperator stets 28 kr. Der Opferstock in Frauenreut ergab 1695: 34 fl., ein geopfertes Kalb zu 52 kr., ein Viertel geopfertes Getreide zu 30 kr., 30 Pfund geopfer­ten Flachs zu 3 fl. 30 kr.; der Pfarrer erhielt 1 fl. 12 kr., der Koopera­tor 22 fl. 25 kr., der Lehrer von Glonn 5 fl.

Das Kirchenvermögen in Frauenreut betrug 1695: 407 f1., 1739: 1200 fl., 1884: 11242 Mk.
Die Baupflicht hat die Kirche.
Die Umpfarrumg des Reiserthales von Egmating nach Frauenreut ge­schah 1885.

Die Verpflichtungen des Kooperators sind: der Sonn- und Feiertags­gottesdienst in Frauenreut, in Glonn die vier Fastenpredigten, die Predigt am Karfreitag, Ostertag und Pfingsttag nachmittags, die Vorbereitung der Kinder zu den heiligen Sakramenten, Christenlehre, Nachmittagsandachten. Ferner muß er auch sonst dem Pfarrer behilflich sein.

Die Kooperatoren.

Von den einzelnen Kooperatoren ist fast nur der Name überliefert worden.

1804 wurde der Kooperator Wolfgang Kefer von Glonn Expositus in Beuern, 1810 Pfarrer in Aibling, wo er am 30. Dezember 1842 an Schlag­fluß starb.

Franz Krametsvogel, der durch seinen Witz und Humor heute noch in der ganzen Diözese bekannt ist, war 1855 in Glonn Kooperator und starb als Pfarrer von Grammelkam.

Der Kooperator Johann Ev. Fing war ein überaus edler Priester, der durch seine Bemühungen die Restauration der Kirche in Frauenreut zu­stande brachte und zum Ehrenbürger von Glonn ernannt wurde. Fing war zuerst Koadjutor in Holzkirchen, dann von 1868-1877 Kooperator in Glonn, hierauf Kooperator in Ainring und ist als Pfarrer von Garching 1906 gestorben.

Zur Zeit des Kulturkampfes (1879) kam der Kooperator Johann Bapt. Kaiser aus Oberemel, Diözese Trier, nach Glonn, 1884 kehrte er in seine Heimat zurück.

Kooperatoren- Verzeichnis.

Nach Aufzeichnungen. im Pfarrarchiv zu Glonn.

  1. Herrnpucher Christoph 1538 (Kreisarchiv München).
  2. Urban Clauß vor 1611, wurde Benefiziat in Helfendorf.
  3. nRuml Georg 1621.
  4. Osterhuber Georg 1630—1633, kam nach Beuern als Expositus.
  5. Heufelder Adam 20. XI. 1633.
  6. Lorenz Georg 15. XI. 1635.
  7. Leutner Georg 15. V. 1638.

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  1. Scheirl Kaspar 22. VI. 1640.
  2. Schmalzmair Melchior 1. XI. 1641-1644.
  3. Höck Hieronymus 15. V. 1644
  4. Arnold Kaspar 22. VI. 1652.
  5. Hering Valentin 19. VII. 1654.
  6. Antreter Matthias 30. 1. 1656.
  7. Straßberger Jakob 6. IX. 1656.
  8. Neumair Balthasar 1. IX. 1657.
  9. Bader Joh. Albert 21. I. 1658.
  10. Arnold Kaspar 8. VII. 1658.
  11. BaderJoh. Albert 24. VII. 1658.
    19. Naschold Franz 20. V. 1659,

Pfarrer von 1664-1666.

  1. Antreter Martin 10. III. 1660.
  2. Neumair Balthas. 23. XI. 1661.
  3. Meckinger Joh. 20. XII. 1661.
  4. Huber Christoph 8. II. 1662.
  5. Einzinger Tobias 10. VII. 1663.
  6. Molitor Georg 20. X. 1664.
  7. Harer Balthasar 4. X. 1666.
  8. Molitor Georg 1. 1. bis 30. IV. 1667.
  9. Semper Johann Bartholomäus 30. V. 1667.
  10. Geyer Gabriel 18. X. 1669.
  11. Hintermair Joh. 31. VIII. 1671.
  12. Sengmüller Andreas 1. VIII.1672.
  13. Retzer Johann 19. V. 1677.
  1. Hacker Martin 12. VII. 1679.
  2. Molitor Georg 3. IX. 1684.
  3. Hering Thomas 18. 1. 1692.
  4. Rieder Ferdinand 7. II. 1699.
  5. Steiner Georg 13. XI. 1701.
  6. Höger Georg 3. IV. 1710.
  7. Neumair Balth. 29. VIII. 1712.
  8. Karl Joh. Franz 18. III. 1713.
  9. Daxner Joh. Kasp. 9. XI. 1714.

42.Ascher Joh. B. 1714.

43.Schredl Peter 17. VIII. 1715.

  1. Perneder Martin 1717.
  2. Schmid Jos. Anton 13. 1. 1719.
  3. Wagner Martin 20. V. 1720, wurde 1726 Expos. in Beuern.
  4. Grabmair August Josef Bernhard 2. I. 1726.
  5. Wagner Franz Ulrich 1. VIII. 1734, seit 1739 Pfarrer in Glonn.
  6. Killer Joh. Georg 29. XI. 1735
  7. Mimel Paul 20. IV. 1739, wurde

Benefiziat in Frauenneuharting

  1. Ostler Martin 30. V. 1741.
  2. Mayr Ägidius 25. IX. 1742.
  3. Waller Johann Paul 22. VIII 1744.

54 Wilibald Nikolaus 28. X. 1745

  1. Kögl Nikolaus 24. X. 1746.
  2. Lichtenfurtner Joseph Daniel 19. V. 1747.
  3. Nemer Josef Vinzenz 15. III. 1748.
  4. Treffler Ignaz 27. VIII. 1749
  5. Grünbüchler Joh. B. 28. XII. 1751.
  6. Kögl Nikolaus 27. VIII. 1752
  7. Westermair Alois 23. X. 1752
  8. Gabler Gaudentius 27. VIII. 1755.
  9. Zottner Stephan 22. IX. 1755
  10. Maß Joseph 14. V. 1756.
  11. Perdolt Franz 2. V. 1757.
  12. Maß Joseph 4. X. 1758.
  13. Zellner Franz Xaver 11. IX 1759.
  14. Schleibinger Heinr. 30. 1. 1760
  15. Knoll Joseph 4. VIII. 1766.
  16. Loibl Adam 14. XI. 1766.
  17. Reiter Joh. Georg 18. X. 1767
  18. Linter Joh. Albert 7. III. 1770
  19. Kamperer Jos. Gabriel 1. VIII 1771.
  20. Loibl Adam 1. VII. 1772.
  21. Lerch Andreas 26. X. 1773.
  22. Mazecker Joh. Georg 28. VII 1776.
  23. Niedermair Joh. Georg 13. IX 1776.
  24. Lechner Ignaz Benno 10. V. 1779.

79. Laßl Matth. 14. V. 1781, wurde
Pfarrer in Buch am Buchrain

  1. Helm Job. Nepomuk 30.VI.1782 aus Freising.

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  1. Schranner Matth. 28. Vl. 1787, wurde Benefiz. in Pframmern.
  2. Müller Vitus 3. XI. 1789 aus Partenkirchen.
  3. Waltl Joh. Georg 10. II. 1798 aus Burgrain, wurde 1806 Ex­positus in Beuern.
  4. Kefer Wolfgang 1806, wurde 1807 Expositus in Beuern.
  5. Mayr Franz von Paula 1808.
  6. Halter Michael 1808.
  7. Schöpfer Franz 1809-1812.
  8. Asam Anton 1812.
  9. Weiß Joachim 30. XII. 1812.
  10. Herrmann Alois 27. XII. 1816.
  11. Kugler Marinus 10. II. 1817 von Dohlberg, gest. 1846 als Pfarrer von Wippenhausen.
  12. Christl Joseph 1822.
  13. Kiderle Johann Nep. 1830 aus Wald.
  14. Moßner Georg 1832, wurde 1834 Expositus in Beuern, aus Oberwalding.
  15. Schmid Ignaz 1834 aus Hagen­heim.
  16. Silberer Matth. 1837 aus Buch­bach.
  17. Julien Seb. 1837 aus München.
  18. Kortelezis Kandidus 1838 aus Traunstein.
  19. Förstl Adam 1841 aus Fahners­dorf.
  20. Danner Jakob 1842.
  21. Ancan Alan 1842 aus Regens­burg.
  22. 102.Diller Jos. 1843, wurde 1844 Expositus in Beuern, aus Neu­stift.
  23. Bauer Peter 1844 aus Sassan­fahrt.
  24. Greil Nikol. 1845 aus Gaisach.
  25. Egger Eduard 1850 aus Mün­chen.
  26. Hayler Gustav 1853.
  27. Vogl Nikol. 1853, wurde 1855 Expositus in Beuern.
  28. Krametsvogel Franz 26. VII.1855 bis 7. XI. 1856 aus Sit­tenbach, starb als Pfarrer von Grammelkam.
  29. Kreß Peter 8. XI. 1856 bis 17. VIII. 1858 aus München.
  30. Heigl Anton 29. VIII. 1858 bis 21. XI. 1862 aus Branau, wurde Pfarrer in Volkmannsdorf.
  31. Rost Jakob 6. XII. 1862 bis 3. VI. 1863 aus Cham, wurde Benefiziat in Ölkofen.
  32. Seehofer Michael 18. VI. 1863 bis 2. V. 1866 aus München.
  33. Breitenauer Michael 5. V. 1866 bis 26. III. 1867 aus Scheyern.
  34. Blank Anton 22. II. 1868 bis 12. VII. 1868, gest. in Berbling.
  35. Fing Joh. Ev. 29. VII. 1868 bis 4. 1. 1877 aus Brigels in der Schweiz.
  36. Niedermayer Karl 1 II. 1877 bis 4. VIII. 1879 aus Freising, Pfarrer in Aying.
  37. Kaiser Joh. B. 14. VIII. 1879 bis 3. III. 1884 aus Oberemel, gest. in der Diözese Trier.
  38. Pirngruber Conrad 14. VIII. 1893 bis 17.XI. 1893 aus Gel­ting.
  39. Gahmann Lorenz 23. VII. 1894 bis 3. VII. 1899 aus München, ist Pfarrer in Hohenpolding.
  40. Schmidl Max 27. VII. 1899 bis 12. VII. 1901, ist einige Zeit darauf gestorben.
  41. Mayr Joseph 20. VII. 1901 bis 14. II. 1905 aus Pillkofen.
  42. Estermann Otto 18. II. 1905 aus Wang.
  43. Graf Carl, Koadjutor.v.26.VII. 1908 bis 1910.
  44. Koblechner Joseph v. Westach von 1911 bis 1913.
  45. Kapser Franz von Oberrott von 1913 bis 1919.
  46. Huber Michael von Öhnbeck v. 1919 bis 1927.

S. 179


  1. Maenner Hermann von Landshut von 1927 bis 193o. von 1934 bis 1937.
  2. Geiß Eduard von Endorf von 1930 bis 1933
  3. Bühler Theodor von München von 1933 bis 1934
  4. Huber Siegfried v. Altenmarkt von 1934 bis 1937
  5. Schärfl Lorenz v.St. Christoph von 1937 bis 1938
  6. Engartner Oskar von Engelsberg von 1938‑

 

Mattenhofen

Der Name Mattenhofen deutet auf einen Eigennamen hin, etwa der Hof des Matto, oder auf eine Matte, das ist ein Hof mit Wiesen. Die Lage des Ortes läßt vermuten, daß dieser Bergrücken schon frühzeitig besiedelt wurde. Dafür spricht das Vorhandensein einer kräftig sprudelnden Quelle am Fuße des Schloßberges; die Lage am südöstlichen Abhange eines Hügels und die Nähe des Glonnflusses; lauter Bedingungen, die zur Ansiedelung reizen. Mattenhofen liegt südlich 1,8 km von Glonn, am rechten Glonn­ufer den Berg hinan und hat fruchtbaren, wenn auch etwas schweren Lehm­boden. Mattenhofen gehörte zur Hofmark Zinneberg und war von alters her ein Edelsitz, worüber Wening 1 den besten Aufschluß gibt:

„Mattenhofen ist ein Adelicher Sitz sambt einem Schlößlein in Ober Bayrn, Renntambt München, Gericht Schwaben, Bistumb Fresing, ligt un­weit der Glon und ist fast allerseyts mit Gehültz umgeben, der Undertha­nen Häuser stehen theils am Berg theils in der Ebene ganz ungleich er­bauet. Umb das Jahr 1534 seynd die von Lamfritzheimb Besitzer (Possessores) gewesen. Anno 1588 hat es die von Hertzheimh, so ein gebohrne von Lamfritzheimb gewesen, inngehabt. Anno 1600 hat es Frau Cordula vom Herfzheimb dem Herrn Johann Schrenck von Notzing, geweßten Bayrischem Cammer Präsidenten verkauftet. Von disem haben es die Herren Hund von Lautterbach an sich gebracht und Anno 1668 ihren Frauen und Freylen Schwestern vermög Judicial-Vergleich in Solutum (frei) überlassen. Diese aber haben es Anno 1669 dem Herrn Wolffgang Scher von Farmach ver­kaufft und nach dessen Absterben hat sein Wittfrau zu Vollziehung ihr Ehemanns letzten Willen disen Sitz zu dem Scherischen Benefizio nach Rosenheimb vermacht; von dem es endlich mit Bischöflichen Consens zu Freising Anno 1681 Herr Johann Baptista von Leyden, geweßter Chur- Bayrischer Geheimber .Raths Vice-Cantzler Käufflich angenommen Krafft seines Testamentes sambt aller Zubehör seiner hinterlassenen Ehe­frau Anna Barbara für einen Wittib Sitz zu gaudiren verschaffet hat. Das Schlößlein ist zwar schon ein altes Gebäu, wird doch im baulichen Standt soweit underhalten, daß es auf allen Fall zur Bewohnung dienen möge. Kein eygnes Gotteshauß noch Capell befindet sich allhier, sondern ist alles nacher Glon Pfarr gehörig.“

Das Mattenhofener Wappen ist ein gevierter Schild, der oben links ein Eichhörnchen, rechts vier weiße Felder, unten links drei Sterne und rechts

1 Wening, Topographie 1, 204 vom Jahre 1701

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eine Gans enthält. Um das Jahr 1657 1 mußte der Inhaber des Schlosses auf einem Tagwerk Wißmath im Mattenhofner Heckenfeld zwei Jahre jedes­mal zwei Pfund Wachs nach Frauenreuth geben, das dritte Jahr aber, wenn das Äckerl mit Getreide angebaut war, nichts. Um das Jahr 1760 gehörte zum Sitz Mattenhofen die Besitzung des Melchior Embkar 2 von Salmdorf, so ganz verdorben. Hoffuß dreiviertel, Fourage-Anlage 5 fl. 15 kr,Vor­spannanlage 56 1/4 kr., Herdstättanlage 75 kr. Um 1760 gehörte das Schloß Mattenhofen dem Grafen Fugger. 1691 wurde von der Frau Maria von Leyden, von Schönbrunn und Piernpach in Mattenhofen ein Sohn geboren, wobei Graf Fugger Johann Paris Taufpate war. Um 1657 ist von einem

Hofmark Mattenhofen

Weiher am Schloßberge die Rede. Ebenso kommen um diese Zeit fast alle Hausnamen als Schreibnamen vor. So Wenig von 1630-1870, Bauer seit 1654, Braun seit 1636, Göttfried von 1640-1813, Rumpl von 1630 bis 1766, Sarreiter seit 1661. Mattenhofen war stets der Filialkirche Frauenreut zugeteilt und hatte 1820: 13 Häuser mit 56 Bewohnern, 1884: 14 Häu­ser mit 83 Bewohnern, 1905: 14 Häuser mit 87 Bewohnern und 1933: 57 Bewohner. Die Bewohner treiben hauptsächlich Landwirtschaft, nur einige nebenbei noch das Zimmerhandwerk; einer ist Maurer und einer Schreiner. Wann das Schloß Mattenhofen verschwunden ist, war nicht zu erforschen. Wahrscheinlich ist es während der Französischen Revolution oder zur Zeit der Franzosenherrschaft untergegangen.
Sieben Häuser waren zum Rentamt Schwaben steuerpflichtig.
Die Ortschaft Hafelsberg liegt östlich von Frauenreut, an der Straße nach Laus. Die Einwohnerzahl betrug 1884: 20, 1905: 24, 1933: 24.

Die Einöde Üherloh (an der Lohe gelegen) liegt an der Straße nach Laus und hatte 1884: 12 und 1905: 16 Einwohner.

Die Einöde Reisenthal liegt westlich von Frauenreut am Kupferbach und hatte 1905: 18 Einwohner, 1933: 9.

S. 181


Haslach.

Haslbach, Haslach (Hasalah) bedeutet Ahe mit Haselstauden,1 Hasalahi von hasal, corylus 2 liegt 2,7 km südöstlich von Glonn zu beiden Seiten eines noch jetzt teilweise mit Haselstauden bewachsenen tiefen Grabens (Ahe), in dem ein wenig Wasser fließt. Haslach hieß auch früher die Mal-und Gerichtsstätte, weil sie mit Haselbusch oder Haselstäben abgemarkt war.3

Haslach wird wohl in früherer Zeit ein Wallfahrtsort gewesen sein. Bei Deutinger, Band 1, heißt es, daß unter Bischof Erimbert, gestorben 750 einem edlen Otto Haslach und Helfendorf der Kirche zu Freising geschenkt wurde. Auffallend ist, daß außer der Kirche, die dem heiligen Koloman ge­weiht ist, auch, noch eine Kapelle westlich der Ortschaft erbaut ist zu Ehren des heiligen Koloman mit einem Brünnlein. Dies zeigt an, daß die Vereh­rung des heiligen Koloman einmal eine große gewesen sein muß.

Urkundlich kommt Haslach schon um das Jahr 1050 vor, wo ein gewisser Othalmus sein Gütchen in Haslach dem heiligen Sebastian in Ehersberg ver­machte.4 In Haslach war der Benefiziat zu St. Peter in München Dezimator zu zwei Teilen.5 Zu den Kreuzgängen nach Haslach wurde 1763 beim Kustos zu St. Peter in München eine neue Kirchenfahne um 42 fl. gekauft.6 Im Jahre 1787 wurden 121 fl. für die Kirchendachung ausgegeben. Maurer­meister Jakob Hainzlmayr von Grafing erhielt 57 fl., Zimmermeister Beham von Glonn 64 fl.7 Die Kirche hätte zur Zeit der Säkularisation demoliert werden sollen,6 aber es wurde verhindert. Die Leute haben stets zum heilig Koloman ihre Zuflucht genommen, an Sonn- und Feiertagen wurde immer der Rosenkranz gebetet, alle 14 Tage mußte der Expositus von Beuern in Haslach unentgeltlich eine heilige Messe halten.8 Um 1788 hatte der Wind die Turmkuppel herabgeworfen; deshalb baten Michael Daubenberger Neu­mayr, Georg Singer und neun Konsorten zu Haslach die Kirche wieder her­stellen zu dürfen, was 1795 bereits geschehen war. Der Überschlag des Hainzlmayr von Grafing betrug 1794: 80 fl. und der des Beham von Glonn 84f1.8 Die Kirche ist um 1500 im gotischen Stil erbaut worden 9 und ist 12 m lang und 6 m breit. Der achteckige Kuppelturm auf der Kirchen­mauer an der Westseite ist mit einem Scheyrerkreuz gekrönt. Das rauten­förmige Netzgewölbe ruht auf Kragsteinen, hat runde Schlußsteine, von denen einer quadratisch und einer achteckig ist. Sechs Fenster spenden hinreichend Helle. An der Südseite ist eine kleine Sakristei angebracht, in der sich die notwendigen Paramente, zwei Reliquienschreine und ein hüb­scher Kelch befinden. An der Nordwand im Innern der Kirche ist eine be-

1 Saalbuch unserer Lieben Frauen Gotteshaus zu Reut im Pfarrarchiv zu Glonn; Reichsarchiv.
2 Gotthard, Ortsnamen.
3 Höfler, Volksmedizin.
4 Kartular des Kl. Ebersberg. Abh. d. A. d. W. 14. Bd., 3. Abt. 1. 58.
5 Westermayer, Statist. Beschreibung III, 254.6 Kreisarchiv München.
7 Kreisarchiv Landshut.
8 Pfarrarchiv Glonn.
9 Kunstdenkmale 17. Heft 1368.

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Haslach 1909

merkenswerte Kreuzigungsgruppe mit Christus am Kreuz als Holzfigur (um 1520) mit geschürztem und zierlich geschwungenem Lendentuch, die Mutter des Herrn etwas schwerfällig, der heilige Johannes etwas ritterlich. An der Empore befinden sich 16 Bilder, die 1646 im Auftrage des Kirchenpropstes Melchior Widmann von Haslach gemalt wurden und die Geschichte des hei­ligen Koloman erzählen. Die Bilder sind nur kulturhistorisch interessant. Das Kirchenvermögen beträgt heute etwa 8000 Mk. 1862 wurde der Kreuz­weg eingeweiht. Der Hochaltar ist dem heiligen Koloman geweiht und stammt aus dem Jahre 1642. Vor der Statue des heiligen Koloman (1700) knien die Figuren des Stifters und der Stifterin, die wegen der Kostüme in­teressant sind.1 Zu beiden Seiten sind die Statuen der heiligen Magdalena und Helena aufgestellt. Der linke Seitenaltar ist mit Madonna und Kind ge­schmückt; auf dem rechten Seitenaltar befindet sich der heilige Quirinus. Um 1721 befanden sich auf dem Turme zwei Glöcklein;2 die gegenwärtigen zwei Glocken wurden 1807 in München gegossen. Pfarrer Amann hält die Kirche um 1803 für unentbehrlich wegen der Begräbnisstätte dortselbst,3 während nach Deutinger4 um 1740 keine solche vorhanden ist.

Prozessionen wurden nach Haslach gehalten am Ostertag um 12 Uhr, mit Predigt nach der Rückkehr in Glonn und am Kreuzauffindungstag mit hei­ligem Amt und Predigt in Haslach. Ferner mußte dort Gottesdienst vom Kooperator gehalten werden am Kirchweihfest, das ist am Sonntag nach Dionysius; am Magdalena-, Kreuzerhöhungs- und Kolomanstag. In der Kir­chenrechnung vom Jahre 1676 heißt es beim Gotteshaus Haslach, daß 94 Pfund Schmalz (Wert 9 fl. 24 kr.) und 4 Kälber (Wert 2 fl. 30 kr.) ge­opfert wurden. Alle Einnahmen betrugen 1676: 602 fl. Der Pfarrer erhielt

1 Kunstdenkmale 17. Heft 1368.
2 Ordinariatsarchiv.
3 Pfarrarchiv Glonn.
4 Deutinger, Ältere Matrikeln II, § 260.

S. 183


Hochaltar in Haslach

damals 34 kr., der „Gsöllpriester 2 fl.. 5′ kr., für die Osterpredigt 6 kr., der Schulmeister 8 fl.. Der Maler von Glonn erhielt für die „Malung unserer lb. Frau“, St. Christoph und Leonhard 4 fl. Alle Ausgaben betrugen 92 fl., das Vermögen 1109 fl., im Opferstock gingen 1fl. 34 kr. ein.

Südwestlich von Haslach am Fußweg zum Frauenbründl liegt die Kolomans-Kapelle, wo früher eine reichlichere Quelle dem Wanderer Erquickung bot; diese wird aber jetzt zu einer Wasserleitung (Widder) nach Haslach benützt.

S. 184


Haslach war früher zum. Rentamte Schwaben steuerpflichtig. Alte Fa­miliennamen sind: Demmel seit 1638, Braun seit 1636, Singer seit 1630.

Am 25. Mai 1860 haben die Zehentherren Graf Arco Zinneberg und Jo­hann Ohermair Rumpl von Hafelsberg das Petznerische Benefizium bei St. Peter in München die auf ihren Zehenten ruhende sekundäre Baulast in Haslach abgelöst: Graf Arco Zinneberg mit 192 fl., das Petznerische.Bene­fizium mit 89 fl. 36 kr., der Rumpl von Hafelsberg mit 5 fl. 2 kr.

Die Bewohner treiben alle Landwirtschaft, nebenbei gibt es Maurer und. Zimmerleute und ein Wirtshaus. Haslach hatte 1820: 11 Häuser und 44 Ein­wohner, 1884: 12 Häuser und 65 Einwohner, 5905: 16 Haushaltungen und 68 Einwohner, 1933: 69 Einwohner.

 

Adling.

Adling ist ein Ortsname auf ing“, was auf ein hohes Alter und auf einen Eigennamen hinweist. Adling, Adalingen (Oling in der Volkssprache) heißt „bei den Nachkommen des Atalo“, altdeutsch Adoloh. Dieser Ort liegt 1,8 km nördlich von Glonn.

Adling kommt urkundlich zum ersten Mal um 1120 vor, wo Friderich,1 Luitholt, Werinhart, Brüder von Adalingen, als Zeugen auftreten. Weiters wurde 1430 ein Verkauf abgeschlossen:2 „An sand Urbanstag 1430 verkauf­ten Heilmair von Adling und sein Sohn Heinrich Stier von Northofen um 10 Pfund Pf. ihr Eigen zu Hermannsdorf (Pfarrei Glonn) an das Kloster Beiharting.“ Diesen Verkauf bestätigt Conrad von Maxlrain als Siegler. Die Kirche zu Adling wird erwähnt 3 unter Bischof Otto II. von Freising (ge­storben 1220): oblatio de capella in Adalingen iuxta Glan. Wann die jetzige Kirche in Adling gebaut und eingeweiht wurde, ist unbekannt. In den Kunst­denkmalen wird die Zeit um 1500 angenommen. Die Kirche ist ein spät­gotischer Quaderbau. Das Schiff und der Chor sind mit einem gotischen Ge­wölbe versehen, welches auf drei Jochen ruht. Interessant sind die Krag­steine, die runden Schlußsteine und das sternförmige Netzgewölbe im Chor. Schiff und Chor haben die gleiche Breite von 5 m, die Länge beträgt 10 m. Vier Fenster spenden hinreichend Helle. Der Turm steht auf der Westseite und soll um 1700 erbaut worden sein. Er ist nicht hoch, bis zum oberen Kirchdach viereckig, geht dann in ein Achteck über und wird von einer Kup­pel mit Knauf und Scheyrerkreuz gekrönt. Im Turme befinden sich zwei Glocken, wovon die kleinere die Jahreszahl 1689 und die Inschrift: gloria in excelsis Deo P. K. und die größere ein Muttergottesbild und die Auf­schrift trägt: gegossen von Ulrich Kortler 1884. Letztere Glocke kostete 278 Mk. Auf dem Altare befindet sich in der Mitte der Patron der Kirche, der heilige Lampert. (Der heilige Lampert ist gestorben 957 als Bischof von Freising und soll von den Grafen von Sempt [Ebersberg?] abstammen.)

1 Hundt, Cartular des Klosters Ebersberg 55.
2 Oberb. Archiv XVI, 14.
3 Westermayer III, 254.

S. 185


Adling 1909

Rechts davon befindet sich die Statue der heiligen Barbara, links die des heiligen Emmeram. Diese beiden Figuren werden in den Kunstdenkmalen als gute Holzskulpturen vom Ende des 15. Jahrhunderts bezeichnet. Im Jahre 1721 wird die Kirche in Adling 1 als alt, 1739 als bedürftig und schad­haft geschildert. Der Altar ist zu Ehren des heiligen Lampert geweiht. Das Kirchweihfest wurde am zweiten Sonntag nach Mariä Geburt gefeiert, wobei der Pfarrer die Predigt und das heilige Amt halten mußte. Am Pfingst­tag fand in früherer Zeit ein Kreuzgang nach Adling statt, wo eine Predigt gehalten wurde.1 Der Kreuzgang nach Adling am Mittwoch in der Bittwoche hat sich bis heute erhalten. Am Johann- und Paulstag wurden um 1765 in Adling die vier Evangelien gesungen. Außerdem war früher feierlicher Gottesdienst am Feste des heiligen Lampert als am Patroziniomstage. Frü­her war nach Adling eine Wochenmesse gestiftet;1 jetzt wird dort gewöhn­lich alle 14 Tage ein Gottesdienst gehalten. Ein Gottesacker ist bei dieser Kirche nicht vorhanden. Die wenigen Paramente befinden sich in der süd­lich vom Chor gelegenen Sakristei. Die Kirche wurde am 20. Januar 1807 versteigert; allein es erschien zur Versteigerung keine Person.2 Endlich lie­ßen sich die Bewohner von Adling herbei, die Kirche um 170 fl. zu kaufen. Der Grund um die Kirche kostete 30 fl. Der gesamte Schätzungswert war

211 fl. Die Adlinger kauften die Kirche nur unter der Bedingung, daß sie mit derselben tun dürfen, was sie wollen. Nur auf diese Weise blieb die Kirche bis heute erhalten. Die Baulasten hat somit die Ortschaft zu tragen.Die Kirche ist gegenwärtig sehr gut erhalten. Auf der rechten Seite des Cho­res wurde in den achtziger Jahren eine Lourdesgrotte errichtet, die durch­aus nicht in die Kirche paßt. Ein Kreuzweg wurde 1774 und am 19. Novem­ber 1880 geweiht. 1903 wurde ein Harmonium angeschafft. 1676 hatte Ad‑

1 Ordinariatsarchiv.
2 Kreisarchiv Landshut.

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Hochaltar in Adling

ling ein Kirchenvermögen von 377 fl. Der Pfarrer erhielt damals 34 kr., der Schulmeister 4 fl. 1770 betrug das Vermögen 1095 fl. Namen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges sind: Zehetmair, Baum­gartner, Kurzierl, Diechtl, Gebhard, Obermair, Rädl.1 Fast sämtliche Be‑

1 Pfarrarchjv.

S. 187


Kirche in Georgenberg

wohner beschäftigen sich mit Landwirtschaft. Unter den Handwerkern sind die Maurer und Zimmerleute, ein Schmied und Schäffler vertreten. 1820 zählte Adling 17 Häuser und 77 Einwohner, 1884: 14 Häuser und 84 Ein­wohner, 1905: 14 Häuser und 78 Einwohner, 1933: 81 Einwohner. Ganz Adling mit Ausnahme des Wagners, der nach Wildenholzen gehörte, war steuerpflichtig zum Rentamte Schwaben. Aus Adling ist ein Priester hervor­gegangen, nämlich Johann Servatius Soyer, der am 12. August 1796 infolge eines Schlaganfalles, 801/2 Jahre alt, als Expositus von Beuern starb, wo er auch begraben liegt. Derselbe war 43 Jahre lang Expositus in Beuern.

 

Georgenberg.

Quellen: Pfarrarchiv zu Glonn, Westermayer, Beschreibung von München‑
Freising, Meichelbeck 1. Nr. 291.

Wohl eine der ältesten Ansiedlungen ist Georgenberg, das ursprünglich wahrscheinlich eine heidnische Kultstätte (auf dem Bergkegel dortselbst) gewesen ist und zur Zeit der Christianisierung in eine christliche umgewan­delt wurde. Dazu wurde, wie überhaupt anfangs gern, der heilige Georg als Patron gewählt. Der runde Bergkegel gewährte auch zugleich Schutz vor wilden Tieren und feindlichen Anstürmen und bietet eine schöne Fern‑

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Hochaltar in Georgenberg

sicht in die Umgehung. Die Lage ist herrlich und der Boden fruchtbar. Georgenberg liegt etwas südöstlich 2,5 km von Glonn. Der Name Georgen­berg, Jörgenberg (Dürnperg nach Apian, wohl ein Druckfehler), nur Perg nach Meichelbeck I Nr. 291, deutet darauf hin, daß die Ortschaft ursprüng­lich Berg allein geheißen hat und nach der Christianisierung der heilige Georg als Patron erwählt wurde und so der Name Georgenberg entstand. Es könnte sogar möglich sein, daß Georgenberg anfangs die Pfarrkirche selbst war. Einen Anhaltspunkt dazu würde die Angabe Meichelbecks 1 Nr. 291 geben, wo ein gewisser Hahmunt (wahrscheinlich der Vater des Glonner Pfarrers Hadmunt vom Jahre 826) unter der Regierung des Bi­schofs Otto ein Oratorium zu Perg (ad Perge) mit bischöflicher Erlaubnis errichtete, welches Bischof Hitto am 30. Januar 813 einweihte. Ferner er­neuerte dieser Hahmunt die Schenkung des Oratoriums auch im Namen sei­ner Mutter Ellanpiro an die Domkirche in Freising. Das gleichzeitige Vor­kommen des Namens Hahmunt und des Ortes Perg läßt vermuten, daß es unser Georgenberg ist. Die jetzige Kirche scheint in verschiedenen Zeit­abschnitten gebaut worden zu sein, weil sie nicht stilrein ist. Nach den Kunst­denkmalen ist sie schwerlich romanisch, nach Westermayer Renaissance. Am 7.September 1723 wurde sie zu Ehren der Heiligen Georg, Alexander und Korbinian eingeweiht und dabei für die Besucher ein Ablaß von vierzig Tagen gewährt. Der Kuppelturm steht an der Ostseite und besteht aus einem viereckigen Aufbau, der über dem Dache in ein Achteck übergeht. Im Turme

S. 189


befinden sich zwei Glöcklein, wovon das eine die Jahreszahl 1499 trägt. Auf dem Altar befindet sich der heilige Georg als Drachentöter; zu beiden Seiten die Pestpatrone: der heilige Sebastian und der heilige Rochus (2) oder Ko­loman. Über dem Hauptbilde sind auf einem Gemälde Kosmas und Damian, die Patrone der Ärzte, dargestellt. Die Figuren sind alle in Holz geschnitzt und von ziemlich roher Arbeit. Die Kirche hat sechs Fenster und ist 12 Jm lang und 6 m breit. Einige wenige Votivtafeln sind dort noch anzutreffen. Im Kirchenpflaster befindet sich ein Begräbnisstein mit der Inschrift: „Anno 1635 den 5. Oktober starb Elisabeth Mairin von Jörgenberg ligt allhier begraben“. Diese Person ist in der unruhigen Zeit des Dreißigjährigen Krieges wahrscheinlich dort begraben worden. Gottesdienst wurde früher in Georgenberg gehalten am Kirchweihfest, das war am Sonntag nach Ägidius, 1. September, am Feste des heiligen Georg als am Patroziniumstag, an welchem der Pfarrer von Glonn Amt und Predigt halten mußte, am Stephanitag und außerdem noch vier heilige Messen.

Meine Ansicht, daß Georgenberg einst eine germanische Kultstätte war mit Roßkult und Opferstein und Dingstätte wurde noch mehr bestätigt durch die Entdeckung: In Georgenberg wurde in früherer Zeit auch das Stephanifest recht feierlich begangen mit Predigt und Hochamt und ich ver­mute auch mit Pferdeumritt: siehe Artikel Roßkult. Die Germanen werden da schon Pferdeumritte gehalten und das Christentum wird dies weiter als Brauchtum beibehalten haben. Dies zeigen noch die wenigen Votivtafeln an. Ferner reitet der heilige Georg auf einen Schimmel in der Darstellung auf dem Hochaltar.

Gegenwärtig ist jährlich nur mehr beim Kreuzgang am Markustag ein heiliges Amt. Da dort keine Sakristei vorhanden ist, werden die Paramente zum Gottesdienst von Glonn dahin gebracht. Im Jahre 1721 heißt es im Ordinariatsarchiv, daß seit neun Jahren in Georgenberg wegen Baufälligkeit der Kirche kein Gottesdienst mehr stattgefunden hat und daß die Glocken an der Mauer hingen. Erst 1723 wurde die Kirche wieder aufgebaut. 1806 sollte sie auf Befehl der Regierung abgebrochen werden; doch die dortigen Bauern kauften die Kirche uni 140 fl. und so blieb sie erhalten. Die Kirche ist Eigentum der Bauern von Georgenberg geworden. Allein allmählich sind auch die Bauern verschwunden, indem der Mair und Dumberger um 1875 und der Bräuschuster und Häusler um 1900 in den Besitz des Schlosses Zinneberg übergingen und damit auch die Baulast der Kirche. Die Kirche befindet sich gegenwärtig nicht im besten Zustande. Das Kirchenvermögen betrug 1739: 500 fl.

Nach einer Aufschreibung im Pfarrarchiv zu Glonn betrugen im Jahre 1676 die Einnahmen 57 fl. 23 kr., die Ausgaben 16 fl., der Kaplan erhielt 2 fl. 17 kr., der Schulmeister 70 kr. Georgenberg hatte 1820: 4 Häuser und 21 Einwohner, 1884: 3 Häuser und 17 Einwohner, 1905 ein Haus und

7 Einwohner, 1933: 15 Einwohner. Die alten Gebäude wurden alle bis auf eines abgebrochen. Der Mair- und Dumbergerhof waren ganze Höfe und gehörten zum Rentamte Schwaben.

Etwa um 1900 wurde Georgenberg vom Schloßbesitzer Büsing in Zinne­berg aufgekauft und die Bauernhöfe verschwanden und machten leider ganz von der Herrschaft abhängigen Pächtern Platz. Nach dem Krieg verkaufte

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Büsing alles. Georgenberg gehörte in letzter Zeit der Landessiedlung und ging 1937 mit etwa 150 Tagwerk Grund an einen neuen Besitzer, Korbmann aus Franken, über.

 

Zinneberg.

Das schöne Schloß Zinneberg (eine Burg, die mit Zinnen, Einschnitten, Zacken versehen ist‘ ) mit herrlichen Parkanlagen liegt 1,5 km östlich von Glonn und hatte 1820: 22 Einwohner, 1884: 15 Einwohner, 1905: 15 Haus­haltungen und 67 Einwohner, 1933: 143 Einwohner. Ursprünglich soll es Zinnen geheißen haben, denn ein Friedrich von Preysing zu Zinnen kommt im 14. Turnier zu Würzburg 1235 vor 1. Über die Gründung des Schlosses ließ sich nichts auffinden. Der Sage nach soll dort von den Römern schon eine Befestigung angelegt worden sein und unterirdische Gänge sollen nach Wildenholzen und Gailling geführt haben. Doch davon ist nicht die ge­ringste Spur vorhanden. Nur soviel ist aus alter Zeit bekannt, daß vor 1350 Zinneberg den Preysing gehört hat. Wann es an die Pienzenauer kam, kann nicht leicht festgestellt werden. Im Oberbayr. Archiv 1, 328 heißt es: „Zinne­berg, eine alte Feste, kam schon im 13. Jahrhundert an die Pienzen­auer.“ Dagegen heißt es in der Geschichte der Pienzenauer,2 daß Zinneberg erst etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts an die Pienzenauer kam. Denn etwa um 1350 heiratete Otto von Pienzenau zu Wildenholzen eine Preysing und erwarb mit ihr den Sitz Zinneberg.2 Von den Pienzenauern kam Zinne­berg 1597 an die Fugger, 1804 an die Arco, 1848 an die Pallavicini, 1868 an die Scanzoni, 1898 an H. Büsing, 1927 an die Klosterfrauen vom Guten Hirten in München.

Die Pienzenauer auf Zinneberg.

Der erste Pienzenauer (von Benzo) hieß Ratols und kommt um das Jahr 1040 als Zeuge vor in einer Urkunde des Udalschalk von Tann an da Klo­ster Tegernsee.2 Durch die Ehe des. vorhinerwähnten Otto von Pienzenau zu Wildenholzen mit einer Preysing etwa um 1350 kam Zinneberg an das Geschlecht der Pienzenauer.2 Die Kinder aus dieser Ehe waren ohne Nach­kommenschaft. Zinneberg fiel an Ludwig von Pienzenau von der Linie Otto Vitzthums. Ludwig von Pienzenau (+ 1431) war ein Sohn erster Ehe des Otto von Pienzenau (+1400) mit der Katharina von Waldeck. Ludwig von Pienzenau ehelichte in zweiter Ehe Agnes von Puchberg; von diesen stammt Warmund von Pienzenau, der 1431 Zinneberg als Erbteil erhielt.2 Seine Ehe mit der Magdalena von Siegenheim blieb kinderlos und er starb 1445. Zinneberg fiel nun an Ulrich von Pienzenau zu Katzbach. Unter Ul­richs Söhnen gelang es Christoph von Pienzenau zu Hohenfeuchten bei der Erbteilung Zinneberg ganz an sich zu bringen. Christoph ehelichte 1496

1 Hundt, Stammbuch II, 240.
2 Wiedemann, Die Pienzenauer. Erschienen 1895 in München, Verlag des Historischen Vereins. Wer sich über die Geschichte der–Pienzenauer zu Wildenholzen und Zinneberg genauer unterrichten will, findet in diesem Buche reichlich Aufschluß.

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 Schloß Zinneberg 1909

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Margareta Hund zu Lauterbach. Diese wurde zu Glonn begraben. Aus dieser Ehe ging Hans (auch Flachhanns genannt) von Pienzenau hervor 1499. Die­ser heiratete Kordula Winzer, deren Tochter Kordula in Glonn begraben liegt und folgende Grabinschrift hatte: „Hier liegt begraben die Ed1 und Tugenthafften Jungfrauen Cordula des Edlen und vesten hannsen von Bienzenau zu Zinneberg und Cordula ain geborne von Winzer sein Eheliche Hausfrau deren Tochter, Starb im Jar 1540. Der Ewig Gott welle Jr gnedig und barmherzig sein.“ Die Frau Kordula Winzer starb 1570 zu München in der neuen Veste. Zinneberg ging an ihren ältesten Sohn Hanns Kaspar von Pienzenau über. Dieser heiratete Brigitta von Laiming (+ 1572), in zweiter Ehe Maria Anna Hund zu Lauterbach. Hanns Kaspar starb 1588 und wurde in Ebersberg be­graben. Der Neubau des Schlosses Brannenburg, die Erwerbung von Alten­beuern und Forchteneck hatten seine Finanzen zerrüttet. Hanns Kaspar be­saß damals im Landgericht Schwaben: Schloß und Hofmark Wildenholzen als Ältester des Geschlechtes, Schloß und Hofmark Zinneberg, Hofmark Glonn und noch viele andere. Die Pienzenauer hatten in dieser Zeit 14 Hof­marken und fünf Schlösser im Besitz. Der Bruder des Hanns Kaspar, Cri­stoph II. von Pienzenau auf Zinneberg, heiratete 1560 Sophie von Closen. Aus dieser Ehe stammt Anna von Pienzenau, die 1610 das Kloster Reutberg stiftete. Nachkomme des Hanns Kaspar auf Zinneberg war sein Sohn aus zweiter Ehe, Hanns Warmund von Pienzenau, der die Anna von Münich heiratete. Hanns Wurmund starb am 7. September 1596 und wurde in der Pfarrkirche Glonn begraben. Seine Gattin ließ dort einen schönen Gedenk­stein setzen, der bis 1893 in der Mauer rechts hinter der Kanzelstiege war und seit der Kirchenrestauration links in die Mauer neben dem Frauenaltar eingelassen ist. Dieser Gedenkstein ist aus Marmor, oben links das Pien­zenauer Wappen, ein Schild mit drei Eidottern, oben rechts das Wappen der Laiming, ein Schild mit zwei Löwen, in der Mitte Christus am Kreuz mit einer Stadt im Hintergrund, Reliefbild, darunter die Porträte der bei­den Stifter. Unten steht: „Den 7.September Anno 1596 starb der der Edl und Vest Hanns Warmunndt vo Pientzenau zu Zinenberg Frstl. Dr. In Bairn gewester Truchseß. Den – – Anno – starb die Edl Ehr Tu­genthafft Frau Anna von Pientzenau zu Zinenberg geborne Münchin sein Eheliche hausfrau denen got gnedig und Barmhertzig sei und ain freliche auferstehung verleich weil.“ (Bild Seite 42.)

Allein diese Anna Münchin hat nicht sogleich sterben mögen, sondern sie heiratete noch im Jahre 1596 den Grafen Konstantin Fugger zu Kirch­berg und Weißenhorn und brachte so die Hofmark Zinneberg an das Ge­schlecht der Fugger.

Die Fugger auf Zinneberg.

Der Stammvater des Geschlechtes der Fugger war Hanns Fugger, der 1365 als armer Webergeselle nach Augsburg einwanderte. Seine Nachkom­men wurden bereits 1473 als Fugger mit den Lilien geadelt, die sich noch heute nebst drei Hifthörnern und einer Jungfrau mit Bischofsmütze im Fuggerwappen befinden. Hanns Fugger heiratete 1370 Klara Widolff. Der

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Zinneberg um 1700

zweite Sohn des Hanns Fugger, Jakob, wurde der Stammvater der auf Zinneberg.

Stammbaum der Fugger auf Zinneberg:1

Jakob Fugger, gestorben 1469.
Georg Fugger, geboren 1453, gestorben 1506.
Raymund Fugger, geboren 1489, gestorben 1535.
Joh. Jakob Fugger, geboren 1516, gestorben 1592.
Konstantin Fugger, geboren 1569 (dieser heiratete 1596 Anna Münchin auf Zinneberg, die Witwe des Hanns Warmund von Pienzenau).
Konstantin II., geboren 1606 aus dem Zweig Sulmertingen.
Johann Friedrich, geboren 1609.
Adam Konstantin, geboren 1645.
Max Joseph, geboren 1677, gestorben 1751.
Johann Friedrich, geboren 1683, gestorben 1750.
Max Emanuel, geboren 1712, gestorben 1739.
Kajetan Joseph, geboren 1720, gestorben 1790.
Ignaz Felix, geboren 1728, gestorben 1757.
Johann Baptist, geboren 1768.

Im Jahre 1804 kaufte die Witwe des Kurfürsten Karl Theodor, Leopoldine, geborne Erzherzogin von Österreich, das Schloß Zinneberg und vermählte sich mit dem Grafen Max Arco. Die Nachkommen aus dieser Ehe erhielten den Namen Grafen von Arco-Zinneberg.
Im Jahre 1848 ging Zinneberg von Max Arco an den Markgrafen Fabio Sebastian Pallavicini über. Dieser verkaufte es 1868 an Professor und Geheimrat Dr. Friedrich Scanzoni von Lichtenfels, der am 12. Juni 1891 auf Zinneberg gestorben ist und in Glonn an der Nordseite der Sakristei begraben wurde.

1 Reichsarchiv 194

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Sein Sohn, Albert Scanzoni verkaufte Zinneberg 1898 an Baron Adolf Büsing von Orville, der in den letzten Jahren ein Fideikommiß auf Zinneberg errichtete und demselben einen Bauernhof um den andern ein­verleibte. Der Zinneberger Grundbesitz betrug etwa 1000 ha. Dieser ge­waltige Grundkomplex war für die gedeihliche Entwicklung der Gemeinde keineswegs vorteilhaft. 1927 wurde alles verkauft.

Allgemeines über Zinneberg und dessen Besitzer.

Interessant ist eine Beschreibung von Zinneberg um 1700.1 „Zünenberg, Schloß und Hofmarch in Oberbayrn, Renntambt München, Bistum Freysing, Gericht Schwaben, ein Viertlstundt von Glon, allwo die Straß von München nach Rosenheim gehet, linker Seyts gelegen. Der Namen dises Orths scheinet daher zu rühren, weil es ziemlich hoch und gleichsamb auf der Züne deß Berges liget, wiewol gegen Aufgang von Mitternacht das Land etwas eben und auf Wildenholtz Zuegehültz zu finden. Laut vorhandener Schrifften ist außer denen von Pientzenau der erste Inhaber Herr Chri­stoph von Pientzenau, Pfleger zu Raffenburg gewesen: von diser kame es in die Fuggerische Famili, weil deß Herrn Johann Warmunds von Pien­tzenau nachgelassene Frau Wittib Anna gebohrne Münchin Anno 1597; den Herrn Constantin Fugger, Grafen von Kirchberg und Weissenhorn, als des jetzigen Innhabers Herrn Grafen Adam Constantin Fuggers Ahnherrn geheyrathet und ihm dise Hofmarch zugebracht hat, der es dann sambt der Hofmarch Adlshofen evgenthumlich inhat und selbst persöhnlich bewohnet. Das Schloß ist auf alte Manier erbauet, so daß die Herrschafft immerdar etwas daran zu richten und zu bauen hat. Eine kleine Stundt von hier befin­det ein Orth Creutz genannt, zu disem Schloß gehörig, allwo ein Kirchlein von zwey Bauernhöf vorhanden, werden auchdeß Jahrs vier Märckt allda gehalten. Das Getraidt und Gehültz ist wenig, wie auch das Wildprät, mas­sen kein hohe Jagdharkeit diß Orts zuständig. Im ersten Schwedischen Ein­fall ist zwar das Schloß zum Theil in Brandt und Ruin gerathen, gleichwol durch Herrn Grafen Johann Friedrich Fugger Ano 1640 widerumb erbauet worden. Die Schloß Capell bat U. L. Frau unter dein Titl. der Himmelfahrt. zur Schutz-Patronin. Zünenberg aber ist nach Glon Pfarr gehörig, allwo St. Joannis Baptista Schirm-Heiliger ist, und sevnd allda so wol Graf­ Fuggerische als Pientzenauische Grabstein zu sehen.“

In Apians Topographie wird Zinneberg eine arx magnifica in monte (großartige Burg auf einem Berge) genannt. Und in der Tat, es wird wohl weit umher kein schönerer Ort sein. Daher blieb Zinneberg stets ein gern aufgesuchter Platz; immer war es im Besitze hochansehnlicher Adelsge­schlechter. Es ist nun angebracht, noch einiges von denselben zu berichten, soweit sie zur Geschichte von Glonn in Beziehung stehen. Eingehend darüber zu schreiben, würde zu weitläufig werden. Vorerst noch einiges über die Pienzenauer zu Wildenholzen.

Bekanntlich war das Geschlecht der Pienzenauer sehr alt und auch sehr reich. Die einzelnen Glieder derselben hatten die höchsten Ehrenstellen am

1 Wening, Topographie von Bayern 1, 208.

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herzoglichen und kurfürstlichen Hofe inne und besaßen große Freiheiten und Privilegien. 1389 erhielten sie das Recht in Wildenholzen einen Jahr­markt abzuhalten: Auch Turniere sollen in Wildenholzen stattgefunden ha­ben. Georg von Pienzenau war der Letzte dieses Geschlechtes in Wildenhol­zen. Dieser lebte lange Zeit mit seiner Dienerin Afra Grundinger, Haus­pflegerstochter von Höhenrain, im Konkubinate; endlich ehelichte er sie. Beide bekannten sich zur neuen protestantischen Lehre. Georg machte am

Albert v. Scanzoni                                                                                               Zinneberg um 1700

19. Juni 1549 sein Testament und setzte seinen Vetter Ludwig und seine Gattin Afra als Erben ein. Er starb im Januar 1556. Afra mußte ein Drittel des Erbteiles hinauszahlen. Am 19. April 1560 machte Afra ihr Testament zugunsten der Grundholden von Wildenholzen. Wer sich darüber unter­richten will, lese die Geschichte der Pienzenauer von Wiedemann.1 Eigent­lich hätte dem Testament zufolge ein Spital gebaut werden müssen. Das rentierliche Vermögen hei der Wohltätigkeitsstiftung Wildenholzen soll 371792 Mk. betragen.2 Das Pienzenauerische Seelhaus in München hat 105530 Mk. rentierendes Vermögen. Ausgabe an die Armenpflege für Pfründner 3375 Mk. (2000 Rheinische Gulden Kapital sind für Theologie­studierende der Wildenholzener Grunduntertanen aufgelegt und zwar zuerst für Protestanten; sind aber solche nicht vorhanden, dann auch für Katho­liken.3 Ferner sollten die Grundholden Unterstützung bekommen in Un­lücksfällen, Krankheiten, bei hohem Alter, Aussteuer armer Töchter u. dgl. Afra von Pienzenau hat sic durch dieses Testament ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Zu bedauern ist aber, daß diese edle Frau durch Selbst­mord endete. Afra hat sich, von tiefer Schwermut befallen, aus Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Gatten und fast erblindet, 1566 von der Höhe des Schloßturmes herabgestürzt und soll der Sage nach am Fuße des Schloß­turmes begraben worden sein. Doch kamen die Grundholden von Wilden‑

1 Wiedernann, Die Pienzenauer.
2 Schorer, Die Wohltätigkeitsstiftungen in Bayern 45.
3 Stürzer, Die Wohltätigkeitsstiftung Witdenholzen.

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holzen nie völlig in den Besitz der Stiftung, solange sich noch Verwandte der Pienzenauer (bis 1805) dort aufhielten. Dann folgte noch ein Prozeß, der 1816 durch einen Vergleich endigte und die im Testamente enthaltenen Rechte nur teilweise zugab.1 Das Schloß Wildenholzen wurde 1818 abge­brochen. Pfarrer Stürzer von Bruck hatte 1890 mit der Administration einen Streit, weil der sogenannte Bruckerausschuß von der Höhe der Stif­tungskapitalien und deren Verwendung gar nichts wissen durfte.

Wildenholzener Untertanen und Nutznießer der Stiftung aus der Pfarrei Glonn (1890) sind:1

Joseph Schwaiger, Simmer von Frauenreut   Haus-Nr. 207
Maria Maier, Obermeierin von Frauenreut    208.
Joseph Obermüller. Huber von Frauenreut    209
Joseph Obermeier, Niedermeier von Frauenreut 210.
Michael Hutterer, Hintermeier von Frauenreut 211
Joseph Wäsler, Wiesmüller von Glonn  12
Anton Gartmeier, Stegmüller von Mühlthal  59.
Martin Zistl, Wagner von Adling 127

Bedürftige Grunduntertanen genießen heute noch die Unterstützung die­ser wohltätigen Stiftung.
Otto I. von Pienzenau aus der Linie Kemnat verkaufte am Pfinztag nach Luciä 1447 den Westerhof zu Biburg, ein Gut Helchenthal und Hochreut in der Glonner Pfarr an Propst Ulrich von Beiharting.2
Am 13. Dezember 1479 beurkundete Otto II. von Pienzenau ans der Linie Kemnat, daß sein Vater Otto einen Hof zu Sunderhausen bei Zinne­berg dem Propst Ulrich von Beyharting gegen Wiederkauf verkauft habe.2
Hanns III. von Pienzenau aus der Linie Kemnat verkaufte am 27. Juli 1490 die Wiesmühle bei Glonn an Kunigund und Diemut, Ruprechts Le­derer eheliche Töchter und dessen Enkel Tinchel.2
Wilhelm von Pienzenau hat um das Jahr 1490 einen ewigen Jahrtag mit vier oder fünf Priestern nach Glonn gestiftet.3 Der Pfarrer erhält 5 fl. 8 Pfg. Alle Sonntage ist der Pienzenauer auf der Kanzel im Gebete zu gedenken; ebenso noch 1657.
Wilhelm aus der Linie Kemnat verlegte seinen Wohnsitz nach Zinneberg, wo er 1494 starb und in der Pfarrkirche zu Glonn begraben wurde. Auf seinem Leichenstein standen die Worte: „Ao Dni 1494 Starb der edl und vest Wilhalmb von Bienzenau zu Khemat am Pfinztag vor S. augustins Tag dem Gott genadt.“2
Nach Glonn hatte er einen Jahrtag verschafft, den sein Bruder Georg aufrichtete.
Am 24. August 1503 wurde zwischen Christoph von Pienzenau zu Zinne­berg und Herzog Albrecht von Ober- und Niederbayern ein Vertrag wegen des Wasser- und Holzrechtes zu Glonn und Kreuz geschlossen:1 ebenso ein Vertrag am 1. März 1558 zwischen Herzog Albrecht und Kaspar und Chritoph

1 Stürzer, Die Wohltätigkeitsstiftung Wildenholzen.
2 Wiedemann, Die Pienzenauer.
3 Ordinariatsarchiv.

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von Pienzenau wegen eines Hofes und einer Hube zu Glonn gegen die Tafern zu Hohenthan.1
Der Hof des Georg Zehetmaier und die Hube des Balthasar Huber von Glonri kamen als Freistifte nach Zinneberg; denn sie hatten gerade gebaut.1
Der Kordula von Pienzenau wurde der Zehenthof und eine Huhe zu Glonn um etwa 1510 übergeben.1
Vorn 22. Juli 1547 befindet sich eine Urkunde im Kreisarchiv zu Mün­chen wegen Erbauung einer Sägmühle zu Glonn durch Christoph Müllner, der dem Gotteshaus Ebersberg zugehörig war. Dagegen erhoben Jörg von Pienzenau und Wolf von Maxlrain Einspruch, weil zuvor keine dagewesen ist und es auch den Hintersassen beschwerlich fallen würde. Der Anger­maierwirt und der Prälat von Ebersberg erwidern darauf, daß Christoph Müllner, das Gotteshaus Ebersberg Hintersasse, nicht zu seinem Nutzen die Sägmühle erbaut, sondern auf Kosten des Gotteshauses zu Ebersberg, damit demselben alles geschnitten und erbaut wird. Also ist er befugt dieselbe zu bauen. Am 28. Juli 1547 erwiderten Jörg von Pienzenau und Wolf von Maxlrain, daß das Gotteshaus Ebersberg schon drei Sägmühlen besitzt und der Abt von Ebersberg soll zur Erbauung der Sägmühle in Glonn nicht be­hilflich sein. Wie die Sache hinausgegangen ist, konnte wegen Mangel wei­terer Urkunden nicht festgestellt werden.
Ähnliche Verhandlungen schwebten wegen der Erbauung der Sägmühle des Stegmüllers vom 23. Juni und 8. November 1612, der Pienzenauerischer Untertan war.
Die Grafen Fugger waren fast für die ganze Glonner Pfarrei Dezimato­ren. Der Zehent in der Glonner Pfarrei betrug etwa 300 fl. für Zinneberg. Ein langwieriger Streit von 1667 bis 1701 schwebte zwischen der Fuggerischen Hofmark Zinneberg und Kaspar „Höggmavr“ zu Glonn, Georg Wö­stermayr und Konsorten zu „Khreiz“ und Georg Dumberger und Jakob Mayr von Georgenberg wegen Leistung des vielen Scharwerks.2 Der ganze Bauer muß 40 Klafter Holz, Sägbäume, Bretter und anderes zwei Stunden hin und her zum Schloß fahren. Aber es soll vordem keinen zehn Klafter getroffen haben. Außerdem läßt der Graf kein Laub aus dem Holz führen bis er nicht selbst zuvor genug heimgefahren hat und dann keines mehr zu finden ist. Ferner beschweren sich die Bauern über das Scharwerk zum Hof­bau Spitzentrenk, das Fuhrwerk zum Bräuhaus Zinneberg, das Haarbrechen, die Bebauung der 26 Tagwerk gestifteten Kirchenlandes, wovon ein ganzer Bauer zwei Tagwerk Winter- und Sommergetreide umsonst bebauen mußte. Der Graf Adam Konstantin Fugger führt an, daß die Klage der Untertanen nur eine mutwillige Kriegerei sei, er habe das Recht das Scharwerk zu ver­langen. Fugger läßt aus einem See zu Obersoy einen Weiher machen, das Holz zum Beschlächten schlagen, hat die Untertanen vom Weiherräumen verschont, dagegen eigene Räumer bestellt, das Holz ganz am See schlagen lassen, damit ja keiner weit fahren müsse. Also ist nach des Grafen Ansicht die Beschwerde eine sträfliche Widerspenstigkeit. Auch weigern sie sich die zur Kirche geschenkten Länder, die sie seit 60 Jahren bestellt haben, zu

1 Reichsarchiv.
2 Kreisarchiv Landshut.

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bebauen. Da die Landkost nur aus Suppen und einem Stück schwarzem Brot besteht, brauchen die Bauern auch nicht viel, wenn sie über Nacht ausbleiben müssen. Fugger zeigt sich im ganzen Schreiben als gestrengen Herrn. 1697 kam ein Vergleich zustande, nach welchem ein ganzer Hof zwei Tagwerk Sommer- und Wintergetreide bebauen mußte und zwar die gegen Glonn zu gelegenen Äcker. An Feichten- und Buchenholz mußte ein ganzer Hof 18 Klafter zum Bräuhaus fahren. Das Laubrechen wurde von einem be­stimmten Tage an gestattet. Holz darf nur so viel geschlagen werden, als die Untertanen zum Brennen brauchen, und Nutzholz nur dann, wenn ein Zaun durch Schweine durchlöchert wird u. dgl. Die Untertanen dürfen hiezu das notwendige Holz ohne herrschaftliche Erlaubnis nehmen und die Sache reparieren. In dem neu aufgerichteten Weiher zu Obersoy müssen die Untertanen die Beschlächtung und das Scharwerk verrichten. Wenn das Scharfuhrwerk über Nacht ausbleiben muß, so werden dafür 20 kr. und ein Mäßl Haber vergütet. 1698 mußten Scharfuhren vom Ziegelofen in Egmating geleistet werden und der Heckmaier mit Konsorten mußten Ziegelsteine und Staubmehl von München nach Zinneberg fahren. Das Spitzentrenkergut bestand zuerst aus zwei Gütl, wovon das zweite von Zinneberg um 900 fl. gekauft wurde. Der Bäck und Wirt in Glonn wollten fast gar kein Scharwerk leisten. Zinneberg hatte das Fischrecht vom Reiserthaler bis Glonn und in der Glonn von Mühlthal an eine Stunde weit. Außerdem hat Zinneberg noch ein Fischwasser zu Kastenseeon, welcher See größer ist als der zu Ober­soy errichtete Weiher. Somit hat die Hausnotdurft mehr Fische als not­wendig sind. Dieses Recht hatte Zinneberg aus alter Zeit. 1645 wurden die Untertanen von den Fuhren zum Bräuhaus allerdings frei und ledig ge­sprochen, doch nach dem heutigen Landrecht (um 1697 sagt Graf Fugger) gilt das nicht mehr. 1698 waren 380 Klafter Holz zu den Kapuzinern nach Rosenheim zu fahren. Unterschrieben sind: Kaspar Heckmaier zu Glonn, Kaspar Mayr zu Kreuz, Georg Westermayr zu Kreuz, Kaspar Sonnenhausen, Jakob Mayr und Georg Thumberger zu Georgenberg, Melchior Zehetmaier, Georg und Wolf Niedermavr in Berganger, Jakob (?) von Gailling, Hanns Edenhuber von Glonn, Kaspar Huber von Glonn, Egidi Neumayr von Reith. 1698 bitten die Untertanen nochmals um Abschaffung des Scharwerkes.1 Dasselbe mag in der Folgezeit zwar etwas gemildert worden sein, allein es ruhte wie eine schwere Last auf den Grundholden, bis endlich einmal die Stunde der Befreiung (1848) schlug. 6 Tagwerk Äcker waren von den Pien­zenauern der Kirche in Glonn übergeben worden. 1701 beansprucht Fugger dieselben als sein Eigentum und ebenso das Scharwerk darauf.1 Im No­vember 1665 wurde der Graf Friedrich Fugger von Zinneberg wegen des Zehentvorenthaltens vom Bischof von Freising in den Kirchenbann getan.2 Um 1657 hat Fugger die zwei Gütl zu Mecking durch Kauf an sich gebracht und reicht dafür 8 fl. zum Gotteshaus Glonn. Fugger hat am 21. August 1662 einen Brief mit dem Inhalt geschrieben, daß die zur Kirche Glonn gestifteten Äcker dem Schloß Zinneberg eigentümlich sind. Afra von Pien­zenau, die vorher Nutznießerin des Gutes Zinneberg gewesen ist, habe die 8 fl. zum Gotteshaus Glonn attestiert.3 Um 1717 bestanden langwierige

1 Kreisarchiv Landshut.       
2 Pfarrarchiv Glonn.  
3 Ordinariatsarchiv.

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Zehentstreitigkeiten zwischen dem Grafen Fugger und dem Pfarrer Sartor in Glonn.1 Am ‚. Oktober 1724 klagte das Kloster Dietramszell im Namen des Hanns Neumayr und des Hintermayr, Schwarzenberger von Frauenreut wegen des Holzrechtes gegen den Grafen Max Fugger auf Zinneberg.1 1727 sollte Zinneberg an das Gotteshaus den Zehent zahlen, den es aber verwei­gerte. Graf Cajetan Fugger bewilligte am 9. August I1760 dem Karl Wallen­öfer, Bader in Glonn, daß er zum Neubau seiner Behausung von der Armen­seelenbruderschaft 200 fl. aufnehme, dafür aber sein Haus und das Bad zu Glonn verschreibe. Er mußte das Kapital in jährlichen Fristen wieder heimzahlen. Wegen des Bades wurde Fugger bereits am 15. Dezember 1664 um Zehentnachlaß angegangen, weil es 1632 verbrannt wurde. 1632 wur­den von der Fuggerischen Kompanie bei Zinneberg 25 Schweden nieder­gemacht.2  1652 werden die Schloßleute von Zinneberg aufgefordert, alle Personen an den Sonn- und Feiertagen nach Glonn in die Kirche zu schicken und selbst dorthin zu gehen.1  1673 hat Joh. Friedrich Fugger einen Jahrtag mit 200 fl. gestiftet.1 Das Geld kam nach Schwaben und wurde sicher angelegt bei der Fuggerischen Jahrtagstiftung mit 1000 fl. im Jahre 1704. Nicht wenige Fugger sind in Zinneberg geboren und gestorben. Im Tauf- ­und Sterbebuch finden sich manche Namen. Am 15. Oktober 1642 wurde Friedrich Fugger geboren; am 7. April 1643 starb Ferdinand Fugger und wurde in Glonn begraben; am 15. Juni 1650 starb Maria Felizitas Cäcilia Fugger und wurde in der Kirche zu Glonn begraben. (1661 starb am Oster­tag der Pater Philipp Jakob Sterele Ordinis Cistertiensis professus in Für­stenfeld, Capellanus auf Zinneberg seit 20 Jahren, über 60 Jahre alt, und wurde in der Kirche zu Glonn vor dem Marienaltar begraben.) Am 2. Februar 1674 starb Joh. Friedrich Fugger, 63 Jahre alt, und wurde in Glonn begraben. (Am 27. Mai 1695 der Pater Vitus von Gad, Capellanus auf Zinneberg, 83 Jahre alt.) Am 23. Mai 1696 starb Joh. Paris Fugger. Am 4. Februar 1724 starben die Zwillinge Franz von Paul und Maria Walburga Fugger, Kinder des Max Joseph Fugger und der Maria Judith Isabella Euphemia von Törring-Jettenbach, nachdem sie vom Kooperator Martin Wagner die Nottaufe empfangen hatten, und wurden im Chor der Kirche zu Glonn auf der Evangelienseite begraben. (Ein Priester mit Namen Bal­thasar Clausner ist am 27. Juli 1734 in Zinneberg gestorben und in Stein­höring begraben worden.) Am 14. Juni 1791 starb in München

„Ihre Exellenz der hochgeborne Herr Herr Cajetanus Josephus Joannes Erasmus Fugger deß S. Röm: Reichs Graf von Kirchberg und Weißenhorn Herr zu Zinnenberg, Adlshofen und Mattenhofen und seiner Churfürst­lichen Durchlaucht zu Pfalzbayern und Oberstkammerer, wirklicher ge­heimer Staats Raath und Conferenzminister, Administrator der sämtlichen Churfürstlichen Cabinets Herrschaften … deß hohen Churf. Ritter Ordens des hl. Hubertus. Ritter und Groß Kommentur auch Pfleger Kastner und Mautherr zu Kellheim, gemeinen lobl. Landpost beym Verordneten Rent­amte München, wie auch der Reichsgräflichen Fuggerischen Familie der Raymundischen Linie senior und Fidei Comis Administrator u. … 70 Jahre alt und wurde in der Kirche zu Glonn mitten im Chore begraben.“

1 Ordinariatsardiiv.
2 Oberb. Archiv 52. Bd. II. Heft 19. Siehe auch unter dem Artikel: „Krieg“.

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Am 14. August 1792 starb Ferdinand Maria Fugger; am 23. Mai1795 starb Joh. Baptist Fugger und wurde auf der Evangelienseite begraben. Nach Aufzeichnungen im Kreisarchiv zu München heißt.es, daß bis 1795 drei Grafen Fugger gestorben sind und für die Beerdigung nichts bezahlt ha­ben. Johanna und Josepha Fugger verteidigen sich 1796 damit, daß für eine Beerdigung nie etwas bezahlt wurde; vielmehr haben sie das Recht, umsonst begraben zu werden. In der Glonner Kirche befinden sich zu bei­den Seiten des Speisgitters Grabsteine der Grafen Fugger mit dem Wappen. Die Inschrift auf der rechten Seite lautet:

„Hier ruhet der Hochgebohrne hr. Hr. Joh. Bapt. Fugger des Heil. Röm. R. Graf von Kirchb. u. Weißenhorn, Hr. auf Zinnenberg, Adelzh. und Mat­tenhofen etc. etc. als Sr. Churfürstl. Durchleicht Kammerer, würkl. Hofr. und Administrator der sämmtl. Cabinets Herrsch. dan der Reichsgräfl. Fug­ger. Farn. der Reym. Linie Sen. u. Fideic. Administrator So gänzlich, in den Willen des Allerhöchsten ergeben den 23ten May Ao 1795.“

Ähnlich lautet die Inschrift auf der linken Seite des Cajetan Fugger, die bereits oben angeführt wurde.
Hier folgt nun das Anlagebuch der im Pflegegericht Schwaben liegenden Untertanen der Hofmark Zinneberg vorn 16. August 1760.1

Benedikt Geisler, Wirt zu Glonn, hat nebst der Tafern zu 1/8 auch zur Landwiß 7/8 mithin einen ganzen Hof; gibt von der Tafern 1/3 Zehent, die übrigen 2/3 erhält das Gotteshaus zu Glonn. Hoffuß 1. Fourage-Anlage 7 fl. Vorspann-Anlage 1 fl. 15 kr. Herdtstädtanlage 50 kr. Summa 9 fl. 5 kr. Diese Summe hat ein ganzer Hof gewöhnlich zu zahlen. Von Glonn: We­nig,  Hubergut. Lenz, Müller. Strobl, Schmied. Hechensteiner, Wäslmüller. Mayr, Schlosser. Dötsch, Bäck. Pfätrich, Sailler. Schaslmavr, Schneider. Pfleger, Tagwerker. Krämer, Messerschmied. Winbeck, Metzger. Vogl, We­ber. Mayr. Ornuthl, Trunkher (?). Wallenöfer, Bader. Sarreither, Schuster. Nef, Sattler. Schmauß, Schäffler. Bähr, Zimmermann. Straßer, Nagel­schmied. Raab, Edenhuber von Edenhub. Neureither, Heckmaier. Jakob von Gailling. Zellhuber von Sonnenhausen. Osterhuber von Spitzentrenk. Wagner von Georgenberg. Kek, Dumberger von Georgenberg. Mayr von Georgenberg. Ruth von Georgenberg. Seidl von Berganger. Mair von Berg­anger. Mayr, Meckinger. Angerer, Neumayr von Frauenreut. Hintermayr von Kreuz. Schneeberger, Mittermayr von Kreuz. Joseph Mayr von Enger­ling. Zellhuber, Geiger von Schlacht, zum Kloster Dietramszell. Wäsler von Ursprung. Weigl von Ursprung. Zehetmayr, Schwäbl von Harthausen. Wag­ner von Kastenseeon. Letztere vier gehörten zum Kloster Dietramszell. Ebenso hatte Zinneberg Einkünfte vom Pfleggericht Erding und Wolfrats­hausen. Die Gesamteinnahme der Hofmark Zinneberg im Gericht Schwaben betrug 208 fl. 30 3/4 kr.

1 Reichsarchiv.

S. 201


Die Reformation zur Zeit der Pienzenauer und Fugger.

Auch unsere Gegend blieb von der neuen Lehre nicht verschont. In Straußdorf, Glonn und Holzen gab es Pfarrkinder, welche den Anreizungen der Maxlrainer Gehör gaben und der neuen Lehre huldigten. Bruck war durchaus lutherisch gesinnt; waren ja die letzten Pienzenauer, Georg und Afra, selbst lutherisch. Nur die Klöster Weyarn, Tegernsee, Beyharting und Rott setzten den Bemühungen der Maxlrainer, die der neuen Lehre anhin­gen, energischen Widerstand entgegen.1 Bereits 1559 wurden die Pfarrer von Au, Berbling, Irschenberg und einige Bauern wegen Ketzerei in den Falkenturm abgeführt, examiniert und dem Bischof zur Bestrafung über­geben. In Höhenrain empfingen 35 Gläubige um 1556 die Kommunion unter beiden Gestalten, viele gar nicht mehr. An vielen Orten wurden Win­kelschulen und in den Häusern ketzerische Predigten gehalten. Wolf Diet­rich von Maxlrain ließ ketzerische Prediger kommen, um das Volk vom katholischen Glauben abwendig zu machen.2 Hanns Kaspar von Pienzenau hatte 1583 die Exkommunikation der Lutherischen in der Herrschaft Waldeck durchzusetzen. Die Maxlrainer kamen ebenfalls in den Kirchen­bann. 1583 war Miesbach größtenteils protestantisch. Erst als der Bayern­herzog mit seinen Drohungen Ernst machte, kehrte die Mehrzahl wieder zur katholischen Kirche zurück. Im Jahre 1581 erhielten die Prälaten von Schäftlarn, Dietramszell und Weyarn den Befehl, ihre Grundholden in der Herrschaft Waldeck zum Empfange der Kommunion in ihren Pfarrkirchen anzuhalten, oder dieselben im Weigerungsfalle zum Verlassen ihrer Güter zu zwingen. Nur allmählich vollzog sich die Rückkehr zur Mutterkirch.3 1606 wurde in Rosenheim eine Prozession von den Lutherischen gestört, die Fahnen zerrissen und die Bürger mißhandelt. 4 Ein Teil der Schuld fällt auch dem Klerus zu. So herrschte um 1620 im Kloster Beyharting eine schlechte Zucht. Der Propst selbst und seine Konventualen nahmen an allen möglichen Vergnügungen wie Hochzeiten und Taufschmausen teil.5 Kein Wunder, wenn das Volk so leicht zur neuen Lehre überging; doch ist es für unsere Gegend ein großes Glück, daß trotz alldem das Volk dem alten Glauben treu blieb.

Zinneberg unter den Grafen Arco.

Die Erzherzogin Leopoldine von Österreich wurde als 17jähriges Mädchen gedrängt, den 70jährigen bayrischen Kurfürsten Karl Theodor zu heiraten. Nach dessen Tode ehelichte sie den Grafen Arco und kaufte Schloß Zinneberg 1804. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor: Arco, der die Leopoldine, geborne Fürstin von Zell ehelichte, und Alois,

1 Oberb. Archiv XVI, 60 1.
2 Bavaria 1,806.
3 Heimbucher, Geschichte von Holzkirchen.
4 Hefner, Chronik von Rosenheim.
5 Deutinger, Beiträge … IV, 71.

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der sich mit Irene Pallavicini vermählte. Die Kurfürstin Leopoldine ver­unglückte beim Steuereinsammeln mit ihrem Fuhrwerk auf dem Achazi­berg bei Wasserburg 1840, indem ihr die Geldkasse auf die Brust fiel und den Brustkasten eindrückte; sie starb auf einer Pritsche in dem daneben­liegenden Armenhause. Am 7.November 1837 wurde auf Zinneberg eine Helene Sophie Arco geboren. Max Arco starb 1854. Zinneberg ging aber schon 1848 an den Grafen Pallavicini über. Das alte Geschlecht der Arco blüht heute noch fort in Valley-Maxlrain.

Der Graf Fabio Pallavicini hatte Zinneberg nur bis 1868 im Besitze, in welchem Jahre es in den Besitz der Scanzoni überging. Am 10. September 1862 ist die Markgräfin M.Theresia Pallavicini (+1850) von München nach Glonn zur Beisetzung überführt worden. 1863 kaufte sich Pallavicini in Glonn um 25fl. einen Begräbnisplatz von 10 Fuß im Quadrat.1

1856 erhielt Zinneberg 303 fl. 0kr. Bodenzins. In Zinneberg brannten am 26. Januar 1883 die Ökonomiegebäude vollständig nieder; das Schloß konnte nur mit großer Mühe gerettet werden. Elf Feuerwehren waren auf dem Brandplatze. Albert von Scanzoni hat sich viele Verdienste um das Gemeindewohl erworben durch hilfreiche Unterstützung gemeinnütziger Un­ternehmungen wie Bahnbau u. dgl. Ähnlichen wohltätigen Sinn zeigte der neue Schloßherr, der bei jeder Gelegenheit hilfreich Unterstützung ge­währte.

Die Schloßkapelle bestand bis etwa 1900, in welchem Jahre sie ab­gebrochen wurde. Die Paramente, Altarbild und andere Kirchengeräte be­finden sich jetzt in der Kapelle der Mädchenschule zu Glonn. Die Kapelle befand sich im Schlosse und war im Renaissancestil erbaut. Bei Deutinger „Ältere Matrikeln § 260“ wird die Schloßkapelle als sehr zierlich und ge­schmückt bezeichnet. Sie hatte einen Altar, der zu Ehren der heiligen Anna geweiht war. Gottesdienst wurde dort am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt als am Kirchweihfest und am Annatag gehalten. (Patron der Kapelle war der heilige Kajetan.) An der Kapelle befand sich eine Sakristei mit schönen Paramenten, auf dem Turme zwei benedizierte Glocken. Zur Zeit der Fug­ger war meistens ein eigener Schloßgeistlicher auf Zinneberg. In der Mäd­chenschule zu Glonn befindet sich ein schönes Gemälde, das die Himmel­fahrt Mariä darstellt. Dieses Bild ließ die Gräfin Johanna von Haimhausen, die Gemahlin des Grafen Fugger auf Zinneberg, von Ignatius Öfele 1783 malen.

Jahrhunderte sind über Zinneberg hinweggegangen. Hochansehnliche Ge­schlechter haben hier geblüht und sind wieder verschwunden. Die alten Linden bei den Zinnen könnten uns manches von deren glänzenden Taten erzählen. Noch heute schaut der stolze Edelsitz ins friedliche Glonntal herab als Zeuge ruhmreicher Vergangenheit. Möge der Ruhm dieser alten Burg nicht erbleichen, sondern bei der Nachwelt noch fortleben nach dem schönen Wort:

Hohe Herren hohen Sinnes
Bauten Zinneberg vor Zeiten,
Hoher Sinn mög‘ jetzt und immer
Seine Schwingen d’rüber breiten.

1 Pfarrarchiv Glonn.

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Mit dem Verkauf von Zinneberg 1898 an Büsing-Orville fing für unsere Gegend das Aufkaufen von Bauerngütern in schrecklicher Weise an. Der Schloßherr von Zinneberg kaufte die Bauerngüter der ganzen Umgebung mit guter Bezahlung auf. Die selbständigen Bauern verschwanden, Pächter traten an deren Stelle, der Großgrundbesitz von Zinneberg wurde unheim­lich groß und die armen Leute und die Taglöhner wurden immer mehr, ein Schaden für die ganze Gemeinde. Nun kam der Krieg mit der Inflation im Gefolge. Daraufhin verkaufte der Schloßbesitzer den gewaltigen Besitz und ging in die Schweiz. Nun dauerte es lange, bis wieder alles auseinander ging. 1927 wurde alles verkauft. Viele Bauern kauften wieder Grundstücke zu­rück, neue Höfe wurden gebildet, die Güter Nieder- und Oberseeon erwar­ben neue Besitzer, die Egmatinger Brauerei kaufte die Paulanerbrauerei in München, ebenso die Post in Glonn, das Schloß Zinneberg mit Sonnenhausen und Altenburg kaufte der Orden vom Guten Hirten in München. Nun wurde Zinneberg eine Stätte der Erziehung für Mädchen, die im Leben Schiffbruch gelitten haben oder Gefahr laufen, durch schlechte Erziehung auf Abwege zu gelangen. Ein Gegenstück zur Erziehungsanstalt Piusheim im Glonntale für die männliche Jugend. Das Schloß wurde in ein Kloster verwandelt, das Bräuhaus und das Ökonomiegebäude in ein Erziehungs­gebäude umgebaut, das Gestüt in Sonnenhausen für die Landwirtschaft ein­gerichtet und Altenburg wird als landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaf­tet. Der Rest des Gutes stand zeitweise unter Zwangsverwaltung. Major Horn verwaltete es, zeitweise führten wieder die alten Beamten, Ökonomierat Angermann und Verwalter Frank, das Gut, lange Zeit war Ökonomierat Kuchler Herr in Hermannsdorf.

Die Verkäufe erfolgten in Zinneberg: 1920 Niederseeon, 1923 Egmating. 1925 Hermannsdorf. Die endgültige Aufteilung erfolgte erst 1937. Das Gut Doblberg erhielt Frau Rita Kuchler, Georgenberg kaufte ein Herr Korb­mann aus Franken und Hermannsdorf mit 400 Tagwerk Ökonomierat Sen­kenberg aus Würzburg. Aus dem unheimlichen Großgrundbesitz sind nun wieder Stätten des sozialen Ausgleiches geworden, des freien Grundbesitzes für Familien und für stillen Klosterfrieden. In Zinneberg und in Sonnenhausen wurden Hauskapellen eingerichtet. Im Mai 1937 ist Geistlicher Rat Anton Limmer in Zinneberg gestorben und dort begraben worden. Geist­licher Rat Johann Winhart ist in Zinneherg Spiritual, in Sonnenhausen waltet der Kommorant Georg Mair seines Amtes. Möge Friede, Frohsinn, Freude und Ruhm auf dieser alten Burg immer herrschen. Am 13. März 1938 entstand auf Zinneberg ein Großbrand, bei dem der Westflügel des Schlosses abbrannte, wozu außer den umliegenden Feuerwehren ein Halb­zug der Berufsfeuerwehr von München zum Löschen kam.. Infolge des Was­sermangels war es eine schwierige Arbeit, den Brand zum Stillstand zu bringen. Die Entstehugsursache blieb unbekannt.

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Wildenholzen.

„Pienzenauer von Wildenholzen.
die Ritterlich Stolzen.“

Bekanntlich gehört das Geschlecht der Pienzenauer zu den ältesten in Südbayern neben den Wittelsbachern und stand zu allen anderen Adels­geschlechtern, wie Grafen Hund, Fugger, Preysing usw. durch Heiraten in innigster Verbindung. Die einzelnen Glieder der Pienzenauer hatten am her­zoglichen und kurfürstlichen Hof in Bayern die höchsten Ehrenstellen, be­saßen großen Einfluß an der Staatsregierung, große Freiheiten und Privi­legien und überragten alle Adeligen an Reichtum.

Die Stammburg lag in Pienzenova in der Gemeinde Wattersdorf bei Miesbach (Groß- und Klein-Pienzenau). Doch Hauptsitz wurde später Wil­denholzen bei Bruck im Bezirksamt Ebersberg. Der erste Pienzenauer kommt urkundlich 1046 vor in einer Urkunde des Klosters Tegernsee als Zeuge mit namens Ratols von Pienzenau. Ein Werner von Pienzenau kommt vor von 1091-1140, ein Heinrich von Pienzenau um 1300, der zwei Söhne, Nikolaus und Otto, und zwei Töchter, Klara und Elisabeth, hatte. Otto war von 1308-1326 Propst in Beyharting. Nikolaus war verheiratet mit einer Klara. Kinder aus dieser Ehe sind: Christian, Johann, Kunigund, Degume­nis, Warmund, Otto. Christian saß auf dem alten Stammgut Pienzenau und stiftete mit seiner Hausfrau Anna Gottesdienste in Weiarn und Benedikt­beuern 1390. Christian heiratete zweimal: eine Elisabeth N. und eine Anna Craetzlein, die ihm folgende Kinder gebar: Ludwig, Nikolaus, Juliana, Alexandra, Maria, Katharina. Ludwig v. Pienzenau hatte nur einen Sohn Otto und eine Tochter Antonia. Dieser Otto von Pienzenau heiratete um 1350 eine Preysing und brachte so Zinneberg in seinen Besitz; Kinder aus dieser Ehe sind: Otto. Wernhard, Oswald. Alle drei starben ohne Nachkom­menschaft. Antonia war Klosterfrau in Althohenau. Zinneberg fiel an Lud­wig von Pienzenau von der Linie Otto Vitzthums. Ludwig war ein Sohn erster Ehe des Otto Vitzthums mit der Katharina von Waldeck, die 1374 starb und in der Pienzenauerkapelle (jetzt Herz-Jesu-Kapelle) zu Ebers­berg begraben wurde. Der Grabstein befindet sich dort.

Ludwig von Pienzenau heiratete 1380 Anna Hannsen Flach v. Reisach und nach deren Tode Anna von Puchberg. Kinder aus dieser Ehe sind: Warmund, Heinrich, Ulrich, Ludwig. Der Vater Ludwig von Pienzenau starb 1431. Seine Söhne Heinrich und Ludwig erhielten die zwei Sitze zu Wildenholzen. Heinrich starb 1443 unvermählt, und nun gehörte Wildenholzen Ludwig, der 1447 Pfleger in Wasserburg, von 1460-1463 in Schwa­ben, 1467 in Kufstein war. Ludwig Pienzenau in Wildenholzen heiratete Cäcilia von Nußberg. Kinder aus dieser Ehe: Johann, Ursula, Klara, Mar­garet, Anna, Elsbeth. Ludwig wurde 1464 auch Hofmeister bei Herzog Lud­wig und Sigismund und starb 1473.

Sein Sohn Johann heiratete Ursula von Törring-Jettenbach, die ihm fol­gende Kinder gebar: Ludwig, Georg, Warmund. Johann starb 1492 und wurde in der Familiengruft in Ebersberg begraben.

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Sein Sohn Ludwig war nach Hunds Aussage „ein ansehnlicher, tapferer, beredter Herr“. 1523 war er Vicedom zu Landshut, 1526 Marschall des Herzogs Ludwig in Landshut, von 1533-44 Vicedom in Straubing. Lud­wig Pienzenan in Wildenho1zen heiratete Veronika, die Tochter Veits von Maxlrain und der Margareta von Waldeck. Sie gebar ihm einen Sohn, der 1518 in der Wiege starb und in Bruck bei Glonn begraben wurde. Veronika starb 1519. Ludwig heiratete in zweiter Ehe Eufemia von Nothaft, die Toch­ter Georgs von Preising zu Kopfsberg und der Witwe Albrechts von Nothaft von Wernherg. Kinder aus dieser Ehe sind: Martha, Veronika, Anna. In dritter Ehe heiratete Ludwig eine Kunigunde von Closen zu Gern, die ihm eine Tochter gebar, die aber schon in der Wiege starb. Ludwig v. Pienzenau starb 1543. Wolf von Maxlrain hatte seine Tochter Veronika geheiratet und wurde nach dem Tode Ludwigs von Pienzenau als Vormund für seine drei Töchter Martha, Anna und Veronika aufgestellt.

1556 teilten die drei Töchter das Erbe: Veronika erhielt Alholming zu 6000 fl. angeschlagen, den Pfandschilling auf Eck, zu 6000 fl. geschätzt, ein Drittel der Behausung zu Straubing. Martha ehelichte Michael Preising zu Kopfsberg. Anna ehelichte Oswald von Eck und brachte 16000 fl. in die Ehe mit. Das Geschlecht Pienzenauer war in Wildenholzen erloschen, und so ging Wildenholzen an den Bruder des Ludwig von Pienzenau über, an Warmund, der aber unverehelicht starb und in Ebersberg begraben wurde. Nun ging Wildenholzen an den letzten Bruder über, an Georg von Pien­zenau in Wildenholzen, der lange Zeit mit seiner Haushälterin, Afra Grund­ringer, Hauspflegerstochter von Höhenrain, die sich nach ihrem Geburtsort Thalhammer nannte (vielleicht Thal bei Höhenrain), im Konkubinate lebte bis er sie endlich heiratete. Beide waren vom katholischen Glauben abge­fallen und bekannten sich zur protestantischen Lehre.

Bruck war durchaus lutherisch gesinnt. Besonders waren es die Maxlrai­ner, die lutherische Prediger kommen und das Volk zum Abfall vom katho­lischen Glauben überreden ließen.

Georg von Pienzenau in Wildenholzen war der Letzte seines Stammes, seine Ehe war ja kinderlos, und so machte er am 19. Juni 1549 sein Testa­ment, in dem er seine Gattin und seinen Vetter Ludwig als Haupterben der Allodien, sonst aber die Grundholden der Hofmark Wildenholzen im gan­zen Bezirk Schwaben einsetzte.

Im Januar 1556 starb Georg von Pienzenau in Wildenholzen. Nun machte seine Gattin Afra am 19. April 1560 auch ihr Testament, in dem hauptsächlich die Grundholden von Wildenholzen als Erben eingesetzt sind. Somit haben sich beide für ewige Zeiten durch ihre Wohltätigkeit ein un­auslöschliches Denkmal gesetzt. Afra erblindete allmählich, Heimweh und Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Gatten suchte sie heim; dazu bedrängte sie Schwermut, so daß sie sich eines Tages von der Höhe des Schloßturmes herabstürzte und tot liegen blieb. Das war im Jahre 1566. Der Sage nach soll sie am Fuße des Schloßturmes begraben sein.

Das altansehnliche Geschlecht der Pienzenauer in Wildenholzen ist somit erloschen. Es steht dort nur mehr das Kirchlein. Das Benefizium Wilden­holzen-Altenburg wurde 1405 gestiftet von Ludwig von Pienzenau; der Benefiziat von Moosach muß heute noch in Altenburg und Wildenholzen

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allwöchentlich die gestifteten heiligen Messen lesen. Allein, solange sich Ver­wandte der Pienzenauer in Wildenholzen aufhielten, gab es Streitigkeiten. 1801 starb der letzte Nachkomme der Pienzenauer. Die Verwaltung des Testamentes lag bei dem Hof in München. Erst 1816 kam eine Vergleichs­urkunde zustande. Die Grundholden mußten fortwährend ihre Rechte mit Prozessen sich erringen und Pfarrer Stürzer von Bruck wußte 1890 noch nicht, wieviel Stiftungsvermögen vorhanden war.
Nach Schorer soll das rentierliche Vermögen der Stiftung Wildenholzen 371792 Mk. betragen. Das Pienzenauerische Seelenhaus in München hat
Wildenholzen um 1700

105530 Mk. Vermögen. Durch die Inflation ist das Vermögen großenteils zugrunde gegangen. Dem Testament nach hätte ein Spital errichtet werden müssen; allein dies geschah nicht. Ferner bekommen die Grundholden, die nach einer Aufzeichnung vom Jahre 1794 in verschiedenen Gemeinden 110 waren, Unterstützungen hei Krankheitsfällen, Altersschwäche, Un­glücksfällen, Heiraten; selbst Studierende erhielten Stipendien. Doch kamen die Grundholden nie vollständig in den Besitz der Stiftung. Die Verwal­tung der Stiftung war in München, und die Beamten waren nicht zu frei­gebig. Pfarrer Stürzer von Bruck klagt 1890 bitter darüber, daß man ihm keinen Einblick in die Vermögensverhältnisse und in die Verteilung der Spenden gestattete.
Zinneberg war in dem Besitz der Pienzenauer von 1350 bis 1597. Das Wappen der Pienzenauer enthält drei Eidotter.

Beschreibung von Wildenholzen nach Wening 1701.

„Wildenholtz, Schloß und Hofmarch in Oberbayern, Rentambt München, Bistum Freysing, Gericht Schwaben, mit Gehültz und kleinen Hügeln um­geben, wovon glaublich auch dessen Namen herkommt. Dazu gehören die Hofmarch Jakob Neuharting und Mitterfischern Weilheimer Gerichts. Vor diesen wurde es die Vest und Herrschaft Wildenholtz genannt und Anno 1381 von Herzog Stephan Friedrich und Johannes, denen Herren von

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Pientzenau mit stattlichen Freiheiten begabet. Haben also vermöge alter Schriften die Herren von Pientzenau dieses Wildenholtz als dero Stamm­-Hauß schon über 300 Jahr lang besessen. Anno 1549 laut aufgerichteten Testaments hat Herrn Georg von Pientzenau dieses Orts cum pertinentiis zu einem Fidei-Commiß allweg für den ältesten Mannesstamm gemacht und zum Protektor Herzog Wilhelm und dessen Durchlauchtigste Erben bittlich ersuchet. Das Schloß ist ein altes Gebäude mit kleinen Brustwöhren einer­seits umgehen, muß aber jährlich ein gewisses darin verbaut werden, bei dessen Capell St. Andreas, bei der Pfarrkirch aber zu Bruck die hl.. Apostel Petrus und Paulus Schutzpatronen seiend, allwo auch ein Grabstein eines-Herrn v. Pientzenau, sambt unterschiedlichen deren Wappen zu sehen, wie­wohl die eigentliche Begräbnis des Herrn Georg von Pientzenau und seiner Successoren zu Ebersperg sich befindet. Es haben aber die Herren von dieser Familie sich nicht allein in hohen Aemtern, sondern auch in Kriegsdiensten sowohl bei Oesterreich, als Chur Bayrn also meritirt gemacht, daß ihnen deßwegen das Praerogativ: Freye und Edle Herren von Pientzenau zuge­wachsen. Denkwürdig ist, daß vermög abgedachten Testamentes Herr Georg von Pienizenau verordnet worden, sofern niemand mehr Männlichen Stam­mes vorhanden, aus diesem Ort ein Spital gemacht und hierin die armen Hofmarks-Unterthanen sollten unterhalten werden. Item, daß Afra dessen Ehefrau, eine geborene Grundingerin, so lutherischer Religion zugetan, hierin verstorben, auch vor Absterben ein zierliches Testament denen armen Hofmarks-Unterthanen zu gutem verfasset, weiche löbliche Stiftung annoch fleißig vollzogen wird.“

Wildenholzen liegt eine Stunde von Glonn entfernt an der Straße nach Bruck, in einer wilden Schlucht mit etwas Gehölz umgeben. Auf dem Berge steht nur mehr die Schloßkapelle, die im 15. Jahrhundert erbaut ist. Die Mauern sind einen Meter dick, unregelmäßig rechteckig. Patron ist der heilige Andreas. Hinter dem Altar ist die Sakristei, darüber ein Oratorium. Der Kuppelturm ist in der Südwestecke. Der Altar ist von 1760. In der Nische der Nordwand befindet sich eine gute Figur der Maria mit dem Kind und eine gute Figur des heiligen Sebastian. Die Kirche ist seit 1443 nach­weisbar. Der Benefiziat von Moosach hat allwöchentlich in Wildenholzen eine von Heinrich von Pienzenau 1443 gestiftete heilige Messe zu lesen. Am Fuße des Schloßberges ist ein Denkmal errichtet für Georg und Afra Pien­zenauer als Stifter der Wohltätigkeitsstiftung für die Grundholden in Wil­denholzen. Dort ist auch ein schattiger Sommerkeller „Dachsloch“ genannt, der von Einheimischen und Fremden gern besucht wird.

Georg von Pienzenau war ohne männliche Leibeserben und machte am 19. Juni 1549 ein sehr langes Testament und starb im Januar 1556. Hier folgt nur ein kurzer Auszug.

  1. Ich glaube, daß ich durch das Sterben . . . Jesu Gott versöhnt … die ewige Seligkeit erlange . . Mein Leichnam soll zu Ebersberg christlich be­stattet werden . . . all mein Hab und Gut, Barschaft . . . Schlösser, Dörfer, Untertanen, Renten, Diensten, Zinsen, Gülten, Gütern, Forsten, Wäldern. Äcker, Wiesen, Nutzungen, Obrigkeiten, Rechten, gehören meiner Hausfrau Afra Grundinger . . . sie soll eine Wohnung bauen und zwei aussätzige Personen

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dort unterhalten, wozu ich meine zwei Güter zu Flausen hei Wolf­ratshausen verschaffe.

  1. Verordne ich, daß die Inhaber des Schlosses jährlich ein Schäffel Gerste den Barfüßern in München geben
  2. daß jährlich zu St. Johannis, Kirchweihfest zu Bruckberg jeder Be­sitzer, der zwei Bauhöfe bei dem Schloß Wildenholzen auf ewige Zeiten ein Schäffel Korn zu geben ist zum Austeilen an die Armen
  3. daß meine drei Basen, Agatha von Breising, Veronika Wolf, Heinrichs von Maxlrain und Anna Oswolden von Erck Hausfrauen, jeder 300 rhei­nische Gulden zu gehen
  4. Nachdem Afra Grundinger mit mir viele Jahre friedlich gehaust aber keinen Leibeserben gebar, so gehört ihr alles, was unter Nummer I. steht . . . Mit den übrigen Gütern kann sie tun, was sie will.
  5. Nach dem Tode Afra Grundinger gehört das Schloß Wildenholzen meinem Vetter Ludwig v. Pienzenau . . . aber die Untertanen sollen mit keinen neuen Lasten belegt werden.
  6. Die Hofmark Vischen und zu Ödenried gehört meinem Vetter Ludwig, wenn keine Leibeserben mehr vorhanden sind, soll aus dem Schloß Wildenholzen ein Spital gemacht werden für presthafte und arme Menschen der Grundholden von Wildenholzen . . . Wenn sonst niemand das Testament ausführt, soll es der Herzog Wilhelm von Bayern tun. Unterschrieben sind viele Bürger von Augsburg und der Notar Johann Straßburger.

Am 19. April 1560 machte seine Frau Afra Grundinger ihr Testament, gestorben 1566.

  1. Ich will in Bruck christlich begraben werden, jeden armen Menschen, der an der Begräbnis teilnimmt, soll man ein Patzen schenken und ein Stück Loden austeilen, die vier Ellen Begräbnistuch gehören dem Pfarrer von Bruck. (Georg und Afra Pienzenau waren protestantisch.)
  2. Am Todestag des Georg Pienzenau soll alljährlich den sechs ärmsten Untertanen von Wildenholzen ein Rock von Loden gegeben werden.
  3. Der Erziehungssohn Hans Langenecker (unehelicher Sohn des Georg Pienzenau von einer Bauernmagd in Höhenrain) soll 200 Gulden erhalten.
  4. Der geisteskranke Georg Dobelberger soll sein Leben lang mit allem Nötigem verpflegt werden.
  5. Mein Bruder Adam Thalhamer bekommt 1000 Gulden.
  6. 2000 Gulden vermache ich für studierende Theologen, deren Zinsen sollen dazu verwendet werden. Es müssen Grundholden von Wildenholzen sein und zunächst Protestanten; wenn solche nicht vorhanden sind, dann auch Katholiken.
  7. Sollen 700 Gulden auf Zinsen angelegt werden und mit den Zinsen ehrliche Töchter von Grunduntertanen jährlich mit Heiratsgut ausgestattet werden.
  8. Alles andere an Gut und Hab vermachte sie für die Armen der Unter­tanen von Wildenholzen. Bruck war ziemlich protestantisch. Johann Salz­huber von Burgkheim war protestantischer Pfarrer in Bruck. Er wurde aber vertrieben. Afra lieh ihm Geld und unterstützte ihn und so kam er wieder

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Kirchlein und Bierkeller in Wildenholzen. Unten Gedenkstein an die
letzten Pienzenauer

heimlich nach Bruck. Der letzte Priester, dem ein Pienzenauer einen Tischtitel verlieh, war Korbinian Wäsler vom Wiesmüller in Glonn, geboren am 8. Dezember 1768 in Glonn, geweiht am 10. Dezember 1794, gestorben am 13. Januar 1841  als Benefiziat von Wildenholzen.

Sonnenhausen

Eine alte Siedelung scheint die Einöde Sonnenhausen gewesen zu sein was einerseits der Name und anderseits die Lage des Ortes schon andeutet. Sonnenhausen (Sonnerhausen, Sunderhus) = das Haus des Sonder oder Sonner; es könnte auch von Sonnen kommen, was dann wahrscheinlich nichts anderes bedeutet als sundar = gegen die Sonne, gegen Süden (Sund) gelegen1.Sonnenhausen liegt 2,2 km nordöstlich von Glonn und ist rings mit Wald umgeben. 1820 hatte diese Einöde zwei, 1884 drei, 1905: 37 Be­wohner, 2933:5 Bewohner; bis 1927 gehörte es zum Schloß Zinneberg und diente Taglöhnern als Wohnung. Der Schreibname Sonnenhauser kommt 1685-1800 in den Tauf- und Sterbebüchern vor. Bis zur Säkulari­sation befand sich in Sonnenhausen eine ziemlich ansehnliche Ulrichskirche.
Urkundlich kommt Sonnenhausen nach dem Cartular des Klosters Ebers­berg2 schon um 1095-1120 vor, wo ein Warmunt von Sunderhus als

1 Gotthard, Die Ortsnamen in Oberbayern.
2 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften 14. Band, 3. Abtei­lung 1, 126.

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Zeuge auftritt. Otto Pienzenauer1 verkaufte am 30. Dezember 1479 die Lösung und den Wiederkauf des Gutes zu Sunderhausen bei Zinneberg, welches sein Vater an den sel. Propst Ulrich verkauft und bei der Teilung des Erbes mit seinen Brüdern Jörg und Wilhelm ihm zugefallen war, an den Propst Nikolaus zu Beyharting. Den halben Teil des Hinterhofes hatte der Ritter am 1. Juni 1473 von Magdalena Hegnet um 123 Pfund Pf. erkauft.

Nach einer Aufschreibung im Pfarrarchiv zu Glonn betrugen die Kir­chenreparaturkosten im Jahre 1724: 141 fl., die Reparaturen wurden von dem Zimmermeister Urban Sporer von Biberg ausgeführt. Zur Ausbesse­rung des Pflasters brauchte man 1300 Ziegel, zum Sakristeipflaster 300 und zur Dachreparatur 130 Platten. Der Dachstuhl wurde neu aufgesetzt und die Mauern zusammengeschleudert. Das Kirchlein war mit einem Gewölbe ver­sehen. Ein neues Fenster war fünf Schuh hoch und drei Schuh breit. Den Kostenvoranschlag machte der Maurermeister Thomas Mayr von Grafing.. Die zwei Glöcklein, von denen eines zerbrochen war, hingen 1724 an der Mauer; um 1740 heißt es, daß zwei geweihte Glöcklein sich auf dem Turin befanden.2 Dort wird ferner berichtet, daß das Kirchlein ein bedürftiges und altes Bauwerk sei. In der Kirche befand sich ein Altar mit dem stig­matisierten Franziskus, auf der einen Seite Philipp und Jakob, auf der anderen der heilige Ulrich, der eigentlicher Kirchenpatron war. Am 4. Juli als am Ulrichstag wurde in Sonnenhausen das Patrozinium und die Kirch­weih mit feierlichem Gottesdienst vom Pfarrer gehalten. Ein Gottesacker war nicht vorhanden; ebenso fehlten die Paramente; dieselben wurden vom Schloß Zinneberg dorthin gebracht. Die Kirche war im übrigen ohne Ein­künfte und ohne Vermögen. Pfarrer Amann berichtet, daß im Dezember 1803 der Graf von Zinneberg die Filialkirche zu Sonnenhausen abbrechen ließ. Derselbe Pfarrer erstattete darüber Bericht nach Freising, wohin der Graf sich verantworten mußte; aber bis die Einwilligung von Freising zu­rückkam, war die Kirche bereits abgebrochen.

In dem letzten Krieg (wahrscheinlich 1800) ist der Bauernhof und die Kirche durch französische Truppen niedergebrannt worden, so daß sie nicht ohne kostspielige Baukosten hätte wieder hergestellt werden können. Seit Jahren wurde in diesem baufälligen Gotteshaus kein Gottesdienst mehr ge­halten, dagegen benützte der Sonnenhauser Bauer während der Anwesen­heit der kaiserlichen und französischen Truppen bis zum Brand das Kirch­lein als Aufbewahrungsort seiner Habseligkeiten und als Getreidespeicher. Da um 1803 weder ein Altarstein noch eine Reliquie vorhanden war, trug man wegen des schadhaften Zustandes des Kirchleins kein Bedenken es so­gleich abzubrechen. In letzter Zeit befand sich bei Sonnenhausen ein groß­artig angelegtes Gestüt des Baron Büsing, das im Jahre 1900 mit einem großen Kostenaufwand gebaut wurde und zu den hervorragendsten in ganz Bayern gehörte. Um 1885 etwa wurden bei Sonnenhausen Plattengräber mit Skeletten ausgegraben. Die Platten sind zum Bräuhause in Zinneberg ver­wendet worden und die Skelette wurden im Gottesacker zu Glonn beigesetzt.

1 Deutinger, Beiträge zur Geschichte … IV, 35.
2 Deutinger, Ältere Matrikeln II. § 260.
14* 

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Sonderbar ist der Wandel der Zeiten. In Sonnenhausen waren zuerst feu­dale Bauern, dann Adelige und seit 1928 gehört es dem Kloster zum Gu­ten Hirten in München. Bis 1803 war dort eine Kirche und seit 1928 be­steht dort wieder eine Kirche: aus der Reitschule errichtete man eine Kirche für die landwirtschaftliche Erziehungsanstalt.

Doblberg.

Der Name Doblberg (Toblberg, Dowiberg volkstümlich) kommt sicher­lich von der Lage des Ortes her; Tobel bedeutet ein von einer Seite mit Wald geschlossenes Tal. Die Lage der Ortschaft ist herrlich mit sehr schö­ner Aussicht ins Glonntal und ins Gebirge. Doblberg liegt gegen Norden, fast nordöstlich, 2,8 km von Glonn. Leider befindet sich dort jetzt kein einziger selbständiger Besitzer mehr, da in den letzten Jahren alle vier An­wesen in den Besitz von Zinneberg übergegangen sind.

Urkundlich kommt Doblberg schon frühzeitig vor. „Der Edle Diakon Irminhart1 übergibt drei Kolonien und Unfreie zu Kirchseeon gegen An­wartschaft auf Lehen ebenda und zu Doblberg am 10. April 848. In Dobl­berg befand sich ein kleines Kirchlein, das dem heiligen Petrus geweiht war. Um 1721 war noch kein Turm vorhanden und so hing das Glöcklein an der Mauer.2 Wohl aber ein solcher um 1740.3 Die Kirche war ohne Sakristei und ohne Gottesacker; dagegen aber war sie im Besitze von eigenen Para­menten. Auf dem Altar befand sich ein Bildnis Christi am Kreuze, auf der einen Seite der heilige Petrus und auf der anderen der heilige Paulus. Zur Zeit der Säkularisation war das Kirchlein sehr baufällig.4 Am Peterstag als am Kirchweih- und Patroziniumstag wurde die Predigt und das heilige Amt vom Pfarrer gehalten. 1807 wurde dieses Fest zum letzten Mal in Doblberg gefeiert. Während des Jahres wurden dort einige heilige Messen gelesen. Eine heilige Messe war schon vor dem Jahre 1611 gestiftet. 1806 wurde dem Gerichtsdiener Knecht von Öxing4 der Auftrag erteilt, das Portatile (Altar-Stein) dem Pfarrer von Glonn zu überbringen und die Kirchensachen fort­zuschaffen. Doch es scheint, daß in dieser Zeit die Kirche noch nicht abge­brochen wurde; denn im Sterbebuch steht, daß am 8. März 1811 Johann Feichtner, Mesner von Doblberg, verheiratet, 22 Jahre alt, und sein Bruder Joseph Feichtner als Soldat auf Urlaub, 21 Jahre alt, durch den Einsturz der Kirchenmauer zerquetscht wurden. Es hat den Anschein, daß diese bei­den Männer beim Abbrechen der Kirche das Leben eingebüßt haben. (Doch es kommt selten ein Unglück allein. Am 25. Mai 1811 ist auch noch das zweijährige Kind des Joseph Feichtner in Doblberg ertrunken.) Der Platz um die Kirche gehörte dem Mesner von Doblberg. Im Jahre 1830 beruhigte der Rentbeamte von Paur5 durch die Herausgabe von 34 fl. 22 kr. die Bewohner von Doblberg, die wegen des Abbruches und Verkaufes der Kirche

1 Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising Nr. 698.
2 Ordinariatsarchiv.
3 Deutinger, Ältere Matrikeln II. § 260.
4 Pfarrarchiv Glonn
5 Kreisarchiv Landshut.

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ungehalten waren. Im Jahre 1676 hatte Doblberg 72 fl. Kirchenvermögen. Der Schulmeister erhielt 20 kr. Um 1717 hatte der Ort vier Häuser und so auch noch 1900; um 1820 hatte er 19, um 1884: 26 Einwohnar, im Jahre 1905: 5 Haushaltungen und 23 Einwohner und 1933: 11 Einwoh­ner. Alle vier Häuser waren früher nach Schwaben steuerpflichtig. Aus Doblberg ging ein Priester hervor in der Person des Marin Kugler, Mair­sohn von Doblherg, geboren am 12. Januar 1781, gestorben als Pfarrer von Wippenhausen am 2. Februar 1846. Dieser machte das Testament, daß seine Erben in Doblberg eine Kapelle bauen und für immer unterhalten müssen. Dazu wurden 200 fl. aufgelegt. Der Vertrag wurde notariell ge­schlossen am 22. Juli.1874, und 1876 wurde die kleine Kapelle mit dem Muttergottesbild vom Pfarrer in Glonn henediziert. Seit 1937 gehört Dobl­berg der Frau Rita Kuchler, die das Gutsgebäude umbauen ließ für Ar­beiterwohnungen. Nun ist Doblherg wieder in Privatbesitz.

Mühlthal, Ursprung, Steinhausen.

Lustig hüpfen alle Brunnen
Aus den Bergen durch die Bäume,
Um im Tale zu erzählen
Ihre langen Winterträume.
(Weber.)

Was die Namensableitung anbelangt, so erklären sich sämtliche Namen von selbst.
Wohl eins der schönsten und lauschigsten Plätzchen ist das Mühlthal, mit den Hauptquellen der Glonn, wo immer und immer wieder Welle um Welle schäkernd und leise wispelnd der geheimnisvollen Tiefe der Erde entschlüpft und durch ihre, klare und lustig dahinplätschernde Flut der Landschaft großen Reiz verleiht. Aus allen Winkeln sprudeln im Tal der Mühlen frische und silberhelle Quellen hervor, die nach kurzem Lauf schon drei Mühlen in Bewegung setzen. Leider sind von diesen drei Mühlen, die schon frühzeitig vorkommen, in den letzten Jahren die Stein- und Steg­mühle eingegangen. Letztere wurde vom Schlosse Zinneberg zu einer Was­serleitung angekauft. Die Namen der drei Mühlen sind nicht ohne Bedeu­tung. Die Steinmühle hat wohl ihren Namen von der etwas steinigen Lage am Berge von Steinhausen, die Kotmühle von dem angeschwemmten Schlamm und die Stegmühle vom Steg über den Glonnfluß. Das Haus des Anderlschusters (auch Angerlschuster) ist gegenwärtig das einzige vollstän­dig hölzerne Haus in der Gemeinde Glonn.

Am 23. Juni und am 8. November 1612 wurden zwischen der Hofmark Wildenholzen1 und der Stegmühle Verhandlungen geführt wegen des Neu­baues der Sägmühle. Der Stegmüller gehörte zur Hofmark Wilenholzen, während die übrigen Bewohner von Mühlthal, Steinhausen und Berg zum Rentamt Schwaben steuerpflichtig waren, ausgenommen der Kotmüller, als Untertan der Hofmark Zinneberg.

1 Kreisarchiv München.

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In Ursprung (die beiden Bauern waren Untertanen des Klosters Diet­ramszell) befindet sich die äußerste Quelle des Glonnflusses. Zu Ur­sprung (Urspreng, Urspring) tritt schon um das Jahr 1080 ein Eppol von Urspring und ein Pabo2 ein Bruder des Warmund von Sonnenhausen als Zeuge auf. Die Weiglkapelle wurde erst nach Abbruch der Kirche in Steinhausen erbaut. In dieser Kapelle stehen jetzt die beiden Statuen des heiligen Nikolaus2 und der heiligen Barbara, die früher in der Kirche zu Steinhausen sich befanden. Der Weigl von Ursprung, Nikolaus Greithaner war etwa von 1842 bis 1854 Bürgermeister der Gemeinde Glonn. Dieser Mann war bei der Schuljugend besonders beliebt, die sehr fleißig zur Gra­tulation an seinem Namenstag nach Ursprung ging und nie ohne Geschenk entlassen wurde. Er hätte in den 70er Jahren seinen ganzen Hof für ein Jesuitenkloster hergegeben, wenn die Jesuiten zur Zeit des Kulturkampfes in unser Land herein gedurft hätten.3 Ursprung liegt 1,3 km gegen Nord­westen von Glonn. 1820 zählte es vier Häuser und 18 Einwohner, 1884: zwei Häuser und 14 Einwohner, 1905: zwei Haushaltungen und 15 Einwoh­ner, 1933: 20 Einwohner. Mühlthal zählte 1820: vier Häuser und 25 Ein­wohner, 1884: fünf Häuser und 25 Einwohner, 1905: sieben Haushal­tungen und 40 Einwohner, 1933: 35 Einwohner. Die Ortschaft Berg scheint bald nach Ursprung, bald nach Mühlthal gezählt worden zu sein.

Steinhausen (Stainhausen) bedeutet wohl das Haus, welches ursprüng­lich mit Steinen gebaut war, oder das Haus (Geschlecht) der Herren von Stein. Das alte Geschlecht der Herren von Steinhausen3 hat schon vor den Zeiten des Pfarrers Renzlhauser 1486 einen ewigen Jahrtag gestiftet, der um Martini mit vier Priestern gehalten werden mußte. Ferner wurde zu dieser Zeit an den Sonntagen eigens der Herren von Steinhausen im Ge­bete gedenkt. Im Salbuch3 des Nikolauskirchleins von Steinhausen vom Jahre 1662 heißt es, daß die Herren von Steinhausen die Furtmühle zu Glonn, dem Gotteshaus eigentümlich, zu einer Wochenmeß verschafft ha­ben, bei welcher jeder Pfarrer zu Glonn gegen Vorrichtung solcher Wochenmeß ein Stiftgeld und den Anfall von dem Widengut zu genießen hat. Diese Mühle hat mit allem Zubehör Melchior Wäsler zu Glonn vermöge Kaufbriefs vom 28. März 1662 an sich gebracht. Dieser mußte jährlich dem Gotteshaus von der Mühle, außer was er dem Pfarrer an Stiftgeld reichte, 2 kr. zur Stiftzeit bezahlen. Um 1713 mußte Veit Wäsler4 Furt­müller zu Glonn nach dem Salbuch 12 kr. 2 Pfg. an das Nikolaus-Gottes­haus zu Steinhausen, dann 2 Gäns, 6 Hendl, 100 Eier, 1 Käse oder dafür

4 Pfg. dem Pfarrer von Glonn abliefern. Von alters her war in Steinhausen eine Nikolauskirche, die an der Stelle stand, wo jetzt das Haus des Stein­hauser steht. Um 1721 heißt es 3, daß der Turm baufällig war. Auf dem Altare befand sich in der Mitte das Bildnis der Unschuldigen Kinder, auf der einen Seite die Statue des heiligen Nikolaus, auf der anderen die der heiligen Barbara. Beide Statuen sind hübsche Figuren, besonders die des

1 Cartular des Klosters Ebersberg. Abhandl. d. A. d. W. 14. Band, 3. Ab­teilung 1, 137; III, 44.
2 Mitteilungen des Pfarrers Späth.
3 Ordinariatsarchiv.
4 Pfarrarchiv Glonn.

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heiligen Nikolaus, in Holz geschnitzt, und stehen in der Weiglkapelle. Um 1740 heißt es,1 daß die Kirche klein und alt war. Auf dem Turme befan­den sich zwei Glocken, von diesen hatte eine 1766 einen Sprung bekom­men. 2 Daher wurde sie umgegossen um den Preis von 84 fl. Zur Zeit der Säkularisation soll die Kirche in Steinhausen sehr elend ausgesehen haben. Am 30. Januar 1804 wurde von Freising aus befohlen, die Reliquien von Steinhausen nach Freising zu senden. 1806 wurde der Gerichtsdiener Knecht von Öxing beauftragt,3 den Altarstein dem Pfarrer von Glonn zu überbrin­gen und die Kirchensachen fortzuschaffen. Das Material von der abgebro­chenen Kirche in Steinhausen wurde zum Schulhausbau in Glonn verwen­det.4 1813 bittet die Gemeinde Glonn die 191 fl., welche von der abgebro­chenen Kirche in Steinhausen eingenommen wurden, zum Ausbau der Schule in Glonn verwenden zu dürfen. Das Patrozinium und das Kirchweih­fest wurde in Steinhausen am Nikolaustag gefeiert mit Predigt und heiligem Amt, das vom Pfarrer gehalten wurde. Außerdem war noch Gottesdienst am Katharina- und Unschuldigen Kindertag. Die Kirche war ohne Gottes­acker. In der Sakristei befanden sich kaum die notwendigen Paramente. 1 Pfarrer Amann berichtet, daß bis 1804 die Markusprozession nach Steinhausen gehalten wurde. Weil aber die Kirche dort ohne jegliche Paramente war, wurde die Prozession nach Georgenberg verlegt. 1805 wurde die Kirche in Steinhausen für den Gottesdienst wieder hergerichtet. 1807 wurde sie verkauft. Das Vermögen der Kirche betrug 1676: 140 fl. Der Pfarrer er­hielt damals 8 kr., der Schulmeister 20 kr. Um 1740 betrug das Vermögen etwa 160 fl. Steinhausen hatte 1820 drei Häuser und 13 Einwohner, 1884 vier Häuser und 23 Einwohner, 1905 vier Haushaltungen und 24 Einwoh­ner, 1933: 17 Einwohner. Von Glonn liegt es 0,7 km gegen Westen. Der Ort liegt auf einer anmutigen Anhöhe bei Mühlthal und hat eine günstige Lage. Die Bevölkerung von allen diesen Orten treibt hauptsächlich Land­wirtschaft. Das Gewerbe vertreten Müller, Maurer und Zimmerleute. Vor einigen Jahren hat oberhalb Ursprung südwestlich ein Münchner Maler eine Villa gebaut, die „Finkenhöhe“ genannt wird. Von dort oben aus genießt man einen herrlichen Fernblick in das Glonntal und ins Gebirge.

Wetterling, Hermannsdorf, Westerndorf, Spitzentrenk.

Wetterling (Wedarmingen) = bei den Nachkommen des Wedemar,4 kommt schon um 1070 urkundlich vor. Quidam liber homo nomine Rat­hoto dedit ad altare s. Seb. 2 iugera in praedicta (Wedarmingin) villa pro remedio anime sue . . 5. Daraus ergibt sich, daß ein gewisser Ratpoto (der erste Pfarrer von Glonn hatte den gleichen Namen) zwei Tagwerk der Kirche in Ebersberg vermacht hat. Dieses Wetterling kommt in dem Cartular

1 Deutinger, Ältere Matrikeln II. § 260.
2 Kreisarchiv Landshut.
3 Pfarrarchiv Glonn.
4 Westermayer, Stat. Beschreibung III, 255.
5 Hundt, Cartular des Klosters Ebersberg. Abhandl. d. A. d. W. 14. Bd., 3. Abt. 1, 32; III, 5. 35. 53 usw.

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des Klosters Ebersberg öfter vor. Wetterling liegt 1,5 km von Glonn südöstlich und zählte 1820: zwei Häuser und 13 Einwohner, 1884: drei Häuser und 21 Einwohner, 1905: drei Haushaltungen und 23 Einwohner. 1933: 23 Einwohner. Seit 1906 ist der Mairhof von Zinneberg angekauft. Von den beiden anderen Besitzern ist der eine Schmied und der andere Wagner.

Auf der Anhöhe zwischen Wetterling und der Schießstätte Zinneber­ lag einst Spitzentrenk, wo 1820 noch zwei Häuser mit sechs Einwohnern standen. Diese beiden Bauernhöfe wurden von Zinneberg gekauft und dann abgebrochen; sie gehörten vorher schon zur Hofmark Zinneberg. Auf die­ser Anhöhe bei der Schießstätte, wie bei Hermannsdorf genießt man den schönsten Ausblick ins Gebirge. 1938 wurde dort ein Haus gebaut.

Herrmannsdorf Hörmannsdorf), das Dorf des Hermann, kommt um 1130-75 vor,1 wobei ein Ulrich und Purchardus als Zeugen auftreten; fer­ner um 1340.2 Hermannsdorf liegt 2,6 km östlich von Glonn. Die Bewoh­ner waren früher nach Schwaben steuerpflichtig. 1820 zählte Hermanns­dorf zwölf Häuser und 52 Einwohner, 1884 zehn Häuser und 43 Einwoh­ner, 1905: 14 Haushaltungen und 49 Einwohner, 1933: 47 Einwohner. Die Bevölkerung treibt nur Landwirtschaft.

Ganz Hermannsdorf wurde von 1910-1920 von Zinneberg aufgekauft. Etwa ein Dutzend Bauernhöfe sind verschwunden. Zinneberg baute dort große Gutsgebäude und Wohnungen für Arbeiter. So wurden aus freien Bauern Taglöhner. Nach dem Verkauf von Zinneberg ist nun Hermanns­dorf, das viele Jahre lang Ökonomierat Kuchler bewirtschaftete, 1937 an Okonomierat Senkenberg aus Würzburg verkauft worden. Wieviel hat sich in Hermannsdorf in letzter Zeit verändert! Die jahrhundertealten Besitzer sind verschwunden und jetzt kommen ganz neue Bewohner.

Westerndorf (Wösterndorf) ist das Dorf gegen Westen gelegen, liegt 2,7 km östlich von Glonn an der Straße nach Bruck. Dieser Ort kommt schon um 1035 urkundlich vor,1 wo eine Frau mit Namen Erchanpire ihr Gut zu Westerndorf und ferner auf Übereinkommen mit ihrem Manne Diethero die Hälfte des Manse3 zu Drahsilen dem heiligen Sebastian zu Ebersberg verschaffte. In Westerndorf war der Benefiziat zu St. Peter in München zu zwei Teilen Dezimator; im übrigen waren die Bewohner steuer­pflichtig zum Rentamte Schwaben. Westerndorf hatte 1820 zwölf Häuser und 41 Einwohner, 1884 elf Häuser und 64 Einwohner, 1905 zehn Haus­haltungen und 57 Einwohner, 1933: 47 Einwohner. In letzter Zeit wur­den einige Anwesen von Zinneberg gekauft. Westerndorf hat zwei Kapel­len, wovon die größere außerhalb des Ortes Eigentum des Anderlbauer ist. Dort wurde am 10. Juni 1858 der Kreuzweg eingeweiht. In dieser Kapelle befinden sich zwei bemalte Holzfiguren (nach 1520), die der Heiligen Pe­trus und Paulus in Flachrelief. Das Altarbild in der Feldkapelle zu We­sterndorf selbst wurde 1856 benediziert.

1 Hundt, Cartular des Klosters Ebersberg. Abhandlungen d. A. d. W. 14. Band, 3. Abt. 1, 32; III, 5. 35. 53 usw.
2 Siehe unter Adling und Sonnenhausen.
3 Riehl, Die bürgerliche Gesellschaft, 38. Unter Manse (mansus) versteht man das Bauerngut mit Haus und Zubehör, etwa 30 Tagwerk    Grund.

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Die Einöden bei Glonn.

(Quelle: Pfarrarchiv Glonn.)

Filzen, in der Filz oder im Moos gelegen, befindet sich am Fuße von Zinneberg an der Straße nach Moosach, 1,3 km nordöstlich von Glonn. Filzen hat zwei weit voneinander entfernte Häuser heim Schäffler und beim Förster (früher Abdecker). Beide sind alt und hatten 1820 zehn, 1884 sechs, 1905 elf, 1933 elf Einwohner.

Hecken (Hag) war früher eine mit vielen Gesträuchern, Haselnußstau­den, Eichen und Buchen umgebene Einöde. Der Name Heckmaier war von 1600-1706 auch Schreibname. Hecken war früher ein ganzer Hof unter der Hofmark Zinneberg, von dem jährlich 8 fl. 40 kr. Steuer bezahlt wer­den mußten. Hecken liegt südlich auf einer Anhöhe 0,4 km von Glonn und hatte 1820 sieben. 1884 acht, 1905 neun und 1933 neun Einwohner.

Mecking ist ein Ingort und bedeutet „zu den Nachkommen des Mego“ oder Möcko. Diese Einöde gehörte zur Hofmark Zinneberg und war 1/4 Hof. Sie hatte 1820 sechs, 1884 vier, 1905 drei, 1933 neun Einwohner und liegt 0,9 km südöstlich von Glonn am Waldesrand. Mecking kommt im Car­tular des Klosters Ebersberg schon im 12. Jahrhundert vor.

Ödenhub ist eine öde Hube, ein öder Hof, was bei der Abgelegenheit des Ortes zutreffend ist. Die Einöde ist 1 km gegen Südosten von Glonn und hatte 1820 neun, 1884 neun, 1905 sechs und 1933 zwei Einwohner. Ödenhub war ein halber Hof, der zur Hofmark Zinneberg gehörte und dorthin 4 fl. 32 kr. und nach dem Cartular von Ebersberg auch nach Gars eine Abgabe entrichten mußte. Die Schlucht südlich von Ödenhub heißt „in der Hölle“. Straß, an der Straße gelegen; hat zwei Häuser, die südlich 1,3 km von Glonn entfernt sind und 1890 sieben, 1884 zehn, 1905: 16 und 1933: 17 Einwohner zählten.

Kastenseeon, Reinsdorf, Balkham.

Kastenseeon (Kastensoyen), wahrscheinlich ein Kastenambt oder ein Getreidespeicher am See, ist etwa eine halbe Stunde westlich von Glonn gelegen, gehört zur Filialkirche Kreuz in der Pfarrei Egmating und zur Gemeinde Glonn. Dieses unter anheimelnden Obstbäumen, am Rande eines schattigen Waldes und am lieblichen Gestade eines Sees liegende Dörflein hat wohl schon in früher Zeit zur Ansiedelung angelockt und ist auch heute noch ein gern besuchter Ort; sei es um sich in den klaren Fluten zu baden oder auf einem schaukelnden Kahn die himmelblaue Fläche zu durch­segeln. Der ziemlich tiefe See wächst immer mehr zu und gehört seit alter Zeit der Herrschaft Zinneberg, wie auch alle übrigen Gewässer der Ge­meinde Glonn. Der Niederseeoner See, der früher schon zur Herrschaft Zinneberg gehörte, in letzter Zeit aber Eigentum des Fischers von Wildenholzen war, wurde im Jahre 1906 von Zinneberg um etwa 40000 Mark wieder gekauft. Ebenso hat Zinneberg im Kupferbach und in der Glonn

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schon um das Jahr 1645 das Fischrecht.1 In Kastenseeon hatte der Pfarrer von Egmating beim Härtl, Grill, Franz, Heiß, Lehner einen Teil Zehent. Die anderen zwei Teile das Gotteshaus Oberpframmern.2 Johann Wagner von Kastenseeon war Untertan des Klosters Dietramszell,3 der Lechner und Weber gehörten zum Rentamte Schwaben, von den übrigen ist die Unter­tanenschaft nicht bekannt. 1826 zählte Kastenseeon sieben Häuser und 30 Einwohner, 1884 sieben Häuser und 33 Einwohner, 1905 sechs Haus­haltungen und 45 Einwohner, 1933: 56 Einwohner. 1878 wurde dort eine Kapelle gebaut, die 4 m lang und 31/2 m breit und mit einem kleinen Türmlein versehen ist. Auf dem Altare befindet sich eine Madonna ohne künstlerischen Wert. Die Ortschaft Kastenseeon erbaute im Jahre 1897 von der Stegmühle aus eine Wasserleitung um den Preis von 10000 Mk. Es be­findet sich dort eine Wirtschaft mit Kegelbahn. Heute ist Kastenseeon ein vielbesuchter Badeort.

Reinsdorf ist das Dorf des Reinhold oder Reinhard und liegt unge­fähr 1 km von Glonn gegen Westen. Diese Ortschaft gehört zur Filialkirche Kreuz in der Pfarrei Egmating und zur Gemeinde Glonn. In Reinsdorf hatte bei drei Huben der Pfarrer von Egmating einen Teil und die zwei anderen Teile der Brotlederer von Glonn als Lehen; eigen waren sie zu der Grafschaft Haag.2 Reinsdorf hatte 1820 drei Häuser und 21 Einwohner, 1884 drei Häuser und 29 Einwohner, 1905 drei Haushaltungen und 21 Ein­wohner, und ist seit 1. April 1927 nach Glonn eingepfarrt.

Balkham (Palkheim) pollincheimum 4 ist das Heim des Polo und kommt um 938-957 vor. Dieses Dorf gehört zur Pfarrei und Gemeinde Glonn und ist o,8 km südwestlich davon gelegen. Balkham kommt in dem Testament der Adelheid, der Witwe des Ulrich Griwthaimer in München 1349 vor: „Ich schaffe auch mein eigen Hub, die ich han zu Palkhaim meines Bru­der kinden Ulriches seligen und ihren Erben ewiglich zu haben und zu niessen mit dem Geding, daß man ewiglich und jährlich geben soll 1/2 Pfunt Pfening dem gotzhaus ze sant Johanns ze Glan, daß man davon ein ewig Licht soll zünden und belichten des nachts darnach das Lehen das mein aigen ist ze Ayinggen 1349 5. Die Hausnamen von Balkham finden sich alle schon in dem Salbuch um das Jahr 1660 verzeichnet. Sämtliche Be­wohner treiben Landwirtschaft, nebenbei gibt es Maurer und Zimmerleute, in früherer Zeit waren dort ein Messerschmied und ein Hufschmied. Hinter Reinsdorf befindet sich eine reichlich Wasser spendende Quelle, die beide Orte versorgt. Balkham hatte 1820 elf Häuser und 50 Einwohner, 1884 elf Häuser und 51 Einwohner, 1905 zehn Haushaltungen und 50 Einwoh­ner, 1933 54 Einwohner.

1 Kreisarchiv Landshut.
2 Deutinger, Altere Matrikeln II. § 322.
3 Reichsarchiv.
4 Meichelbeck 1. Nr. 1062 und Freudensprung, Studienprogramm 1854.
5 M. B. XIX, 480.

S. 218


Kreuz.

Die Ortschaft Kreuz gehört zur Gemeinde Glonn, aber zur Pfarrei Egma­ting, seit 1. April 1927 zur Pfarrei Glonn, und ist von Egmating 5 km ge­gen Osten und von Glonn etwa 2 km gegen Westen entfernt. Der Name Kreuz (Chreiza, Krayz, Khreiz, Creiz 1 = Kreis) deutet entweder einen Kampfplatz an, oder einen Ort, wo zuerst ein Kreuz von den Mönchen von Münster aufgepflanzt wurde. Sonderbarerweise ist aber die Kirche in Kreuz keine Heiligkreuz-Kirche, sondern eine Muttergottes-Kirche; ja sie hat nicht einmal einen Altar, der zu Ehren des heiligen Kreuzes geweiht wäre und es ist daher die Entstehung der Kirche in geheimnisvolles Dunkel gehüllt, da auch von den Mönchen in Münster so wenig in unsere Zeit herüber ge­rettet wurde. Doch soviel ist sicher, daß Kreuz in frühester Zeit ein bedeu­tender Wallfahrtsort gewesen ist; davon legen noch jetzt die Tierfiguren aus Wachs über der Eingangstüre als Verlobnisgegenstände Zeugnis ab. Wie der Keferloher Markt weit umher bekannt ist, so werden in früherer Zeit die vier Pferde- und Warenmärkte in Kreuz große Bedeutung gehabt haben. Es ist sehr wahrscheinlich, daß in Kreuz sich einmal in germanischer Zeit eine heidnische Opferstätte mit Pferdekult befand. Das beweisen uns die Pferdemärkte und die heute dort in der Kirche befindlichen Tierfiguren: also aus einem heidnischen Pferdekultort wird man einen christlichen Wall­fahrtsort wohl mit Pferdeumritt, Pferdemarkt und vielleicht mit Pferde­rennen gemacht haben. Erst im Jahre 1723 wurden die vier Jahrmärkte am Sonntag und 1833 die am Montag darauffolgenden Viehmärkte nach Glonn verlegt.2 Von den Märkten an den Sonntagen heißt es in einem Bericht des Landgerichts Schwaben vom 25. Januar 1802, daß sie wenig Bedeu­tung haben. Es scheint, daß an diesen Markttagen ursprünglich auch Wall­fahrtszüge nach Kreuz kamen; wie dies noch jetzt an manchen Orten zu finden ist (Siegertsbrunn am Leonhardifest). In der Topographie von We­ning I, 208 vom Jahre 1701 heißt es: „Eine kleine Stundt von Zinneberg befindet sich ein Orth Creutz genannt, zu disem Schloß gehörig, allwo ein Kirchlein von zwey Bauernhöf verhanden, werden auch deß Jahrs vier Märckt allda gehalten.“

Urkundlich kommt Kreuz um das Jahr 1095 als Edelsitz vor, wo damals ein Heitfolch von Kreuz ansässig war.3 Um 1760 gehörten der Hof des Hanns Hinterrnayr,4 Stadl und Stallung zusammengefallen und öd, und der Hof des Franz Schneeberger, Mittermayr, zur Hofmark Zinneberg; beide waren ganze Höfe. Der Georg Mössner dagegen war um 1717 nach Schwaben steuerpflichtig. In Kreuz hatte der Pfarrer von Egmating beim Mayr und Westermavr einen Teil, die übrigen zwei Teile das Kollegiatstift in München, bei dem Mesner, 1/2 Lehen, hatte der Pfarrer allein den Ze­hent. Beim Urban in Schlacht bezog das Gotteshaus Kreuz den völligen Zehent.5

1 Westermayer, Stat. Beschreibung III, 244.
2 Kreisarchiv München:
3 Hundt, Cartular des Klosters Ebersberg 48.
4 Reichsarchiv..
5 Deutinger, Ältere Matrikeln II. § 322.

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Die Kirche ist ein romanischer Quaderbau, der um das Jahr 1200 gebaut und im 17. Jahrhundert verändert wurde.1 Westermayer 2 nennt den Sill gotisch, der später verzopft wurde. Der Chor ist etwas zusammengezogen. 41/2 m breit um 5 m lang, während das Schiff 6m breit und die ganze Kirche 16 m lang ist. Es scheint, daß das Schiff später an den Chor an­gebaut wurde. Auffallend ist das Viereck, das überall angewandt wurde.

Kirche in Kreuz 1909

Das Schiff ist mit einem glatten Tonnengewölbe versehen, mit netzartigen Rippen, mit Rosetten und mit spitzen Stichkappen. Besonders auffallend treten die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kielbogenfenster hervor, die hier ähnlich wie bei der Schwedenkapelle in Berganger angebracht sind. Im Westen befindet sich eine Spitzbogentür mit Kehle und Rundstab pro­filiert.1 Der viereckige Kuppelturm steht an der Westseite; an seiner Nord­seite liegt am Boden ein Grabstein ohne Inschrift mit einem Kreuz und den drei Seeblättern, die sich wohl auf den Oberseeonerhof beziehen.1 Auf dem Turme hängen zwei ziemlich große Glocken, die mit dem Bilde des Gekreuzigten und dem Bilde der Mutter Gottes geschmückt sind und 1842 von Hubinger in München gegossen wurden. Hinter der Orgel am Tür­pfosten steht der Name des Orgelmachers Johann Pfaffenbichler von Aib­ling 1795. Der Hochaltar ist der Mutter Gottes geweiht und es befindet sich

1 Kunstdenkmale 17. Heft 1373.
2 Westermayer, Stat. Beschreibung III, 244.

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auf demselben eine schöne Madonna, rechts der heilige Paulus, links der heilige Petrus, nebst zwei Reliquienschreinen. Die beiden Seitenaltäre sind den Aposteln Simon und Judas und Bartholomäus geweiht; auf dem rech­ten ist das Bild des heiligen Sebastian, auf dem linken das der heiligen Katharina. Die Kirche hat sechs Fenster, an der Südseite ein Gemälde, das die Himmelfahrt Mariä darstellt, eine Sakristei gegen Osten, einen großen Friedhof, der auch für Schlacht als Begräbnisstätte dient. Der Glocken­stuhl wurde 1827 um den Preis von 74 fl. aufgestellt. Das Kirchenvermö­gen betrug 1884 7014 Mk. rentierliches und 3079 Mk. unrentierliches Ver­mögen. Am Dienstag in der Kreuzwoche fand wahrscheinlich bis zur Sä­kularisation die herkömmliche Prozession von Glonn nach Kreuz statt, wo Predigt und heiliges Amt gehalten wurde. Kreuz hatte 1820 zwei Häuser und 12 Einwohner, 1884 drei Häuser und 21 Einwohner, 1905 drei Haus­haltungen und 17 Einwohner, 1933 18 Einwohner.

Schlacht

Begibt man sich von Glonn nach dem etwa 3 km nordwestlich gelege­nen Schlacht, so trifft man auf der alten Straße oberhalb Ursprung eine über 2 m hohe Säule ans Tuffstein, die zwar etwas roh behauen, aber nicht unschön geformt und mit einem schönen Aufbau versehen ist. In diesem sogenannten Marterl befindet sich gegenwärtig eine Darstellung der Flucht nach Ägypten, die oftmals auf einsamen Wegen über Berge anzutreffen ist. Kommt man nun durch das kleine Gehölz hindurch, so stoßt man gleich außerhalb desselben auf ein zweites Marterl mit der Muttergottes von Alt­ötting. Bevor man in die Ortschaft Schlacht kommt, steht auf der Anhöhe am Wege ein herrliches Feldkreuz, das auf Kosten des ehemaligen Konrad von Schlacht, Andreas Maier, im Jahre 1890 errichtet wurde.

Schlacht, Slat nach Westermayer,l wahrscheinlich „slathe“ (Befesti­gung mit Pfählen), nach Gotthard Uferbau mit Pfählen, ist ein ansehn­liches, auf einem kleinen Hügel gelegenes Dorf. Und in der Tat befindet sich mitten im Dorfe noch jetzt ein kleiner Weiher, der, obiger Erklärung des Namens mit Pfahlbauten Wahrscheinlichkeit verleiht. Schlacht = Schlag ist wahrscheinlich eine Rodung der ehemaligen Mönche zu Münster in frü­hester Zeit. Der Ort begegnet uns in der Matrikel1 im Jahre 1315 und 1524, woselbst eine Martinskirche von diesem Orte verzeichnet ist. Gegen­wärtig steht nur mehr der gotische Chor der früheren Kirche. Nur mehr das Gemälde auf der Flachdecke mit der üblichen Darstellung des heiligen Martin deutet die Martinskirche an. Der jetzige Altar scheint aus neuester Zeit zu stammen; doch das Muttergottesbild mit dem göttlichen Kinde in der Mitte des Altars, stehend, kunstvoll aus Holz geschnitzt, 1,15 m hoch, stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts.2 Ferner befinden sich auf diesem schönen Altar rechts die kleineren Figuren der Heiligen Florian, Rochus, Franziskus und Johann von Nepomuk, links die der Heiligen Leonhard,

1 Westermayer, Stat. Beschreibung III, 244. 2 Kunstdenkmale 17. Heft 1386.

S. 221


Franz Xaver, Antonius und Heinrich (?). Die drei Fenster sind mit Glasgemälden versehen und zwar rechts vorn der heilige Joseph, hinten der heilige Johannes vom Kreuz, gestiftet vom Pfarrer Grünauer von Egmating zur Danksagung vor größerem Unglück bei dem Brand im Pfarrhof zu Egmating 1897 (denn es bestand große Gefahr für die Kirche), links die heilige Elisabeth. Die Kirche hat eine Länge von 6½ m und eine Breite von

5 ½ m. Sie wurde 1897 von Luitpold Heim in Augsburg ausgemalt. Auf dem viereckigen Spitzturm auf der Westseite befinden sich zwei Glocken. von denen die eine die Jahreszahl 1692 und gloria in excelsis Deo P. II., die andere keine Inschrift trägt. Der Glockenstuhl ist mit der Jahreszahl 1819 versehen. Das Erbauungsjahr der Kirche ist unbekannt. Die Baupflicht hat die Kirche, in welche zwei Jahrtage ohne Vigil und eine Jahresmesse gestiftet sind. Das Vermögen betrug 1884: 1071 Mk. rentierliches und 1244 Mk. nichtrentierliches Kapital. Sämtliche Häuser von Schlacht hatten ursprünglich den Hausnamen zum Schreibnamen und waren zum Rentamt Schwaben steuerpflichtig mit Ausnahme des Geigers, der Untertan des Klo­sters Dietramszell war. Der Pfarrer von Egmating hatte in Schlacht bei einer Huben, acht Sölden und acht Lehen einen Teil Zehent, das Gottesbau einen und den dritten Teil der Wimmer von Schlacht. Beim Urban von Schlacht hatte das Gotteshaus Kreuz den völligen Zehent.1 Schlacht gehört zur Pfarrei Egmating, seit 1. April 1927 zur Pfarrei Glonn, zur Begräbnis­stätte Kreuz und zur Gemeinde Glonn. 1820 zählte es 16 Häuser und 82 Einwohner, 1884: 18 Häuser und 91 Einwohner, 1905: 17 Haushal­tungen und 97 Einwohner, 1933: 90 Einwohner. Die Bevölkerung treibt hauptsächlich Landwirtschaft. Nebenbei gibt es Maurer und Zimmerleute, einen Schmied und zwei Wirte. 1897 erbaute sich die Ortschaft Schlacht eine Wasserleitung mittels Widder vom Adlingerfeld aus.

Münster.

Münster (Münchsteur, rnonasterium = Kloster), Altmünster im Gegen­satz zu Neumünster, liegt von Glonn eine Stunde gegen Südwesten und hat als altes Kloster zur Zeit der Christianisierung der hiesigen Gegend eine große Rolle gespielt. Der Name weist auf ein Kloster hin, das wohl schon im 7. Jahrhundert seine Tätigkeit entfaltete und im 8. Jahrhundert wieder einging, weil so wenig Spuren von der Tätigkeit dieser Glaubensboten auf unsere Zeit herüber gekommen sind. Höchst wahrscheinlich kamen diese ersten Mönche zur Bekehrung der Heiden von Salzburg (Rupert) und erst später von Chiemsee. Münster scheint ein Hauptkloster in unserer Gegend auf der Grenzscheide zwischen der Freisinger und Salzburger Diözese ge­wesen zu sein. Leider weiß man von diesen Glaubensboten nur wenig und von dem Kloster fast nichts mehr. Die Kirche in Münster ist am 19. August 1130 zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers eingeweiht worden.

Urkundlich findet sich ein Wolfolt von. Münster um das Jahr 1145 als Zeuge zu Tegernsee.2 Im 14.Jahrhundert hatte Münster Otto von Spielberg

1 Deutinger, Ältere Matrikeln II, 529.
2 M. B. VI, 83.

S. 222


in Besitz.1 Der Pfarrer von Egmating hatte bei drei Höfen und zwei Huben einen, der Stettner von Thal einen und das Gotteshaus Münster und die Bruderschaft zu Glonn den dritten Teil Zehent. Beim Reiserthaler hatte der Pfarrer den einen, der Stettner den anderen und das Gotteshaus Mün­ster den dritten Teil.2 Frau Magdalena Zächerlin geweßec Wirtin zu Glonn hat durch ein Testament vom 2. Dezember 1648 ihren eigentümlichen (drei Teile) Zehent zu Münster dem Schulmeister zu Glonn vermacht.3

Interessant ist die Kirche in Münster wegen des spätgotischen Stiles (1500). Der Turm gehört dem 18. Jahrhundert an, ist unten quadratisch,

Kirche in Münster 1939

oben achteckig und mit einer Kuppel gekrönt. Auf dem Hochaltar befindet sich eine schöne, altdeutsche Madonna aus der ersten Hälfte des 16. Jahr­hunderts, die auf beiden Händen das Christuskind trägt. Zu beiden Seiten befinden sich der heilige Paulus und der heilige Johannes der Täufer. Die Kirche hat auch zwei Seitenaltäre; der eine ist dem heiligen Augustin, der andere dem Apostel Judas Thaddäus geweiht. Das Patrozinium wird am Tag des heiligen Johannes des Täufers gefeiert, die Kirchweih war früher am Sonntag darauf. 1895 veranstalteten Dr. Fastlinger und Dr. Lebsche eine Grabung im Friedhof zu Münster nach der sogenannten Gruft. Es trat ein ziemlich ausgedehntes eineinhalb Meter tiefes Gebeinfeld zutage. Etwa um 1900 wurden nicht weit davon Plattengräber ausgehoben.4 Seit 1. April 2927 gehört Münster zur Pfarrei Glonn.

Spielberg.

Gerne wandern die Glonner zu der ungefähr eine Stunde südlich von Glonn entfernten Brauerei. Spielberg. Einerseits ladet zu einem solchen Aus­flug der schöne Fußweg dorthin ein, anderseits die vortreffliche Atzung

1 M. B. VIII, 183.
2 Deutinger, Ältere Matrikeln II, § 322.
3 Pfarrarchiv Glonn.
4 Monatsschrift des Histor. Vereins von Oberbayern 1896.

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mit gutem braunen Naß. Auf dem Wege nach Spielberg wandelt man über die Wiesmühle und das Reisental zwischen herrlich grünen Wäldern und Wiesen, den leise murmelnden Kupferbach entlang. Schon manchem Wan­derer wird es sonderbar vorgekommen sein, warum diese Brauerei an einem so abgelegenen und einsamen Platze erbaut wurde. Allein früher war in Spielberg keine Brauerei; die jetzige reicht etwa auf 1860 zurück. Zuvor waren es zwei Bauernhöfe. Während des Krieges wurde die Brauerei auf­gelassen.

Hofmark Egmating um 1700

Der Name Spielberg, Spiliperga,1 soll mit dem lateinischen Worte spe­cula = Wartturm zusammenhängen. Edle von Spielberg2 kommen schon um das Jahr 950 vor, wo Adalfried im Kloster Ebersberg als Zeuge er­scheint. Um 1040 kommen ein Otto, 1048 ein Poubo, 1140 ein Sighart und noch verschiedene andere Namen vor. Ein Friedrich von Spielberg stand 1327-43 als Propst dem Kloster Beiharting vor. Ein Otto ließ sich in Mün­ster nieder. Dem Konrad von Spielberg, gestorben 1410, hatte seine Gattin Christina 18 Kinder geboren. Eines von diesen, Heinrich, hatte vier Söhne: Otto ließ sich in Leubersdorf nieder, Heinrich trieb das Schuhmacherhand­werk in Spielberg, Friedrich und Martin waren ohne Bedeutung. Spielberg wurde alsbald in mehrere Teile zerrissen. Nach und nach ging das Lehen­recht über dieses Gut an Leonhard Paumgartner und von diesem an Herzog Wilhelm über, der es der Hofmark Höhenrain einverleibte. Die Stöckl zu Schwatz3 Jörg und Hanns kauften 1503 den halben Hof zu Spielberg von Lorenz Schuster von Walpersdorf und noch anderen. Doch die Stöckl von Schwatz verkauften die Hofmark Höhenrain und den halben Hof zu Spiel­berg 1507 um 8700 fl. wegen Überschuldung an Leonhard Paumgartner zu Stubenberg. Dieser kaufte 1513 die andere Hälfte. Wie lange nun Spiel­berg mit der Hofmark Höhenrain vereinigt blieb und welche die Besitzer in den letzten Jahrhunderten waren, war aus den vorliegenden Quellen nicht

1Westermayer, Stat. Beschreibung 111, 245.
2 Deutinger IV, 121. Eine ausführliche Geschichte der Spielberger.
3 Widemann, Geschichte von Höhenrain 1846.

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zu finden. Etwa um 1800 war Widmann Besitzer von Spielberg, Seidl hatte es etwa von 1870-1890. Loidl seit 1890. Während des Krieges verkaufte Loidl Spielberg an Zinneberg mit 220 Tagwerk Grund und erwarb das Schmidbauernanwesen in Staudhausen bei Götting. Von 1917-1935 war Alois Loidl Besitzer von Spielberg, der es von Zinneberg kaufte. Von diesem kaufte es ein Weller als Auslandsdeutscher. 1935 kaufte Spielberg Dr. Alfons Heilmann aus München. 1938 wurde Spielberg an Karl Faatz, Mühlenbesitzer in Leutershausen, verkauft..Alte Personen erzählen, daß in Kriegszeiten die Leute ihre wertvollste Habe nach Spielberg brachten. Dort hielten sie dieselbe wegen der Abgelegenheit des Ortes für sicher; besonders versteckte man dort bildsaubere Mädchen und schöne junge Pferde.

Das Wappen der Spielberger führt im Schilde drei weiße Würfel im roten Felde, unten drei gelbe Pichelein, oben auf dem Felde einen Wür­fel in einer Krone, auf dem oberen Spitz einen Federbusch. Hundt nennt die Edlen von Spielberg vermögliche Leute. Spielberg gehört zur Gemeinde Höhenrain, zur Pfarrei Egmating, zur Schule Helfendorf, zur Post Glonn, zur Begräbnisstätte Münster, 1924 wurde es nach Frauenreut eingepfarrt.

Weiterskirchen, Gailling.

Weiterskirchen (Waiderskürchen, Aytterßkirchen, Watterskirchen, volkstümlich Wallischkirch) kommt wahrscheinlich von einem Eigennamen, liegt ungefähr eine Stunde südöstlich von Glonn, außerhalb Haslach nahe der Einöde zum Westerndorfer, die erst seit 1900 im Besitze von Zinneberg ist. Dieser Ort gehört zur Pfarrei Schönau und zur Gemeinde Beuern.

Urkundlich kommt Weiterskirchen um 1160 vor, wo ein gewisser Rit­ter mit Namen Wichmanus von Waitherskirchen ein Gut dem heiligen Se­bastian in Ebersberg vermacht.1 Ein Kreuzgang nach Weiterskirchen fand von Glonn aus früher am Montag in der Kreuzwoche statt.2 Die Kirche ist um 1642 gebaut worden; die Jahreszahl steht am Eingang und über dem Chorbogen. 1644 ist die Kirche auf Einladung des Pfarrers von Glonn vom Herrn Weihbischof am Sonntag nach Martini eingeweiht worden; in Glonn wurde am Abend und am Montag darauf die heilige Firmung gratis ge­spendet.2 An der Nordseite des Chores ist oben die Figur eines Fisches ein­gefügt worden. Es geht die Sage, daß die Bauleute vom Kloster Beiharting von den Fischweihern bei Biberg so viele Fische zum Essen bekommen ha­ben, bis sie sich davon einen Ekel angegessen hatten; zum Andenken daran sollen sie einen Fisch in der Mauer verewigt haben. In den Kunstdenk­malen (Heft 17 S. 1403) befindet sich eine Abbildung und genaue Be­schreibung der Kirche und es wird besonders der reiche Aufbau des Hoch­altars, die schöne Madonna mit dem Kind, St. Sigismund in fürstlicher Pracht, St. Stephan mit dem geschürzten Gewand, der ritterliche Florian und die anmutig bewegte Magdalena hervorgehoben. Alle diese Figuren ge­hören der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts an. Ferner sind noch erwähnenswert

1 Cartular des Kl. Eb.ersberg. Abhandl. d. A. d. W., 14. Bd., 3. Abt., III, 47.
2 Ordinariatsarchiv.

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Inneres der Kirche in Weiterskirchen 1939, Altäre um 1640

Anna selbdritt auf dem nördlichen Seitenaltar, Maria und das Christkind auf dem Schoße haltend, auf dem südlichen Seitenaltar die schöne Pieta mit dem Leichnam Christi aus dem Anfang des 15. Jahrhun­derts. Alle diese Figuren sind wahrscheinlich aus der früheren Kirche her­über genommen worden. Das Patrozinium wird an Mariä Namen gefeiert. 1866 wurde die Kirche auf Kosten des Wundarztes Georg Maier von Glonn renoviert. Weiterskirchen war zum Rentamte Schwaben steuerpflichtig. 1807 hätte man die Kirche abgebrochen, aber die Bauern haben ihre eigene Kirche gekauft, und so vor dem Untergang gerettet; damit haben sie wohl auch die Baulast erhalten.
In Widding (Witting) befanden sich um 1717 zwei Häuser, die eben­falls zum Rentamte Schwaben gehörten.1

Berganger.

Berganger (Perchanger, Perahhanga2 = Hang oder Wang, Anger am Berg und kommt schon um 764 urkundlich vor3), wo ein Adalfrid von Berganger durch Bischof. Aribo die Kirche einweihen und den Altar kon­sekrieren ließ. In frommer Gesinnung errichteten Adalfrid und Ribherus und eine fromme Frau in Berganger eine Kirche und ließen den Bischof Aribo von Freising (764-783) zur Kircheinweihung und zur Altarkon­sekration kommen. Hierauf übergab der vorhingenannte Rihherus den Platz,

1 Kreisarchiv München.
2 Freudensprung, Studienprogramm 1855
3 Meichelbeck I, 79.

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auf dem die Kirche (Oratorium) stand, dem Bischof Aribo in Freising, zu­gleich übergab die obengenannte fromme Frau den dritten Teil ihrer Ein­künfte zum Oratorium und zur Bischofskirche in Freising. Zwei Teile be­hielt sie zurück für sich selbst bis zu ihrem Tode. Dem Priester Adalffrid wurde dieses Benefiziun an der Kirche in Berganger übertragen. Als Zeu‑

Madonna in Weiterskirchen 1640

gen sind unterschrieben: Ratolt, Unalto, Lantperht, Hantumi, Hramperht, Unolfperht, Ringinperht, Alprih, Ratperht. Die um 1500 erbaute Kirche ist spätgotisch, mit drei Altären versehen, von denen der Hochaltar der Mut­ter Gottes, der eine Seitenaltar den Heiligen Drei Königen, der andere dem heiligen Korbinian geweiht ist. Die Kirche hatte vor 50 Jahren einen Sattel­turm und 1910 wurde die Kirche gegen Westen um 6 m verlängert. Die Einrichtung der Kirche ist neu, nur einige alte Figuren befinden sich in der Kirche. 1920 wurde eine Expositur errichtet, wozu 130000 Mk. gesam­melt wurden. Das Expositurhaus kostete 47000 Mk. Expositus war damals Epimach Riester, der von 1920-1935 in Berganger war. Der jetzige Ex­positus heißt Josef Albertshauser. 1807 wollten die Bergangerer schon eine eigene Pfarrei, allein der Pfarrer Georg Lodermann von Schönau gab es

15*

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Berganger mit Schwedenkapelle 1937

nicht zu, indem ja der Kooperator von Schönau in Berganger stets den Gottesdienst halte. Berganger liegt eine Stunde östlich von Glonn, ist eine Filiale der Pfarrei Schönau und gehört zur Gemeinde Beuern. Zwei Bauern von Berganger und zwar Johann Seidl und Balthasar Mair waren Unter­tanen der Hofmark Zinneberg, die übrigen Bewohner gehörten zum Rent­amte Schwaben. Im Jahre 1907 wurde in Berganger ein Schulhaus gebaut und die Eröffnung fand am 19. September statt. Die Schulstelle wurde de Schulverweser Lautbacher Georg übertragen. Sein Nachfolger war Lehrer Stengel, der infolge einer Krankheit vom Kriege 1916 starb. 1916 kam Lehrer Leonhard Gebhart nach Berganger, der bis heute noch dort ist. Bis  1800 gingen die Kinder zum Klausner nach Hohenthann, wo 1807 eine Schule gebaut und mit einem weltlichen Lehrer besetzt wurde. Nachdem aber 1830 in Netterndorf ein Schulhaus gebaut wurde, gingen die Kinder von Berganger nach Netterndorf in die Schule bis 1907. – In Berganger wurden neue Häuser gebaut: beim Weber, Johann Huber, Frey.

Bemerkenswert ist die Schwedenkapelle südwestlich von Berganger­ die zur Danksagung für die Rettung von den Schweden und für die Bewah­rung vor der Pest 1632 errichtet wurde. Die Schweden haben damals wegen eines dichten Nebels den Weg in die Ortschaft nicht gefunden. In den Kunstdenkmalen (57. Heft S. 1338) befindet sich eine Abbildung und ge­naue Beschreibung dieser Kapelle, wo besonders die geschweiften Spitz­bogenfenster, der vom Jahre 1666 stammende und seit 1895 von der Kirche in Berganger entfernte Altar, die geschweifte spitzbogige Türe hervorgeho­ben werden. Berganger besitzt heute noch ein Wahrzeichen fürstlicher Gunst, mit dem es folgende Bewandtnis hat: „Im Jahre 1591 wallfahrteten die Herzoge Wilhelm V. und Max I. zu Fuß nach Duntenhausen und über­nachteten im Kloster Beiharting. Auf dem Rückwege kamen sie, in brennen­der Sonnenhitze und vom Durste gequält, zum Mittermaiergute in Berga­nger und verlangten von der Bäuerin Milch zur Löschung des Durstes. Nach gepflogener Ruhe fragten sie wie viel Uhr es sei. Auf die Entschuldi‑

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Schulkinder in Berganger mit Expositus Riester und Lehrer Gebhart

gung der Bäuerin, es gäbe im Orte keine Uhr, machten die hohen Gäste das. Versprechen, sie werde eine Uhr und zwar in ihrem hause erhalten.“ Diese Uhr befindet sich noch in Berganger beim Wirt und ist noch in gutem Zustande. Bis zur Säkularisation bestand sogar eine Fundation von den beiden Herzogen zur Bestreitung der Reparaturkosten.

Zwischen Berganger und Gailling befand sich die etwa um 1860 erbaute und nicht geweihte Huberkapelle (wurde in den letzten Jahren abgebro­chen). Von Gailling gehörte um 1760 der Kaspar Jakob zur Hofmark Zinneberg,l die übrigen zum Rentamte Schwaben. Daher gehen auch heute noch die Kinder von einem Hause in Gailling (Spitzer) nach Glonn in die Schule und dieses einzige Haus gehört auch zur Pfarrei Glonn.

Thal.

1/4 Stunde östlich von Höhenrain und 1/2 Stunde westlich von Jakobs­beuern ist die friedlich und still in einer Niederung liegende Ortschaft Thal, wo schon um 1109 ein Leonhard von Thal als Zeuge vorkommt.2 1250 ver­kauften die Brüder in Schäftlarn ihre Kurie in Thal an das Kloster Beyhar­ting um 22 Talente. 1258 überließ der edle Ritter Leonhard von Thal und seine Gemahlin den Ort dem Herzog Ludwig dem Strengen, der dann vier Priester und zwei Laienbrüder von Aldersbach hieher setzte. Lienhart von

1 Reichsarchiv.
2 Oberb. Archiv, VII. Geschichte von Kirchdorf.

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Thal gab diesen Priestern seinen Hof, er selbst ging in ein Kloster und wurde Geistlicher; ebenso ging seine Hausfrau in ein Kloster. Diese Priester bauten in Thal eine Kirche und ein Schlafhaus und blieben dort drei Jahre, gaben aber diesen Ort wegen Armut wieder auf. Doch gehörte die Hofmark Thal bis zur Säkularisation zum Kloster Fürstenfeld, dem es Ludwig der Strenge geschenkt hatte. Beständig befanden sich in Thal zwei Konventualen.

Das Kirchlein ist im Schiff noch gotisch, im Presbyterium dagegen im Renaissancestil erbaut. Auf dem Altar ist die heiligste Dreifaltigkeit dar­gestellt. An der Wand befindet sich eine interessante, ziemlich große Votiv­tafel von 1800, welche das Eindringen der Franzosen zur Anschauung bringt. In ThaI hat man in den letzten Jahren Vorzeitgräber entdeckt. Es waren Reihengräber, von denen zwei Skelette in großen Gruften aus dünnen Tuff­steinplatten beigesetzt waren. Die Gräber enthielten keine weiteren Bei­gaben. Auch bei den anderen Gräbern fand man keine Beigaben.

Gedenktafel in Thal.

„Anno 1800 d. 5. Dez. bei der Nacht als die Französischen Tragoner von Beyern herabmarschierten und weil wir kurz zuvor schon von den Franzosen in etwas geplündert wurden, war der Schrecken noch grösser, da sich etliche Weiber und Kinder in die Kirche einsperrten und zu läuten anfingen: da glaubten sie, man habe das Zeichen gegeben wieder sie zu stürmen, fangten an zu tribulieren mit Stossen mit Karabinern und eilten dem Kirchlein zu und schrieen, das wird verbrannt. In diesen Drangsalen nahm ich mein innigstes Vertrauen zu der hl. Dreifaltigkeit. Ich fange zu bitten an und mit vielen guten Worten gingen sie mit mir und wurden ganz ruhig in mein Haus und zogen des anderen Tages ab. Sie begehrten 10 Karolinen, aber mit vielen Bitten geht es mit wenig ab und zur schuldigen Dankbarkeit der hl. Dreifaltigkeit und zum Andenken der Nachwelt hat diese Tafel malen lassen Jos. Dünstenhofer in Thal.“

Höhenrain.

Auf der Landstraße in südlicher Richtung von Glonn über Laus gelangt man in zwei Stunden nach Höhenrain, auf dem Fußweg über Mattenhofen am Glonnfluß entlang in eineinhalb Stunden. Ein dritter Weg führt von Glonn nach Höhenrain auf der Frauenreuter Straße bis in den Wald außer­halb Überloh, wo links ein rot markierter Waldweg über Walpersdorf. Krügling und Reisachöd nach Höhenrain abzweigt. Das schmucke Dorf Hö­henrain ist in der Umgebung der schönste Aussichtspunkt über die ganze Alpenkette. Es befand sich beim Schloß eine gute Wirtschaft mit Aussichts­turm, ein Schloß mit Brauerei, schattigem Garten und prächtigen Ausblick in das Glonntal mit seinen zahlreichen Mühlen.Bei Meichelbeck kommt Höhenrain 828 urkundlich vor. Schon frühzeitig gab es Edle von Höhenrain. 1133 kommt ein Eberhard von Höhenrain vor.1

1 Wiedemann, Geschichte der Hofmark Höhenrain; enthält eine aus­führliche Geschichte dieser Hofmark.

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Mit Georg von Höhenrain, der 1487 starb, erlosch das Geschlecht der Höhen­rainer. 1496 brachte Kaspar Winzer zu Sachsenkam, Pfleger zu Tölz, die Hofmark Höhenrain an sich; diesem kauften sie die Stöckel Jörg und Hanns von Schwatz um 8600 fl. im Jahre 1502 ab. 1503 erwarben diese beiden auch den halben Hof zu Spielberg. 1507 brachte Höhenrain um 8700 fl. Leonhard Paumgartner zu Stubenberg an sich; dieser kaufte 1513 die an­dere Hälfte des Spielberger Hofes. 1536 fiel Höhenrain dem Herzog Wil­helm IV. zu. 1544 vertauschte der Herzog Wilhelm die Hofmark Höhen­rain an Georg den Taufkirchner gegen die Hofmarken Taufkirchen und Westerheim gegen Daraufgabe von 2650 fl. 1621 würde die Hofmark um 31500 fl. an Hanns Sigismund zu Törring Jettenbach verkauft, der sie 1622 an Martin Jocher abtrat. Die Erbtochter aus diesem Geschlecht, Ma­ria Regina, heiratete 1683 Georg Dietrich Khuen, Graf Pelasv zu Camer im Pinzgau, und brachte so Höhenrain an dieses Geschlecht; 1714 fiel Höhenrain als Erbe an die Theatinermönche zu München, welche es 1720 an Johann Georg Mösserer verkauften. 1742 erbte Höhenrain Antonius Kern, ein Sohn der Frau des Mösserer aus erster Ehe. Dieses Geschlecht war keine hundert Jahre auf Höhenrain, bis es in den Besitz des Grafen Max Arco­Zinneberg überging. Etwa um 1850 kam das Schloß Höhenrain an die Katzmeier. Höhenrain wurde 1918 an den Verein für Ferienkolonie Mün­chen verkauft. Das Schloß wurde in ein Kinderheim umgewandelt, haupt­sächlich für Mädchen. Es können in dem Heim 125 Kinder untergebracht werden. Katzmeier kaufte die Wirtschaft in Kleinhöhenrain.

Expositur Jakobsbeuern

Nach Aufzeichnungen des Expositus Waltl (1806) und des
Lehrers Schober (1882).

Dem langsam sich dahinwindenden Glonnfluß entlang wandernd, bei Haslach an der Kolomanskapelle vorbei über Bretzen gelangt man in einer Stunde auf die fruchtbare Hochebene zu Jakobsbeuern, wo sich ein pracht­voller Ausblick auf die südliche Landschaft und die ganze Alpenkette ent­faltet.
Der Name Jakobsbeuern (in alten Urkunden stets Pevern. Peyrn, Beim, Pacvren, Beurn; bei Meichelbeck und in den Mon. Boic.: Burren, Burin, Ihangentin = pairra, = parum, = peuren; jetzt Baiern geschrieben) bedeutet mittelhochdeutsch „buren“, althochdeutsch „burin“. Bur = haus oder Bauer, huren = bauen, bewohnen: also zu den Häusern oder Bewoh­nern (am Abhange). Der Pfarrherr Schmalzmair schrieb gewöhnlich Jakobs­beyrn, weil der heilige Apostel Jakobus Patron der dortigen Kirche ist. Die Kapuzinerkollektoren nannten es auch Glonnbeuern wegen der Lage am Glonnflusse.

Bereits um 846 kommt Beuern urkundlich vor, indem am 15. August die Edlen Diakon Ato und sein Bruder Milo ihren Besitz zu Schönau, Biherg und Beuren (Purron) übergeben.1 Zwischen 856-860 tauscht Bischof Anno

1 Bitterauf, Die Traditionen d. Hochst. Freising N. 685, 779, 817.

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Beuern von Stroblberg aus

von dem Laien Tuoto gegen fünf Morgen zu Purra Ackerland und Wald ein,2 und zwischen 859-864 von dem edlen Reginfrid gegen Liegenschaf­ten zu Beuern solche zu Glonn. Unter Bischof Wolfram (936-938) kommt Hangentinpurum vor, der eine Hube zu Beuern an den edlen Meginhart vertauscht.1 Eine ähnliche Verhandlung fand wegen eines Besitzes in Han­gentinpairra zwischen dem Bischof Lampert (938-957) und dem edlen Arnolt statt.1 Oberbayr. Archiv 14. 163. Zwischen den Jahren 1137-1140 erscheint Qudalrich von Pang als Zeuge im Kloster Weihenstephan mit sei­ner Gemahlin Fridruna und schenkten dem Kloster ihren Besitz in Althal­mingen (Antholling). Am 5. Juni 1560 (Oberb. Archiv 7. 259) entsagten die Geschwister und Freunde, Herr Christoph Caplan in Baiern, Georg Mittermüller aus der Glonner Pfarr, für sich und im Namen ihrer Geschwi­ster Ursula, Walbura und Jörgen Khufners von Kaps; ebenso entsagte Leon­hard Rumppl von Hofberg für sich und seine Geschwister als Herrn Hans Pfarrer zu Glonn. Wolfgang Kholler zu Mattenliofen, Caspar, der noch ledig ist, Anna Hindtermair von Reidt . . . Leonhard Zehetmair von Baiern im Namen seiner Hausfrau Margaretha ihren erblichen Anteil an dem Gut Reisachedt. das Hans Khulbinger besitzt und das ein Lehen des Dionys Mar­zeller zu Innerthann ist. Am 6. Dezember 1561 übergaben Hans Khulbin­ger und seine Hausfrau Barbara dem Gotteshaus zu Höhenrain ihr Gut zu Reiseredt und gelobten jährlich 4 fl. 3o kr. zu geben. Bischof Enicho von Freising verlieh 1294 einen Ablaß für die Kirchtrachten, die nach Beyhar­ting wallfahrteten; unter diesen befand sich schon Hangentenpeuren.2

Die Expositur Beuern gehört zur Pfarrei Glonn, bildet aber eine eigene Gemeinde mit dem westlichen Teil der Pfarrei Schönau. Die Gemeinde Beuern grenzt im Osten an die Gemeinde Hohenthann, südöstlich an Beyharting,

1 Meicheibeck, Hist. F. 1, 2, Nr. 1002, 1060.
2 Mon. Boje. V, 469.

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gegen Süden an Kirchdorf, südwestlich an Höhenrain. gegen Nor­den an Glonn, Moosach und Bruck. Die Gemeinde Beuern zählt 725 Ein­wohner, ist 7,4 km lang, 4,6 km breit und umfaßt 1968 ha. An Äckern und Gärten besitzt sie 1924, an Wiesen 1994, an Haus- und Hofräumen 36, an Waldungen 1464, an Ödland und Wegen 348, an Gewässern 7 Tagwerk. Der sogenannte .“Beurer Winkel“ ist ein Höhenzug zwischen Glonn, Moos­ach und Branau; es sind lauter kleine Dörfer und Einöden über dlas ganze Gebiet ausgestreut. Eine wunderbare Fernsicht besonders gegen Osten und Süden genießt man vom Steinberg bei Antliolling, vorn Stroblberger aus nach allen Richtungen. Bekannt ist Beuern durch vieles Obst; ein rühriger Obstbauverein gibt zur Obstbaumzucht stets neue Aneiferung.

Zu Jakobsbeuern gehören sonderbarerweise nur die drei Häuser bei der Kirche, der Zehetmair, Wagner und Falter. Die Entfernung von Glonn beträgt 5 km. Der Zehetmaierhof gehörte ursprünglich zum Hochstifte Freising.

Antholling (Anthialminecn) „bei den Nachkommen des Anthelm“, mit 7 Häusern und 29 Einwohnern, liegt von Beuern 1/2 km östlich und ist einer der schönsten Aussichtspunkte. Wahrscheinlich hat der Ort von dem ersten Ansiedler Antheim seinen Namen bekommen. Zwischen den Jahren 1137 und 1140 erscheint Udalrich von Pang als Zeuge im Kloster Weihen­stephan und gleich darauf schenken eben dieser Udalrich und seine Gattin Fridruna von Giebingen demselben Kloster ihren Besitz zu Anthalmingen. Sie übergaben einstweilen das Gut dem Eberhard von Pfaffing und nach Udalrichs Tod blieb seine Gattin gegen Entrichtung von fünf Denaren jähr­lich in dessen lebenslänglichen Besitz.1

Bretzen liegt 1 km nordwestlich von Beuern. unterhalb des Berges auf einer kleinen Anhöhe. Über den Namen läßt sich nichts Bestimmtes sagen. Freudensprung erklärt „Pretzen“, prezzun als ein Dorf in Form einer Bretze oder eines Ringels. Bei Meichelbeck kommt zwar prezzun vor, aber es ist das Bretzen bei Erding. Der Erzbischof Hartwig von Salzburg tauschte um 1005 von einen gewissen Wezil Besitzungen in Bretzen ein.2 Früher waren in Bretzen vier Häuser, aber das Kaiserhaus ist eingegangen und das Singerhaus ist in den Besitz der Obermühle gekommen und dient jetzt dem Verein für die verwahrloste Jugend als Erziehungsheim. Bretzen wurde nach 1910 vom Verein für die verwahrloste Jugend ganz aufgekauft. Um 1884 wohnten in Bretzen 21 Personen.

Einhaus ist eine Einöde (Ainhaus. Einhausen) 2 km östlich von Beuern.

Engerling (Englring, Engelheringen) kommt wahrscheinlich von einem Eigennamen Engilheri. Dieser Ort liegt 2 km nördlich von Beuern und hat zwei Häuser.

Esterndorf (Österndorf, gegen Osten gelegen) besteht aus Ober- und Unteresterndorf, liegt 2 km östlich von Beuern, hat zehn Häuser und 53 Ein­wohner. Das Liedlhaus wurde 1871 und das Frommhaus 1882 neu gebaut.

1 Oberb. Archiv XIV, 163; Meichelbeck 1, 2, Nr. 202.
2 Mitteilungen des Instituts für österreich. Geschichtsforschung III, 94.

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Feuerreut ist eine Einöde und deutet, wie der Name schon sagt, eine
Rodungsstelle an, die mit Feuer ausgerodet wurde. Im Volksmund heißt
es auch Fuirreit, Föyrreit. Dieses Haus liegt 3 km östlich von Beuern. Frauenbründl ist eine Einöde, die 2,5 km nördlich von Beuern liegt. Haus liegt 1 km südlich und hat 2 Häuser.

Dorflinde in Netterndorf 1938

Hochreut ist eine Einöde. die 2,5 km südlich von Beuern auf einer etwas hohen Rodungsstelle liegt. Südwärts davon befindet sich der sog. Schloßberg, um den auf einer Seite etwas Wasser läuft; auf der anderen Seite zieht sich ziemlich weit unten neben dem Berg ein tiefer Graben hin, der gegen Osten den Hügel durchschneidet; es scheint, daß von dieser Seite aus eine Zugbrücke zum Schloß führte. Die Anlage des Berges zeigt, daß der natürlichen Lage an manchen Stellen künstlich nachgeholfen wurde. Der Expositus Georg Waltl schreibt um 1806, daß man dort vor einigen Jahren nach einem Schatz gegraben und trotz der aufgewendeten Mühe keinen gefunden habe. 1795 wurde die Schatzgräberei beim Hochreiter in Hochreut erlaubt, aber es durften keine abergläubischen Dinge getrieben werden. Es bildete sich ein Konsortium von acht Personen zum Schatz­graben auf dem Schloßberg in Hochreut, aus München, Dachau, Oberpframmern

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und Beuern. Die Aufsicht hatte der Gerichtsdiener Martin Straßberger von Oberpframmern. 14 Tage lang hat man gegraben, aber man fand nichts als einige Mauerreste und so stellte man die Grabungs­arbeit wieder ein. Der Benefiziat Schmid hat den Schloßberg benediziert.

Hub liegt 1/2 km südlich, hat 2 Häuser und 13 Bewohner.

Kohlibründ (Köhlbründl, Kehlbründl, „Quellbründl‘) ist wahrschein­lich durch die schlechte Aussprache so verunstaltet worden. Das „Qu“ ist den Leuten zu hart zu sprechen und so machen sie ein „k“ daraus. Diese Einöde liegt 2 km östlich von Beuern an einem Quellbrunnen.

Kulbing kommt wahrscheinlich von einem Eigennamen Chulpinc oder Chulwing und erscheint bereits im Jahre 1244 in einer Urkunde des Klo­sters Beyharting, wo ein Heinrich von Watterskirchen sein Gut zu Kulbin­gen der Kirche zu Beyharting übergibt.1 Ferner kommt es in einem Stif­tungsbrief des Klosters Fürstenfeld im Jahre 1266 und in einem Bestäti­gungsbrief desselben Klosters vom Kaiser Ludwig 1331 vor. Kulbing liegt 2 km nördlich von Beuern mit 4 Häusern und 25 Einwohnern.

Lindach (Linde und Ahe) ist eine Einöde, die 1 km nördlich von Beuern liegt. Den Namen hat es von einer Linde und dem in der Nähe vor­beifließenden Wasser.

Die Einöde Mittermühle liegt gerade in der Mitte zwischen der Ober-und Waslmühle.

Am Moos befindet sich ein Häuschen nahe an der Mittermühle und nicht weit davon der Moosgeiger.

Netterndorf (Nörderndorf, Nordendorf) = gegen Norden gelegen und 1,5 km von Beuern entfernt, ist der größte Ort in der Expositur. Er hatte 10 Häuser mit 66 Einwohnern (1884). Dieser Ort kommt in den Urkunden des Klosters Weihenstephan und Fürstenfeld um 1266 und 1331 vor. In den Mon. Boic. IX, 443 vom Jahre 1156-1172 kommt ein Heinrich Ru­dolph von Nordendorf vor. Auch Edle von Netterndorf soll es in früherer Zeit gegeben haben und das Zwenghäusl beim Sommerer soll nach al­ter Sage noch ein Überbleibsel von dieser Herrschaft sein. Dies ergibt sich auch aus einer Urkunde beim Sommerer vom 11. Mai 1610, in der es sich um Aufteilung von Grundstücken, Fischwasser, Obst und Holz handelt zwischen dein Sommerer und Christlbauern, beide benachbart und geweßte Zwengische Hintersassen. Daraus ergibt sich, daß hier einmal eine Herrschaft hauste, die Untertanen hatte. Alte Leute sagen, daß in alter Zeit unter der Linde in Netterndorf auch Gericht gehalten wurde und Ver­urteilte im Zwenghäusl (Zwinger) eingesperrt wurden. Der Fischweiher neben dem Stroblbergerholz gehörte damals dem Sommerer. Nach einem Leibgedingsbrief vom 17. Jenner 1726 gehörte das Sommerer- und Kainzengut in Netterndorf zum Kloster Weihenstephan, wohin sie jährlich 8 fl. 20 Pfg. und eine Henne abliefern mußten.

1 Mon. Boic. ‚1, 464; IX, 92.

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Piusheim

Das Piusheim

Im Glonnntale waren seit alter Zeit drei behäbige Mühlen: Obermühle, Waslmühle und Mittermühle. Die Besitzer der Obermühle waren von 1640 bis 1717 die Obermüller, von 1717 bis 1740 Neumeur, von 1740 bis 100 Neuner. Hierauf ging die Obermühle in den gemeinsamen Besitz des Post­halters Wagner sen. in Glonn und des Johann Katzmair von Höhenrain über. Als nach dem Erlaß des Zwangserziehungsgesetzes in Bayern im Jahre 1902 für erziehungsbedürftige Knaben geeignete Anstalten gesucht wurden, erwarb der schon seit 1852 bestehende in München-Au gegründete katho­lische Verein zur Erziehung verwahrloster Jugend im Jahre 1905 die Ober­mühle. Der 2. Vorstand des Vereins, Dr. Leopold Menzinger, Rechtsrat in München, der gern in Glonn weilte, hatte die Lage als geeignet erkannt, um dort junge auf Abwege geratene Menschen auf rodungsbedürftigen Grund­stücken zu beschäftigen und sie in ländlicher Abgeschiedenheit zu innerer Einkehr zu bringen. Weitere Anwesen in Bretzen, Schwaig und in Moos kamen dazu. Es gab mehr Ödland fruchtbar zu machen als die alten Besitzer vermochten. Niemand brauchte verdrängt werden. Die Wasserkraft bei der Obermühle wurde 1908 ausgebaut, mit einem Werkstättengehäude ver­sehen, eine Turbinenanlage für Licht- und Krafftstromerzeugung wurde errichtet, die eine Abnehmergenossenschaft mit Strom versieht. Die Wasser­kraft wurde durch den Ankauf der Mittermühle 1910 und der Waslmühle 1921 verstärkt. Mit dem 1927 erworbenen zweiten Bretzener Anwesen ist der Besitz der Anstalt auf 480 Tagwerk angewachsen und hat damit die für die Selbstversorgung seiner zeitweise auf 200 Zöglinge angewachse­nen Belegschaft nötige Größe erreicht. Mehr als die Hälfte des Bodens wurde erst durch die Entwässerung brauchbar. Die Trockenlegung des Bodens und die Rodungen gab den Zöglingen reichlich Arbeitsgelegenheit. Überall sieht man rege Tätigkeit und einen blühenden Zustand, aus den drei Mühlen am Glonnflusse und den übrigen Gehöften ist eine Musterwirtschaft gewor­den. Der Anstaltsbau wurde 1912/13 erstellt. Von 1909 bis 1934 war der Stadtpfarrer Johann Winhart Vorstand des Vereins. Seit 1909 ist Sebastian Hainz Anstaltsvorstand, der sich seit 29 Jahren große Verdienste um die

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Anstalt erworben ‚hat. Frühzeitig wurde er deswegen zum Geistlichen Rat ernannt und die Gemeinde Beuern hat ihn 1932 zum Ehrenbürger ge­macht. Die Anstalt wurde Piusheim genannt zum Andenken an das 50 jäh­rige Priesterjubiläum des Papstes Pius X., der der Anstalt seinen Segen spendete. Für die geistige Ausbildung der Zöglinge sorgt der Direktor und das Lehrpersonal und für das leibliche Wohl sorgen die Ordensschwestern. Die schöne Lage am Glonnflusse mit dem herrlichen Ausblick in die Alpen­weit ist so recht geeignet, jungen Menschenkindern Freude an der Natur einzuflößen und sie auf bessere Wege zubringen Mögen diese vielen jun­gen Menschen gesund an Leib und Seele als brauchbare und vollwertige Ar­beiter zurückkehren in die Arbeitsstätten.

Die Obermühle liegt an der Glonn, ungefähr eine Stunde von Glonn und hatte 1884 acht Einwohner. Am Fastnachtsdienstag, den 17. Februar 1806 früh 2 Uhr ist sie abgebrannt.

Öd liegt 2 km südlich von Beuern und zählt 2 Häuser. Dieser Ort liegt einsam, ist aber recht fruchtbar.

Pfleg liegt 2 km östlich von Beuern und hat 2 Häuser. Der Name kommt wahrscheinlich von einem Pfleghaus, welches das Kloster Weihenstephan oder das Hochstift Freising bei den hiesigen Untertanen hatte.

Der Schnurrer liegt 1 km nördlich gegen Bretzen zu an einem kleinen Bächlein. Expositus Waltl meint, daß der Name von dem ziemlich rasch vorbeifließenden Wasser kommen könnte, das schnurrt, rauscht, säuselt. Doch eher dürfte der erste Besitzer Schnurrer geheißen haben. Die Leute im Glonntal werden gewöhnlich die Unterbergler genannt.

Stroblberg kommt von einem Eigennamen, der sich auf diesem Berge ansiedelte. Der Besitzer hieß schon 1660 Stroblberger. Diese Einöde liegt 1 km nördlich auf dem höchsten Berge in der ganzen Gegend. Der Strohl­berger nahm stets eine bedeutende Stelle in der Gemeinde ein. Hatte er ja einmal einen Teil Zehent. Derselbe wird in einem Stiftsbrief des Klosters Fürstenfeld 1266 und in einem Konfirmationsbrief des Kaisers Ludwig 1331 erwähnt. Stroblberg war zum Kloster Fürstenfeld bis zu dessen Auf­hebung grundbar. Seit dem Jahre 1801 hatte der Hof die Bierschänke, die durch den Zwangsverkauf 1874 wieder einging.

Die Waslmühle liegt zwischen Mitter- und Lenzmühle. Die Mühle ist gänzlich eingegangen. Die Wasl- und Mittermühle wurden vom Piusheim gekauft.

Weidach (Weide und Ahe) liegt gegen Osten zwischen Beuern und Antholling und umfaßt zwei Häuser: beim Dengler und beim Wirt. Der Name kommt von den Weiden, die am tiefen Graben beim Klinglwirt einst­mals standen, und von der Ahe – Wasser, das im Graben fließt. Unter Kling versteht man eine enge Schlucht, einen tiefen Graben.

Am Weiher (Weyher) ist 2 km nordöstlich von Beuern und zählt zwei Häuser. Der Name läßt sich nur mit dem Vorhandensein eines Weihers er­klären, der einstmals entweder den Herren von Netterndorf oder nach Freising gehörte.

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Alte und neue Kirche in Beuern 1909

Die Kirche in Beuern

Ohne Zweifel fand das Christentum in Beuern gleichzeitig Eingang wie an den anderen Orten der Umgebung, wovon schon die Tauschverhandlun­gen mit den ersten Bischöfen zu Freising Zeugnis ablegen und der 1294 ver­liehene Ablaß. Was die Kirche in Beuern selbst anlangt, so lassen sich dar­über aus alter Zeit nur spärliche Nachrichten auffinden; ist ja Beuern im Dreißigjährigen Krieg ebenso wie Glonn niedergebrannt und aller Urkun­den beraubt worden. In einer Kirchenrechnung vom Jahre 1676 findet sich aufgezeichnet: „Melchior Göttfried Kistler in Glonn hat für Beyrn 1676 einen neuen Choraltar um 5o fl. gemacht. Adam Hartmayr, Bürger und Bildhauer zu Wasserburg, hat zum Altar die Bilder geschnitten um 24 fl. Der Bildhauer von Grafing, der zwei Schutzengel neu geschnitten und un­sere lb. Frau ausgebessert hat, erhielt 15 fl. Balthasar Schmidt, Maler zu Glonn erhielt für die Malerarbeiten zum Choraltar 120 fl.“ Die alte Kirche war wohl in verschiedenen Zeitabschnitten gebaut worden und es war kein Stil streng durchgeführt. Westermaier nennt den Stil „Rundbogenstil“, nach den Kunstdenkmalen waren die Langhausmauern spätromanisch und der Chor gotisch.

Pfarrer Amann von Glonn schreibt 1803: „In der Kirche zu Jakobs­beuern wurde eben gebaut, die hatte nur den Dachstuhl, übrigens sah alles dürfterlich aus; es schneite von allen Seiten auf den Altar und man mußte wohl auf seiner Hut sein, daß einem der Wind die Hostie nicht nahm.“ Die

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Inneres dder alten Kirche in Beuern 1908

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Kirche war am 10. August 1803 größtenteils eingefallen, als man sie aus­bessern wollte. Wie die Kirche 1804 aufgebaut wurde, so blieb sie stehen bis zum Abbruch 1908. Den Turm, der stehen blieb, kaufte die Zehet­mairin von Beuern um 400 Mk. Die neue Kirche wurde nach Antholling auf die Anhöhe beim Geßler, in die Nähe des Expositurhauses, verlegt, was für die ganze Gemeinde nur vorteilhaft ist.

Zum Neubau vorn Jahre 1804 waren 16 Mutt Kalk zu 48 fl., 1100 Dach­platten von Egmating das Tausend zu 15 fl. notwendig; der Maurermeister Michael Hainzlmayr von Grafing erhielt 429 fl.; die Kosten für die Zim­mermannsarbeiten betrugen 96 fl.; der Schmiedmeister Marin Thurnhuber von Esterndorf erhielt 253 fl.; der Kistler Ignaz Blaumüller von Glonn 8 fl.; der Glasermeister Marin Kreutzer von Grafing 6o fl.

Dem Pfarrer Amann von Glonn wurden im Jahre 1804 943 fl. zum Beu­rer Kirchenbau gesandt. 1805 betrugen die Ausgaben 2216 fl. und es wa­ren noch 1688 fl. notwendig. 1805 war die Kirche beinahe fertig und der Pfarrer von Glonn erhielt die Erlaubnis die Kirche zu benedizieren. Nur der Turin wurde nicht ausgebaut und blieb bis 1825 ein Sattelturm; von 1825 bis 1878 war dort ein Kuppelturm; dieser wurde 1878 vom Zimmermeister Beham von Glonn um den Preis von 2765 Mk. neu gebaut und in einen Spitzturm umgewandelt. Der Hochaltar wurde erst 1833 um 909 fl. neu hergestellt und vom Pfarrer Kellner benediziert. Das Kirchenvermögen be­trug in Beuern 1695: 723 fl., 1884: 19185 Mk. Die eben abgebrochene Kirche in Beuern war ziemlich niedrig und schadhaft, so daß sie ihrem Zwecke auf die Dauer nicht mehr entsprechen konnte. Die Kirche hatte drei – Altäre; der Hochaltar war zu Ehren des heiligen Jakobus geweiht. Die bei­den Seitenaltäre waren zu Ehren des heiligen Wolfgang und des heiligen


Niedermaier Anton, der in Beuern die Deckengemälde machte


Deckengemälde in der Kirche in Beuern

Antonius von Padua geweiht. Das Kirchweihfest wurde früher am Sonntag vor Dionysius gefeiert.

Außerdem befanden sich dort: eine Begräbnisstätte mit einem Beinhaus, auf der Empore eine Orgel mit neun Registern, auf dem Turme drei Glocken, die 1890 von Otto Spannagl in Landshut gegossen wurden und von denen die größte folgende Aufschrift trägt: „Diese Glocke wurde gegossen durch die Guttäter Job. Evang. Bachmaier, Michael Dannhauser, Vigil Maier Kir­chenpfleger, Jakob Widmann Bürgermeister und der übrigen Kirchen­gemeinde Jakobsbaiern im Jahre 1890 von Otto Spannagl in Landshut.“ Von den früheren Glocken hatte die erste die Inschrift: „mich hat gossen maister heinrich anno domini 1418 feria secunda post purificationis‘. Die Inschrift der zweiten lautete: „Vivos voco. mortuos plango, fulgura frango‘. (Lebende ruf ich; Tote beklag ich; Blitze brech ich.) Nikolaus Regnault, München 1826. Die Sakristei war an der Südseite. Die Kirche war 16m lang und 7 1/2m breit. Die Uhr wurde 1882 angeschafft.

Im Jahre 1902 wurde ein Kirchenbauverein gegründet und alljährlich wurden die Beiträge eingesammelt. 1908 ging man daran, die Kirche an der alten Stelle wieder neu aufzubauen. Der Schreiber dieser Zeilen kam zu dieser Zeit zu seinem Bruder, dem Sommerer von Netterndorf, der da­mals Bürgermeister war, und sagte zu ihm: „Wollt ihr wieder die Kirche in den Wald hinaus an die Grenze der Gemeinde bauen? Baut sie doch in die Mitte der Gemeinde nach Antholling zum Expositurhaus oder nach Netterndorf zum Schulhaus, damit ihr Kirche, Schule und Expositurhaus näher beisammen habt.“ Das war aber eine schwierige Sache, nachdem man schon Material zur alten Kirche geschafft hatte. Am nächsten Sonntag berief mein Bruder eine Gemeindeversammlung und teilte diesen Plan mit

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und legte die Gründe zur Verlegung der Kirche nach Antholling dar.

An­fangs gab es heftigen Widerspruch und bei der ersten Versammlung kam noch keine Entscheidung zustande. Am darauffolgenden Sonntag kam man wieder zusammen und da wurde eine Mehrheit für die Verlegung der Kirche nach Antholling erreicht. Und heute sagen alle: „Gott sei Dank!“ daß die Kirche jetzt in der Mitte der Expositur liegt. Damals war der Expositus Se­bastian Huber in Beuern, der mit großem Eifer am Bau und an der Aus­schmückung der Kirche mitwirkte. Allein auch die ganze Gemeinde hatte schon seit Jahren die Beiträge zum Kirchenbau geleistet. Es muß als be­sonders rühmend hervorgehoben werden, daß Beuern allein aus eigener Kraft ohne eine eigene allgemeine Kirchensammlung all die Mittel aufge­bracht und keine Schulden gemacht hat. Dies war nur möglich, weil viele große Wohltäter vorhanden waren. Eine Hauptspenderin war Barbara Riedl, Zehetmairin in Beuern. Den Plan hat der Architekt Schott in München ge­fertigt.

Baumeister der Kirche war der Zimmermeister Joseph Landthäler in Glonn, der den Bau um 50000 Mk. übernahm. Am 23. August 1908 wurde vom Domkapitular Kirchberger in München der Grundstein gelegt; am 24. Oktober 1909 wurde die neue Kirche vom Stadtpfarrer Jo­hann Winhart aus München benediziert und am 8. Oktober 1911 fand die

feierliche Einweihung bei herrlichstem Wetter vom H. H. Erzbischof Fran­ziskus von Bettinger statt. Die Predigt hielt der Pfarrer Wurfbaum von Bruck, Diakon war Direktor Hainz vom Piusheim, Subdiakon der Schreiber dieser Zeilen. Freude und Jubel herrschte in der ganzen Gemeinde, feier­licher Empfang, herrliche Dekoration, Fackelzug am Abend, Gesang, An­sprachen. Die Kirche ist im Barockstil erbaut und ist 32m lang und 14 1/2m breit. Die Kirche macht von außen einen imponierenden Anblick und beim Eintritt ist man entzückt über den gut ausgenützten Raum mit dem weiten und erhabenen Gewölbe, über die Schönheit der Altäre und über die herr­lichen Deckengemälde. Der Hochaltar ist gleichsam am Gewölbe in eine Muschel gefaßt und ist dem Apostel Jakobus major geweiht, dessen Bild sich in der Mitte als Gemälde befindet. Jakobus ist Kirchenpatron. Links ist die Figur des heiligen Lambertus, rechts die des heiligen Korbinian. Der Muttergottesaltar links im Schiff der Kirche enthält in der Mitte die Figur Mariens, Nebenfiguren links die heilige Elisabeth, rechts die heilige Not­burga, der rechte Seitenaltar enthält in der Mitte die Figur des heiligen Jo­seph, links die des heiligen Sebastian, rechts die des heiligen Leonhard. Die Figuren der Heiligen Sebastian und Leonhard sind aus der alten Kirche, die übrigen Figuren sind vorn Bildhauer Johann Huber aus München, der sie um 2000 Mk. lieferte. Den Hochaltar fertigte der Bildhauer Erhart aus Freising um 5000 Mk. Die Deckengemälde fertigte der Maler Anton Nie­dermair von Hohenbrunn um 1500 Mk. Dieselben sind überaus künstle­risch und machen. einen lebendig frischen und erhabenen Eindruck. In dem einen Deckengemälde beruft Christus den heiligen Jakobus zum Apostel­amte, das Gegenstück enthält die Enthauptung desselben. In dem mitt­leren Gewölbe ist die Verklärung Christi auf dem Berge Tabor dargestellt. Um den Berg am Fuß sind Volksgruppen in heiligem Staunen versunken; ein Bauer steht am Pflug bei der Arbeit und ein Priester verkündet die ewige Wahrheit dem Volke. Kaum hatte der Maler Niedermair die Gemälde voll‑

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endet und dann ist er bald abgerufen worden in die Ewigkeit. – Ferner befinden sich in der Kirche links neben dem Hochaltar die Figur des hei­ligen Bruders Konrad, gefertigt vom Bildhauer Robert Kling. um 200 Mk. An den Kirchenwänden sind die Figuren des heiligen Johannes Nepomuk

Deckengemälde in der Kirche in Beuern

und des heiligen Jakobus. Die Orgel wurde von der Firma Moser in Mün­chen um 5787 Mk. aufgestellt. Das Kriegerdenkmal befindet sich in der Kirche mit den Namen der gefallenen Krieger.

Die bis 1909 Verstorbenen ließ man im alten Friedhof, die nach 1909 Verstorbenen werden im neuen Friedhof begraben. Um 1707 betrug das Kirchenvermögen 1300 fl.; auf dem Turme waren zwei Glocken. Vor dem Jahre 1707 wurden die Kinder von Beuern in Glonn getauft, nach 1707 in Beuern. 1936 baute der frühere Expositus von Beuern, Sebastian Huber, an der Nordseite der Kirche ein Haus, um dort seinen ruhigen Lebensabend zu verbringen; allein am 27. Mai 1937 starb er schon und wurde dort im

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Expositurhaus in Beuern 1939

Schatten der Kirche begraben, welche die Expositurgemeinde allein mit eigenen Mitteln gebaut hat.

In Beuern ist regelmäßig an allen Feiertagen Gottesdienst. An Kreuz­gängen hat Beuern noch zwei, den nach Au bei Aibling am Mittwoch vor Pfingsten und den mit den Glonnern nach Tuntenhausen. Früher hatte Beuern noch einige eigene Wallfahrtsgänge nach Thal, Weiterskirchen, Haslach, Laus. Die ewige Anbetung findet am 12. Januar statt. Der Ex­positus hatte früher auch einige Messen in Haslach und Georgenberg zu lesen. 1884 hatte Beuern elf gestiftete Jahrtage mit drei Beimessen und zwei Jahresmessen. Die Stifter sind: Franz Schöpfer, Expositus auf dem Petersberg, Georg Weigl Bab von Öd, Erhard Eisenmann, Mittermüllers­sohn, ein ungenannter Stifter, Simon Obermaier Sommerer in Netterndorf., Georg Singer Mair von Engerling, Anna Huber Kistlerin in Esterndorf, Matthias Weigl von Haus, Maria Schwaiger von Bretzen, Florian Willerer von Bretzen, Georg Schwaiger von Haus, Nikolaus Niedermair Heckmair von Glonn, Kaspar Boldinger, Pfarrer von Massenhausen.

Der Expositus Johann Schellenberg schrieb bereits 1831, daß man in Beuern nicht länger als eine halbe Stunde predigen soll, weil sonst die Leute nicht aufmerken oder schlafen.

Anfangs April 1886 wurde in der Kirche zu Beiern ein frevelhafter Kirchenraub mit Entweihung des Allerheiligsten verübt, welche Untat noch nicht die entsprechende Sühne gefunden hat.

Die Expositur

Wenn Beuern urkundlich schon so früh vorkommt, so wird es auch schon in frühester Zeit eine Kirche und einen Expositus gehabt haben. Das Ex­positurhaus wurde im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt und dann wie-

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der aufgebaut.. Das Expositusgut ist ein Viertelhof, wovon bis zur Säkulari­sation 1804 zwei Teile Zehent das Kloster Weihenstephan, nach 1803 die Landesherrschaft bezog. Der Expositus Ignaz Sellmair erhielt 1803 den Zehent um 6 fl. 3o kr. als Pacht. 1895 wollte man ihm den Pacht wieder nehmen, aber er erklärte, daß er die Schule umsonst halte und dazu noch Bücher und Schreibsachen anschaffen muß. Allein es erfolgte die Erklä­rung, daß die Belohnung für Schulhalten aus anderen Mitteln erfolgen muß. Um 1728 hatte der Expositus ein kleineres Landgut. Das Präsenta­tionsrecht für Beuern hat der Pfarrer von Glonn, der gar oft seinen Haus- kooperator zum Expositus in Beuern ernannte. Am 12. August 1796 starb in Beuern der Benefiziat Johann Servaz Soyer, geboren 1709 in Adling, 87 Jahre alt und 43 Jahre Benefiziat in Beuern. Er wurde in Beuern be­graben. Die Anzeige nach Schwaben machte der Gerichtsdiener Martin Straßberger von Pframmern. Der Dechant Franz Huber von Holzen nahm das Protokoll auf. Ein Testament wurde nicht gefunden und so erbten die Kinder von seinen zwei Brüdern. Bei der Protokollaufnahme heißt es u. a., daß im Keller sich 19 zinnbeschlagene Mauerkrüge befanden, von denen noch acht mit braunem Bier gefüllt waren; im Getreidekasten waren zwölf Schäfl Korn, zwei Schäfl Weizen, ein Schäfl Gerste, eineinhalb Metzen Haber, im Stall zwei Pferde, vier Kühe. In Haslach mußte der Benefiziat zu dieser Zeit alle 14 Tage eine heilige Messe unentgeltlich halten. 1832 war in Beuern der Benefiziat Josef Gruber, dessen klerikale Kleidung nicht angemessen war; er trug auch Ohr- und Fingerringe. Der Benefiziat Bol­dinger wollte aus der Expositur eine Pfarrei machen, aber es gelang ihm nicht.

Verzeichnis der Benefiziaten

  1. Mittermüller Christoph 1560 0. A. VII, 259.
  2. Khnogler Johann, Jahr?
  3. Hechenperger Leonhart ?
  4. Ruml Georg 1621.
  5. Dersch Paul 1630.
  6. Osterhuber Paul 1632, zuvor Kooperator in Glonn.
  7. Reitter Kaspar 1650.
  8. MolitorMelchior 1651.
  9. Arnold Kaspar 1654, zuvor Kooperator in Glonn.
  10. Huber Christoph 1662, zuvor Kooperator in Glonn.
  11. Möckinger Johann 1662, zuvor Kooperator in Glonn.
  12. Harrer Balthasar 1667, zuvor Kooperator in Glonn, +1684.
  13. Wagner Balthasar 1689 + 1699.
  14. Häring Thomas 1699 aus Steinhöring, zuvor Kooperator in Glonn, gestorben 1726.
  15. Wagner Martin 1726, zuvor Kooperator in Glonn.
  16. Dorner Anton 1728, + am 14. Mai 1754.
  17. Perdolt Franz 1754 aus Landshut, im Jahre 1757 wurde er Kooperator in Glonn.

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Schmidhofer                                                       Prähuber                               Hainz Seb. † 14.2.1939

  1. Soyer Johann Servaz von Adling 1754, + am 12. August 1796, in Beuern begraben.
  2. Triller Johann Kaspar aus Freising, 1795, + am 2. Juli 1806.
  3. Waltl Johann Georg von Burgrain, 26. Juli 1806 bis April 1807, zu­vor Kooperator in Glonn.
  4. Sellmaier Ignatius, 21. Mai 1807 bis Juli 1807.
  5. Kefer Wolfgang, November 1807 bis Januar 1811, zuvor Kooperator in Glonn.
  6. Schöpfer Franz Xaver, 31. Mai 1811 bis 20. Juni 1826, wurde dann Expositus in Petersberg.
  7. Simon Melchior, 2. Juni 1827 bis 26. Mai 1829.
  8. Schellenberg Johann, Dezember 1830 bis April 1832, aus Düsseldorf.
  9. Gruber Joseph, September 1832 bis März 1834.
  10. Mosner Georg, 15. Mai 1834 bis 15. Januar 1844.
  11. Diller Joseph von Neustift bei Freising, August 1844 bis Februar 1852.
  12. Plöbst Andreas, Februar 1852 bis Juni 1855, aus Römerkessel.
  13. Vogl Nikolaus aus Freising, Oktober 1855 bis Dezember 1863.
  14. Boldinger Kaspar, Januar 1864 bis Juni 1871, von Buch a. Erlbach, ist in Freising gestorben.
  15. Dressel Heinrich, Juli 1871 bis Dezember 1877, von Alteiselfing, wurde Pfarrer in Aufkirchen.
  16. Obermayr Lorenz, 20. Januar 1874 bis 14. März 1880, wurde Pfarrer in Rohrdorf bei Rosenheim und ist am 21. Januar 1889 ertrunken.
  17. Bachmaier Joh. B., 13. April 1880 bis 1890, aus Kraiburg, wurde Pfarrer in Aschheim.
  18. Held Joseph.
  19. Pfaffenzeller Rudolf, aus Aham, bis 3. Oktober 1894.
  20. Sedlmayr Korbinian, 15. Oktober 1894 bis Oktober 1896, aus Reichertshausen.
  21. Wiesmüller Ignaz, 28. Nov. 1896 bis 1903, aus Fraunberg, +1906.

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  1. Huber Sebastian, geb. 6. August 1870 in Rosenheim, 5. Februar 1904 bis 26. April 1915, war Pfarrer in Kollbach, Bernau. Au am Inn, + 27. Mai 1937 in Beuern.
  2. Schmidhofer Matthias von Kottgeisering, 26. April 1915 bis 15. Fe­bruar 1923.
  3. Prähuber Jakob von Kotdörfl, 15. Februar 1923 bis 1. März 1931.
  4. Weinschenk Bernhard von Felleringen (Elsaß), i. März 1931 bis

Zehent


Riedl Barbara, Zehentmairin in Beuern

In Beuern war das Kloster Weihenstephan zu zwei Teilen Kondezimator, das dortige Gotteshaus zu zwei Teilen und der Stroblberger; ferner hatte der Pfarrer von Glonn durchgehend einen Teil Zehent zu erheben und vom Faltergut drei Teile. Die Sammlung betrug in Beuern um 1745 16 ½  Metzen Korn, 72 Korn- und Habergarben, 102 Flachsreißen. Der Pfarrer von Glonn bezog von Beuern 200 fl. und von Frauenreut 100 fl. Zehent. Der Expositus hatte um diese Zeit ein reines Einkommen von etwa 500 fl.
Vom Pfarrer von Glonn erhält er jetzt noch 52 fl., von der Kirche zu Beuern 42 Gulden; Ferner hat der Expositus ein kleines Landgut mit 50 Tagwerk Grund.
Das gegenwärtige Einkommen des Expositus wird etwa 3000 Mk. betragen.
Der Falter von Beuern und einige zu Netterndorf. Mußten bis 1803 den Zehent nach Weihenstephan zahlen; nach Aufhebung des Klosters an das Rentamt. Pfarrer Amann von Glonn behauptete, daß der Falter niemals nach Weihenstephan einen Zehent zahlen mußte und führte deshalb lang­wierige Verhandlungen mit den verschiedenen Behörden, woraus er schließ­lich als Sieger hervorging Lassen wir darüber Pfarrer Amann selbst sprechen: „ Da nach Aufhebung derKlöster und Stifter, alle übrigen Renten von diesen Sr.Churf. Durchl. zufiellen, kam vor meinem Anstand ene Lokalkommission hieher, um den Zehent von Jakobsbeuern zu beschreiben und zu verstiften, der vorher zum Kloster Weihenstephan gehörte. Da wurde nun auch der Falter von Beuern, der zu allen Zeiten einem hiesigen Pfarrer den ganzen (drei Teile) Zehent reichen mußte, unter die anderen zum Kloster gehörigen Zehentpflichtigen eingetragen; ja der Rentbeamte zwang den Bauer mit Androhung der Exekution im Jahre 1805 2/3 Teile zu bezahlen. Ich protestirte dagegen und fand mich, genötigt bei der Churf. Landesdirektion zu klagen … Ich appelierte ans Hofgericht und bat zu­gleich mich während des Prozesses im Besitz des Zehent zu lassen, was auch sogleich befohlen wurde. Allein der Rentbeamte brachte den Geldbetrag auch dieses Jahr mit allem Ungestüm wieder ein, worauf ich neuerdings

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Oben Schulkinder in Beuern mit Lehrer Ritter 1910
Unten Schulkinder in Beuern mit Lehrer Schmidhuber 1936

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Schulkindern in Beuern 1936 mit Expositus Weinschenk, Lehrer Scimidhuber
und Bürgermeister Neuner

klagte und endlich folgende Resolution bewirkte: Auf die eingezogenen Nachrichten über die Zehentirrung mit der Pfarrer Amann zu Glonn hat man heute dem Churf. Rentamte Schwaben aufgetragen, gedachten Pfar­rer salvo petitorio bei dem ganzen Zehentsbezug vom Faltergut zu Beuern ungestört zu lassen und demselben die eingebrachten Zehentpachtgelder hinauszugeben . . . . Weichs Präsident“.

Schule in Jakobsbeuern

Bis 1830 hielt der Expositus in Beuern die Schule im eigenen Expositur­haus zu Antholling und zwar unentgeltlich, ja er mußte teilweise noch die Bücher und Schreibsachen herbeischaffen.1 Ein Teil der Schulkinder soll auch zum Eremiten (Klausner) bei Hohenthann in die Schule gegangen sein. Es ist leicht begreiflich, daß es in der Wohnung des Expositus an allen Anschauungsgegenständen und Schulgeräten mangelte; war ja der Unter­richt nur auf wenige Jahre berechnet und der Besuch freigestellt. Bereits 1819 regte eine höhere Stelle bei der Gemeinde Bauern einen Schulhausbau an. Doch erst im Jahre 1830 kam man dazu. Diese Schule wurde ganz neu auf Kosten der Gemeinde erbaut. Dieses alte Schulhaus steht noch heute in Netterndorf beim Sommerer und ist Feuerhaus und vermietet. Der Zimmermeister Mayr von Grafing erhielt 110 fl., der Maurermeister Hainzl­mair von Grafing 350 fl. Sobald nun das Schulhaus fertig war, erhielt Beuern den ersten Lehrer. Allein das alte Schulhaus war zu klein angelegt und so entschloß sich die Gemeinde 1878, ein neues westlich von Nettern‑

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Links altes Schulhaus, Sommerer,  Zwenghäusl

dorf an der Straße zu bauen. Der Kostenvoranschlag wurde vom Maurer­meister Sarreiter in Ebersberg, mit 16880 Mk. entworfen. Bei der Sub­mission erhielt der Maurermeister Josef Gasteiger von Au bei Aibling mit einem Abgebote von 8 Prozent den Zuschlag. Die 30 Dezimale Grund kosteten 720 Mk. 1879 wurde mit dem Bau begonnen und bereits am 9. De­zember d. J. wurde die neue Schule eröffnet. Seit dem Bestehen einer Schule in Beuern hat ein Lehrer in allen Klassen Unterricht zu gehen und so wird es auch in der Zukunft bleiben, da am 19. September 1907 in Berganger das neue Schulhaus eröffnet wurde. 1938 sind in Beuern 65 Schulkinder.

Verzeichnis der Lehrer in Beuern

  1. Wägele Jos. 1833-1837.
  2. Karl Anton 1838-1863.
  3. Gebhard Ludwig 1864 – 1869.
  4. Eberle Anton 1870-1872.
  5. Vogel Ludwig 1873-1876.
  6. Reiter Karl 1876-1880.
  7. Schober Johann 1880-1882.
  8. Kornprobst Matthias 1882.
  9. Mesmer ?
  10. Kohler ?
  11. Vogler ?
  12. Braun Johann 1895.
  13. Süßmayr Karl ?
  14. Wörndl Alois ?
  15. Demmel ?
  16. Baur Friedrich bis 1903.
  17. Ernst 1903.
  18. Ritter Emmeram 1. März 1903 bis 1914.
  19. Schmidhuber Max von 1914 –

Um 1831 hatte der Lehrer in Beuern 5 fl. für Gemeindeschreiberei. Der Gehalt des Lehrers war um 1880: 880 Mk., 1909 1200-1800 Mk., 1938 von 2800-5000 Mk.

1Reichsarchiv München.

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Neues Schulhaus und Wirtshaus in Netterndorf

Hausnummerverzeichnis der Gemeinde Beuern
Der erste Name ist der Hausname, der zweite der Schreibname um 1909,
der dritte von 1938.

BEUERN

1 Wagner, Brandner. Eglseder
2 Zehetmair, Riedl
3 Falter, Hagenrainer

WEIDACH

4 Dengler, Huber
5 Klinglwirt, Kirmair
5 1/2 Frauenbründler, Murr, Mit­termaier
6 Kirche in Antholing

HUB

7 Doffl, Huber, Neumair
8 Bell, Schinnagl

HAUS

9 Fanz, Huber
10 Hauser, Weigl

ÖD

11  Bab, Weigl, Schinnagl
12 Mair, Messerer
12 1/2 Jagdhütte, Friedrich
13 Hochreiter in Hochreit, Baumann

KLEINESTERNDORF

14 Fromm, Sedlmair
15 Schmied, Buchner
15 a Zuhaus, Steinberger
16 Kistler, Gerg
17 Etschmann, Widmann

GROSSESTERNDORF

18 Huber, Hagenrainer
19 Strobl, Schlaghauser
20 Schusterschneider, Soller, Men­nel
21, 22 und 24 gehören dem Lidi
23 Lidl, Bell
25 Foireuther in Foireuth, Schwai­ger
26 Köhlbründler in Köhlbründl, Brosi, Eder
27 Einhauser in Einhaus, Maier, Greithanner

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ANTHOLING

28 Geßler, Maier
28 1/2 Maurer, Maier
28 1/3 Sperr
29 Schuster, Fischer
3o Ircher, Heinrich, Demmel
31 Expositurhaus, Huber, Wein­schenk
32 Dirschl, Dirschl
33 Bäcker, Kirmair
33 1/2 Pößl, Pößl

NETTERNDORF

34 Kaindl, Eichner, Widmann
35 Bauer, Zehetmair
36 Schmied, Haslbauer, Eierstock
3 Sommerer, Voglrieder
38 Osl, Pöschl
39 Waltlhauser, Sedinsair, Voglrieder
39 1/2 Wirt, Sedlmair
40 Kotter, Kainz
41 Jackl, Widmann
42 Altes Schulhaus, Kling, Maier
42 1/2 Neues Schulhaus, Ritter, Schmidhuber

AM WEIHER

43 Weiherer, Schreier, gehört dem Bartl
44 Bartl, Schreier
45 Pflegschneider, Leipfinger, Bachschneider in Pfleg
46 Pflegbinder in Pfleg, Völkl
47 Stroblberger in Stroblberg, Neuner
48 Schnurrer in Schnurr, Huber
49 Linderer in Lindach, Bronold, Spiel
50 Moßgeiger, Piusheim
50 1/2 Brandner im Moos, Weigl
51 Mittermühle, Kirmair, Pius­heim
52 Obermühle, Piusheim
52 1/2 Piusheim
53 Schwaiger, Buchmaier, Pius­heim

BRETZEN

54 Singer, Piusheim
55 Daniel, Singer, Piusheim

KULBING

56 Eder, Neumair
57 Utz, Kainz
58 Schmied, Neumair
58 1/2 Dirschl, Dirschl
59 Aß, Kainz
60 Vogl in Engerling, Heller
61 Mair in Engerling, Grabmair

Bis zur Hausnummer 62 reicht die Expositur Beuern; die folgenden gehören zur Gemeinde Beuern, aber zur Pfarrei Schö­nau

WEITERSKIRCHEN

63 Lindlmair, Kurz
64 Kainz, Maier
65 Weber, Maier
66 Beham, Sedlbauer
67 Kirche
68 Mair, Zehetmair in Witting
68 1/2 Ziegelstadel in Witting, Bern­hofer

KREITHANN

69 Kainz, Wimmer
70 Heiß, Wolpertinger

BERGANGER

71 Huber, Huber
71 ½  Weber, Maier, Riedl
72 Kistler, gehört dem Huber
73 Kaiser, Staudinger
74 Niedermair, Greithaner, Maier
75 Held, Heimgartner
76 Mesner (Schmied), Obermaier
77 Mittermair, Schattenhofer
77 1/2 Schmiedmeister, Gaar

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           Kainz Josef                                        Widmann Jakob                         Vogelrieder Leonh.

77 1/3 Käser, Brunn, Römer
77 ¼  Huber Franz, Huber
78 Marot, Riedl
781/2 Schulhaus, Lautenbacher, Gebhart
78 1/3 Expositurhaus, Riester, Al­bertshauser
79/80 Kramer, Schwaiger, Mühl­hölzl
81 Wirt, Maier, Paulanerbräu
82 Zehetmair, Gaar
83 Kirche

GAILLING

85 Hirsch, Heiser
86 Spitzer, Voglrieder, gehört zur Pfarrei Glonn
86 1/2 Bonetsmühler, Bonetsmüller
87 Huber, Bauer
88 Parzer, Mittermüller
89 Hauser, Schwaiger
90 Schneider, Staudenhechtl
91 Schustei, Hergl

KLEINROHRSTORF

92 Dobl, Weigl
93 Schmied, Schmied
94 Schuster, Zistl
95 Reithuber, Baumann

GROSSROHRSTORF

97 Häusler, Baumann, Brandt
98 Allinger, Grabl, Schiebl
98 1/2 Kiefer, Kiefl
99 Sebald, Sebald
96 u. 100 Eder, Zistl
102 Rieppl, Kaltner
104 u. 105 Kreilschmied, Greithaner
106 Guster, Baumann, Neumaier
107 (Lipp), Baumann

In Beuern wurden seit 1909 neue Häuser gebaut: Der Waltlhauser hat beim Schulhaus westlich von Netterndorf ein neues Wirtshaus gebaut, beim Dirschl in Antholling ist 1916 durch Blitzschlag abgebrannt und neu gebaut worden, in Antholling bauten neue Häuser: Leo Pleißl vom Piusheim und Jakob Mair, 1927 ist der Kohlbrünndler abgebrannt und baute neu, 1933 brannte der Getreidestadel im Piusheim ab, in Öd .baute der Jagdpächter Walter Friedrich ein Haus. 1936 baute der resignierte Pfarrer Sebastian Huber nördlich der Kirche ein Haus. 1915 bekam Beuern das elektrische Licht.

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    Kainz Georg                                    Zehetmair, Josef                             Neuner Lorenz

Die Bürgermeister in Beuern

Andreas Zwingler, Stroblberger von 1813 bis 1836.
Georg König, Bauer in Esterndorf von 1836 bis 1850.
Josef Greithaner, Bauer in Greithan von 185o bis 1854.
Josef Kainz, Bauer in Kulbing von 1854 bis 1860.
Johann Huber, Bauer in Berganger von 1860 bis 1864.
Josef Kainz, Bauer in Kulbing von 1864 bis 1876.
Jakob Wiedmann, Jackl in Netterndorf von 1876 bis 1894.
Leonhard Voglrieder, Sommerer von Netterndorf von 1894 bis 1900 und von 1906 bis 1912.
Georg Kainz, Kotter in Netterndorf von 1900 bis 1906. J
Josef Zehetmair, Bauer in Netterndorf von 1912 bis 1920.
Lorenz Neuner Stroblberger von 1920 bis 1938.
Florian Neumair, Eder in Kulbing von 1938 bis

Die Besoldung des Bürgermeisters in Beuern betrug 1832: 33 fl.. 1909: 200 Mk. Die Gemeinde Beuern hatte 1833: 105 Familien und 595 Seelen. 1867: 103 Hausnummern und 669 Seelen. Die Expositur Beuern hatte 1905: 382, 1934: 552 Seelen. Am 10. Januar 1853 errichtete der Gütler Florian Willerer von Bretzen eine Stiftung mit einem Kapital von 600 Mk., dessen Zinsen für die Armen von Beuern verwendet werden sollen.

Im Jahre 1877 wurde eine Feuerspritze um 1200 Mk. hei Dominikus Kirchmair in München gekauft; 1895 wurde eine zweite Spritze bei der Nürnberger Firma Braun um 1600 Mk. gekauft. Eine befindet sich in Berganger, die andere in Netterndorf. Beim Strobl in Esterndorf wurden im Dreißigjährigen Krieg drei Schwe­den erschlagen und in dem Wald zwischen Esterndorf und Hochreut begraben.

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Bild links: Neumeier Florian  Bild rechts: Gemeinderat von Beuern 1866, von links nach rechts, stehend: Lehrer Gebhard, Bell Lid in Esterndorf, Denhauser Bell in Hub, Kainz Aß in Kulbing; sitzend: Greithaner Niedermair in Berganger, Bachmair Sommerer in Netterndorf

Heute ist diese Stelle noch im Viereck mit Brettern eingezäunt und darin sind drei kleine hölzerne Sterbkreuze aufgestellt, weil sonst nach der Meinung mancher Leute der Schauer schlagen würde. Am 28. Januar 1851 verlor Balthasar Mittermüller beim Brunnengraben sein Leben; am 23. April 1851 wurde Maria Himmel in Bretzen vom Blitz erschlagen; am 12.Fe­bruar 1856 starb Josef Trefenbacher von Stroblberg infolge eines Sturzes; am 11. Januar 1864 wurde Martin Messerer von Öd von einem Baume er­schlagen; am 21. November 1865 wurde Johann Neuwirt; Pflegschneider, in der Brechstube erstickt aufgefunden; am 31. Dezember 1865 starb Josef Ettenhuher, Jackl von Netterndorf, der den russischen und die französi­schen Feldzüge mitgemacht hatte; am 17. Februar 1867 starb Martin Eder, Huber von Esterndorf, der an den Kriegen in Schlesien und Tirol teilnahm; am 22. Juli 1869 starb Johann Riedl, Strobl in Esterndorf, der an den schlesischen Kriegen und an der Erstürmung der Festung Glatz beteiligt war.

Gefallene Krieger 1914-18 von Beuern

Ficker Otto, Aufseher im Piusheim, 3. B. Inf. Reg. +27. 10. 1914 bei Douai; Huber Johann, Schnurrersohn, 16. B. Inf. Reg. + 2. 7. 1915 im Lazarett bei Arras; Hanniger Ludwig, Einhausersohn, 24. B. Inf. Reg. +21. 11. 1915 im Feldlazarett; Riedl Franz, Zehetmairsohn von Beuern; Train, + 19. 3. 1916 in München; Neuner Josef, Müllersohn von Obermühle,

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Bilder oben: Huber Johann, Haninger Ludwig, Riedl franz, Neuner Josef
Bilder Mitte: Völkl August, Eichner Isidor, Maier Sebast.
Bilder untern: Weigl Josef,  Eichner Franz,  Straßmair Johann, Zistl Balthasar

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Gemeinderat und Kirchenverwaltung in Beuern 1937. Von links nach rechts:
Niedermair von Berganger, Staudenhechtl von Gailing, Neuner Bürgermeister
von Strob1berg, Zehetmair von Berganger, Hauptlehrer Schmidhuber, Weigl
Hauser von Haus, Widmann Etschmann von Esterndorf, Sedlmair von Weiters‑
kirchen, Weinschenk Expositus, Schmid von Kleinrohrsdorf, Hainz Direktor
vom Piusheim, Sedlmair Wirt von Netterndorf, Frey von Berganger
Bild unten: Kriegerheimkehrfeier in Beuern 1919

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Musiker von Beuern 1866

12. Inf. Reg. † 2. 4. 1916 in Memmingen; Gartlinger Josef, Aufseher im Piusheim, Pionier, + 18. 6. 1916 bei Verdun; Völkl Augustin, Bindersohn von Pfleg, 9. Feld-Art. Reg. † 2.7.1916 bei Verdun; Maier Sebastian von Weiterskirchen, 16. B. Inf. Reg. † 1.11.1916 bei Lille; Eichner Isidor, Kaindlsohn von Netterndorf, 18. B. Inf. Reg. † 1.11. 1916 in Rumänien; Weigl Josef. Babbaur von Öd, Masch.-Gew.-K. † 25. 5. 1917 im Lazarett in München; Eichner Franz, Kaindlsohn von Netterndorf, 12. B. Inf. Reg. † 4. 5. 1918 an der Somme; Straßmair Johann, Faltersohn in Beuern. 1. B. Inf. Reg. † 2.9. 1918 in Frankreich; Zistl Balthasar, von Kleinrohrs­dorf, Landsturm, † 1. 10. 1918 in Straßburg.

Alte Namen in Beuern

Nach dem Salbuch von 1657 sind zum Gotteshaus in Beuern zehent­pflichtig: von Edt: Wolf Mayr, Hans Lechner; Hans Schneider von Kul­bing; Bernhard Unger von Rämerting, Hans Mesner von Peyrn; Balthasar Huber von Walpersdorf; Melchior Singer von Haslach; Kaspar Lukas von Antholing; Georg Hörl von Antholing. Benefiziat; Ulrich Schmidt von Esterndorf; Caspar Fromer von Kleinesterndorf; Wolf Schneider von Esterndorf, Veit Lidl von Hörmansdorf, Kaspar Greilthaner von Greilthan.

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Musiker von Beuern 1937

Ursula Stroblbergerin. Um 1717 Untertanen nach Schwaben: Wolf Zehet­mayr, Balth. Falter, Hans Mesner, Caspar Dengler, Georg Klinger, Hans Stroblberger, Hans Neumayr Obermüller; in Bretzen: Balth. Daniel, Balth. Singer, Kaspar Kayser, Paul Pethner, Kaspar Pärkhle, Adam Reisperger, Josef Schnurrer; in Kulbing: Melchior Agn, Melchior Uzn, Balth. Eder,. Balth. Schmidt, Balth. Schneider, Franz Vogl von Engerling; Netterndorf: Kaspar Jäggl, Adam Paur, Balth. Sumerer, ein Zubau des Zwengen- und Kainzengütl, Hans Neumeur Obermüller, Michael Osl, Balth. Niedermayr, Kaspar Kotter; in Weyer: Balth. Weyerer, Andreas Bärtl; in Flöck: Michael Schneider, Seb. Kreißer; in Ainhausen: Kaspar Einhauser, Simon Köck­pruner; in Feurreith: Hans Feurreither, Martin Hochreither; Esterndorf: Balth. Bärtl, Kaspar Lidl, Andreas Schneider, Georg Wagner, Balth. Weye­rer, Georg Strobl, Georg Huber; Unteresterndorf: Andreas Oeschman, Va­lentin Schmidt, Kaspar Kistler, Kaspar Fromb; Edt: Georg Mayr, Hans­ Pach; Haus: Georg Hunderhauser, Kaspar Faunz; Hub: Balth. Perl, Martin Doffl; Antholing: Melchior Ircher, Balth. Gesler, Kaspar Hörl, Balth. Niesler, Kaspar Estauber, Jakob Heusler.

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