Niedermair Chronik Teil 1

Diese Seite ist für einen großen Monitor geeignet, nur bedingt Smartphone tauglich!
Wir bitten um Verständnis.

Vorwort

S0-NC

Vorwort

Wer die Heimat nicht ehrt,             Turpe est in patria vinere
Ist der heimat nicht wert!               Et patrian ignorare!

Es ist nicht schön in der Heimat leben und die Heimat nicht kennen!
In der ersten Ausgabe der Geschichte von Glonn habe ich geschrieben: „Glücklich der Mensch, der eine Heimat hat. Eigener Herd ist Goldes wert. Der Zauber des Geburtsortes und der Jugendzeit läßt sich das ganze Leben hindurch nicht auslöschen.“ Aber die Heimatliebe drängt auch die Heimat­ geschichte kennen zu lernen. Wenn ein Erfinder eine Entdeckung macht, so freut er sieh darüber; ebenso freut sich der Historiker, wenn er eine Quelle findet, die ihm Kunde bringt über die Vergangenheit der Heimat. Wie freut sich ein Mensch, der viele Jahrhunderte zurück seine Ahnen nachweisen kann! In meiner Jugendzeit habe ich mich oft gesehnt, Näheres über Glonns Vergangenheit zu erfahren. Wenig war bekannt von früheren Jahrhunderten; im Dreißigjährigen Krieg ist ja Glonn bis auf eine BadstuEe von den Schweden niedergebrannt worden und so sind im Pfarrarchiv zu Glonn alle Urkunden verloren gegangen. Deshalb war es notwendig für frühere Zeiten die Reichsarchive und das Ordinariatsarchiv durchzusehen und andere Quellen zu benützen. Viel Mühe, Zeit und Arbeit hat dies erfordert. 5909 ist die erste Auflage der Geschichte von Glonn herausgekommen. Seit vielen Jahren ist diese vergriffen und gar oft hat man mir gesagt, ich solle eine neue und ergänzende Geschichte von Glonn herausgeben. Lange habe ich gezögert wegen der vielen Arbeit und der großen Kosten. Allein die Liebe zur Heimat hat mich dazu gedrängt. Freuen wir uns. der Welt, der Heimat und des Vaterlandes! Freude möge alle meinen lieben Landsleute erfüllen beim Lesen der Arbeiten, Taten, Opfer und Werke unserer Ahnen, die sie im Laufe der Jahrhunderte vollbracht haben. Das Heimatbuch ist in vielen Dingen erweitert und ergänzt und mit vielen neuen Heimatbildern bereichert worden. Allen Mitarbeitern sei herzlich gedankt, besonders Herrn Wolfgang Koller, der sich mit großer Bereitwilligkeit für die Sammlung von Stoffen aus der neueren Geschichte zur Verfügung stellte.

Seit vierzig Jahren hin ich von Glonn fort, so daß ich die neuere Zeit nicht mehr ganz miterlebt habe. Nach dreißig Jahren erscheint nun die Geschichte von Glonn verjüngt in zweiter Auflage. Mein liebes Buch! Nimm Einkehr bei allen lieben Landsleuten, erzähle von Freud und Leid unserer Ahnen, bring Liebe und Freude zur Heimat. Schiller sagt: “Selig durch die Liebe: Liebe macht den Himmel himmlischer — die Erde, zum Himmelreich.“ Der lieben Heimat sei dies Buch geweiht!

Das Wappenbild auf dem Umschlag wurde vom Heraldiker Otto Hupp in Schleißheim zur Verfügung gestellt. Die meisten Bilder sind von mir selbst aufgenommen, viele von meinem Neffen Leonhard Voglrieder in Netterndorf, einige von Photograph Franz Hintermair in Glonn und von guten Freunden.

Seite 7


S7-NC

I Glonn.

Bei jedem ganz im Beruf aufgehenden Stadtbewohner stellt sich von Zeit zu Zeit das Bedürfnis ein, von den Mühen und Lasten des Alltagslebens auszuruhen und in Gottes freier Natur Erfrischung und neue Kraft für Körper und Geist zu schöpfen. Daher enteilen alljährlich Tausende dem Trubel der Großstadt und suchen auf den Bergen oder in einem stillen Tale am Fuße der bayrischen Alpen Erholung und Ruhe. Wohl selten verirrt sich einer weiter ins Flachland heraus und doch gäbe es auch hier so manches lauschige Plätzchen, das dem Erholungsbedürftigen die ersehnte Rast bringen würde; vielleicht noch mehr als die von Fremden überflutete Alpenwelt. Ein so idyllisch gelegenes Plätzchen ist der Marktflecken, der gerade in der Mitte zwischen München und Rosenheim, im reizenden Glonntale, von walbegrenzten höhen beschützt, gleich dem Veilchen im Verborgenen blülit und sich den neugierigen Blicken der Fremden entzieht.

Haben wir auf der Straße von München nach Glonn die Anhöhe oberhalb Ursprung erreicht, so entrollt sich vor unseren Augen ein entzückendes Landschaftsbild, eine Alpenlandschaft im Kleinen. Die weite, öde oberbayrische Hochebene weicht hier abwechslungsreichem Hügelland, die Grenze der Wasserscheide zwischen Isar und Inn nimmt ihren Anfang, eine herrliche Berglandschaft mit anmutigen Tälern, prachtvollen Wäldern und grün umsäumten Hügeln breitet sich aus. Unwillkürlich bleiben wir auf dieser Anhöhe stehen und unser Auge kann sich an den Schönheiten der Natur kaum satt sehen.

Seite 9


S10-NC

Seite 10


 Oben zieh’n die weißen Wolken,
Unten geh’n die blauen Bäche,
Schön in neuen Kleidern prangen
Waldeshöh‘ und Wiesenfläche.

Durch die frisch entsproßnen ihren
Haucht ein Säuseln und ein Singen,
Als ob holde Himmelsgeister
Segnend durch die Saaten gingen.
(Weber)

Im Vordergrunde liegt das gleichsam schlummernde Ursprung, wo die erste Quelle des Glonnflusses dem Erdboden entschlüpft und in die üppig grüne Talmulde nach Mühlthal hinabgleitet und sich mit den etwa zwanzig dort mächtig hervorsprudelnden Quellen vereinigt. Glonn selbst ist noch durch einen Bergrücken geheimnisvoll verdeckt; nur die Kirchturmspitze mit dem vergoldeten Kreuz funkelt uns im Sonnenstrahle entgegen. Zur Linken sehen wir das Dörflein Adling an einen Hügelrand geschoben; über der Talmulde erhebt sich gebieterisch das stolze Schloß Zinneberg. Ziehen wir immer weitere Kreise, so taucht an der linken Seite des Glonntales der Kirchturm von Jakobsbeuern aus dem Dunkel des Waldes empor, ihm gegeiiüber das mit seiner weiten Fernsicht die ganze Gegend beherrschende Höhenrain; im weiteren Hintergrund winkt und grüßt nebst manch anderen Kirchlein an hellen Tagen das stattliche Irschenberg herüber. Von da liebt sich unser Auge über das herrliche Glonntal hinweg und weidet sich an dem einzigartigen Anblick der Alpenwelt. Im Mittelpunkt tritt der majestätische Wendelstein mit seinem Gefährten, dem Breitetistein, hervor, daran reihen sich gegen Westen die Berge um Schliersee, Tegernsee und Tölz in mannigfaltiger Gestaltung. Östlich vom Inntal erhebt sich mächtig das vielzackige Kaisergebirge und die weitausgedehnten Bergrücken bis zu den Salzburgerbergen. Von der schroffen Felswand der Zugspitze bis zum sagenumwobenen Untersberg öffnet sich vor uns das gewaltige Steinmeer

S11-NC
Karte von Glonn und Umgebung

Seite 11


S12-NC-O
Blick von Höhenrain ins Gebirge

der Alpenwelt. Ist uns der Himmel besonders hold, so geben der mit ewigem Schnee bedeckte Venediger und noch viele andere Tiroler Berge ein Stelldichein.

Nachdem wir nun die Umgebung ein wenig in Augenschein genommen haben, wollen wir in die Ortschaft Glonn selbst eintreten und uns dort etwas umsehen. Weit über alle Häuser ragt als Gebieterin des Ortes die Pfarrkirche empor. Ferner fällt die kreuzförmige Anlage des ganzen Ortes auf. Die Häuser sind an beiden Seiten der vier Straßen erbaut, die sich in der Mitte der Ortschaft kreuzen; daher der Name Kreuzstraße. Die Straße von Süden kommt von Laus und führt nach Adhing; von Osten vereinigen sich die verschiedenen Straßenarme von Haslach, Berganger, Bruck und Moosach, von Westen die von Pframmern und Egmating. Diese Straßen sind gleichsam die Adern, die Leben und Verkehr in den Markt bringen.

Der Markt Glonn liegt 528 m über dem Meere im äußersten Süden des Bezirksamtes Ebersberg und gehört zum Landgerichte München. Seine Gemeindeflur umfaßt einen Flächeninhalt von 3030 ha, wovon 659 ha Wiesen,

S12-NC-U
Glonn gegen Osten, 1909

Seite 12


S13-NC
Glonn-Heckmair gegen Norden, 1939

53 ha Weiden und Streuwiesen, 1163 ha Ackerland, 1089 ha Holzboden, 66 ha Haus- und Hofräume sind.
Im Norden grenzt die Gemeinde Glonn an die Gemeinden Moosach und Oberpframmern, im Westen an Egmating und Helfendorf, im Süden an Höhenrain und Jakobsbeuren, im Osten an Bruck.
Glonn erfreut sich eines milderen Klimas als die nördlich und westlich liegenden Orte und ist deshalb regelmäßig eine Woche früher schneefrei als diese. Die Ursache hievon mag in der tiefen und vor rauhen Winden mehr geschützten Lage und im Kalkboden liegen, der um 0,370 wärmer als Ton- und Sandboden ist.
Der Ort ist ringsum von Bergen eingeschlossen, die an drei Stellen von engen Tälern durchbrochen werden. Durch das Tal von Laus nach Glonn fließt der Abfluß des Lauser Weihers, verstärkt durch die Quellen um Spielberg und das Wasser des Auergrabens. Dieses Gewässer wird nach seinem Zusammenfluß wegen der Kupferfarbe des Gerölles Kupferbach genannt und ergießt sich unmittelbar außerhalb Glonn in den Glonnfluß. Dieser entspringt in Mühithal, nimmt von dem Tale nach Moosach das Sumpfwasser aus den Filzen auf, windet sich in vielen Krümmungen durch das Glonntal und mündet bei Aibling in die Mangf all. Die genannten Täler sind für die Bodenbeschaffenheit der Gegend von großer Bedeutung, weil sich durch diese in alter Zeit gewaltige Wassermassen gewälzt haben. Die Täler sind als alte Flußbette anzusehen, die im Laufe der Zeit bis auf einen kleinen Bach vom Wasser frei wurden. Der Bodengestalt nach gehören unsere Berge zu den äußersten Ablagerungen der Schotteranschwemmung des Inn-und Mangfallgletschers aus der Eiszeit. Derartige fortgeschwemmte Geröll-und Schuttmassen bedecken die ganze oberbayrische Hochebene. An den hiesigen Kiesgruben und Tuffsteinbrüchen kann man leicht die Schichten der einstmaligen Anschwemmungen wahrnehmen. Erst mit dem Zurücktreten der Gletscher fanden allmählich die Moränenablagerungen in den Tälern statt und nach dem Verschwinden der großen Wassermassen wuchs in unseren Tälern einige Flora, deren Überreste im feuchten Boden sich im Laufe der Jahrhunderte in Torf umwandelten. Der feste Untergrund in

Seite 13


S14-NC
Glonn gegen Sen, 1939. Im Hintergrund Piusheim

den Tälern läßt das Wasser nicht hindurchsickern und so werden die Wurzeln und Pflanzenstoffe im Sumpfwasser vor der Verwesung bewahrt. Vom Wasser abgeschlossen, verkohlen sie und gehen allmählich in Torf über. Im Glonntal und in dem Tal nach Moosach findet sich bei uns Torf, dagegen nicht in dem Maße gegen Reisental. Eigentümlich ist die Ablagerung speziell um Glonn, wo fast bis Reisenial und im Glonntal bis Ödenhub reine Kalkablagerung stattfand. Der Umstand, daß diese Ablagerung von Kalk und Tuff sich auf einem so eng umgrenzten Gebiet findet, läßt vermuten, daß diese hauptsächlich vom Glonnflusse kommt, der ja bekanntlich sehr viel Kalk mit sich führt, und erst nach der Gletscher- und Eiszeit stattgefunden haben muß; denn die Tuffschicht befindet sich fast ganz an der Oberfläche. Man wird nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß im Glonntal früher ein See war, der hauptsächlich vom Glonnflusse gespeist wurde und dann die Kalkablagerungen veranlaßte. Der Name Seefeld zwischen Bahnhof Glonn und Mühlthal deutet auf einen See hin und die tiefe Lage dieser Wiese läßt dies leicht für möglich erscheinen. So soll der Glonnfluß früher auch beim Bahnhof in Glonn eingetreten und zwischen Huberwirt und Nagelschmied hinuntergeflossen sein; ja es ist nicht ausgeschlossen, daß er einstmals auch in das Feld in der Richtung zum Wiesmüller geflossen ist und in der ganzen Umgebung von Glonn die Kalkablagerungen bewerkstelligte. Wenn sich nun in den Glonner Tuffsteinbrüchen zwischen den Steinlagern manchmal auch eine Humusschicht findet, so ist anzunehmen, daß diese nur durch eine Gegenströmung zustande kommen konnte, indem durch Anschwemmung oder sonst irgend einen Einfluß das Glonnwasser zurückgedrängt wurde und dafür schlammiges Wasser an diese Stelle kam.

Die Anhöhen um Glonn bestehen großenteils aus Lehm- und Kiesboden und eignen sich vorzüglich zu Waldanpflanzungen und zum Ackerbau. In unserer Gegend gedeihen alle einheimischen Waldpflanzen. Eigentümlich

Seite 14


S15-NC
Glonn gegen Süden

ist es, daß man außerhalb Schlacht bis München keine Tanne finden kann, während sie bei uns vortrefflich gedeiht. Der Ackerboden eignet sich für alle Getreidearten, wenn er auch nicht eine überaus reiche Ernte ergibt. Der Einfluß der Alpen macht sich auch bei uns in etwa bemerkbar, wenn auch nicht in dem Maße, wie einige Stunden südwestlich von Glonn, wo nur mehr wenig Getreide gebaut wird. In den Tälern wird fast ausschließlich die Wiesenwirtschaft betrieben, welche sehr gute Erträge liefert.

Den Charakter der Bevölkerung kann man als heiter und friedlich bezeichnen. Gerne weilen die Leute in geselliger Unterhaltung, wozu die vielen Wirtshäuser und die zahlreichen Vereine reichlich Gelegenheit bieten. Die Hauptbeschäftigung, der Bewohner von Glonn ist die Landwirtschaft und das Gewerbe. Weitaus die meisten Bürger sind Handwerker. So gibt es:

6 Wirtshäuser mit Metzgerei, 3 Bäcker, 4 Müller in Glonn und Mühlthal, 10 Krämereien, 2 Elektrotechniker, 1 Hafner, 2 Schreibwarengeschäfte, 1 Eisenhandlung, 1 Glaser, 1 Maler, 2 Sattler, 1 Lederer, 4 Schneider, 1 Uhrmacher, 1 Schlosser, 2 Spengler, 6 Schuster, 1 Drogerie, 1 Seiler, 2 Schmiede, mehrere Schneiderinnen, 1 Messerschmied, 2 Baugeschäfte, 3 Schreinereien, 2 Mechaniker, 1 Fotograf, 1 Bürstenbinder, 1 Mineralwasserfabrikant, 1 Kaminkehrer, 1 Molkerei, 1 Wagner, 1 Buchbinder, 2 Autogeschäfte, 2 Bader und Friseur, 1 Krankenschwester, 2 Ärzte, 1 Zahnarzt, 2 Dentisten, x Apotheke, 1 Gärtnerei, 4 Sägewerke, 1 Hebamme, mehrere Maurer und Zimmerleute, viele Handwerker haben nebenbei auch noch eine kleine Ökonomie, rein bäuerliche Betriebe sind wenige.

Öffentliche Gebäude und Anstalten sind: 2 Schulhäuser, Pfarrhof, Bahnhof, Telegraph-, Telefon-, Postamt III. Klasse, Apotheke. Für die Sicherheit sorgt eine Gendarmeriestation. Für die leibliche Gesundheit sorgen zwei praktische Ärzte; die Seelsorge übt für die fast ausschließlich katholische Bevölkerung ein Pfarrer und ein Kooperator aus. Die Protestanten gehören

Seite 15


 zur Pfarrei Großkarolinenfeld. Die Tierarzneikunde versieht ein Distriktstierarzt.

Die Wasserversorgung ist in Glonn reichlich, da auf den Bergen ringsum Quellen vorhanden sind mit reinem und frischem Wasser. Allein man hat die Wasserversorgung nicht großzügig auf gemeinsamem Wege gemacht. Anfangs hatte man meist Brunnen. Einige Häuser nahmen das Wasser am Bäckerberg, andere bauten Wasserleitungen vom Berge beim Wiesmüller. 1906 kaufte Büsing auf Zinneberg die Stegmühle und errichtete ein Pumpwerk für Zinneberg und Sonnenhausen, später auch für Georgenberg Hermannsdorf (Steigung 85 m), ferner wurde in der Stegmühle eine Dynamomaschine eingebaut zur Erzeugung elektrischer Kraft, Erdbleikabeln leiten den Strom dorthin. Jahresleistung etwa 125 000 cbm Wasser 135oo kw Strom, Wasserleistung in der Sekunde 400 Liter. Das Wasserwerk Stegmühle ging am 1. Oktober 1937 in den Besitz von Senkenberg in Herrmannsdorf über. In Glonn baute man nach dem Kriege von Reinsdorf aus eine Wasserleitung nach Glonn unter Leitung von Alfons Strauß um den Preis von 12000 Mk., wobei auf dem Berge eine Wasserreserve angelegt wurde, damit der nötige Druck für die Hydranten vorhanden ist. Eine weitere Wasserleitung baute man unter Leitung von Sarreiter von Mattenhofen um 7800 Mk. vom Berge unterhalb Balkham beim Stoffelweiher nach Glonn. 1914 wurde von der Stegmühle aus ein Pumpwerk nach Kastenseeon errichtet mit 12 Liter Minutenleistung.

1937 wurden alle Straßen im Markte Glonn zur Hintanhaltung der Staubplage asphaltiert.

1937 war in Glonn ein großes Baujahr. Gebaut wurden: 3 Häuser auf dem Bäckerberg, 2 an der Zinnebergerstraße, 1 bei der Kreuzsäule, 1 auf Weg nach Haslach, 1 zwischen Glonn und Adling, 2 in Haslach, Schlacht.

Die Glonner Tuffsteinbrüche sind nur mehr wenige geworden: der des Waslmüllers und des Pfarrers. Die Steinwand hatte oft eine Höhe von 20 m. Weit und breit wurden früher die Tuffsteine von Glonn zu Hausbauten geholt und brachten den Besitzern gute Einnahmen. Tuffsteine sind für alle Bauten ein gesuchtes Material. Eine Klafter Tuffstein kostet 12 Mk.

Im Jahre 1930 unternahm die Gemeinde Glonn den neuen Rathausbau der an Stelle des alten Zehenthofes erstehen sollte. Das Zuhaus der Post zu Glonn war der Zehenthof des Pfarrers zu Glonn, in dem das Zehentelgetreide des Pfarrers von den Zehentpflichtigen eingelagert wurde. Nachdem der Zehent abgeschafft wurde, verkaufte man den Zehenthof an den Posthalter. Der Grund um die Kirche herum gehörte früher dem Pfarrer. Auch der Widumbauernhof, die heutige Schreinerei Neuwirth, gehörte dem Pfarrer, der den Hof an Pächter verpachtete. Unter der energischen und zielsicheren Leitung des Bürgermeisters Ludwig Maier kam der stattliche Rathausbau zustande, der sich recht schön und würdig dem Orte anpasst. Der Architekt Max F]eißner (München) fertigte unter Anleitung von Regierungsrat Müller den Plan, die Maurerarbeiten übernahm das Baugeschäft Braun (Glonn), die Schreiner- und Zimmerrnannsarbeiten übernahmen die Firmen in Glonn: Neuwirth, Landthaler, Paul Beham, Weber und Florian Lechner, die Hafnerarbeiten Adolf Ege, die Malerarbeiten August Knorr.

Seite 16


 S17-NC
Neues Rathaus in Glonn, 1931

Die Gesamtkosten betrugen 81000 Mk. Der ganze Bau fügt sich recht gut in das Ortsbild und hat den ländlichen Charakter bewahrt. Über den Rathauseingang hat man das neue Wappen für Glonn angebracht: ein Mühlrad mit einer Forelle wegen der vielen Mühlen in Glonn und den Forellen im Flusse. Dieses Marktwappen stiftete Professor Dr. Max Lebsche und den künstlerischen Entwurf fertigte der Heraldiker Professor Hupp in Schleißheim.

Am 26. September 1931 wurde nach einem Jahre Bauzeit das Rathaus eingeweiht und eröffnet. Dazu waren die Behörden des Bezirkes und viele Leute erschienen, wobei viele schöne Reden gehalten wurden. Wahrheit, Gerechtigkeit, Gemeinsinn und Eintracht mögen allezeit Leitstern der Gemeinde sein! Dies sagen uns die Verse, die bei der Eröffnung gesprochen wurden:

Sei, Heimat, mir gegrüßt mit stolzen Worten!
Wie lieb ich Dich, mein Glonn, Du Ort, so traut,
Wo rings im Kranz die dunklen Wälder rauschen
und Alpenfirn zu Dir herüberschaut.
Wo leis im Wiesengrund die Quellen singen,
Ein Lied vom Heimatfrieden weich und rein,
Wo heimattreue, biedre Menschen wohnen,
Die ehrsam-fleiß’ge Bürger wollen sein.
Die schaffen für der Heimat Wohl und Segen
Und keine Opfer scheu’n und keine Müh’n,
Gemeinsinn, Arbeitsfreude, Bruderliebe,
Ließ auch dies Werk so herrlich hier erblüh’n.
Ein neues Rathaus seht Ihr stolz hier stehen,
Mit heil’gem Segen ist es nun geweiht,
Daß Gottes Kraft es schirmend stets erhalte,
Zum Wohl der Heimat, jetzt und allezeit.

Seite 17


Der Name Glonn.

Der Name Glonn (China, Clane, Glohn, Gluonin, Chlana, Clanis) wird von den meisten Sprachforschern als ein keltischer Name angesehen. Er begegnet uns bei Nebenflüssen der Mangfall, Amper, Salzach, Nahe; als Ortsname hier und bei Dachau und wurde bisher allgemein auf das keltische „glan“, rein, lauter, zurückgeführt. Lomeyer glaubt das Wort in derselben Bedeutung auch als germanisch beanspruchen zu dürfen, indem er nachweist, daß der Flußname auch in solchen Gegenden sich finde, die in historischen Zeiten von Germanen bewohnt wurden.1 Strabo nennt als Flüsse, die sich in den Ister (Donau) ergießen ???????????*2 von einem keltischen Worte Dur = Wasser, das öfter als Flußname vorkommt, und KXvt (Clanis ein Fluß in Italien und Steiermark). Forbinger deutet diese als Glonn.1 „Glana bedeutet pura vom urkeltischen glanos, rein, glänzend, im Altirischen plan purus, im Altcymrischen glan mundus, nitidus, im Cornischen glan, im Welschen glan, im Altbretonischen glanet, im Mittelbretonischen glan pur, samt, im Griechischen ???????* = Schau-Prachtstück (pupille), im Althochdeutschen kleini, im Altenglischen clocne“.1 Privatdozent Dr. Wirth in München ist anderer, Ansicht. Er schreibt in einem Artikel über nichtarische Ortsnamen,3 daß dur für gewöhnlich, aber fälschlich, als keltisch gedeutet wird. Das Keltische hat allerdings dur = Wasser, aber dur ist ein älteres Lehnwort, das ähnlich in Ostrußland und Sibirien vorkommt. ?????*. Wessinger4 schreibt über den Glonnfluß folgendes: „Die Ableitung vom keltischen glan, purus, mundus, lauter entspricht nicht der Beschaffenheit der verschiedenen Glonnflüsse, die eine gelbbraune, aber glänzende Farbe haben. (Stimmt bei unserer Glonn durchaus nicht, die nur helles klares Wasser hat.) Die Glan bei Salzburg hat gelbbraunes Wasser. Beide unterscheiden sich aber von dem gewöhnlichen Moorwasser durch einen eigentümlichen, auch bei trübem Wetter bleibenden Glanz. Für die weiche Eigenschaft des Wassers der Glonn zeugt Apian, der von unserer Glonn sagt: ex palustri omnino campo scatarit (aus ganz sumpfigem Gefilde sprudelt sie hervor).“ Dr. Prinzinger sagt in seinem Buche über die Keltenfrage: „Es liegt nahe, den Namen Glonn aus der deutschen Wurzel Loh, Gloh = die Lohe (Feuer), Rothlauf zu erklären“.

Nach Pallhausen heißt glan, glon, gelonus, die sich zwischen den Bergen Schlängelnde. Nach anderen soll Glonn „Zweig“ bedeuten. Sonderbarerweise heißt in der griechischen Sprache KXov (Glon) Sprößling, Zweig. Wann und von welchem Volke der Fluß und die Ortschaft Glonn ihren Namen erhalten haben, läßt sieh nach Dargelegtem nicht mit Sicherheit feststellen. Die meisten Sprachforscher geben die Kelten an, die 400 v. Chr. bis etwa 400 v. Chr. existierten. Soviel ist sicher, daß die Bajuwaren bei ihrer Ein-

1 Oberb. Archiv, 44. Bd.; Riezler, Die Ortsnamen der Münchener Gegend.
2 Holder, Keltischer Sprachschatz (Clanis).
3 Wirth, Nichtarische Ortsnamen; Natur und Kultur 1903, Heft 11.
4 Wessinger, Orts- und Flußnamen, S. 122.
* Griechische Schrift, derzeit nicht darstellbar

Seite 18



wanderung den Namen Glonn schon vorgefunden haben. Die Glonn ist ein an Salzen, Kalksubstanzen und Kieselsäure reiches Wasser. Der Kupferbach hat ein etwas kupferfarbiges Steingeröll, das von dem Moorboden des Lauser Weihers und von den Moorwiesen nach Glonn stammt. Dieses mit Salzen, Kieselsäure und mit Humusstoffen durchtränkte Wasser ist zum Baden und zu Heilzwecken vorzüglich geeignet. Das Glonner Schwimmbad hat Kupferbachwasser. Zum Baden ist die Glonn auch in der heißen Jahreszeit ziemlich frisch; die Temperatur beträgt wohl nie über 190. Das Wasser der Glonn ist wunderbar klar und hell uni bleibt es auch bis zur Mündung in die Mangfall.


Besiedelung und ältere Geschichte.

Nebelbilder steigen dämmernd
Aus der Vorzeit dunkeln Tagen,
Wispern hör‘ ich ihre Summen,
Freudenlaute, Zürnen, Klagen.
(Weber.)

Da nach der Mehrzahl der Sprachforscher der Name Glonn ein keltischer ist, so ist anzunehmen, daß sich hier schon lange vor Christus Kelten als Bewohner niedergelassen haben. Zu welcher Zeit dies geschah und wer vorher sich hier aufgehalten hat, wird wohl niemals angegeben werden können. Daß sich in hiesiger Gegend schon sehr frühzeitig Menschen befunden haben (auf den Höhen natürlich, nicht im Tale, wo früher sicher Wasser gewesen ist), ist in den Glonner Tuffsteinbrüchen zu sehen; in den zwischen zwei wuchtigen Tuffsteinlagern befindlichen Humusschichten wurden nämlich Tonscherben gefunden, die dafür Zeugnis ablegen, daß zu einer Zeit schon Menschen hier gewesen sein müssen, bevor diese gewaltige Tuffstein­quadern sich gebildet haben. So worden 1906 in Glonn in den Tuffstein­brüchen unter einer 5 m hohen Schicht von Tuffsand und Tuffstein in einer etwa 15 cm hohen Kulturschicht Kohlenreste mit Tierknochen und

S19-NC
Glonn 1855 nach einem Gemälde v. Magnus Meßner

Seite 19



Quellgebiet der Glonn in Mühltal

Scherben vermischt entdeckt, die an die Münchener Staatssammlung gelangten. Die Scherben sind mit einer Bauchkante und Warzen versehen, um welche sich die Ornamente in Stichkanalmanier mit horizontalen Linien und schraffierten Dreiecken gruppieren. Die Glonner Keramik nimmt trotz der Ähnlichkeit mit den Rössen- und Niersteinertypen ein selbständige Stellung innerhalb der bandkeramischen Typen ein; zum Teil erinnern die Scherben an solche, aus dem Fundplatz Mönchshofen bei Straubing.1

Vor einigen Jahren wurden bei der Grundaushebung zum Hausbau vom Eichmeier beim Bahnhof zu Glonn unter einer Humusschicht von eineinhalb Meter die Anlage einer Wohngrube entdeckt, wobei Knochen, Kohlenreste, ein Steinbeil und ein Feuersteinrnesser gefunden wurden. Steinbeil und Feuersteinmesser weisen auf die sehr weit zurückliegende Steinzeit hin. Dagegen Knochen und Messer aus Eisen halten sich in feuchter Erde nicht Jahrtausende lang. Bei uns hatten die Männer noch vor kaum 1oo Jahren stets ein feststehendes Messer in der Hosentasche, die Leute gingen früher stets mit einem Dolch oder einem Degen an der Seite sogar in die Kirche und man gab sicher auch noch lange in der christlichen Zeit das Messer oder den Dolch als Ehrengabe mit ins Grab. Das Christentum hat gar manches Brauchtum aus dem Heidentum bestehen lassen. Wenn wir auf dem Bäckerberge östlich von Glonn, wo einst die Pfarrkirche stand, in Gräbern der Verstorbenen Messer. Armreife und dergl. finden, so sind das Ehrengaben, die man auch in christlicher Zeit ins Grab mitgab.

Ohne Zweifel gehört Glonn zu den ältesten Besiedlungen in der hiesigen Gegend. Dafür spricht die günstige Lage und die Nähe guten Wassers. Solange die Römer die Herrschaft führten, hattü ‚die Germanen keine festen Wohnsitze. Jeder wohnte für sich, wie gerade eine Quelle, ein Feld, ein Hain zur Ansiedelung einlud.2 Jeder stellt sein Haus nach allen Seiten frei. Sogar

1 Korrespondenzblatt d. G. f. Anthropologie, Jahrg. 1936, S. 137.
2 Tacitus, Germania. 16. Kapitel.

Seite 20



Schleifmühle des Messerschmied in Glonn

Steinbau und Ziegeldach sind unbekannt; alles ist von Holz, schlicht und einfach; dabei doch gefällig fürs Auge. Einzelne Teile des Baues werden mit einer feinen Lehmart übertüncht. Auch unterirdische Höhlen graben sie sich, belasten die Wölbung noch mit einer dichten Dungschichte und schaffen sich so eine Zuflucht für den Winter und einen Bergungsort für Lebensmittel. Ein solcher Bau macht die Strenge der Winterkälte erträglicher. Gewöhnlich vollzog das Geschlecht, die Sippe, reihenweise die Rodung. Daher hat vielleicht das Wort roden, reuten einen gewissen Zusammenhang mit reihen, dem Gereitheri (Hofraithe), verteilen.1 Solche Rodungen sind teilweise schon zur Zeit der Römer vorgenommen worden. Diese haben ganz Südbayern zur römischen Provinz gemacht, an günstigen Plätzen Kastelle errichtet und feste Straßen angelegt. Dadurch wurde der Verkehr mit Rom erleichtert, Handel und Gewerbe von Rom aus in diese Gebiete gebracht. In der Nähe von Glonn führen zwei Römerstraßen vorbei, die von Rosenheim über Peiß nach Augsburg und die von Rosenheim über Wasserburg, Ebersberg nach Freising. Die Römer scheinen auch nach Glonn gekommen zu sein, weil man in Glonn schon wiederholt hei Grabungen Münzen der Kaiser Claudius und Nero gefunden hat. Eine derartige Münze wurde zwischen Kramer und Pitzerhaus beim Graben eines Brunnens gefunden; sie enthält auf der einen Seite den mit Lorbeer bekränzten Kopf eines Kaisers mit der Umschrift: Imp. Maximianus P. F. Aug.; auf der anderen Seite einen stehenden Genius mit einem Füllhorn in der linken und einer Schale in der rechten hand: Genio Populi Romani. Die Münze befindet sich im Besitze der Posthaltersfamilie in Glonn, jetzt in München.

1 Grupp, Kultur der Kelten und Germanen.

Seite 21



Glonn vor 1870

Da der Name Glonn keltisch ist, so waren vor den Römern bei uns Kelten. Diese trieben Sonnenkult wie die alten Ägypter, die der Sonne und der Natur göttliche Ehren erwiesen. Als die Römer unsere Vorfahren unterjochten, wurden sie mit dem Mithraskult bekannt. Der Sonnenkult, die Sonne als Spenderin von Licht und Leben, war noch der Beste im Heidentum. Die .Germanen verehrten auch die Sonne und die Natur. Sonntag = Sonnentag, Montag = Mondestag, Dienstag = Erchtag = Dingstag = Ziu = Gerichtstag, Mittwoch = Wodanstag, Donnerstag = Donar, Freitag = Freja, Samstag = Holda.

Der oberste Gott war hei den Germanen Ziu (bei den Griechen Zeus), Wodan der Windgott und auch Totengott; in seinem Gefolge sind die Wal.-küren, die die Helden nach Walhalla führen; Donar mit dem Donnerkeil ist der Gewittergott, Freja ist die Liebesgöttin, Holda die Todesgöttiri. Berchta die Erdgöttin, auch Isis genannt. Die Germanen hatten keine Tempel, sondern versammelten sich zu religiösen und bürgerlichen Angelegenheiten, zur Abhaltung der Gerichtstage in Hainen, besonders unter einer Linde. Dorflinde, Maihauin, Sonnwendfeuer, Haberfeldtreiben, Sittengericht und Pfingstlümmel (gefallenen Mädchen einen Dornstrauch vor das Haus setzen), das sind noch Überbleibsel vom Germanentum. Die Germanen hatten blutige Tier- und Menschenopfer, wobei das Blut getrunken Und das Fleisch als Götterspeise gegessen wurde (siehe Artikel Roßkult). Dabei gab es viel Aberglaube, Hexenglaube, Zauberei, Unholdinnen, Kobolde. Sterndeuterei: sie richteten sich nach den Himmelszeichen, Vollmond usw.. sie glaubten an Sturm- und Schicksalsgöttinnen, an die Seelenwanderung. Darum gaben sie den Toten ins Grab mit: Speise und Trank, Waffen, Werkzeuge, Ringe, Spangen, Kamm, den Frauen Geschmeide. Die Gräber befanden sich meist auf Hügeln. Bei Einführung des Christentums hat man das alte Brauchtum erhalten, aber die christlichen Missionäre führten an verschiedenen Kuitorten die Verehrung von Heiligen ein. An Stelle von Wodan

Seite 22


trat Michael, Georg, Stephan, Martin, Johannes der Täufer oder Maria und allmälich wurden die heidnischen Kultstätten zu christlichen Wallfahrtsorten. Bei den Germanen waren bei den Festen immer auch Opfermahlzeiten und Schmausereien; so sind auch bei uns an Wallfahrtsorten die Wirtshäuser und an den Festen wie Kirchweih, bei Taufen, Hochzeiten, bei Beerdigungen gern Schmausereien. Den Hauptanteil an der christlichen Glaubensverbreitung dfen die Missionare beanspruchen, die auch hauptsächlich die Rodungen vorgenommen haben. Doch die Missionäre konnten erst nach dem Untergang des Römerreiches und dem Einzug der Bajuwaren in Bayern am Ende des 5 Jahrhunderts die Verkündigung des göttlichen Wortes tatkräftig beginnen. Aus England und Frankreich kamen diese gottbegeisterten Männer herüber und brachten unseren Vorfahren das Licht der ewigen Wahrheit. Damit aber ihr Werk eine anhaltende Wirksamkeit auste, mußten sie feste Punkte wählen, von wo aus stets Nachhilfe erfolgen sollte. Solche feste Punkte sind durch alle Ortsnamen bezeichnet, die mit Münster und Zell zusammengesetzt sind. So soll zu Altmünster eines der ältesten Klöster gewesen sein. Man nimmt an, daß es ursprünglich ein Zweigkloster von Salzburg war und dann von den Chiemseer Mädchen versehen wurde.1 Der Name Münster im Gegensatz zur Zelle sagt, daß Münster ein größeres Kloster gewesen sein muß. Von da aus soll unsere ganze Gegend zum Christentum bekehrt worden sein. Huber1 meint, Münster sei im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts anzusetzen.

Der Nachbarsort Helfendorf gehörte bereits drei Jahrhunderte später zur Diozese Freising. Als die Leiche des heiligen Emmeram von Helfendorf nach Aschheim überführt wurde (651), schlossen sich dem Zuge 200 Männer an; ein Zeichen, daß damals die ganze Bevölkerung bereits zum Christentum bekehrt war. Von Münster aus wurde das ganze östliche Gebiet mit den Seelsorgbezirken Bruck, Lorenzenberg, Schönau mit Mönchen versehen. Um 724 hatte unsere Diozese bereits den ersten Bischof, den heiligen Korbinian und uns 739 folgte die Diozesaneinteilung durch den heiligen Bonifatius. In unserer Nähe zu Wildparting bei Irschenberg verbreiteten die irischen Glaubensprediger Marinus und Anianus den christlichen Glauben etwa vierzig Jahre lang. Der heilige Bischof Marinus wurde um des Namens Jesu willen von wilden Horden mißhandelt und dann verbrannt am 15. November 697. Am gleichen Tage starb auf diese Schreckensnachricht hin sein Diakon Anjanus, der schon einige Zeit krank war.

In Münster ist der heilige Johannes der Täufer Patron, was auf eine ursprüngliche Taufstelle hinweisen dürfte. Als nun das Kloster Münster eingegangen war, wurden an den verschiedenen Orten der Umgebung Johanneskirchen mit Taufstellen errichtet; unter diesen befand sich auch die Johanniskirche mit Taufstelle in Glonn. Nach dem Volksmunde soll ursprünglich die Glonner Kirche auf dem Bäckerberge, gleich außerhalb Glonn links an der Straße nach Zinneberg, gestanden sein. Dieser Berg heißt in den Saalbüchern2 der Kirchberg. Aus der Benennung dieses Berges (mit Kirchberg) geht hervor, daß in diesem Falle der Volksmund recht haben wird. Die in der Nähe vorbeifließende Glonn weist ebenfalls darauf

1 Huber, Einführung des Christentums.
2 Pfarrarchiv Glonn.

Seite 23


hin; denn bis ins Mittelalter herrschte die Sitte, die Taufe mit Untertauchen zu vollziehen und dazu benützte man gern die Flüsse in der Nähe der Kirche, wo gewöhnlich gleich eine Taufkapelle über dem Flusse gebaut wurde. Auch der Boden auf dem Kirchberg würde noch manches Geheimnis lösen kön­   nen, wenn er gehörig aufgegraben und untersucht würde. Einige Ausgrabungen haben die Anwesenheit einer ehemaligen Kirche schon bewiesen. So schreibt Pfarrer Mayr1 von Glonn am 16. April 1858, daß auf dem Bäckerberge eine kleine Gruft beim Ackern entdeckt wurde. Von mehreren Seiten wurde versichert, daß nach alter Sage auf dem Bergrücken einst die Pfarrkirche von Glonn gestanden habe. Natürlich wird sich bei dieser Kirche ein Gottesacker befunden haben. Die Gruft blieb infolge der Ausmauerung die vielen Jahrhunderte erhalten. Die Gebeine wurden gesammelt und im jetzigen Gottesacker beigesetzt; die Gruft wurde eingefüllt.

Etwa um 188o wurde auf diesem Berge eine weitere Gruft entdeckt, in der sich außer den Gebeinen auch noch ein Schwert befand. Zu Ostern 1903 gruben Doktor Lebsche und der Schreiber dieser Zeilen ganz oben auf dem Bäckerberge bei der Kiesgrube zwei Leichen aus, die sich unmittelbar un­   ter der Humusschicht etwa 4o cm tief unter der Erde befanden. Beide lagen mit dem Kopfe nach Westen. Die Gebeine waren sehr morsch, um den Hals der einen Leiche lagen Tonperlen, um den linken Unterarm war ein oxydierter Armreif (wahrscheinlich eine Frau), bei der anderen Leiche befanden sich ein Kamm, an der linken Seite ein etwa 15 cm langes Messer, ferner ganz verrostete Kettenglieder (allem Anschein nach ein Mann). Ferner wurden dort einige Leichen durch Abgraben bei der Kiesgrube aufgedeckt. Es ist nun schwierig, diese Gräber zu erklären. Sollte vielleicht in erster Zeit die Kirche ganz oben gestanden und dort der erste Gottesacker von Glonn gewesen sein? Möglich wäre es immerhin. Nur der Umstand scheint dagegen zu sprechen, daß bei diesen ausgegrabenen Gebeinen bis jetzt noch kein christliches Zeichen (Kreuz u. dgl.) gefunden wurde. So könnten es auch Reihengräber sein, die von 400 bis 7oo nach Christus angelegt wurden. Bemerkenswert ist noch, daß nur der vordere Teil des Bäckerberges vom Färber hinauf Kirchberg heißt und der hintere Teil Rumplberg.2 Auf dem Bäckerberg am Weg nach Zinneberg „gegen Niedergang“ stand 1728 noch eine steinerne Säule.2 Vielleicht ein Gedenkstein an die frühere Kirche!

1937 wurden am Bäckerberg bei den Grundaushebungen zu dem Hause von Strasser-Huber wieder Gräber aufgedeckt. Unter einer Erdschicht von 8o cm stieß Strasser auf eine große und schöne Tuffsteinplatte als Decke einer Gruft, die i,3o m lang, 5o cm breit und 5o cm tief war. In der Gruft lagen Totengebeine, links befand sich ein stark verrostetes 15 cm langes Messer, eine Spange, eine 10 cm lange, gebogene, grün oxydierte Nadel. Die Tuffsteinplatten sind sauber behauen, dienten zur Einfassung der vier Seiten und zur Bedeckung der Gruft. Als Boden diente die natürliche Lehmschicht. Auch beim Hausbau von Koller fand man bei den Erdarbeiten 40 m oberhalb der anderen Fundstelle Schädeldecken und Knochen, die nicht tief in der Erde waren. Weiter oben fand man wieder Totengebeine.

1 Pfarrarchiv Glonn.
2 Pfarrarchiv Glonn.

Seite 24


Vielleicht war in allerfrühester Zeit die Kirche ganz oben auf dem Berge und später weiter herunten.

Nachdem wir ans einen kurzen Überblick über die Besiedelung unserer Gegend verschafft haben, wollen wir jetzt auf die ältere Geschichte von Glonn übergehen. Das Missionswerk der Mönche von Münster wurde nach dem Untergang des Klosters von anderen Klöstern, besonders Tegernsee und Chiemsee, fortgesetzt. Die älteste Quelle für Glonn ist Meichelbeck (Hist. Fris. I). In seiner Geschichte von Freising kommt Clana öfter vor, aber man kann manchmal nicht unterscheiden, ob es das Glonn bei Dachau oder unser Glonn ist. Sonderbar trifft es sich, daß hier wie dort mehrere Orte den gleichen Namen tragen, so Bruck, Emmering, Moosach, was leicht irre führen kann.

Ratpot, der Sohn des Crimunus, schenkte seinen Besitz zu Moosach und Glonn am 31. März 774 der Marienkirche zu Freising.1

Adalfrid, Rihheri und eine fromme Frau übergaben 776-778 das von Bischof Aribo geweihte Gotteshaus in Berganger dem Bischof von Freising.1

Derartige Schenkungen kamen 788-791 in Taglaching und Moosach, 794-802 in Egmating, 804-807 in Helfendorf, 8o6 in Pframmern, 817 in Höhenrain, 821 in Unterlaus vor.1

Der Priester Ratpoto übergab seinen ganzen Besitz an Wiesen, Wäldern und Gewässern zu Glonn der Marienkirche zu Freising zur Nutznießung unter dem Bischof Hitto am 21. Januar 821.1

Dieser Priester Ratpoto wird wahrscheinlich der erste nachweisbare Pfarrer von Glonn sein. Diesem folgte als Pfarrer von Glonn der Priester Hahmunt, der für das Heil seiner Seele der Marienkirche in Freising eine Kolonie und drei Unfreie mit Namen Cozrih, Hreitun, Uuolfpirc zu Glonn übergibt unter dem Datum vom 27. Juli 825 zu Aßling.1 In Meichelbecks Geschichte von Freising kommt der Name Glonn noch oft bei Schenkungen vor, doch ist es in den anderen Fällen zweifelhaft, ob es unser Glonn ist.

Nichts konnte gefunden werden, daß Glonn einmal eine Hofmark gewesen ist; dagegen kommen Edle von Glonn vor, so ein Witigovo2 von Glonn um 1015; dann ein Richer oder Rieher, endlich ein Heinrich.3 Um 1045 war in Glonn der Tegernseer Vogt Rupert begütert, um 1080 erscheint der Miles Wernher von Glonn.3 Dieser übergab vier Unfreie, Waltmann, Richart, Hizila und Adalheit von Totindorf dem heiligen Quirinus zu Te­   gernsee.4

Die drei edlen Männer Arnolt, Jedung, Isimgrim übergaben um 1100 ihr Gut bei Glonn dem edlen Dietrich von Herlinchofen, damit er es

1 Bitterauf, Die Traditionen des Hochstiftes Freising Nr. 66, 80, 443, 525. Siehe auch Meichelbeck, Hist. Fris.
2 Denkschrift der Akad. d. W. 14. Band, 3. Abt. I, 23.
3Paulhuber, Geschichte von Ebersberg, großenteils aus Öfele, Rerum Boicarum entnommen.
4Monumenta Boica VI, 43, 58, 55, 75.

Seite 25


nach dem Tode des Isimgrim für das Seelenheil seines Verwandten Bernhard, der getötet wurde, dem heiligen Sebastian nach Ebersberg überbringe.1
Die Magd Rihkart übergibt ihren Besitz am Glonnflusse mit Zustimmung ihres Gatten Heinrich und ihres Sohnes Perthold um 1100 dem heiligen Quirinus zu Tegernsee.2
Der Edle Outo von Glonn übergibt seinen ganzen Besitz dem heiligen Quirinus zu Tegernsee.2
Um 1140 traten ein Sigibota und sein Bruder Ortwein von Glosin als Zeugen auf.3
Im Jahre 1245 übergibt Alhard von Freising seinen eigenen Hof zu Finsing und einen Hof zu Glonn.4
Jakob Knüttl, Mesner von Glonn, richtete am Freitag vor dem Palmsonntag 1438 einen Bittbrief an den Herzog von Bayern.4
In einem Gerichtsbrief des Klosters Tegernsee vom Jahre 1471 kamen wegen des Obermaierholzes zu Obersoy unter anderen Namen aus unserer Gegend vor:4 Michael Huber von Pframmern, Michel Zimmermann von Nöderndorf, Hanns Sunderhausser von Adling, Künz Ledräie von Glan und Urspreng, Hanns Mair von Kreuz usw.

Um 1503 wurde ein Vertrag zwischen Christoph von Pienzenau zu Zinneberg und Herzog Albrecht geschlossen wegen des Wasser- und Holzrechtes zu Glonn und Kreuz;4 1558 zwischen denselben wegen eines Hofes und einer Hube zu Glonn.4 Um diese Zeit kamen der Hof des Georg Zehetmair und die Habe des Balthasar Huber von Glonn als Freistifte nach Zinneberg.
Vom 25. Januar 1546 ist ein Ablaßbrief des Gotteshauses Höhenkirchen datiert mit Pfennig ewigen Gelds, in welchem der Name des Pfarrers Niedermair von Höhenkirchen und ein kleines Anwesen in der Glaner Pfarr vorkommt.4
Bekanntlich haben zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges die Schweden in unserer Gegend alles niedergebrannt und es wird wohl in der ganzen Umgebung kein Haus mehr aus dieser Zeit vorhanden sein. Daher sind die Nachrichten vor dem Dreißigjährigen Kriege spärlich, reichlicher dagegen in der Folgezeit. Was vom Feinde verschont wurde, raffte die schreckliche Pest hinweg, so daß Glonn nach dem Dreißigjährigen Kriege fast ausgestorben war. Die ganze Gegend glich einer Wüste, wilde Tiere hausten und machten sie unsicher. Kaum war das Unheil des Dreißigjährigen Krieges vorüber, so entstand in Glonn ein Jahrzehnte lang dauernder Streit wegen des Scharwerkes und der Lasten, die die Grundholden der Hofmark Zinneberg leisten mußten. Dann folgte der Spanische Erbfolgekrieg, der unsere Gegend auch. nicht zur Ruhe kommen ließ. Hundert Jahre später kamen wieder die Franzosen nach Glonn mit all den Lasten, die jeder Krieg mit sich bringt. Erst der siegreiche Krieg 1870 brachte auch für Glonn einigen Aufschwung. Die Bautätigkeit setzte erst recht in den letzten fünfzig

1Denkschrift der Akad. d. W. 14. Band, 3. Abt. I, 23. 2Monumenta Boica VI, 43, 58, 55, 75.
3 Paulhuber, Geschichte von Ebersberg.
4 Reichsarchiv über GIonn f. 19 Nr. 225, 1. 62 Nr. 616, f. 53 Nr. 477, 478.

Seite 26


Jahren ein, in welchen sich die Anzahl der Gebäude nahezu verdoppelte. Zur höchsten Blüte entfaltete sich das wirtschaftliche Leben, der Handel und Verkehr mit dem Bahnbau 1893 von Grafing nach Glonn, der den Bewohnern die Möglichkeit verschafft die Produkte der Haushaltung, des Feldes und Waldes schnell und mit geringen Auslagen auf den Markt zu bringen. Im Folgenden wollen wir nun auf die mannigfaltige geschichtliche Entwicklung Glonns eingehen.

Die Kirche in Glonn.

Kirchenbau.

Wie bereits erwähnt, soll die Glonner Kirche ursprünglich auf der Anhöhe hinter dem Färberhause auf dem Bäckerberge, Kirchberg genannt, gestanden haben. Vor dem Dreißigjährigen Kriege jedoch stand die Glonner Kirche schon lange an dem Ort, wo sie sich heute befindet, gerade mitten im Dorfe, am schönsten Platze, majestätisch den ganzen Ort überragend und beherrschend. In Glonn war Korbinian Geisenhofer Pfarrer von 1630 bis 1634. Diesem folgte Johann Schmalzmair, von Gelting, Pfarrei Schwaben, daheim, von 1634 bis 1644; hierauf folgte sein Bruder Melchior Schmalzmair von Gelting von 1644 bis 1664. Dieser letztere hatte eine sehr schöne Handschrift und machte erst nach 1644 die Aufzeichnungen über den Krieg: Glonn ist 1632 von den Schweden bis auf eine Badstube niedergebrannt worden. Ich möchte da eine Korrektur machen. In der ersten Auflage der Geschichte von Glonn berichtete ich, daß auch die Kirche niedergebrannt wurde: Heute aber bin ich der Ansicht nach genauer Einsichtnahme der Akten, daß die Kirche 1632 nicht niedergebrannt wurde: weil nirgends etwas steht von einem Kirchenbau und Pfarrer Johann Schmalz­   mair und Melchior Schmalzmair schon in den nächsten Jahren die Kirche mit vielen Schmuck versahen, den Frauenaltar errichteten und der Bischof von Freising 1642 in der Kirche zu Glonn die Firmung spendete.1 Diese Kirche war im gotischen Stil erbaut, wovon heute noch die Sakristei als gotischer Bau zu sehen ist. Die Sakristei ist noch ein Überbleibsel der alten Kirche; man kann heute noch das gotische Gewölbe mit den Spuren der abgeschlagenen Rippen in der oberen Sakristei sehen. Die Anlage derselben in der Form eines Achteckes weist auf den Chor der früheren Kirche hin. Doch im Laufe der Zeit wurde die Kirche baufällig und 1768 ging man an den Neubau der Kirche heran.

Im Folgenden soll nun eine ziemlich ausführliche Geschichte des Glonner Kirchenbaues gegeben werden. Das geschichtliche Material dazu wurde fast ausschließlich dem Kreisarchiv in München entnommen.

1 Ordinariatsarchiv.

Seite 27


Am 18. März 1767 richtete der Pfarrer Georg Häckl wegen des Kirchen­baues in Glonn eine Bittschrift an den Kurfürsten, in der es unter anderem heißt: „Das Gotteshaus zu Glonn befindet sich in einem derart ruinösen Zustand, daß der Gottesdienst nur mit der größten Gefahr gefeiert werden kann. Schon vor vielen Jahren wurde dieses Gotteshaus von den Bauverständigen für baufällig erklärt. Die Glonner haben bereits die Baumaterialien gratis an Ort und Stelle gebracht. Die Zimmer- und Maurerarbeiten wurden auf nur 2000 fl. angeschlagen; Graf Fugger auf Zinneberg gab 200 fl. her; die Gemeinde schoß 600 fl. zusammen, wozu die Dienstboten vieles beigetragen haben. Da aber alles dieses zum Kirchenbau nicht ausreicht, so bittet der Pfarrer den Landesfürsten, die Genehmigung zur Aufnahme von Baugeldern zu erteilen, nachdem dieses das Ordinariat in Freising bereits erlaubt hat.“
In einem Schreiben vom Pflegegericht Schwaben vom 10. April 1767 wird der tätige Eifer gelobt, der ruinöse Zustand der Kirche anerkannt und der Neubau gebilligt. Schwierigkeit bereitete nur die Herbeischaffung des Geldes. Das Gotteshaus zu Glonn besaß so wenig Vermögen, daß es nur die täglich notwendigen Ausgaben bestreiten konnte; daher mußte der Steinbruch verschrieben werden, worauf ein unverzinsliches Kapital zu 3000 fl. von einem anderen vermöglichen Gotteshaus hergeliehen würde. Dieses Kapital müßte aber in jährlichen Fristen zurückgezahlt werden. Ferner müßten die Dezimatoren etwas beisteuern, wie das Kloster Weihenstephan, Fugger auf Zirmeberg, der Benefiziat von Moosach, der Pfarrer von Glonn, der Benefiziat zu St. Peter in München und der Rumpl von Berg. Ein Darlehen von Seite des Landgerichts konnte jedoch nicht sogleich flüssig gemacht werden, weil das im Bau begriffene Gotteshaus zu Forstinning noch Geld brauchte. Aber das Landgericht Schwaben befürwortete die sofortige Genehmigung zum Anfang des Glonner Kirchenbaues aufs wärmste beim Kurfürsten, damit sogleich mit dem Bau begonnen werden könnte und das bereits vorhandene Baumaterial nicht verfaulen müßte. Daraufhin erfolgte die Erlaubnis zum Abbruch des alten und zum Neubau des neuen Gotteshauses, aber nur für das Langhaus, der Chor blieb einstweilen stehen und wurde als Notkirche noch benützt und später als Sakristei verwendet. Am 10. Juli 1767 wurden 1000 fl. Kirchengelder vom Landgericht Schwaben zum Gotteshausbau Glonn verschrieben und zwar von der Kirche zu Wolfratshausen; allein sie kamen nicht sogleich zur Ausbezahlung. Der Pfarrer von Glonn schickte einen eigenen Boten nach Wolfratshausen wegen dieser Angelegenheit. Am 22. August 1767 wurde der Steinbruch zu Glonn als Hypothek für das Geld von Wolfratshausen verschrieben.

Am 18. November 1767 wurde unter Strafandrohung die Ausbezahlung von 1170 fl. für den Bau der Glonner Kirche anbefohlen; bescheinigt ist diese Ausbezahlung mit 1. Januar 1768. Als zum Kirchenbau der Grund gegraben wurde, ging felsenfester Tuffstein her. Sogleich wurden zehn Klafter Tuffstein herausgebrochen, im Glauben, daß alles lauter fester Boden sei; aber bei weiterem Graben ging der feste Boden aus und dafür kam weiches Erdreich zum Vorschein. So hatte man sich das feste Fundament vergraben. Man mußte nun 18 Schuh tief graben, bis wieder fester Grund herging. Daher mußten zur Grund‑

Seite 28


legung allein schon 256 Klafter Tuffstein und 5o Muth Kalk verwendet werden. Der Kostenvoranschlag des Maurermeisters Flauer von Nurdhof­fen (2) mit 3000 fl. wurde weit überschritten. Ebenso war der Kostenvor­anschlag des Zimmermeisters Wäsler von Glonn zu niedrig angesetzt mit 727 fl. 34 kr. Diese Summe reichte gerade für den Dachstuhl des Lang­hauses. Für den Chordachstuhl und die Turmkuppel waren noch 958 fl. 15 kr. erforderlich. Der Schlossermeister Schäfler von Glonn mußte das alte Eisen abnehmen und dafür die neuen Arbeiten liefern um 509 fl. 16 kr. Der Pfarrer von Glonn kam in große Not wegen der Kostenüberschreitun­gen. Während des Winters sollten die Tuffsteine zum Gewölbe des Chores und Langhauses hergerichtet werden. Aber es war kein Kreuzer Geld mehr da. Daher bat der Pfarrer um Bewilligung einer Kirchensammlung in der ganzen Diözese. Vom Steinbruch in Glonn wurden Steine zum Gotteshaus nach Wolfratshausen abgeführt, während man sie für Glonn so notwendig gebraucht hätte. Vom Steinbruchertrag mußten jährlich 25 fl. nach Wolf­ratshausen bis zur Zurückzahlung des Geldes bezahlt werden. Der Kosten­voranschlag des Schlossermeisters Sebastian Scliäfler von Glonn betrug 719 fl. 16 kr., des Glasermeisters Johann Gartmayr 178 fl., des Zimmer­meisters Franz Wäsler von Glonn 1685 fl. 4q kr., des Maurermeisters Haller von Nurdhoffen (?) 3000 fl. Doch der erste Maurermeister scheint den Bau nicht zu Ende geführt zu haben, denn es ist ein zweiter Kosten­voranschlag vorhanden vom Maurermeister Martin Haidten in Schwaben zu 3132 fl. h2 kr. Am 27. April berichtet Pfarrer Häckl, daß die Kirche in Glonn durch das Geld von Wolfratshausen und durch das Almosen von drei Pfarrgemeinden bereits bis zur Bedachung fertig sei. Allein es fehle noch die vollständige Bedachung, das Gewölbe, der Giebel oder die Wetter­mauer, der Turin, die Verglasung, die Sakristei samt dein Chor; dieser sei zur Verrichtung des Gottesdienstes, so wie er war, stehen geblieben, doch so ruinös, daß man bei Regenwetter den Boden jedesmal überbrettern müsse. Am 29. April 1768 werden die Benefiziaten zu Moosach und zu St. Peter in München vom Landgericht veranlaßt auf den Zehent der näch­sten drei Jahre zu verzichten. Der Benefiziat von Moosach, Johann Michael Steinberger, jammert zwar über die harten Zeiten, aber er gibt, wie er sagt, nicht aus Schuldigkeit, sondern aus gutem Willen jährlich 10 fl. für die folgenden drei Jahre. Der Benefiziat zu St. Peter in München verzichtet für drei Jahre auf ein Drittel seines Zehent = 28 fl. 40 kr. Dagegen das Kloster Weihenstephan will nach einem sehr schön geschriebenen Brief des Abtes nichts nachlassen zum Glonner Kirchenbau, weil in Weihenstephan in diesem Jahr der Schauer geschlagen habe; ja er macht den Glonnern den Vorwurf, daß sie ein zu teures Gotteshaus bauen; es wäre ein Neubau gar nicht notwendig gewesen, eine Reparatur allein hätte auch genügt. Doch das Kloster mußte auf den Zehent verzichten. 1768 begab sich der Vorstand Schwabi nach Weihenstephan wegen der 3oo fl. Zehent, die zum Kirchen­bau Glonn für drei Jahre abgelassen werden mußten. Graf Fugger auf Zinneberg hatte auf drei Jahre den Zehent erlassen. Im Jahre 1768 wurden von Wohltätern 1494 f1. beigesteuert. Von Wolfratshausen wurden 1670 fl. aufgenommen. Im Oktober 1768 wurde der Turm mit dem Langhaus in gleicher Höhe aufgebaut, der Chor und das Gwölbe waren aber noch nicht

Seite 29


aufgeführt. 3533 fl. waren bereits für den Kirchenbau ausgegeben, aber der Bau war noch lange nicht vollendet. Graf Cajetan Fugger richtete am 18. Juni 1768 an den Geistlichen Rat in München die Bitte, Kirchensamm­lungen vornehmen zu lassen. Vom 17. November 1768 heißt es, daß der Kirchenpropst Adam Dötsch, Bäck zu Glonn, für den Kirchenbau 3533 fl. ausgegeben habe und zur Vollendung des Baues noch 7602 fl. erforderlich seien.

Der zweite Maurermeister konnte den Bau auch nicht zu Ende führen; es kam ein dritter in der Person des Leonhard Matthäus Gießl, Hof­maurermeister in München, der am 3o. Januar 1770, im Auftrag des Geist­lichen Rates, in Glonn war und alles besichtigte. Das Langhaus ist nach sei­nem Bericht innen 65 Schuh lang und 35 Schuh breit. Mit dem Gewölbe war noch nicht angefangen, der Turm war nur so hoch wie die Kirche, die Fenster fehlten noch, alles stand dem Schneegestöber und den Regen­güssen auf allen Seiten offen. Man sollte deshalb, bevor man den alten Chor und die Sakristei abbräche, das Langhaus fertig machen. Da aber kein Geld vorhanden war, so sollte man alles so bald als möglich in einfacher Weise in einen Zustand bringen, daß nichts mehr Schaden leiden würde. Dazu waren aber 433 fl. notwendig. Vom 2. August 1770 heißt es in einem Brief des Pfarrers Doll von Glonn, daß das Gerüst in der Kirche schon zu faulen anfängt. Im Winter standen die Leute bis über die Schuhe in der Kirche im Schnee und Wasser. Im Jahre 5775 herrschte noch das gleiche Elend. Vors Büburg, Rentamt Landshut, sollten 1000 fl. und von Traun­stein 500 fl. zum Glonner Kirchenbau hergeliehen werden. Aber beide Orte weigerten sich, das Darlehen auszuleihen. Endlich am 7. März 1772 kamen die 5oo fl. von Traunstein. Die 1000 fl. von Büburg kamen nicht. Am 27. Januar 1773 richtete die Gemeinde wieder ein Bittgesuch an den Kur­fürsten um Anweisung von Darlehen. Es seien noch 4000 fl. notwendig. Am 7. Juli 1773 wird vorn Landgericht Schwaben der Maurermeister Gießl aus München gebeten, selbst nach Glonn zu kommen und den Bau zu leiten. 1773 mußte der Bau aus Mangel an Geld eingestellt werden. 865 fl. waren bis dahin eingegangen; die Gemeinde bat wiederholt um Hilfe. Auch in den folgenden Jahren ruhte der Bau. Erst im Jahre 1776 gingen 900 fl. ein und später noch 43o fl. Der Turm wurde noch um zehn Schuh höher ge­baut und die Glocken wurden dann hinaufgezogen; das ganze Dach mußte repariert werden, die Bretter wurden weggerissen und die Öffnungen mit Mörtel verstrichen. Die Pfarrkinder wurden durch den langwierigen Bau ganz unwillig und waren zu keiner Beihilfe mehr zu haben. Durch die lange Verzögerung waren die Kosten nur gewachsen, das Langhaus war allein un­ter Dach, der Turm war massiv gebaut und dessen Fundament bis auf das Wasser gegraben worden. Aber trotz des tiefen Fundamentes ruhte der Turm nicht fest genug; er hatte sich von der Seitenmauer schon bis ein halb Schuh losgerissen und immer größer wurde die Gefahr. Daher mußten starke Schleudern eingemauert werden. Wäre die Kirche nach dem ur­sprünglichen Plan ausgeführt, mit Ziegelsteinen gewölbt und mit den ver­schiedenen Gesimsen versehen worden, so wären noch 3500 fl. notwendig gewesen. Nun machte mau sich daran, das Langhaus mit einer Flachdecke zu versehen, einen neuen Chor daran zu bauen und den alten Chor zu einer

Seite 30


Sakristei umzuwandeln. Dabei durfte das alte Gemäuer und das Gewölbe stehen bleiben, nur die Türe und die Fenster mußten an den gehörigen Ort gesetzt werden. Bei dem folgenden Abbruch mußte alles vermieden werden, was die Kosten vermehren könnte.

Ein vierter Maurermeister, Franz Anton Kirchgraber aus München, machte 1776 einen Kostenvoranschlag zur Fertigstellung der Kirche um 2217 fl. 50 kr. Und es wurde ihm diese Arbeit am 17. Dezember 1776 über­tragen. Der Turm wurde in kurzer Zeit mit einer Kuppel versehen, mit Schindeln gedeckt und mit einem eisernen Kreuz gekrönt. Im Winter rnußten von der ganzen Pfarrgemeinde, auch von den Filialen und der Epositur Jakobsbeuern, Hand- und Spanndienste gratis geleistet werden und im Früh­jahr 1777 machte man sich daran, den Bau der Vollendung entgegenzufüh­ren. Der Maurermeister baute 1777 zu gleicher Zeit die Kirche in Moosach. Am 4. Juli 1777 war ein Stück vom Turm heruntergeputzt; im Langhaus war das hölzerne Gewölbe gemacht und fein verputzt, die Mauern des Cho­res waren bis zum Dachstuhl fertig; das Gewölbe wurde in nächster Zeit aufgeführt. Am 3. Januar 1778 war die Kirche in Glonn in einem voll­kommen dauerhaften Zustand gebaut bis auf die Friedhofmauer, die auf 38o fl. zu stehen kommen sollte. Die Kosten für den Ausbau der Kirche, betrugen 2596 fl. Pfarrer Doll von Glonn hatte dem Kirchgraber folgendes Zeugnis ausgestellt:
„Ich attestiere hiemit, daß der Maurermeister von München, Herr Franz Anton Kirchgraber allhiesiges Pfarrgotteshaus in Glonn nunmehr zum voll­kommenen Stand erbaut, verfertigt und hergestellt, mit aller Sparsamkeit den Bau veranstaltet und nicht nur das Langhaus mit einem Lattengewölbe bedeckt, den Turm ganz aufgeführt und das Geläut darein tun lassen, son­dern auch das Chor völlig neu aufgeführt, solches mit einem Ziegelgewölb bedeckt; die Kirche mit neuen Fenstern und Kirchtüren wie auch mit ande­ren Notwendigkeiten versehen, das Chor und Langhaus mit Ziegelpflasterstück gepflastert, in- und auswendig verputzt, auch den Turm also gleich­förmig gemacht, mithin alles vollkommentlich hergestellt außer den Freiyt­hof, wo gar wenig Mauer mehr vorhanden und auch dieses notwendig zu reparieren, wo alles zusammenfällt und es gar keinen Freiythof mehr gleicht. Obiges Attestatum habe also Herrn Kirchgraber Baumeister gestätiges zu­stellen wollen. Glonn, den 17. November 1777. Joseph Doll Pfarrer allda.“

Kirchgraber hat für beide Kirchenbauten Glonn und Moosach 8000 fl. erhalten. Das Glonner Kirchendach war in der Folgezeit stets das Schmerzens­kind in den Kirchenrechnungen und ist es zum Teil noch heute. Pfarrer Frank von Glonn sagt 1782 vom Kirchendach, daß es schlecht gemacht wurde. Die Ausbesserung des Daches kostete 5782 schon 213 fl. Am Lang­haus hatte man zehn Jahre gebaut mit einem Aufwand von über 7000 fl. Nun ging man auch daran, Dachrinnen anzuschaffen; dabei wurde aber be­merkt, daß unter hundert Kirchen kaum eine Kirche eine Dachrinne hatte. Lieferanten zum Gotteshausbau, waren: Für Kalk: Melchior Neueither, Heckmaier; für Ziegelsteine: Josef Braunmüller, Ziegelmeister in Egma­ting; für Nägel: Franz Poyinger, Kramer in Glonn; für Schmiedearbeiten:

Seite 31


Paul Strohl in Glonn, Peter Hackler in Balkham, Georg Maurer, Schmied in Laus; für Schlosserarbeiten: Sebastian Wäsler in Glonn; für die Fenster­gattern: Johann Dalcher, Hammerschmied in der Au, und Dominikus Hartl. Schlosser in Erding; für Kistlerarbeiten: Matthias Göttfried, Kistler in Glonn; für Scilerarbeiten: Matthias Pfatischer in Glonn; der, Gerichts­advokat Anton Paur von Schwaben erhielt 35 fl. für Verschaffung von Geldern.

Im Jahre 1801 waren bereits wieder 8400 Dachplatten zum Kirchendach notwendig; 153 fl. wurden für die Reparaturen genehmigt und im Jahre 1804 sogar 2061 fl. Diese Ausgaben erscheinen etwas hoch, nachdem doch die Kirche neu gebaut war und im Jahre 1795 bereits für das Dach 453 fl.. 1803 wieder 563 fl. verwendet wurden. Ähnlich ging es in den folgenden Jahrzehnten, das Dach verursachte die meisten Ausgaben. Im Jahre 1818 war die Kirche noch nicht ganz fertig. Erst 1823 ging sie ihrer Vollendung entgegen, indem vom Maurermeister Hainzimair in Grafing das Pflaster gelegt und die Decke von Johann B. Beham, Maler in Aibling (geborner: Glonner), um den Preis von 200 fl. mit Bildern von mittelmäßiger Arbeit aus dem Leben des heiligen Johannes des Täufers geschmückt wurde. Erst jetzt konnte man daran gehen, die Kirche einzuweihen.

 

Die Einweihung der Kirche.

Fünfzig Jahre lang stand die Glonner Kirche, wenn auch nicht vollendet, uneingeweiht da. Ein langer Zeitabschnitt! Um 1800 waren bereits 82 fl. zur Kircheneinweihung gesammelt worden, allein man brauchte sie notwen­dig zu Kirchenreparaturen. Endlich am 17. August 1823 wurde die Kirche ­durch Erzbischof Lothar Anselm Freiherrn von Gebsattel eingeweiht Samstag den 16. August kam der Erzbischof mit seinem Sekretär Gelder unter Begleitung der Landwehr mittags 1 Uhr in Glonn an und stieg in Pfarrhof ab. Nach eingenommenem Mittagsmahl wurden um 4 Uhr die Reliquien eingesetzt. Am Sonntag den 17. August um 8 Uhr wurde der Erzbischof unter dem Traghimmel von der Landwehr zur Kirche begleitet wo sogleich die heiligen Zeremonien begannen. Zugleich wurden drei Altä-. geweiht; der Hochaltar zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers mit Bei­setzung der Reliquien des heiligen Bonifatius; der linke Seitenaltar zu Ehr der allerseligsten Jungfrau Maria mit Beisetzung der Reliquien des heiligen Dignus; der rechte Seitenaltar zu Ehren des heiligen Andreas mit Beisetzun der Reliquien des heiligen Donatus. Von der feierlichen Benediktion Kirche im Jahre 1778 bis zur Konsekration 1823 war der Hochaltar nn mit einer ara portatilis (Tragaltar) versehen, da beim Mangel aller Mittel ein geeigneter Altar nicht beschafft werden konnte. Nach der Einweihung hielt der Erzbischof das Hochamt, dann folgte eine kleine Pause, nach w­elcher noch allen Kindern, die schon kommuniziert hatten, das heilige Sa­krament der Firmung gespendet wurde. Die Feier endete um halb 3 Uhr, worauf das Mittagsmahl stattfand. Daran nahmen teil:

Seite 32


  1. Johann Kaspar Bader, Dechant und Pfarrer in Grafing.
  2. Beregis Dötsch, reg. Chorherr von Weyarn.
  3. Anton Daller, Pfarrer in Bruck.
  4. Max Satori, Pfarrer in Egmating.
  5. Korbinian Wäsler, Benefiziat in Moosach.
  6. Thomas Sehan, Pfarrer in Moosach.
  7. Lorenz Arnold, Expositus in Krügling.
  8. Xaver Schöpfer, Expositus in Antholling.
  9. Philipp Eyerschmalz, Provisor in Aying.
  10. Johann Nepomuk Kellner, Pfarrer in Glonn.

Am 18. August 1823 reiste der Erzbischof um 11 Uhr mittags nach Moosach, wo am 19. August die Kircheinweihung stattfand. Die Kirchein­weihung in Glonn kostete 24 fl. Der Chorregent von Grafing und das Musikpersonal erhielten 34 fl. 6 kr., die Ausspeisung der Geistlichen ko­stete 75 fl. 18 kr., für 40 Pfund Pulver wurden 24 fl. aufgewendet, der erzbischöfliche Sekretär erhielt 7 fl. 12 kr., der Kutscher mit vier Pferden auf zwei Tage 10 fl., der Lehrer und die Musikanten 14 fl. 24 kr.

Das Kirchweihfest wurde in Glonn früher am Sonntag nach Ulrich be­gangen; nun sollte es am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt stattfinden, wofür besonders der Posthalter von Glonn eintrat, weil am Sonntag nach Ulrich die meisten Leute zum heiligen Leonhard nach Siegertsbrunn gin­gen. Allein 1831 wurde das Kirchweihfest wieder am Sonntag nach Ulrich gefeiert, bis 1866 das besondere Kirchweihfest ganz abgeschafft und dafür ein allgemeines eingesetzt wurde.

Die Kirchenrestauration.

War nun auch die Kirche endlich ganz fertiggestellt, so kamen doch in den nächsten Jahren schon Baureparaturen. 1827 wurden 280 fl. für Pfla­ster, Emporstiege, Weihbrunnenmuschel von Steinhauer Kipsel in Haid­hausen, 1834 für Deckung des Kirchturms mit Blech 209 fl. und für andere Reparaturen etwa 800 fl. ausgegeben. So ging es von Jahr zu Jahr fort, bis 1858 die Renovation durch den Glonner Maler Magnus Meßner um 2457 fl. in mittelmäßiger Arbeit vollzogen wurde. Dieser Maler verfertigte auch noch den Kreuzweg und starb gleich darauf am 28. Juni 186o. Auf seinem Grabstein in der Mauer auf der Südseite der Kirche steht:

„Kaum war geschmückt dieses Heiligtum,
So muß auch schon der Künstler sterben.
Die Kirche gibt ihm seinen Ruhm,
Es macht ihn Gott zu seinem Erben.“

1870 ging man daran den Glonner Kirchturm mit einer Spitze zu ver­sehen. Bereits 1866 wurde die Turmkuppel für baufällig erklärt und man war mehr zur Errichtung einer neuen Kuppel als einer Spitze geneigt. Alte

Seite 33



Inneres der Kirche zu Glonn vor 1894

Männer sagten damals, daß der Turm auf Sand gebaut und schon 9 Zoll gesunken sei; daher sei er nicht imstande eine Spitze zu tragen. Die Ge­meinde wollte von dem Bau nichts wissen. Der Pfarrer von Glonn be­schwerte sich beim Bezirksamt, weil vom Glonner Kirchenvermögen immer Beiträge für andere Kirchen abgegeben werden mußten, während die eigene Kirche so vieles nötig hätte. Doch 1871 wurde der Kuppelturin in einen Spitzturm umgewandelt mit 2238 fl. Kostenvoranschlag; aber zur Aus­führung waren bei 3000 fl. erforderlich. Die Zimmerleute kosteten 590 fl. die Maurer 717 fl., Spängler 857 fl., das Turmkreuz von Marggraff in München geliefert 415 fl. Die freiwilligen Beiträge betrugen 400 fl.

Die letzte große Kirchenrestauration, die mehr als 30000 Mark kostete wurde am Markustage 1893 begonnen. Die ganze Restauration hatte der Kunstmaler Steiner von Fürstenfeldbruck um 17 650 Mark übernommen,

Seite 34


Begonnen wurde mit dem Dach, welches vollständig erneuert wurde und 1743 Mark kostete. Hierauf wurden die Stukkaturarbeiten von Böhm, Schmucker, Capito und Hamm ausgeführt. Die Deckengemälde in Presby­terium (Krönung Mariens) und Schiff (Leben des heiligen Johannes) wur­den von den Kunstmalern Lessig und Ranzinger hergestellt um 3900 Mark. Der Hochaltar kostete 4000 Mark, die Bemalung der Wände 1350 Mark, die• beiden Seitenaltäre 2600 Mark, die Gemälde der vier Evangelisten je 100 Mark, die Kanzel 1700 Mark. Manches war in den Kostenvoranschlag nicht aufgenommen und so wurde die vereinbarte Summe überschritten. Herr Pfarrer Späth schrieb 1895, daß er bereits 26000 Mark ausbezahlt. hatte, aber vieles noch nicht fertig war; es fehlte noch das Pflaster, die Beichtstühle, der Kreuzweg, die Fenster. Er selbst wie die Gemeinde war mit der Ausführung der Arbeiten nicht zufrieden wegen der gewaltigen. Kostenüberschreitung und der schlechten Ausführung; denn im folgenden. Jahre schon verfärbte sich die Decke, der Gips löste sich los und fiel herab. Einen Teil der Schuld mag die schlechte Ventilation mit sich bringen, die höchst notwendig einer Besserung bedürfte. Kaum war die Kirche restau­riert, so mußten im nächsten Jahre schon wieder die Schäden ausgebessert werden. Dagegen ist die Ausführung der ganzen Restauration vorn künst­lerischen Standpunkt aus gut und wohl gelungen. Man wird in der Um­gebung kaum eine Kirche finden, die die Glonner Kirche an Schönheit und künstlerischer Pracht übertreffen würde. Die Deckengemälde sind groß­artig angelegt und wahrhaft künstlerisch ausgeführt; es ist nur schade, daß sie schon so früh verblassen. Der allgemeine Eindruck beim Betreten der Kirche ist ein wohltuender, erhebender, zum Gebet und zur Andacht stim­mender, was ja der Endzweck der kirchlichen Kunst sein soll.

Die Glonner Kirche wurde zwar erst von 1768-1777 gebaut, ist aber noch im Zopfstil ausgeführt worden; der sich ein Jahrzehnt hinziehendeBau mag dazu beigetragen haben. Die neue Kirchenrestauration wurde dagegen im Rokokostil ausgeführt. Die Kosten wurden durch 8000 Mark Kir­chengeld und freiwillige Beiträge gedeckt.

Möge dieser herrliche Gottesbau stets allen Pfarrkindern ein sicheres Wahrzeichen auf dem Wege des Heiles und eine beruhigende Zufluchtsstätte in den Tagen der Freude und des Leides sein.

Vor einigen Jahren ließ Herr Bäckermeister Josef Winhart auf dein. Staudenweberberg eine herrliche Lourdesgrotte aus Tuffsteinen herstellen. Diese in den Berg hineingegrabene Grotte ist von außen nicht sichtbar und in ihrer stillen Abgeschlossenheit zum einsamen Gebete einladend. Mit Wirk­samkeit vom 1. April 1928 wurden die Filialen der Pfarrei Egmating Mün­ster, Kreuz und Schlacht der Pfarrei Glonn einverleibt.

Seite 35



St. Johann im Gebirge, Geburtsort des heiligen Johannes

St. Johann im Gebirge

Ain Karim == St. Johann im Gebirge, sieben Kilometer von Jerusalem. 1800 Einwohner, Geburtsort des heiligen Johannes des Täufers, in einem Gebirgstale liegend, unten rechts die Geburtskirche des Johannes, wo Za­charias das feierliche Benediktus betete (Luc. I, 68-79), im Tale die Ma­rienquelle, oben in der Mitte die Mariä-Heimsuchungskirche, wo Maria beim Besuche der Elisabeth das herrliche Magnifikat anstimmte (Luc. I, 46-55). Johannes wurde auf Anordnung des Herodes Antipas auf der Feste Machä­rus jenseits des Toten Meeres enthauptet. Seine Jünger begruben ihn zu Sebasti in Galiläa, wo eine herrliche Kirche gebaut, aber frühzeitig zer­stört wurde.

Das Kirchen-Innere.

Das Hochaltarbild, die Taufe Jesu durch Johannes darstellend, hat der Maler Anton Rick von Ebersberg 187o um 425 fl. gefertigt. Am 17. Fe­bruar 1870 wurden die beiden Figuren des heiligen Petrus und Paulus auf dem Hochaltar zu je 145 fl. vom Bildhauer Josef Renn in München ge­kauft; die der heiligen Elisabeth und heiligen Notburga, die sich jetzt in der oberen Sakristei befinden, zu je 100 fl. Auf dem rechten Seitenaltar be­findet sich der heilige Andreas in sitzender Stellung, der heilige Joseph, die beiden Apostel Bartholomäus und Thomas und oben ein Gemälde, den hei­ligen Franz Xaver darstellend; auf dem linken Seitenaltar in der Mitte unten

Seite 36



Inneres der Kirche zu Glonn nach 1894

Seite 37


Madonna von Oer  –  Johannes v. Botticelli

der heilige Ludwig, darüber die Mutter Gottes mit dem göttlichen Kind auf dem Arme, zu beiden Seiten die Heiligen Franz von Paula und Antonia und oben das Gemälde des heiligen Ignatius. Vor der Restauration waren noch zwei Seitenaltäre an den beiden Seitenwänden, auf der Männerseite der Sebastiansaltar, auf der Frauenseite der Annaaltar. Um 1721 gab es im Chore einen eigenen Bruderschaftsaltar an der Seite des Hochaltares, der dem heiligen Johannes Evangelist geweiht war.

Oftmals wurde der Ölberg erneuert; denn in früherer Zeit wollte das Volk die Leidensgeschichte Christi augenscheinlich vor sich haben. So wurde 1824 ein neuer Ölberg und ein neues Heiliges Grab, 1853 wieder ein neuer Ölberg vom Maler Johann Graf in Grafing um 193 fl. gekauft. 1886 wird von Krafft in Freising ein Heiliges Grab um 800 Mark angeschafft, das jetzt noch benützt wird und allgemein gefällt. Ein wichtiges Instrument in der Kirche ist die Orgel, welche die Herzen zum Lobpreise des Allerhöchsten durch die verschiedenen Akkorde anregt und eine weihevolle Stimmung erzeugt. Im Jahre 1795 hat der Hoforgelmacher Merz von München in Glonn eine neue Orgel aufgestellt und die alte dafür genommen gegen ein Draufgeld von 832 fl. Davon haben die Glonner 192 fl. bezahlt; mehr konnte die Gemeinde bei den Kriegszeiten, anhaltenden Quartierlasten und erlittenen Viehunfällen nicht leisten. Bezahlt wurde diese Orgel erst 1802. Als Merz die alte Orgel von Glonn fortschaffen wollte, widersetzte sich der Lehrer Lorenz Bäck gegen dieses Unternehmen. Nun verklagte ihn Merz beim Gericht und verlangte als Entschädigung für Reise- und Zehrungskosten 12 fl. Der Lehrer verweigerte die Zahlung und schließlich gewann er den Prozeß, weil Merz die Orgel ohne Vorweis irgend einer Berechtigung fortschaffen

 1Kreisarchiv Landshut

Seite 38


wollte1 .  1830 erhielt der Orgelmacher Wagner in Glonn für die Stimmung der Orgel mit acht Registern 66 fl. Der Orgelbauer Jakob Müller von Tun­tenhausen machte 1867 die neue Orgel um 1250 fl. Die alte Orgel wurde um 5 fl. nach Frauenreut verkauft, deren Reparatur wurde von dem glei­chen Meister um 3oo fl. ausgeführt.1 Im Sommer 1937 wurde vom Orgel­bauer Schuster in München in der Pfarrkirche zu Glonn eine neue Orgel eingerichtet mit 18 klingenden Registern, mit zwei Manualen, Schwellwerk und elektrischem Gebläse. Der Preis beträgt 9000 Mark, die durch frei­willige Gaben aufgebracht wurden.

Nach alten Aufschreibungen heißt es stets, daß die Kelche, Monstranzen und andere Gegenstände Eigentum der Gemeinde Glonn sind. Nun folgen einige Gegenstände, die in neuerer Zeit angeschafft wurden. Traghimmel 1820 um 80 fl., 1863 um 600 fl., 1869 Christkindleinstatue um 50 fl., 1870 eine Ampel zu 170 fl., Missionskreuz aus Eisen zu 47 fl., Missions­kreuz mit Madonna in der Kirche zu 171 fl., 1871 Schutzengelstatue zu 66 fl., 1879 ein eiserner Schrank zu 1100 Mark, 1880 sechs vergoldete Metalleuchter zu 600 Mark, 1881 die schöne Monstranz zu 5080 Mark. Diese Monstranz wurde mit freiwilligen Beiträgen gekauft, aus Anlaß der glücklichen Wiederkehr des Herrn Pfarrers Späth von der Jerusalemreise gespendet und ist Eigentum der Gemeinde. Der Plan hiezu wurde von Herrn Architekt Anton Müller entworfen und die Ausführung ist von Herrn Gold­arbeiter Harracher in München; sie ist ein Kunstwerk ersten Ranges und soll den Gedanken zum Ausdruck bringen: „Das Altarssakrament ist die

 1 Kreisarchiv Landshut     2 Pfarrarchiv Glonn.

Seite 39



Monstranz in Glonn 1870

Frucht, die am Kreuzesstamm reif wurde; zur Erinnerung an das Kreuz ist uns das Sakrament gegeben worden und wie einst im Paradiese die Todes­frucht genossen wurde, so genießen wir vom Kreuzesstamm, dem Lebens­baum, die Frucht zum ewigen Leben.“

1882 Kanontafeln zu 300 Mark, die Chorstühle zu 1800 Mark, Leviten­kleider zu 1208 Mark. 1884 Meßkleid zu 670 Mark, 1886 Rauchmantel zu 2296 Mark, 1887 Aloisiusstatue zu 95 Mark, 1900 elektrische Lichteinrich­tung 292 Mark, jährliche Unterhaltungskosten 50 Mark, 1907 neue Turm­uhr zu 1200 Mark von Manhart in München, die Kirchenfenster wurden von 1899 an von Boos in München gefertigt. Das Fenster mit der Darstel­lung des heiligen Wolfgang stiftete die Posthaltersfamilie, des heiligen Kor­binian der Weigl von Ursprung, des heiligen Antonius die Winhartgeschwi­ster, der heiligen Theresia deren Verehrerinnen, der heiligen Elisabeth de­ren Verehrerinnen, des heiligen Sebastian der Lidl von Hermannsdorf. Im Jahre 1860 wurde der neue Kreuzweg vom Maler Magnus Meßner von Glonn um 616 fl. verfertigt und am 17. Juni vom Franziskanerpater Isner eingeweiht.

Interessant ist der Taufstein aus rotem Marmor mit der eingemeißelten Jahreszahl 1529. Das Becken ist ziemlich groß und gebuckelt. Dabei befin­det sich eine mittelalterliche Taufschüssel aus getriebenem Messingblech mit einem Durchmesser von 0,39 m. Die gotische Minuskelinschrift ist ver­wischt; in der Mitte der Schüssel befindet sich ein Knopf, um den sich vier schildhaltende Engel gruppieren; an dem schmalen Rande ist spätgotisches Ornament.

Die Seelenkapelle.

befindet sich am Eingang in die Kirche als Anbau an den Turm. Dieselbe wurde 1845 vom Maler Johann Graf in Grafing um 20 fl. ausgemalt. Auf dem Altare befindet sich eine schöne mittelalterliche Madonna in sitzender Stellung mit dem göttlichen Kinde auf dem Schoße; es befinden sich dort noch vier Figuren, zwei größere und zwei kleinere. Die Friedhofmauer ist 142m lang und wurde nach dem Kirchenbau hergestellt, 1845 wurde sie erneuert. Die Kirchhoferweiterung 1863 kostete 475 fl. Notwendig wäre eine Kirchhoferweiterung nördlich der Kirche mit einem Leichenhaus. Pie­tätsvoll ist es, den Friedhof bei der Kirche zu lassen; alle wünschen beim Kirchenbesuch auch ans Grab der Angehörigen gehen zu können. Bei wei­terer Entfernung des Friedhofes von der Kirche kommt man nur mehr selten ans Grab der Angehörigen.

Grabdenkmäler.

Nach einer Aufschreibung im Ordinariatsarchiv zu München befand sich in Glonn ein Grabdenkmal, das aber nicht mehr vorhanden ist, mit der In­schrift: Elisabeth . mater phati . ptbi . (= praefati presbyteri) etiam . hic iacet . sepulta . que . ob‘ . 1. 4. 9. 8. altera die p‘ . augustini.

Seite 41


Grabdenkmal der Pienzenauer in der Kirche zu Glonn, 1596

Seite 42


Am südlichen Eingang befindet sich das Grabdenkmal des Dekan Renzl­hauser vom Jahre 1513, dessen Aufschrift nicht mehr leserlich ist. Am nördlichen Eingang ist das Grabdenkmal der Gebrüder Schmalzmair mit der Jahreszahl 1664 angebracht, dessen Inschrift schwer zu lesen ist, da diese Grabplatten früher im Pflaster der Kirche waren. Das Pienzenauer Grabdenkmal beim Frauenaltar vom Jahre 1596 stellt Warmundt und Anna von Pienzenau dar; im Hintergrund ist eine Stadt sichtbar und in der Mitte ein Kruzifix. Näheres siehe in der Abbildung. Darüber ist eine Bronzeplatte mit Fuggerwappen und der Jahreszahl 1663 in die Mauer ein­gelassen. Zu beiden Seiten des Speisegitters befindet sich je ein Grabdenk­mal der Grafen Fugger, deren Inschrift sowie die der Pienzenauer bereits im Artikel „Zinneberg“ aufgenommen ist. Die Grabplatten sind alle aus rotem Marmor hergestellt. Von den Glonner Pfarrherren befinden sich an der Südseite der Kirche folgende begraben: Franz Winter † 1758, Johann Frank † 1803, Benno Amann † 1810, Joh. Nep. Kellner † 1835, Josef Mayer † 1861, Jakob Pröbstl † 1869. In letzter Zeit sind in Glonn zwei Emeriten gestorben: Wolfgang Edelbeck † 1899, Georg Probst † 1908, Späth † 1910, Schrall † 1938.

Kirchenpfleger waren in Glonn: 1662 Kaspar Heckmair, 1666 Haime­rer Lehner von Balkam, 1670 der Stegmüller, 1689 der Wiesmüller, 1692 Simon Härtl, Wirt in Glonn, 1696 Oswald Dötsch, Bäck in Glonn, 1700 Hans Wiesmüller, 1730 Kaspar Neureither Heckmair, 1740 Veit Wäsler Furtmüller, 1750 Thomas Gartmair Brotlederer, 1760 Josef Wäsler Furt­müller, 1780 Christlmüller, 1790 Wäsler Furtmüller, 1805 Ignaz Blau­müller, Kistler und Mesner in Glonn, 1819 Franz Winhart Bäck, 1830 Jo­hann Mühlthaler, in letzterer Zeit Wolfgang Wagner sen. bis 1902, Franz Paul Gschwändler bis 1907, Wagner Wolfgang bis 1912, Dichtl Josef bis 1914, Obermaier ‚Johann bis 1931, seitdem Altinger Josef.

Die Glocken.

Quellen: Westermayer, Ordinariatsarchiv.

Die Glocken sind es, die das gläubige Volk mit ihren ehernen Zungen zum Gottesdienst rufen, am frühen Morgen uns zu froher Arbeit wecken, unter Tags unsern Blick aufwärts richten und in dämmernder Abendstunde noch ihren weihevollen Klang über Berg und Tal ertönen lassen. Harmonisch erklingt alltäglich das schöne Geläute vom Glonner Kirchturm in die weiten Gefilde; die große Glocke, Amt- und Wetterglocke genannt, mit dem ernsten Ton g, die zweitgrößere, Meß- und Provisurglocke, mit dem feierlichen Ton b, die drittgrößte, Sterbeglocke, mit dem wehmütigen Ton a, und die kleinste, das Kinderglöcklein, mit dem hellen Ton dis. Die große
Glocke trägt die Aufschrift: Sanctos collaudo, tonitrua repello, funera claudo (Die Heiligen preis‘ ich, die Wetter verbreib'(sic) ich, die Toten geleit‘ ich). Zu Gottes Haus gib ich ein lieblichen Ton. Bernhard Ernst in München goß mich also schon 1653. Diese Glocke hatte der Glonner Pfarrherr

Seite 43


Schmalzmair mit einem Kostenaufwand von 700 fl. gießen lassen. Die zweite: Maria heiß ich, Wolfgang Steger goß mich ad m. Dei glr. 1521. Ad aedes hominum . . (das weitere ist abgeschlagen). Die dritte: Fudit nie A. B. Ernst Monachy Anno 1730. J. N. R. J. Miserere nobis. Die vierte: Laudate pueri Dominum. Gegossen von Otto Spannagl in Landshut 1879. Diese Glocke ist auf den Namen Jesu geweiht.

Die Glonner Pfarrherrn.

Von den Pfarrherrn von dem Dreißigjährigen Kriege ist wenig bekannt;1 nur soviel steht fest, daß Glonn um 820 bereits einen Pfarrer hatte. Von den ersten zwei Pfarrern sind uns deren Schenkungen nach Freising über­liefert worden um 821 und 825; erst im Jahre 1244 läßt sich ein Chun­radus plebanus (Pfarrer) de Chlan finden.2

Als ältester Pfarrer von Glonn wird Rapoto 821 angegeben.
Hadmunt, 826, war wahrscheinlich in Georgenberg, wo sein Vater ein Oratorium errichtete.
Renzlhauser Matthäus, Dekan, hat 1486 einen Jahrtag gestiftet; es wurde seiner im Gebete besonders gedacht. Er hat 1510 eine Frühmesse nach Frauenreut gestiftet und ist 1513 gestorben.
Geisenhofer Korbinian hat 1632 den Schwedenkrieg in Glonn ganz durchgemacht und die Niederbrennung von ganz Glonn mit ansehen müs­sen. Er starb bald infolge der Kriegsleiden.
Schmalzmair Johann und sein Bruder Melchior Schmalzmair waren heim Kröllbauer in Gelting (Pfarrei Schwaben) daheim. Johann Schmalzmair hat sich in Glonn um die Kirche sehr angenommen, viele Reliquien nach Glonn gebracht, die Bruderschaft 1639 erneuert, mit Ablässen und Statu­ten versehen und ist am 1. April 1644 gestorben und beim Frauenaltar mit vielen Zächern begraben worden. Schmalzmair Melchior ist geboren am 1. Februar 1617 beim Kröllbauer in Gelting (Pfr. Schwaben). Seine zwei anderen Brüder daheim hießen Georg und Kaspar. Getauft wurde er in Schwaben. Dieser machte die vielen Aufzeichnungen und hatte eine sehr schöne Handschrift. Die Abhandlungen über Krieg und Pest siehe unter: Aus Kriegszeiten.3 Melchior Schmalzmair kam als ABC-Schüler nach Schwa­ben, 1629 zum Studium nach München, wurde 1632 dortselbst Gramma­tist, schrieb ein vorzügliches Latein, feierte nach Ostern 1642 in Glonn sein Erstes heiliges Meßopfer und wurde hierauf Kooperator von Glonn mit 85 fl. Stolgeld. Nach dem Tode seines Bruders wurde ihm vom Herzog Al­brecht und vom Weihbischof Johann von Freising die Pfarrei Glonn über­geben. Um diese Zeit wurde der Bruderschafts- und Marienaltar benediziert und verschiedene Reliquien ex Maiori Congregatione Monacensi hieher ge­bracht. 1654 ließ er bei Ernst Bernhard in München eine Glocke mit 12 Ztr.

1 Siehe Verzeichnis der Pfarrer. Artikel: aus Kriegszeiten.
2 Monumcnta Boica V. 464.
3 Ordinariatsarchiv.

Seite 44


um 700 fl. gießen, machte den Filialkirchen Schenkungen und stiftete als Dekan mit 1000 fl. einen Jahrtag mit wohltätigen Unterstützungen. Testa­ment des Pfarrers Melchior Schmalzmair vom 22. September 1653: „Be­kenne ich Melchior Schmalzmair Pfarrer und Dechant zu Glonn, Freisinger Bistums für mich und meine Erben hiemit öffentlich tue euch kund und zu wissen . . .: Dieweil bei dem hochwohlgebornen H. Joh. Friedrich Fug­ger Grafen zu Kirchberg und Weißenhorn auf Zinneberg hab ich 1000 fl. Kapital, darauf sich laut Schuldobligation vom 16. November 1629 jährlich auf den 16. Oktober 50 fl. Zinsen verfallen … „ Davon sollten zur Zierde

Seite 45


der Kirche so 10 fl., für die Armenseelenbruderschaft 10 fl., für Jahrtag. Gedenken und Lobamt 10 fl. für arme Schulkinder, und wenn solche nicht vorhanden sind, für arme Studenten am Gymnasium zu München 10 fl., für Hausarme, Witwen, Waisen, Kranke, Kindbetterinnen, Austraglerinnen 10 fl. verwendet werden. Das ganze Geld kam zum Landgericht Schwaben und zur Zeit der Säkularisation wurde nichts mehr herausbezahlt. Inter­essant sind die Aufzeichnungen dieses Pfarrers über den Dreißigjährigen Krieg1. Am 16. Februar 1664 starb er2.

1644 ist der Kirchenbau in Waiterskirchen vollendet worden und auf Einladung des Pfarrers M. Schmalzmair in Glonn kam am Sonntag nach Martini der Weihbischof zur Kircheinweihung nach Waiterskirchen, am Abend nach Glonn zur Spendung der Firmung, wie auch am nächsten Mon­tag hernach, „alles gratis“. Es wurden auch der Bruderschaft- und Marien­altar benediziert. 1652 hat er sich um Reliquien umgesehen vom heiligen Johannes dem Täufer und einen Kreuzpartikel, den Kaiser Ferdinand III. gebracht hat. 1653 mußte der Pfarrer 30 fl. Infulsteuer bezahlen, der Benefiziat in Beuern wegen Beniefizium in Reit 2 fl., der Kooperator 1 fl. 20 kr.. 1654 am Michelstag kam der Vikar Dr. Mänzl von Freising zur Visitation hier und anderer Kapitel: Kosten für das Kapitel 36 fl. 15 kr., dem Schreiber 3 Dukaten und Speis und Trank. 1655 ist ein wunderliches Jahr. Gleich anfangs stirbt der Papst, als neuer Papst wird Alexander VII gewählt, der bei Friedensschluß 1648 in Deutschland Nuntius war, ein Friedenspapst . . . in der Schweiz fallen viele Leute zu einer ketzerischen Religion ab. 1657 stirbt Kaiser Ferdinand III. Alle Potentaten klagen: Niemand hat Geld und soll doch doppelt Steuer bezahlt werden.

Winter Fr. v. Paula, Kammerer von 1745— 1758, war längere Zeit krank; zwischen Pfarrer Winter und Adam Dötsch, Bäck in Glonn 1757 bis 1759, gab es einen Streit wegen des Widdums und des Steinbruchs.

 1 Siehe Artikel: Aus Kriegszeiten.     2 Pfarrarchiv Glorin.

Seite 46


Pfarrwiddumshof war das frühere Zuhaus von Winhart, heute die Schreinerei Neuwirt, an welches Haus der Tuffsteinbruch angrenzt. 1666 soll Oswald Dötsch, der Vater des Adam Dötsch 5oo fl. bezahlt haben für das­ Widdumsgut, das aus Haus, Stadel und Stall besteht, alles aneinanderlie­gend zwischen dem Mesner und dem Maler; dabei ist ein kleiner Garten mit einer Dunggrube, auf welcher er steinbrechen tut. Man kann es ihm nicht nehmen, weil es ihm gehört. Nach dem alten Saalbuch hat Dechant Renzl­hauser von Glonn Haus und Garten verstiftet. Jetzt besitzt alles Kaspar­ Uebeloher. Kaltner Franz von 1758-1766, war acht Jahre in Glonn, vier Jahre krank, war in Wasserburg daheim, Dr. Romanus, von Leiden ge­quält, rief er aus: hier schneide, hier brenne mich . . . Hackl Georg von 1766-1770, war Dr. der Theologie, wegen der Possessionskosten mußte er 38 fl. Taxen bezahlen; er beschwerte sich, weil 1767 in Glonn der Hagel geschlagen hatte und der Wildschaden sehr groß war. Doll Josef Maurus­ von 1770-1781. Er verweigerte die Zahlung der Possessionskosten. Frank Johann Georg von 1781-1803, war 22 Jahre in Glonn, auch er zahlte 1784 die Possessionskosten nicht, bis Strafandrohung kam. 1798 hatte er einen Streit mit dem Hufschmied Paul Strobl in Glonn wegen des Oslbier­häusl beim Steinberger, das Barbara Artman geerbt hatte. Das Oslhäusl ge­hörte zum Pfarrwiddum und wurde einst dem Artman als Freistift gege­ben. Der Oslhäuslinhaber Anton Artman hatte 1784 seinem zweiten Weibe, der Barbara Angerin, die ihm 170 fl. Heiratsgut zubrachte, mit Bewilli­gung des Pfarrers das Oslhäusl anverheiratet. Er starb 1796 und sie 1797. Nun nahmen alles die Erben in Anspruch. Der Pfarrer gab dies nicht zu. Es wurde nichts mehr bezahlt. Der Streit ging darum, ob es Freistift sei oder nicht. Der Pfarrer verlor den Prozeß und mußte die Gerichtskosten zahlen. Die Erben durften das Häusl behalten. Pfarrer Frank ist am 22. Ja­nuar 1727 in Areschwang im Walde geboren, studierte in Passau, Regens­burg und Straubing, wurde 1760 Priester. Ein Leibschaden trat aus und er starb in zwei Tagen. Seine Hinterlassenschaft kam unter Sperre. Es. waren vorhanden: 3 Pferde, 9 Kühe, ein Kalb, 10 Jungkälber, 6 Schober Weizen, 26 Korn, 18 Fuder Haber, eine Kutsche, 4 Wägen, 50 Hennen.

Amann Benno, geboren 3. Juni 1770 in Straubing, war sieben Jahre in Regenstauf und Urrach, dann Kooperator in Otzing und zuletzt Wallfahrts­priester in Altötting, wurde am 6. Oktober 1803 Pfarrer in Glonn, wo er am 26. 7. 1810 an Blutsturz starb. Er hat sehr viel aufgeschrieben, wovon mehr folgen soll. Was er über Kriege geschrieben hat, siehe unter Kriegs­zeiten.

Bis zur Säkularisation 1803 hatte das Domkapitel in Freising das Pfarr­ernennungsrecht, von nun an der Landesfürst: In seiner Eingebung um die Pfarrei Glonn gibt er an, daß in Tüßling bei Altötting sich ein Lazarett befand, in dem das Nervenfieber ansteckend auftrat. Drei Priester wurden krank, zwei sind gestorben. Er half aus bis zum Ausbruch der Schlacht bei Hohenlinden, 3. Dezember 1803. Doch auch ihn traf die Ansteckung. Ganz allein hatte er die 300 Krieger seelsorglich betraut. Dies und seine eigene Krankheit hatten seine Kräfte zerrüttet und darum bittet er um die Pfarrei Glonn. Am 6. Oktober, 1803 wurde er präsentiert, wofür er 21 fl. Taxen zahlen mußte, am 3. Februar 1803 zog er auf. Er mußte beim Antritt der

Seite 47


Pfarrei Glonn 303 fl. Baufälle übernehmen, für Ablösung von Getreide. Vieh und Fahrnis 3700 fl. bezahlen. Die Investionstaxen betrugen 78 fl.. der Absent an das Rentamt Freising 35 fl., Steuerbetrag an das Rentamt Schwaben 41 fl., jährliche Dezimationsgebühren 36 fl., Jägergeld 2 fl. Das Einkommen ist 800 fl., der Gehalt der 2 Kooperatoren ist 104 fl., der Kooperator in Glonn wohnte 1803 in einem abgesonderten Häuschen un­fern der Kirche und dem Pfarrhof, hatte im Pfarrhof Tisch und Kost, täg­lich eine Maß Bier und die kleinen Stollgefälle, 1814 wohnte der Koopertor schon im Pfarrhof. Der Pfarrhof war an der Nordseite der Kirche. Im De­zember 1803 ließ der Graf von Zinneberg die Filialkirche zu Sonnenhausen abbrechen. Ich berichtete die Sache nach Freising, aber bis die Ein­willigung von dort kam, war sie schon ganz abgebrochen. Im Januar 1804 wurden die Sammlungen der Kapläne und Mesner verboten. Da sich diese aber stillschweigend auch auf die Pfarrer bezog, so verfertigte ich die Fas­sion von der hier fälligen Futter- oder Gefällgarben Sammlung mit der Bemerkung, daß ich keinen Kooperator mehr halten könnte und wollte, wenn mir diese entzogen würden. Mitte Hornung wurden die Evangelien von Kreuzauffindung bis Kreuzerhöhung, die alle Sonntage gehalten wur­den, wie auch das vielfältige Gedenken der Lebenden und Verstorbenen ver­boten und in den Geburts- und Trauregistern einige Abänderungen getrof­fen. Am 30. Juni 1804 kam die Erlaubnis wieder, die vier Evangelien halten zu dürfen, jedoch alle vier auf dem Choraltar ohne Prozession. Die Samm­lung wurde den Schullehrern und den Mesnern wieder gestattet. Ich ließ ohne eigene Erlaubnis die Gefällgarben einholen und dem Kooperator seine Sammlung halten. Nach Aufhebung der Klöster und Stifte wurden Zehent und alle Renten vom Landesfürsten eingehoben. Im Jahre 1805 wurden die Evangelien wieder verboten. 1805 war die Witterung sehr schlecht. Vom 15. Juni bis 8. September gab es nie drei schöne Tage. Die Ernte begann nach dem 24. August, vieles ist ausgewachsen, um Michaeli war noch nicht alles daheim; die Bauzeit war sehr schlecht, um Allerheiligen war es so kalt wie um Weihnachten.

Im Juli 1807 vermachte Peregrin Dötsch, Pfarrer in Högling, der Pfarr­kirche in Glonn ein prächtiges Meßgewand mit dem Vorbehalt wegen der Säkularisation, daß daselbe für immer dem Bäckerhause gehöre. Derselbe ist in Glonn geboren als Bäckermeisterssohn am 26. Juni 1757, gestorben als Kanonikus in Weyarn am 2. Juli 1837. Am 2. März wurde Expositus Johann Waltl in Beuern Pfarrer in Gramelkam und nach Beuern kam Ignaz Sedlmair von Aufkirchen. 1807 kam der Befehl von der Regierung, daß alle entbehrlichen Kirchen abgebrochen werden sollen. Toblberg und Steinhausen, die sehr elend waren, traf dieses Los; Georgenberg und Adling kauf­ten die Ortsbewohner. Georgenberg brachte so alle Paramente an sich. Die Kirche zu Haslach wurde wegen der Begräbnisstätte als unentbehrlich an­erkannt. Am 22. Mai 1808 schlug der Hagel, nur Adling, Haslach und Beuren blieben verschont. Der Pfarrer von Glonn hatte einen Schaden von 500 fl. Am 1. Oktober 1808 wurden neue Steuern eingeführt und ich mußte jährlich 41 fl. 51 kr. zahlen. Pfarrer Amann kam von der Diözese Regensburg, was dem Generalvikariat Freising nicht zusagte. Allein der Landesfürst ernannte ihn. Er starb im 41. Lebensjahr 1810.

Seite 48


Moßner Peter wurde am 7. Oktober 1810 Pfarrer von Glonn. Er kam von Ebbs am Walchensee und kehrte am 1. Juni 1814 wieder nach Ebbs zurück.
Kellner Johann, geboren am 27. April 1767, Priester seit 1796, aus Mindelheim, kam 1815 nach Glonn, gestorben in Glonn am 8. April 1835. Unter ihm wurde 1823 die Kirche eingeweiht. Zu seiner Zeit waren die Stallungen in schlechtem Zustand. Am 30. Mai 1834 ernannte er seinen Kooperator Georg Moßner zum Expositus in Beuern.
Aufschläger Georg, geboren am 17. Oktober 1794 in Grafenau, gestorben am 17. Oktober 1849 in Pürthen, war Pfarrer in Glonn von 1835-1841.
Vordermayer Franz, geboren am 29. Januar 1805 in Tettenhausen bei Laufen. Als ältestes Kind einer Bauersfamilie sollte er einmal den Bauernhof übernehmen, allein er wollte Priester werden, kam zum Studieren nach Salzburg, ins Georgianium nach München, wurde 1830 zum Priester ge­weiht in Freising, seine Anstellungen waren: Palling, Erharting, Velden, Einsbach. Der Pfarrer von Einsbach begrüßte ihn: „Was bringen Sie? Krieg oder Frieden?“ Vordermaver sagte: „Was Sie wollen.“ Nun kamen Beide recht gut aus.
1836 wurde er Vikar in Mammendorf, wo er um 3700 fl. ein neues Schulhaus baute. 1839 wurde er Pfarrer in Walkershofen, am 14. Dezem­ber 1841 wurde er Pfarrer in Glonn. 1840 im Frühjahr baute er sofort die baufälligen Ökonomiegebäude und den Pfarrhof neu auf um 9000 fl.. Diese Summe mußten hauptsächlich die Kondezimatoren leisten und der Rest wurde aus den Überresten der anderen Stiftungen genommen. Nur 525 fl. mußten in Abzahlungen getilgt werden. Gleich bei seiner Ankunft setzte er im Pelzgarten Obstbäume und war in der Landwirtschaft, im Obst­bau und in der Viehzucht sehr kundig. Ende Februar 1842 begann der Zimmermeister Michael Beham von Glonn die Zimmermannsarbeiten, am 14. April war schon die Hebebaumfeier beim Pfarrstadel und am 25. Mai die des Pfarrhofes. Am 6. Juli 1842 wurde das erste Fuder Zehentwinter­gerste aus Beuern in den neuen Pfarrstadel eingeführt und am 18. Juli wurde sie gedroschen zum erstenmal im neuen Stadel. Seit unvordenklichen Zeiten ist aus der Zehentflur Beuern kein Zehent in Natura mehr eingefext worden, sondern der jeweilige Pfarrer ließ sich denselben alljährlich in etwa 100 fl. zahlen. Pfarrer Vordermayer hob den Pacht auf und führte die Ökonomie selbst. Er war sehr tüchtig in der Seelsorge, im Schulwesen, war Distriktsschulinspektor, in der Ökonomie arbeitete er oft selbst mit, war ein guter Prediger und allgemein beliebt. Besonders schwierig waren die Revolutionsjahre um 1848 herum. Am 4. Juni 1848 kam das Ablösungs­gesetz, das auch in der Pfarrei Glonn durchgeführt wurde. Die Pfarrfassion ist 1848: Zinsen von Kapitalien 90 fl. Ertrag aus Gebäuden 13 fl., aus Grundstücken 200 fl., aus grundherrlichen Rechten 101 fl., aus Zehent 730 fl. von gestifteten Gottesdiensten 47 fl., von Stollgebühren 122 fl., aus Sammlungen 28 fl., für Nebenbezüge zur Haltung des Hilfsgeistlichen 27 fl., Sammlung aus Naturalien 25 fl. 1847 mußte Pfarrer Vordermayer 15 Reichstaler Strafe zahlen, weil er gegen das weltliche Verbot an Feier­tagen schießen ließ. Am 2. September 1852 wurde Vordermayer Pfarrer in Geisenhausen. In Geisenhausen wirkte er recht segensreich, baute wieder

Seite 49


einen neuen Pfarrhof um 18118 fl., ließ die Kirche restaurieren, schaffte fünf neue Glocken an, führte selbst die Ökonomie, errichtete eine Mädchen­schule, gründete blühende Jugendvereine und war ungemein tätig auf allen Gebieten. Er war überall beliebt wegen seiner Leutseligkeit, seiner Regsam­keit und seinem praktischen Blick, so daß die Leute in Geisenhausen noch dreißig Jahre nach seinem Tode mir gegenüber seine Taten rühmend her­vorhoben. Er starb in Geisenhausen am 19. Juli 1870; und als die Glonner von seinem Ableben Kunde erhielten, ließen sie in Glonn sogleich ein Re­quiem für ihn halten und die Beteiligung des Volkes war so groß, als wenn ihr eigener Pfarrer gestorben wäre.
Mayr Josef, geboren am so. Oktober 1810 in Pobenstett, kam nach Glonn am 4. Januar 1853 und ist in Glonn gestorben am 18. Februar 1864. Zuvor ­war er Pfarrer in Aschheim. Am 17. Juni 1860 wurde in Glonn der neue Kreuzweg, den der Glonner Maler Magnus Meßner um 616 fl. machte vom Franziskanerpater Adeodatus Isner eingeweiht. Pfarrer Mayr war ein guter Priester. Sein Lieblingsspruch war: „Das ist nicht recht, das soll nicht sein und das darf man nicht tun.“
Pröbstl Jakob, geboren am 22. Juni 1808 in Weilheim, zum Priester geweiht am 6. Oktober 1832, kam nach Glonn am 24. Juli 1864 und ist als seeleneifriger Priester gestorben in Glonn am 21. Oktober 1869.Späth Josef, geboren am 23. Dezember 1825 als Bäckermeisterssohn i. München, zum Priester geweiht am 24. Juni 1850, war angestellt in Moosen, Altomünster, Schnaitsee, St. Zeno, Forstenried, Holzen, wurde Pfarrer in Glonn am 9. Februar 1870, war von 1892 – 1908 Dekan, Geistlicher Rat, war mit dem Ludwigsorden geschmückt und ist am 9. Januar 1910 gestor­ben, nachdem er 40 Jahre sehr segensreich in Glonn gewirkt hat. Seine großen Ideen, die er schon in den ersten Jahren seines hiesigen Wirkens gefaßt hatte, sind durchgeführt worden. Eine mustergültige Kirchenrestau­ration in Glonn, einen großangelegten Mädchenschulhausbau als Kloster­schule, wozu er wohl selbst aus eigenen Mitteln das meiste beisteuerte, eine neuen Tempel des Herrn in Beuern: all dies sah er noch vor seinem Tod vollendet. 40 Jahre lang hat er in Glonn sehr segensreich gewirkt und sein Andenken wird bei uns allen, denen er so lange Zeit ein eifriger Seelsorger war, unsterblich sein gleich dem der Gebrüder Schmalzmair. Die Gemeinde Glonn hat ihn wegen seiner Verdienste zum Ehrenbürger ernannt.
Schrall Bartholomäus, geboren am 16. Juli 1864 in Ampertshausen, zum Priester geweiht am 24. Juni 1892, war angestellt in Reichenhall, Rosen­heim, St. Martin in Landshut, wurde Pfarrer in Glonn am 21.März 1910, wirkte überaus segensreich in gutem Einvernehmen mit der Pfarrgemeinde, wurde 1928 Kammerer, 1932 Dekan, wegen seiner Verdienste Ehrenbür­ger von Glonn, konnte in Glonn sein 25jähriges Priester- und Pfarrjubiläum und auch noch das 40 jährige Priesterjubiläum feiern. Dekan Schrall hat Glonn so lieb gewonnen, daß er nach seinem Eintritt in den Ruhestand 1934 auch seinen Lebensabend unter den Glonnern zubringen wollte. 1938 stellte sich bei ihm ein Fußleiden ein und nach einer Beinabnahme starb er am 16. Juni 1938. Er hatte noch vor seiner Erkrankung die Liste der Or­denspersonen und der gefallenen Krieger hergestellt.

Seite 50


Boxhorn Otto, geboren am 7. Dezember 1876 als Bauernsohn in Leibl­fing, zum Priester geweiht am 10. Juni 1900, seine Anstellungen waren: Ergolding, St. Nikolaus in Landshut, Präfekt und dann Subregens in Re­gensburg, Direktor des Knabenseminars in Straubing, in Schleißheim, Kirchdorf, Direktor in Grunertshofen, seit 15. November 1934 Pfarrer in Glonn, wo er am 18. November in feierlichster Weise in sein arbeitsreiches Amt eingewiesen wurde.

Pfarrerverzeichnis.

Nach Aufschreibungen im Pfarrarchiv zu Glonn und im Ordinariatsarchiv zu
München.

  1. Ratpoto 821 (Bitterauf, Die Tradit. des Hochstifts Freising Nr. 443).
  2. Hadhmunt 826 (M. 1. Nr. 490).
  3. Chunradus 1244 (M. B. V. 464). (Kommt schon 1236 vor.)
  4. Renzlhauser Matthäus (Dekan) 1486, gest. 1513.
  5. Lindauer Heinrich, Jahr?
  6. Geiger Gabriel, Jahr?
  7. Stöckl Conrad 1524 (Deut. III § 65o S. 411).
  8. Bästetter Johann 1524, Vikar (§ 65o S. 411).
  9. Graffinger August 1524, Vikar (§ 676 S. 436).
  10. Hienringer Peter 1538 (Kreisarchiv in München).
  11. Rumppl Hanns von Hofberg 1560 (0. A. VII 259).
  12. Hagn vor 1611.
  13. Neumayr Christoph vor 1611 (Kreisarchiv in München).
  14. Clammer (Claimer) Georg, Dekan, etwa 1611- 1615?
  15. Geisenhofer Korbinian 24. II. 1630 bis 20. III. 1634.
  16. Schmalzmair Johann 4. IV. 1634 bis I. IV. 1644.
  17. Schmalzmair Melchior (Dekan) 5. III. 1644 bis 16. II. 1664.
  18. Naschold Franz bis 10. IV. 1666.
  19. Binder Franz (Dekan) 1666 bis 20. VI. 1680.
  20. Kugler Franz (Dekan) 26. II. 1682.
  21. Gebhard Wolfgang 27. V. 1684 bis 5. III. 1712.
  22. Hörmann Jos. Felix 9. IV. 1712; kam nach Garmisch.
  23. Sartor Georg 28. IV. 1716 bis 1739; war von Widenzhausen.
  24. Wagner Franz Ulrich 24. XI. 1739.
  25. Winter Franz v. Paula (Cammerer) 14. VII. 1745 bis 6. VII. 1758.
  26. Kaltner Franz 20. VII. 1758 bis 1766.
  27. Hackl Georg 10. XI. 1766 bis 1770.
  28. Doll Jos. Maurus 16. XI. 1770 bis 1781.
  29. Frank Joh. Georg 24. VI. 1781 bis 1803.
  30. Amann Benno 1804 bis 26. VII. 1810.
  31. Moßer Peter Nov. 1810 bis 1814.
  32. Kellner Joh. Nep. Januar 1815 bis April 1835, aus Mindelheirn.
  33. Aufschläger Georg August 1835 bis Nov. 1841, aus Grafenau.
  34. Vordermayer Franz Sales Nov. 1841 bis Sept. 1852, aus Tettenhausen.

Seite 51


  1. Mayr Josef 4.- 1. 1853 bis 18. II. 1864, aus Pobenstett, zuvor Pfarrer in Aschheim.
  2. Pröbstl Jakob 24. VII. 1864 bis 21. X.1869, aus Weilheim.
  3. Späth Josef 25. 1. 1869, aus München, gestorben 9. 1. 1910.
  4. Schrall Barthol. 21. 3.1910 bis 1.10.1934; gestorben 16. VI. 1938.
  5. Bockshorn Otto seit 18. XI. 1934.

Pfarrhofbau.

Quellen: Pfarrarchiv Glonn; Zeller, Lichtbilder des Klerus.

Bekanntlich befand sich vor 1842 der Glonner Pfarrhof an der Nordseite der Kirche, etwa 20 m von der Kirche entfernt. Dieser Pfarrhof bestand aus drei Stockwerken, an der Rückseite war ein sehr großer Pferdestall angebracht. Das zweite Stockwerk enthielt nebeneinander das Wohn- und Schlafzimmer des Pfarrers, den sogenannten Saal, ein Gastzimmer und drei kleine Zimmer ohne Ofen mit wenig Licht. Das dritte Stockwerk hatte zwei Zimmer, wovon eines von dem Kooperator bewohnt wurde; über diesen zwei Zimmern war der Getreidekasten. Im ersten Stock oder zu ebener Erde befanden sich die Küche, zwei Speisegewölbe, zwei enge Schlafkammern und eine ziemlich große Gesindestube. Die Scheune war unten mit Stein und oben mit Holz gebaut. Das Pfarrhaus war massiv von Stein aufgeführt: die Grundmauern schienen noch Überreste vom Schwedenkriege zu sein. Die Reparaturen des Pfarrhauses geschahen stets auf Rechnung des jeweiligen Pfarrers.

Pfarrer Amann schrieb schon im Jahre 1803, daß das Pfarrhaus sich in dem schlechtesten Zustand befand. 1820 stürzte die westliche Schießmauer nach außen ein. Doch konnte in den nächsten Jahren noch nicht zu einem Neubau geschritten werden. Erst dem energischen Pfarrherrn Vordermayer gelang es, den Pfarrhof neu zu erbauen. Dabei wurde der Pfarrhof etwa 80 m von der Kirche gegen Osten verlegt. Der ganze Bau kam auf 9000 fl. zu stehen, zu deren Deckung die Kondezimatoren die Hauptquote beizutra­gen hatten und der Rest durch Rentenüberschüsse aus anderen Stiftungen aufgebracht wurde. Als Baulastsumme für die Nachfolger wurden 525 fl aufgenommen. Der frühere Pfarrhof war aus Tuffsteinen gebaut und wurde schon 1696 als schlecht bezeichnet. Auch der neue Pfarrhof wurde größten­teils aus Tuffsteinen aufgeführt, zumal der Pfarrer selbst Besitzer eines Tuffsteinbruches ist. Der Zimmermeister Niederhofer von Haidhausen hat den Plan entworfen, nach dem sich die Kosten auf 7830 fl. beliefen. Die Zimmermannsarbeiten hatte Zimmermeister Michael Beham von Glonn um 9oo fl. übernommen.

Zehent-Pfründe

Schon im Alten Bunde mußte der zehnte Teil der Einkünfte zum Gottes­dienste gegeben werden. In den ersten Zeiten des Christentums gaben die Gläubigen freiwillig reichliche Gaben für die Kirche. Erst allmählich er-

Seite 52


kaltete der Eifer; die Folge war, daß Gesetze erlassen wurden, die den zehnten Teil von den Fruchterträgnissen anfangs für die Kirche und schließ­lich auch für den Klerus bestimmten. Ursprünglich gehörte jeder Zehent der Kirche; erst im Laufe der Zeit kam er durch Verpfändung in Laien­hände, besonders durch die Säkularisation. In früheren Zeiten wurden bei der heiligen Messe Brot und Wein und auch andere Naturalien von den Gläubigen freiwillig geopfert; ebenso wurden die Brotlaibe und Läutgar­ben anfangs freiwillig gegeben, dann allmählich üblich und schließlich zur Pflicht.
So sammelte noch vor wenigen Jahrzehnten ein jeweiliger Pfarrer von Glonn die Zehentgarben auf dem Felde ein und dem Kooperator fällt heute noch die Haber- und Flachssammlung zu.

Fast für die ganze Glonner Pfarrei war Graf Fugger auf Zinneberg De­zimator, zu Beuren das Kloster Weihenstephan zu zwei Teilen, die Kirche daselbst zu zwei Teilen und der Stroblberger, in Frauenreut der Benefiziat in Moosach zu zwei Teilen und etwas das löbl. Stift Unserer Lieben Frau zu München, in Haslach und Westerndorf der Benefiziat zu St. Peter in München zu zwei Teilen; der Pfarrer von Glonn hatte meistens 1/3 Zehent. Der Zehent des Grafen Fugger betrug 3oo fl., der von Beuern 15 bis 18 Scheffel, für das Gotteshaus in Glonn 35 fl., für das Gotteshaus in Beuern 16 fl., der des Benefiziaten von Moosach in Frauenreut 0-4 fl., für das Frauenstift in München 9 fl., für das Gotteshaus in Frauenreut 21 fl., der zu Haslach und Westerndorf 50-60 fl.1

Bischof Otto II. von Freising (1184-1220) übergibt seinem Kapitel die Güter in Hausen und Palzing mit der Pfarrei Glonn bei Zinneberg 2
Der Abt Matthias zu Rott gibt am 3. Dezember 1455 mit Willen des Priors Ruprecht in der Oblay seines Klosters den Hof zu Reinstorf der Pfarrei Glonn.2Der Propst Petrus II. von Beyharting kaufte 1572 von Georg Hoch­reiter auf dem Hochreit in der Pfarrei Glonn ½ Teil großen und kleinen Zehent aus zehn Huben zu Rorstorf.3
Sehr viel Material enthalten die „Saalbüechel“ über Zehent, Stift u. dgl. Doch würde dies zu weit, führen und es soll hier nur ganz wenig Platz finden.

Interessant sind die Verhandlungen zwischen den Grafen Joh. Friedrich Fugger zu Zinneberg und dem Pfarrherrn Melchior Schmalzmair zu Glonn von 1647 bis 1650 wegen des Zehent zu Hermannsdorf. Diese beiden sind mit dem Pflegsverwalter von Schwaben in Kreuz zusammengekommen, wo jeder sein Saalbuch vorgelegt hatte. Das Saalbuch des Grafen Fugger ent­hielt von Hermannsdorf folgende Namen: Widtmann, Schmidt, Kürch­lehner, Lidl, Rutt, Kistler, Schuster, Werndl, Vogl, Haffner. Bei allen diesen, ausgenommen beim Rutt, Schuster und Kistler hat Unsere Liebe Frau zu Kreuz den kleinen Teil Zehent, sonst überall den dritten Teil; folglich der Pfarrer zu Glonn den dritten Teil, der Herr zu Zinneberg zwei Teile großen und kleinen Zehen!. Das Gotteshaus Kreuz Saalbuch vom Jahre

 1 Kreisarchiv München.
2 Oberb. Archiv XIII, 313.    3 Deutinger, Beiträge 1, 73,, IV, 40.

Seite 53


1554, vom Pflegsverwalter von Schwaben produziert, hat folgenden In­halt: Das Gotteshaus in Kreuz hat in Herrnannsdorf bei allen Gütern, mit Ausnahme des Rutt, Kistler und Schuster, den großen und kleinen Zehent, sonst durchaus den dritten Zehent. Ähnliches enthielt das Saalbuch des Pfarrers von Glonn vom Jahre 1598. Dem Pflegsverwalter war es nicht recht, daß der Graf Fugger zwei Teile und der Pfarrer zu Glonn und das Gotteshaus zu Kreuz je nur ein Teil Zehent bekommen.1 Darüber entstand nun ein mehrjähriger Streit, dessen Ausgang nicht zu ersehen war.

Der Pfarrer zu Glonn hatte um 1696 den ganzen Zehent, also drei Teile, beim Mesner und Widdumbauer in Glonn, beim Stein-, Kot- und .Stegmüller, wofür in Sonnenhausen die Wochenmeß gelesen werden mußte, beim Widdumbauer in Beuern, beim Schloß Zinneberg fünf oder sechs Fuder, beim Sonnenhauser vier oder fünf Scheffel Getreide; beim Zehent­hof in Glonn gehörte ein Teil dem Pfarrer und ein Teil dem Gotteshaus in Glonn, wofür der Wirt jährlich 12 fl. reichte, bei allen anderen hatte der Pfarrer einen Teil Zehent, die anderen zwei Teile der Graf Fugger zu Zinneberg; ausgenommen das Hubergut, wo zwei Teile dem Gotteshaus zu Glonn gehörten, der dritte Teil wurde wiederum in zwei Teile geteilt, wo­von ein Teil dem Pfarrer, der andere Teil dem Wirt zu Glonn gehörte. Zu Mecking hatte die Pfarrkirche allein jährlich 5 fl. Stift. Mecking hatte ur­sprünglich dem Gotteshaus gehört, wurde aber beim Chorbau dem Grafen von Zinneberg versetzt. In Beuren hatte der Pfarrer durchgehends den er­sten Teil zu erheben, den zweiten Teil der Prälat zu Weihenstephan, ausge­nommen die Einöde Stroblberg, wo die zwei Teile Zehent zu dem Gottes­haus zu Beuren gehörten. Der jeweilige Pfarrer von Glonn hatte wegen der Weite des Weges das Getreide gleich in Beuern dreschen lassen oder gleich um 50-60 fl. verkauft. Vom Faltergut in Beuern zog der Pfarrer von Glonn allein den ganzen Zehent.2 Zu Frauenreut hatte der Pfarrer zu Glonn bei sieben Bauern den ersten Teil und bei den zwei Obermaiern in. einem Feld mit den Vorländern den ganzen Zehent, den zweiten Teil hatte der Benefiziat in Moosach, bei den zwei Obermaiern das Frauenstift in München. Der Zehent vom Hintermaiergut gehörte allein dem Gotteshaus zu Frauenreut. In Überloh hatte der Pfarrer ein Drittel und die Kirche zu Frauenreut zwei Drittel Zehent, ebenso in Hafelsberg. In Mattenhofen und Adling gehörte der erste Teil dem Pfarrer, die anderen zwei Teile der gnä­digen Frau von Leiden (in Mattenhofen). Der Mair in Mattenhofen hatte ein Vorland, wo der Pfarrer den ganzen Zehent hatte. In Haslach und We­sterndorf hatte den ersten Teil der Pfarrer zu Glonn, die anderen zwei Teile der Benefiziat zu St. Peter in München. Zu Balkham mit acht Häu­sern (kleine Lehen und Sölden), zu Georgenberg mit zwei Bauern, zu Wetterling mit einem halben Hof und einem Lehen, zu Straß und Spitzen­trenk mit zwei Häusern, zu Steinhausen und Ursprung erhob der Pfarrer den ersten Teil, die anderen zwei Teile Graf Fugger zu Zinneberg. Zu Steinhausen und Ursprung waren Vorländer, wo der Pfarrer den Zehent allein zu erheben hatte. In Hermannsdorf, wo kleine Häuser, Lehen und Sölde waren, erhielt der Pfarrer den ersten Teil, das Gotteshaus in Kreuz die zwei

 1 Kreisarchiv Landshut.         2 Pfarrarchiv Glonn.

Seite 54


anderen Teile. In Doblberg mit drei Häusern, wobei ein Zehent fehlte, wurde beim Mair der Zehent in zwei Teile geteilt; der erste Teil gehörte dem Pfarrer, der zweite dem Grafen Fugger auf Zinneberg. Bei den zwei übrigen Häusern hatte der Pfarrer den ersten Teil und Fugger die zwei anderen Teile. Auf den Vorländern des Mair hatte der Pfarrer allein den ganzen Zehent.1 Als Blutzehent wurde nichts gegeben als etwa eine Gans und Ente. Die Einkünfte des Pfarrers von Glonn betrugen 1739 aus fest­gesetzten Abgaben 24 fl., aus Wochenmessen 8 fl., für Beichten 3 fl.., für Brot 6 fl.; in besseren Jahren beliefen sich die Gesamteinkünfte über 800 fl. Dafür hatte der Pfarrer den Kooperator zu unterhalten und teil­weise auch den Expositus in Beuren. Widdumsteuer mußte der Pfarrer 55 kr., Jägergeld 2 fl., Seminaristikum 3 fl. und für die Kathedral­kirche in Freising 12 kr. bezahlen. Der verstiftete Zehent von Doblberg be­trug 16 fl., von Westerndorf 15 fl., von Hermannsdorf 19 fl., von Haslach 26 f1., von Gailing 3 fl., von Sonnenhausen 20 fl., von Jakobsbeuern 220 fl., in der Filzen 2 fl.. Um das Jahr 1739 war der durchschnittliche Ertrag der Pfarrei Glonn 714 fl.; im Jahre 1838 war der Reinertrag 633 fl., 1859 1068 fl. Bei der letzten Ausschreibung der Pfarrei Glonn im Jahr 1869 be­trugen die Einkünfte aus Realitäten 241 fl., aus Rechten 1219 fl., aus ,gestifteten Gottesdiensten 75 fl., aus Stolgebühren 168 fl., aus Sammlun­gen 57 fl. Die Lasten betrugen für Stiftszwecke 36 fl., für Diözesanlasten 10 fl., für Hilfsgeistliche 493 fl., woraus sich ein Reinertrag von 1221 fl. ergibt. Die bei der Pfarrei befindliche Ökonomie besteht in 38 Tagwerk 61 Dezimalen Äcker, 23 Tagwerk 40 Dezimalen Wiesen, 6 Tagwerk 15 De­zimalen Waldung. Zur Führung der Ökonomie sind zwei männliche und drei weibliche Dienstboten notwendig, ferner zwei Pferde, zwei Ochsen, zwölf Kühe und drei Stück Jungvieh.1 Im Jahre 1855 bezog der Pfarrer von Glonn 397 fl. Zehent aus der Pfarrei; für die Pfarrkirche betrug der Zehent 57 fl. Im Jahre 1848 wurde der Zehent vielfach im zwanzigfachen Betrag abgelöst. Der ganze Bodenzins für die Pfarrei Glonn mit Beuern beträgt 811 fl., das Bodenzinskapital 14607 fl., der jährliche Bodenzins 584 fl. Die Fixierung der sekundären Baulast des Zehent in der Pfarrei Glonn betrug im Jahre 1856 für die Pfarrpfründe Glonn 800 fl. Boden­zins, für die Kirche in Glonn 63 fl., für die Kirche in Jakobsbeuern 63 fl., für die Kirche in Frauenreut 36 fl., für das Benefizium in Moosach 52 fl., für das Petschnerische Benefizium in München 84 fl., für Graf Arco­-Zinneberg 303 fl., für das Kgl. Ärar 257 fl., für Rumpl von Hafelsberg 8 fl.. Seit 1910 sind die Pfarrgrundstücke verpachtet.

Das Kirchenvermögen betrug im Jahre 1676 zu Glonn 2153 fl.. 1739: 3400 fl., 1829: 4133 fl., 1870: 21645 fl., 1884 rentierliches Vermögen: 25742 Mk.. nichtrentierliches Vermögen 14616 Mk., 1900: 32802 Mk.

1Amtsblatt 1869, 188.

Seite 55


Geistliche aus der Pfarrei Glonn.

  1. Lidl Johann, geboren zu Hermannsdorf, Benefiziat von Niklasreut 1671-1704.
  2. Soyer Johann Servatius von Adling, geb. 1716, gest. am 12. August 1796 als Expositus von Beuern.
  3. Sarreiter Korbinian von Glonn, geb. 1736, gest. am 4. Juni 1784 i. Kloster Beyharting.
  4. Göttfried Josef Anton von Glonn, geb. am 21. Dezember 1755, gest.am 10. Juni 1828 als Dekan von Geltendorf.

Seite 56


  1. Dötsch Josef Beregis von Glonn (Bäcker), geb. am 26. Juni 1757, gest. am 2. Juli 1837 als reg. Kanonikus von Weyarn.
  2. Wäsler Korbinian von Glonn (Wiesmühle), geb. am 8. Dezember 1768, gest. am 13. Januar 1841 als Benefiziat in Wildenholzen.
  3. Kugler Marin von Doblberg (Maier), geb. am 12. Januar 1781, gest. am 2. Februar 1846 als Pfarrer in Wippenhausen.
  4. Fenneberg Emanuel von Zinneberg, geb. am 8. Mai 1800, gest. am 28. Oktober 1864 als Dekan und Erzb. Geistl. Rat in Altenerding.
  5. Schlickenrieder Franz von Glonn (Neuwirt), geb. am 3. Febr. 1827, gest. am .6. November 1883 als Kooperator in Sierning (Diözese Linz).

Seite 57


  1. Winhart Johann von Glonn beim Bäcker, geb. 3. März 1859, Gymna­sium Metten, geweiht in Freising 29. Juni 1883.
  2. Huber Sebastian von Rosenheim, geb. 6. August 1870, Gymnasium Freising, geweiht in Freising 29. Juni 1897.
  3. Schinnagl Josef von Hub, Gemeinde Beuern, geb. 18. Juni 1876. Gymnasium in Freising, geweiht 29. Juni 1902 in Freising.
  4. Niedermair Johann B. von Heckmair bei Glonn, geb. 13. Febr. 1875. Gymasium in Freising, geweiht 29. Juni 1909 in Freising.
  5. Soßau Johann von Velburg, geb. 13. Juli 1886, Gymnasium in Freising, geweiht 29. Juni 1911.
  1. Sewald Johann von Westerndorf; Pfarrei Glonn, geb. 8. Juli 1897. Gymnasium in Freising, geweiht 29. Juni 1923. Front- und Freikorps­kämpfer, Leutnant der Reserve.
  2. Winhart Johann von Glonn beim Bäcker, geb. 19. Januar 1903, Gym­nasium in Freising, geweiht 29. Juni 1928 in Freising.

Es ist noch beizufügen, daß Sarreiter Korbinian, geb. 1736 in Glonn. ein Schuhmachermeisterssohn war und am 30. September 1770 als Propst in Beiharting gewählt, aber erst 1772 bestätigt wurde. Er baute das 1770 durch einen Blitzschlag eingeäscherte Kloster neu auf, schmückte die Kirche mit herrlichen Ornaten und verwendete große Summen zur Hebung der Landwirtschaft und zur Anlegung eines Hopfengartens. Er starb am 4. Juni 1784 in Beiharting.
Fenneberg Ernanuel war ein Schloßgärtnerssohn in Zinneberg, geboren 8. Mai 1800, studierte in Landshut, wurde 1823  geweiht, wurde Hofmeister bei Graf Hundt in Weikertshofen, kam nach Tittmoning, ans Institut in Nym­phenburg, wurde 1835 Pfarrer in Erding mit dem Pfarrsitz in Altenerding. War Dekan, Distriktsschulinspektor, Landrat. War sehr berühmt wegen seiner Hilfsbereitschaft und Menschenfreundlichkeit und war ein Freund der Lehrer und Kinder. Er starb am 28. Oktober 1864 an einem Nieren­leiden.
Aus Glonn ist ein Priester hervorgegangen mit Namen Kaspar Sarrei­tor, geb. am 4. August 1661 beim Lederer in Glonn daheim und stiftete als Benefiziat beim Dom in München einen Jahrtag; ebenso hat der Koope­rator Johann Langenbürger bei St. Peter in München um 1626 einen Jahrtag nach Glonn gestiftet, der sicher auch ein Glonner war.

Primizfeiern in Glonn.

  1. Die erste bekannte Primiz, die in Glonn gefeiert wurde, ist im Ordi­nariatsarchiv verzeichnet, wo der Primiziant Melchior Schmalzmair von sich selbst schreibt: „Anno 1642 bin ich Priester geworden. Feierte meine erste Meß nach Ostern zu Glon: Die Kirche und das Wirtshaus ward so voll, daß orth gemangelt. Mein Anstand ist bald gewesen die Kooperatur auf Frauenreut, die Unterhaltung hat mir der Herr Bruder gegeben.“

Seite 58



Primizaltar 1909 mit Teilnehmern bei der Primiz von Johann Niedermair

  1. Im Oktober 1806 feierte Marin Kugler von Doblberg seine Primiz, von der es heißt, daß Leute in Menge da waren.
  2. Am 16. August 1857 feierte Franz Sales Schlickenrieder, Christlmüllersohn von Glonn seine Primiz im Freien. Der Altar war am Widdurn­haus am Marktplatz aufgerichtet. Die Predigt hielt der frühere Pfarrer von Glorin, Franz Vordermayer.
  3. Am 12. Juli 1880 feierte zur Zeit des Kulturkampfes Michael Scha­wel aus Wiltingen, Bistum Trier, in Glonn seine Primiz.
  4. Am 8. Juli 1883 feierte Johann B. Winhart, Bäckermeisterssohn von Glonn, seine Primiz. Der Altar befand sich im Pfarrhof am Backofen. Die Primizpredigt hielt der Firmpate des Primizianten Franz Schlickenrie­der, Kooperator in Sierning. Das Mahl fand beim Neuwirt statt. Seine An­stellungen waren: als Kooperator, Dachau, Mühldorf, Wasserburg, St. Peter in München; als Pfarrer: Dachau, Maria-Hilf in München, Geistl. Rat, Ehrenbürger von Glonn, trat 1928 in den Ruhestand und bringt denselben als Spiritual in Zinneberg zu.
  5. Am 8. Juli 1897 feierte Sebastian Huber aus Rosenheim in Glonn seine Primiz. Der Altar war am Hause des Huberbauern aufgerichtet. Die Predigt hielt der Professor Dr. Seb. Huber in Freising. Das Mahl fand beim Neuwirt statt. Seine Anstellungen waren als Kooperator: Pang, Pasing. Bockhorn, Zorneding, Schöngeising, Expositus in Beuern von 1904-1915, Pfarrer in Kollbach, Bernau, Au am Inn, resignierte 1932 und ist am 27. Mai 1937 in Beuern gestorben und dort begraben.
  1. Am 13. Juli 1902 feierte Josef Schinagl von Hub in Beuern seine Primiz. Der Primizaltar war an der Ostseite des Friedhofes und es war sehr schönes Wetter. Die Primizpredigt hielt Professor Dr. Seb. Huber in Freising. Seine Anstellungen waren als Kooperator: Ainring, St. Zeno,

Seite 59



Marienbründl in Glonn

Hebertshausen, Rechtmehring, St. Paul in München, Benefiziat St Max in München.

  1. Am 4. Juli 1909 feierte Joh. B. Niedermair von Hecken bei Glonn sein Erstes heiliges Meßopfer bei schönstem Wetter. Der Primizaltar war im Pfarrgarten gegen den Bach zu aufgestellt. Die Primizpredigt hielt der Stiftsdekan Simon Spannbrucker von Laufen. Am Vorabend war Illumi­nation und Feuerwerk. Das Mahl war beim Neuwirt. Seine Anstellungen waren als Kooperator: Erharting, Aufkirchen bei Starnberg, Einsbach. Am 1. August 1914 wurde er vom Grafen Hundt zu Lauterbach zum Pfarrer von Epfenhausen präsentiert. Derselbe hat 1909 die Geschichte von Glonn zum erstenmal und 1939 zum zweitenmal herausgegeben.
  2. 1915 feierte Johann Soßau von Velburg seine Primiz in Puchheim. Seine Anstellungen waren: Mauern, Scheyern, Ranoldsberg, Jesenwang. Aßling, Vilslern, Wambach, Inkofen, Hohenbachern.
  3. Sewald Johann von Westerndorf feierte 1923 in Dorfen bei Aß­ling seine Primiz, bei welcher Dr. Karl Graf, der jetzige Stadtpfarrer in Berg am Laim-München, die Primizpredigt hielt. Derselbe ist Katechet bei St. Ursula in München.
  4. Am 8. Juli 1928 feierte Johann Winhart von Glonn seine Primiz bei herrlichen Wetter. Der Altar war am Staunweberberg errichtet. Predi­ger war der damalige Stadtpfarrprediger Josef Hörmann von Aibling. Nach der Primiz wurde das Marienbild an der Kreuzstraße, das sein Onkel. Geistl. Rat Joh. Winhart, gestiftet hat, feierlich eingeweiht. Am Vorabend war Illumination und Feuerwerk. Das Mahl war beim Neuwirt. Seine An­stellungen waren: Aubing, Massenhausen, Inkofen, Baumgarten, Reicherts­hausen, Dorfen, Dachau.

Seite 60


Ordenspersonen aus der Pfarrei Glonn.

  1. Buchwieser Maria (Angelica) von Glonn, Franziskanerin und Leh­rerin in Spielberg (+).
  2. Niedermair Theresia (Cherubina) von Hecken, Franziskanerin in Reutherg, + 17. Mai 1934.
  3. Niedermair Ursula (Justina) von Hecken, im Orden der Guten Hir­ten in Modenheim bei Mühlhausen, Elsaß.
  4. Gartmaier Theresia (Hilda) von Mühlthal, Missionärin in Cala, Süd­afrika.
  5. Huber Anna (Mathilde) v. Glonn, Barmherzige Schwester in München.
  6. Mesmer Theresia (Bartholomäa) von Hermannsdorf, Barmherzige Schwester in Amerika.
  7. Demmel Anna (Venantia) von Hermannsdorf, Barmherzige Schwester in München.
  8. Demmel Monika (Udairica) von Hermannsdorf, Barmherzige Schwe­ster in München.
  9. Zisti Rosalia (Agnes) von Adling, Franziskanerin in Assisi (+).
  10. Hörl Anna (Maximiliana) von Balkham, im Orden zum Guten Hirten in Frankreich (+).
  11. Hörl Katharina (Klara) von Balkham, Franziskanerin in Reutberg (+).
  12. Maier Rosalie (Reginbalda) von Glonn, Barmherzige Schwester in München.
  13. Maier Amalie (Avellina) von Glonn, Barmherzige Schwester in Mchn.
  14. Gaßner Maria (Monika) von Frauenreut, Barmherzige Schwester in München.
  15. Hardt Katharina von Glonn, Dominikanerin in Amerika.
  16. Braun Katharina von Haslach, Barmherzige Schwester in München.
  17. Singer Maria von Glonn, Barmherzige Schwester in München(+).
  18. Pettinger Maria, Franziskanerin in Amerika.
  19. Egg Ursula, in Ursberg.
  20. Mareis Katharina (Balthasara) von Adling, Barmherzige Schwester in München (+).
  21. Holzinger Anna (Micheline) von Glonn, Franziskanerin in Augsburg.
  22. Reill Theresia (De Pazzi) von Glonn, Dominikanerin in Amerika.
  23. Haas Kreszentia (Leopoldina) von Glonn, Sternkloster in Augsburg.
  24. Kirmair Anna (Magdalena) von Mühlthal, Kapuzinerin in Assisi, ge­storben 1901.
  25. Huber Johanna (Hilda) von Glonn, Barmherzige Schwester in Augsbg.
  26. Meßner Berta (Luziosa) von Glonn, Barmherzige Schwester in Mchn.
  27. Zainer Katharina (Leonida) von Reinsdorf, Barmherzige Schwester in München.

Seite 61


  1. Grasberger Mathilde (Michaela) von Kreuz, Englisches Fräulein in Sparz
  2. Eberth Theresia (Vigilia) cvon Glonn, Sternkloster, z.Zt. im Leoheim in Aibling
  3. Hibl Anna (Ludovika) von Mühlthal, Schulschwesterin Mndsee, Oberösterreich
  4. Rieder Barbara (Thoma) von Haslach, Sternkloster in Augsburg
  5. Winhart Kreszentia ( Arminia) von Glonn, Schulschwester in München

33.Obermair Magdalena ( Alana) von Glonn, Kreuzschwester im Kreszentiaheim in Altötting, in Mission in Südafrika

  1. Haas, Theresia (Adelinde) Sternkloster, Lehrerin am Lyzeum in Immenstadt
  2. Haas Kreszentia ( Evangeliste) von Glonn, Sternkloster, Hochschulstudentin an der Universität München
  3. Haas Magdalena (Fintana) von Glonn, III.Ordenskrankenschwester in München
  4. Beham Rosa( Deocara) von Glonn, III.Ordenskrankenschwester in München
  5. Baumann Sophia von Mattenhofen, Barnherzige Schwester
  6. Bachmair Rosalie( Clarina) von Schlacht, Niederbronnerschwester in Neumarkt
  7. Reiserer Katharina(Verona) von Glonn, Niederbronner Schwester in München
  8. Bonetsmüller Katharina (Symphorosa) von Westerndorf, Misssionsschwester in Colombia, Südamerika
  9. Strasser Maria ( Firminia) von Glonn, Missionsschwester Tutzing, in Manila
  10. Gruber Maria (Notgeria) von Schlacht, Niederbronner Schwester in Neumarkt
  11. Obermair Amalia (Claudia) von Glonn,Sternkloster in Augsburg
  12. Straßmair Kreszentia (Adelaria) von Adling, Sternkloster Augsburg
  13. Straßmair Theresia ( Burgunda) von Schlacht, Niederbronner Schwestern von Speier
  14. Nagl Johanna (Giselinda) von Glonn, Sternkloster Augsburg

48.Lermer Maria ( Eugenia) von Glonn, Englisches Fräulein in Simbach

  1. Loidl Anna (Reinberta) von Spielberg, Sternkloster Augsburg, Kindergärtnerin
  2. Maier Alfons (Michael) Kapuzinerbruder in Burghausen
  3. Schärfl Josef von Balkham, bei den Salesianern in Marienberg am Rhein
  4. Karg Gallus vom Fellermair in Schlacht, Benediktinerbruder in Marys Priory Pittsburg, Nordamerika

Wieviel deutsche Kultur, sozialer, charitativer und kultureller Segen geht da von einer kleinen Landpfarrei in die ganze Welt hinaus.

Seite 62


Jahrtagssstiftungen in Glonn.

Quellen: Ordinariats-, Pfarrarchiv, Kreisarchiv Landshut

Die Jahrtagsstiftungen in Glonn sind zahlreich. So hatte ein Wilhelm von Pienzenau 1490 einen ewigen Quatemberjahrtag mit vier oder fünf Priestern (Messen) gestiftet, wovon der Pfarrer 5 fl. 8 dl., der Koopera­tor 10 dl., die beiden Kapläne je 10 dl., die fremden Priester ihren Lohn, dann zu Essen und zu Trinken erhielten. Alle Sonntage par der Pienzenauer auf der Kanzel zu gedenken.

Ebenso hatte um 1490 Hanns und Anna Müller von Glonn einen Jahrtag mit zwei Priestern gestiftet.

Schon lange vor 1490 hatten die Herren von Steinhausen einen ewigen Jahrtag gestiftet mit vier Priestern, der um Martini gehalten werden sollte. Diese und andere Jahrtage wurden vom erzbischöfl. Orinariate reduziert.

Ewige Jahrtage haben gestiftet:

Bernhard Fischer von Glonn, Zeit unbekannt. Hanns Mayr, Hauspfleger ob dem Hechenrain (?). Matthäus Renzlhauser, Dechant in Glonn 1490 mit vier Priestern. .Dietl von Adling (?). Matthäus Gumpenberg mit 100 fl.(?). Der Kistler von Hermannsdorf (?). Sibner von Aying mit zwei Priestern 1524. Johann Langenbürger, Kooperator bei St. Peter in München 1626. Balthasar Zächerl, Wirt in Glonn, 1627. Magdalena Zächerl, geborene Hö­gerin, Wirtin in Glonn, mit drei Priestern mit dem Zehent von Münster und dem Badergütl zu Westerham, dazu noch 100 fl., 1648. Johann Georg Scheichenstuel von Oberrain mit 40 fl.(?). Melchior Schmalzmair, Dechant zu Glonn, 1651 mit 1000 fl. laut Schuldbrief von der Herrschaft Zinneberg von 1629 (dessen Testament siehe unter dem Artikel „Pfarrer von Glonn“). Hanns Mayr, Bäck zu Glonn, mit 100fl., 1695. Johann Wildenrother. Bür­ger in München 1663 für seinen nächst Glonn zu Tod geschlagenen Vater. Elisabeth Mayrin, Hebamme in Glonn, 1783. Maria Stögmann, Beschließe­rin auf Zinneberg. 1783. Maria Katharina Fuggerin auf Zinneberg 1783.

Um 1783 werden weiter erwähnt: Ruth von Wetterling; Jakob Huber von Tölz, Braumeister auf Zinneberg; Barbara Schneider, Kindsmensch zu Zinneberg (Jahrmeß); Kaspar Sarreiter, Benefiziat in München; Abraham Krämer, Fahnenschmied beim Kürassier-Regiment (Jahrtag mit zwei Bei­messen); Josef Seybold, Jäger in Zinneberg.

Bis 1821 sind noch folgende Jahrtage dazu gekommen:

Pfarrer Sartor in Glonn; Melchior Gartmaier, Färber; Johann Diechtl, Leutnerische Jahresmeß; Melchior Kolb, Bäcker; Maria Wäsler, Wiesmüllerin; Maria Hörmann, Kramerin von Glonn; Familie Schillinger; Familie Hörmann; Pfarrer Benno Amann von Glonn; Johann Spitzer, Weigl von Ursprung.

In neuester Zeit wurden noch gestiftet:

Isidor Wäsler 1873 mit 150 fl.; Anna Flasleder von Georgenberg 1874 mit 150 fl.: Weigleheleute von Ursprung und Neumair in Mühlthal stifteten 1883 mit 1500 Mk. einen Jahrtag und den Gottesdienst am Schmerzhaften Freitag. 5872 Anna Mayr von Glonn; 1880 Theres Mayr von Glonn; Bar­bara Braun von Ursprung 1855. Der Wundarzt Georg Mayr von Glonn hat

Seite 63


mit 1000 fl. 1556 einen Jahrtag und zwölf Monatsmessen gestiftet, nach Frauenreut 52 Wochenmessen mit 2600 fl. Anna Wäsler vom Wiesmüller 1862, Ludwig Kugler von Doblberg 1864 eine Jahresmeß, Josef Mayr von Glonn 1864, Marin Voglrieder in Aufham 1865, Katharina Huber von Faistenhaar 1865, Magdalena Mittermaier von Balkham 1866, Joh. Wendl von Gras 1867, Johann Mühlholzl von Haslach 1902.

Durch die Inflation 1924 sind die Stiftungsgelder größtenteils verlorengegangen und somit auch die Jahrtäge eingegangen.

Armenseelenbruderschaft Glonn.

Edle und Veste Joh. Nikolaus Gschwendtner, Landschaftlicher Gräntz-Auf­schlags-Gegen- und Mark-Schreiber in Rosenhaimb. Die Consultoren sind: Sebastian Angerer, Benefiziat in Pfrämmering, Martin Wagner, Benefiziat in Beyrn, Dionysius Geißler, Pfarrer in Aying, Benedikt Mayr, Benefiziat in Helfendorf, Martin Perneder, Pfarrer in Moosach, Baithasar Angerer, Pfarrer in Egmating, Laurentius Sutterer, Pfarrer in ilohenbrunn, Mat­thias Rottmoser, Benefiziat in Kirchdorf, Johann Kräner, Messerschmied in Palkhamb, Melchior Kräner, Messerschmied zu Glonn, Jakob Huber, gräfl. Bräumeister zu Zünenberg, Servatius Wäßler, Steinmüller in Mühl­thal, Meicbior Mayr, Bauer zu Doblberg, Georg Wäßler, Wiesmüller, Bal­thasar Göttfried, Baur zu Ursprung, der ‚Ehrengeachtete und Kunstreiche‘ Gregorius Lämpl, Meister Bader in Glonn, der ‚Ehreng. und Bescheiden‘ Georgius Fleißler, Meister Schuster in Glonn, Kaspar Köckh, Dumberger zu Georgenberg; Chorregent ist der Lehrer Adam Kolmberger; Bruderschafts­propst Job. Kräner, Messerschied zu Palkharnb, Vicepropst Baithasar Krä­ner, Messerschmied zu Wösterndorf, der Vorleser, der ‚Ehrbare junge Ge­sell‘ Kaspar Höckhmayr von Glonn, Kustos oder Mesner Matthias Göttfried, Meister Schreiner in Glonn. München, gedruckt bei Maria Magdalena Riedlin Wittib 1728.“

Ein Dutzend Priester zelebrierte an den Quatembertagen auf dem pri­vilegierten Altar; zwei Kapuziner waren zur Aushilfe da. Elisabeth Mayrin vermachte am 4. Januar 1642 ihr Söldenhäusl zu Glorin der Armenseelenbruderschaft.

Quellen: Bruderschaftsbüchlein, Pfarrarchiv Glonn, Ordinariatsarchiv,
Kreisarchiv Landshut.

Sehr berühmt war in früherer Zeit die Armenseelenbruderschaft in Glonn die auf ein hohes Alter zurückblicken kann Dieses ergibt sich aus einem Brief des Bischofs Veit Adam an den Pfarrer Johann Schmalzmair vom 20. August 1639. In diesem Briefe heißt es, daß bereits vor 200 Jahren, also etwa 1440 in Glonn eine Bruderschaft aller christgläubigen Seelen errichtet wurde, die aber nach und nach ziemlich zurückging. Um in diese Bruderschaft wieder neues Leben und Wachstum hineinzubringen, wandte sich der seeleneifrige Pfarrer Johann Schmalzmair an den Bischof zur Bestätigung der von ihm entworfenen Statuten und bat um Vermehrung der Ablässe. Beides wurde ihm bewilligt. Von Jahr zu Jahr wuchs so wohl der Eifer als auch die Mitgliederzahl und hielt bis vor etwa achtzig Jahren an. An den Quatemberzeiten hatten manchmal bei 1000 Personen die Sakramente empfangen. Um nun den Verfall hintanzuhalten, wurde die Armenseelenbruderschaft am 19. Juli 1876 an die Erzbruderschaft Mariä Himmelfahrt zum Troste der Armen Seelen im Fegfeuer in der Redemptoristenkirche zu Unserer Lieben Frau in Monterone zu Rom angeschlossen. Doch die Bruderschaft steht heute bei weitem nicht mehr auf der Höhe der früheren Zeit. Es sind zwar die meisten Pfarrkinder Mitglieder, aber die Beteiligung an den Quatembergottesdiensten ist gering und der Sakramentsempfang an diesen Tagen beträgt kaum mehr 100. In der höchsten Blüte stand die Bruderschaft unter dem Pfarrer Sartor (1716-1739), wo an den Quatembertagen acht bis fünfzehn Priester nach Glonn zum Beichthören und Gottesdiensthalten kamen, wie die Geistlichen von Egmating,   Pframmern, Beuern, Moosach, Bruck, Schönau, Hechenkirchen, Aying, Helfendorf, Hohenbrunn, Kirchdorf und Zorneding. Die Gläubigen der ganzen Umgebung, ja sogar viele aus München, waren in die Glonner Armenseelenbruderschaft eingeschrieben. Beweis für die große Verbreitung der Bruderschaft ist der große Verwaltungsapparat im Jahre 1728. Da heißt es: Präses der Bruderschaft ist Georg Sartor, Pfarrer in Glonn, Präfekt Franz Ertl, Pfarrer und Dechant in Bruck; Assistenten sind: Matthias Welshofer. Pfarrer in Zorneding, Jakob Rieger, Benefiziat in Altenburg; Sekretär ist der Edle und VesteJoh. Nikolaus Gschwendtner, Landschaftlicher Gräntz-Aufschlags-Gegen- und Mark-Schreiber in Rosenhaimb. Die Consultoren sind: Sebastian Angerer, Benefiziant in Pfrämmering, Martin Wagner, Benefiziat in Beyrn, Dionysus Geißler, Pfarrer in Aying, Benedikt Mayr, Benefiziat in Helfendorf, Martin Perneder, Pfarrer in Moosach, Balthasar Angerer, Pfarrer in Egmating, Laurentius Sutterer, Pfarrer in Hohenbrunn, Matthias Rottmoser, Benefiziat in Kirchdorf, Johann Kräner , Medderschnied in Palkhamb, Melchior Kräner, Messerschmied zu Glonn, Jakob Huber, gräfl. Bräumeister zu Zünenberg, Servatius Wäßler, Steinmüller in Mühlthal, Melchior Mayr, Bauer zu Doblberg, Georg Wäßler, Wiesmüller, Balthasar Göttfreid, Bauer zu nUrsprung, der „Ehrengeachtete und Kunstreiche“ Gregorius Lämpl, Meister Bader zu Glonn, der „Ehreng. Und Bescheiden“Georgius Heißler, Meister Schuster in Glonn, Kaspar Köckh, Dumberger zu Georgenberg, Chorregent ist der Lehrer Adam Kolmberger; Bruderschaftsprobst Joh. Kräner, Messerschmied zu Palkhamb, Viceprobst Balthasar Kräner, Messerschmied zu Wösterndorf, der Vorleser, der „ehrbare junge Gesell“ Kaspar Höckhmeier zu Glonn, Kustos oder Mesner Matthias Göttfreid, Meister Schreiner in Glonn.
München, gedruckt bei Maria Magdalena Rietlin Wittib 1728“

Ein Dutzend Priester zelebrierte an den Quatembertagen auf dem privilegierten Altar; zwei Kapuziner waren zur Aushilfe da.
Elisabeth Mayrin vermachte am 24 .Januar 1642 ihr Söldenhäusl zu Glonn der Armenseelenbruderschaft.
Am 8. Juni 1722 wurde infolge oberhirtlicher Visitation erlaubt, daß der mittlere im Chor stehende Bruderschaftsaltar ganz entfernt und das Altarprivilegium auf den Choraltar übertragen werde.

1732 betrug das Bruderschaftsvermögen 4626 fl. Um diese Zeit haben sich in fünfzehn Jahren. 1854 Personen in die Bruderschaft aufnehmen lassen. 1739 wurde das hundertjährige Jubiläum seit der Neuerrichtung der Bruderschaft mit einer achttägigen Feier begangen. Aus einer Bruder­schaftsrechnung von 1793 ergibt sich eine Einnahme von 43 fl. von dem Verkauf von sogenannten Bruderschaftsbriefen. Um 1800 waren bei fünf­zehn Geistliche zur Aushilfe an den Bruderschaftsfesten in Glonn. Bemerkt sei nur noch, daß die Armenseelenbruderschaft Glonn am 9-6. Dezember 1847 um 500 fl. den Zehent von zehn Bauern von Pframmern und Estern­dorf von Xaver Himmelsbach, Sachsmayr zu Harthausen, gekauft hat.

Zweck der Bruderschaft ist, den Verstorbenen den letzten Liebesdienst zu leisten durch Teilnahme an der Beerdigung und am Gottesdienste, und durch Aufopferung guter Werke, besonders des heiligen Meßopfers, den Armen Seelen im Fegfeuer zu Hilfe zu kommen. Die Verpflichtungen sind gering, die Ablässe reichlich (Altarprivilegium). Das Hauptfest wird gegen­wärtig am Dreifaltigkeitssonntag gefeiert; an den Quatembersonntagen ist Amt und Predigt, Gedenken und Libera, an den Quatembermontagen Vigil, Amt, Messe und Libera. Im Jahre 1900 betrug das Bruderschaftsvermögen 13233 Mk. Wohl hundert Jahre lang zahlte man von der Bruderschaft jährlich 100 fl. Hilfslehrergehalt.

Seite 65


Die Mission in Glonn

wurde zum ersten Male im Jahre 1845 durch die PP. Redemptoristen ab­gehalten, wobei alle Pfarrkinder bis auf fünf zum Beichten gingen. 1862 wurde eine Mission abgehalten von den Redemptoristen zu Gars: Mathes, Schwägerl, Levi, Hillenbrand, Rieger: vom 27. Februar bis 6. März 1870 von den Jesuiten: Josef Leibrecht, Josef Kohlschreiber, Julius Pottgeißer; vom 8.bis 15. Februar 1880 von den Kapuzinern: Emmeran Götz, Zyprian Fröhlich, Bonaventura Wanner, Gabriel Späth; vom 16. bis 23. Februar 1890 von den Franziskanern: Josef Maria Jäger, Josef Leonissa Zenetti Daniel Firnsteiner, Gregor Wettmann; vom 25.Februar bis 4.März 1900 von den Redemptoristen: Wittmann, Siebler, Seidl, Hummer; 1910 von 6.bis 13.Februar von den Kapuzinern: Engelberth, Benignus, Silvanus, Raymund; 1920 vom 15.bis 22.Februar von den Kapuzinern: Josef Anton, Daniel, Adalbero und Georg; 1930 vom 23. bis 30.März von den Kapuzinern Adalbero, Daniel, Hermengild und Johann Kapistran. 1936 wur­den 1000 Mk. gestiftet, damit von den Zinsen dieses Kapitals alle zehn Jahre eine Volksmission abgehalten werden kann.

Die Ewige Anbetung war in Glonn schon 1749 eingeführt und zwar für den 26. Oktober von 10 Uhr vormittag bis 5 Uhr nachmittag und für den 27. Oktober von 5 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags. Später scheint sie wieder aufgehört zu haben. 1871 wurde sie wieder eingeführt für den 29. November von 6 Uhr früh bis 7 Uhr abends.
In den Fastnachtstagen 1871 wurde zum ersten Mal das 40stündige Gebet gefeiert und seit dieser Zeit jährlich an diesen Tagen; in jedem zehn­ten Jahre findet eine Mission statt. Der III. Orden nach der Regel des hei­ligen Franziskus besteht schon seit einigen Jahrzehnten in Glonn.

Firmung und Kirchenvisitation war in Glonn 1642, 1654, 1823, 1830, 1847, 1898, 1906.

Marianische Kongregation.

Ein Jungfrauenbund wurde in Glonn bereits am 23. April 1854 errich­tet. Dieser wurde am 4. Juni 1881 in eine Marianische Jungfrauenkongre­gation umgewandelt und an die Hauptkongregation Mariä Verkündigung in Rom aggregiert am 21. Juni 1881. Desgleichen wurde am 16. März 1881 eine Marianische Jünglingskongregation errichtet, aggregiert der Hauptkon­gregation Mariä Verkündigung in Rom am 27. März 1881. Zweck der Kon­gregation ist, die Mitglieder um die Mutter Gottes zu vereinen und zur Verehrung der allerseligsten Jungfrau anzueifern und das Tugendleben zu fördern, Unterhaltung, Fortbildung und Lebensfreude zu geben. Seit 1927 besteht eine Jugendgruppe der Marianischen Kongregation. Die Jungfrauen­kongregation gelangte rasch zu großer Blüte und deren Mitglieder zählen stets fünfzig bis hundert.

Seite 66


Mütterverein.

Am 11. November 1872 wurde in Glonn ein Verein der christlichen Mütter oberhirtlich errichtet und am 19. November dem Hauptverein in Regensburg aggregiert. Der Zweck dieses Vereines ist die Erziehung der Kinder nach dem Willen Gottes und im Geiste seiner heiligen Kirche.

Wallfahrten.

Quellen: Pfarr- und Ordinariatsarchiv.

Wallfahrten und Bittprozessionen sind älter als die katholische Kirche. Die Völker aller Zeiten hatten ihre herkömmlichen Umzüge und Prozessio­nen, sowohl die Juden als die Heiden. Das Christentum hat derartige Pro­zessionen an altehrwürdige Stätten, von wo aus zuerst das Glaubenslicht in die Heidenwelt gelangte, immer zu würdigen gewußt. Der Mensch als Ge­sellschaftswesen wird durch gemeinsames Wallen an einen altehrwürdigen Wallfahrtsort zu edlem Tugendstreben mächtig angeregt.

Wann die einzelnen Kreuzgänge entstanden sind, läßt sich aus den vor­liegenden Quellen nicht erforschen. Nur soviel ist bekannt, daß um 1600 die meisten Kreuzgänge schon üblich waren und bis zur Säkularisation er­halten blieben. Sie verdanken ihren Ursprung gewöhnlich den Zeiten der

Seite 67


Not, besonders Pestzeiten. Hier soll nun ein Verzeichnis der Kreuzgänge der Pfarrei Glonn folgen. Die Glonner wallfahrteten:

      1. Nach Ebersberg am Samstag in der Kreuzwoche (Paulhuber berichtet, daß die Glonner 1613 wegen der Pest dahin wallfahrteten und 1615 eine 30 Pfund schwere Kerze opferten).
      2. Nach Tuntenhausen am Donnerstag nach Pfingsten mit den Beurern.Diese Wallfahrt wurde zur Zeit der Säkularisation verboten und 1822 wieder neu eingeführt. Teilnehmerzahl gegenwärtig etwa 300.
      3. Nach München am Pfingstmontag zum heiligen Benno. Von Glonn ging man um halb 6 Uhr fort; in München kam man um 1 Uhr beim inneren Stadttor an, von wo aus dann der feierliche Einzug in den Dom stattfand. Am Pfingstdienstag wurden bei der Sechsuhrmesse die Gaben geopfert, worauf die Rückkehr erfolgte.
      4. Nach Steinhausen am Markustag bis 1805, weil aber dort alle Paramente fehlten, ging man von 1805 an nach Georgenberg.
      5. Nach Weiterskirchen am Montag in der Bittwoche bis etwa 1800, hierauf nach Frauenreut.
      6. Nach Kreuz am Dienstag in der Bittwoche bis etwa 1800, hierauf nach Haslach.
      7. Nach Adling mit den Beurern am Mittwoch in der Bittwoche, wie heute noch.
      8. Nach Frauenreut am Mariä-Verkündigungstag.
      9. Nach Helfendorf am Donnerstag nach Ostern.
      10. Nach Haslach. am Ostertag um 12 Uhr, nach der Rückkehr in Glonn Predigt; ferner am Kreuzauffindungstag.
      11. Nach Altenburg an den drei Samstagen nach Ostern;
      12. Nach Steinhausen am Abend des Himmelfahrtstages mit anschließender Predigt dortselbst.
      13. Nach Frauenreut am Freitag in der Kreuzwoche (Schauerfreitag), wohin auch die Ayinger kamen.
      14. Nach Adling am Pfingsttag, wo die Predigt gehalten wurde.
      15. Nach Laus am Veitstag.
      16. Nach Beuern am Jakobitag.
      17. Nach Weiterskirchen oder Högling oder Frauenreut am Erntedankfest.
      18. In Glonn ist Prozession am Fronleichnamstag, Johannitag und am Allerheiligentag dreimaliger Umgang um den Gottesacker, auch heute noch.
      19. Nach Siegertsbrunn zum heiligen Leonhard ging alles am 8. Sonntag nach Pfingsten.
      20. Nach Glonn kamen die Beurer am Christi-Himmelfahrtstag.

    21. Die Jakobsbeurer gingen an den drei Samstagen vor Pfingsten nach Weiterskirchen, an einem Mittwoch vor Pfingsten nach Laus, an einem Mittwoch vor Mariä Heimsuchung entweder nach Thal oder Haslach oder Frauenreut oder Weiterskirchen.

    Am Mariä Aufopferungstag 1870 gingen die Glonner nach Tuntenhausen, um gegen die Vergewaltigung des Heiligen Vaters zu protestieren.

    Am Dienstag nach dem 2. Sonntag nach Ostern kamen früher die Perlacher von Tuntenhausen nach Glonn, wo eine hl. Messe gelesen wurde.

    Seite 68


    Von allen diesen Kreuzgängen ist für unsere Zeit außer den üblichen Prozessionen in allen Pfarreien nur der einzige nach Tuntenhausen erhal­ten geblieben. Frauenreut, Kreuz und Haslach waren vor der Säkularisation vielbe­suchte Wallfahrtsorte. Der Kooperator erhielt 1676 für einen Kreuzgang 28 kr., 1823 40 kr.
    Am 5. Sonntag nach Ostern wurde von den Kirchenpröpsten eine Geld­sammlung für die Prozessionen nach Ebersberg, Tuntenhausen und Mün­chen vorgenommen. Der Kirchenpropst brachte mit Fuhrwerk die Truhen mit Fahnen und Prozessionsröcken an die Wallfahrtsorte und bekam da­für 3 fl.

    Unsere Liebe Frau von Frauenbrünndl.

    Der am meisten besuchte Wallfahrtsort ist für Glonn das Frauen­brünndl. In einer Stunde gelangt man auf dem Fußweg über die Kolo­manskapelle bei Haslach zu dem vielbesuchten Frauenbrünndl; ein gleichweiter Weg führt über Haslach dorthin. Wenn man vom schattigen Wald­weg fast ganz plötzlich vor die Gnadenkapelle kommt und den frischen Quell an der Westseite der Kirche hervorsprudeln sieht, so fühlt man sich nach langem Marsch angetrieben, zuerst von der frischen Quelle zu trinken. Das Kirchlein liegt in einem abgelegenen lauschigen Waldtal; gerade ein passender Ort, wie ihn das gläubige Volk wünscht. Es steht an der Grenze der Pfarrei Schönau und der Gemeinden Glonn und Beuern. Im Innern

    Seite 69


    Altar in Frauenbrünndl

    birgt es ein alt verehrtes Gnadenbild und viele Votivtafeln aus der ganzen Umgebung. Die Ausstattung ist einfach und ohne jeden Kunstwert; die Votivtafeln haben kulturhistorischen Wert. Das Alter dieser Gnaden­stätte enthält ein Gedenkstein aus Tuff an der Nordseite der Kapelle: „Zur Erinnerung an das Jahr 1712, der Entstehung dieses altherkömmlichen Gnadenortes; seit dieser altersgrauen Zeit haben viele Begebenheiten, Wun­der und Erhörungen sich zugetragen. Von weiter Ferne zogen fromme Wallfahrer her und holten sich Trost und Beistand bei der allerseligsten Jungfrau.”

    Malermeister Knorr von Glonn hat das Kirchlein in den letzten Jahren restauriert. Eine unbekannte Spenderin hat es bezahlt. Die Gnadenstätte wird täglich von einzelnen Pilgern besucht, an Sonn- und Feiertagen kommen bei schönem Wetter gar viele. Seit mehreren Jahren veranstaltet man anfangs Juli eine große allgemeine Wallfahrt aus allen Pfarreien der Um­gebung mit Predigt im Freien und feierlicher Andacht. In der Kapelle sind ein Marienbild, die Figuren des heiligen Leonhard und des heiligen Sebastian, die Bauernpatrone. Sicher ist dieser Ort schon in früher Zeit ein Marienwallfahrtsort gewesen, bei dem die Leute Hilfe und Trost in allen Lebensnöten geholt haben. Möge die Gnadenmutter auch in der Zukunft allen Mühseligen eine mächtige Beschützerin sein! An Opfergeld gehen alljährlich etwa 100 Mk. ein. Auch eine kleine Sage knüpft sich an dieses Kirchlein. Ein Jäger von Kulbing (man sagt der Aß von Kulbing) hatte schon lange Zeit die Gewohnheit, an den Feiertagen statt in die Kirche auf die Jagd zu gehen. Eines Tages nun verfolgte ihn während des Gottesdienstes eine große Schar Eichhörnchen in der Nähe des Frauenbrünndl

    Seite 70


    und brachte sein Leben in die größte Gefahr. In dieser großen Not floh er in das Frauenbrünndl und faßte den Entschluß, ein anderes Leben an­zufangen.

    Es steht ein Kirchlein am Waldesrand,            
    Kaum größer als eine Kapelle;                     
    Schon mancher Beter dort Frieden fand      
    Und Hilfe für Leib und für Seele.                

    Mariens Bild mit dem göttlichen Kind              
    Läßt alle gern Hilfe erhoffen:                       
    Das zeigen die Tafeln, die drinnen sind:            
    Maria hat uns geholfen.               

    Im Glasschrein gemalt das Madonnenbild,                                                               
    Noch stammend aus uralten Zeiten –              
    Auch heute will Maria so mild                      
    Den Mantel zum Schutze ausbreiten.           

    Am Fuße des Kirchleins die Quelle fließt                                                               
    Und wer dort in Andacht versunken,              
    Hat fromm Maria z. Abschied gegrüßt
    Und wohl auch vom Wasser getrunken,

    So wird das Kirchlein, wenn noch so  schlicht,
    Gesucht oft von nah und von ferne
    Und mancher Wandrer und gläubige  Christ
    Zum Frauenbrünndl geht gerne.

    Eltern und Kinder kommen fürwahr,
    Besonders an sonnigen Tagen,
    Um bei Maria vor dem Altar

    Zu bitten, zu danken, zu klagen.

    O Mutter der Gnade! hilf uns all!
    O hilf uns im Leben und Sterben!
    Sei unsere Mutter im Erdental

    Und hilf uns den Himmel erwerben!

    Anna Neuwirt in Glonn.

    Seite 71


    Seite 72


    Unsere Liebe Frau von Altenburg.

    Seit alter Zeit ist in Altenburg eine Marienwallfahrt, zu der auch einst die Glonner an den drei Samstagen nach Ostern wallten. Die Kirche war wohl anfangs eine Burgkirche der Pienzenauer. Sie wurde 1405 im goti­schen Stil erbaut, später aber vielfach verändert; 1405 hat Ludwig von Pienzenau, Herzog Stephans Hofmeister, eine ewige heilige Messe nach

    Gnadenbild in Tuntenhausen 

    Altenburg gestiftet, die heute der Benefiziat von Moosach hält. Das Bene­fizium in Moosach stiftete 1717 der Pfarrer Joh. Hagen von Moosach mit der Verpflichtung, in Altenburg eine Wochenmesse zu lesen. An der Süd­seite der Kirche ist ein Stein mit der Jahreszahl 1467, an der Ostseite des Turmes 1583, an der Ostseite der Sakristei 1711, was die Umgestaltung der Kirche bezeichnet. Sattelturm und Sakristei ist an der Südseite. Im Lang­haus ist ein Spiegelgewölbe mit Fresken, im Chor ein Tonnengewölbe. Die Altäre stammen aus der Zeit der Restauration um 1711. An der Südwand des Schiffes ist ein Rundschild mit den Wappen der Pienzenauer und der Inschrift der Meßstiftung. Über der Sakristeitüre ist die Inschrift, daß der Pfarrer Joh. Hagen die 52 Wochenmessen und einen Jahrtag 1719 gestiftet hat. Der Grundbesitz des Benefiziums beträgt 66 Tagwerk. Die Madonna auf dem Hochaltar mit dem Kind und der auferstandene Christus und Magdalena sind aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Das überaus schöne Gnadenbild hat ein gottbegnadeter Künstler um 1500 geschnitzt. Die

    Seite 73


    Madonna in Tuntenhausen 

    Gottesmutter hält das Kind hin, gleich als wollte sie sagen: Sehet da das göttliche Kind. Es flößt der tiefgläubigen Volksseele kindliches Vertrauen zur Gottesmutter ein. Du bist ja die Mutter, dein Kind will ich sein.

    O unsere liebe Frau, so groß und mächtig,
    Wer Gnaden sucht und nicht zu dir hineilt,
    Dem fehlen Schwingen, die nach oben tragen.

    Unsere Liebe Frau von Tuntenhausen.

    Ein sehr alter, berühmter und am meisten besuchter Wallfahrtsort ist Tuntenhausen. 70 Wallfahrtszüge früher und 40 noch heute kommen aillährlich nach Tuntenhausen. Diese Marienwallfahrt gehört somit zu dea ältesten in ganz Bayern. Das Kloster Beyharting wird wohl am meisten zum Blühen der Wallfahrt beigetragen haben. Bei der Säkularisation 1803 wurde das Kloster Beyharting aufgehoben und die Wallfahrten nach Tuntenhau­sen verboten. Die Glonner konnten erst von 1822 ab wieder nach Tunten‑

    Seite 74


    hausen wallfahren. Urkundlich kommt Tuntenhausen am Ende des zehnten Jahrhunderts vor. Maria Himmelfahrt ist Patronin. Das jetzige Gnadenbild stammt vom Bildschnitzer Kuenz in Rosenheim, etwa um 1335. Um 1548 ist die Kirche abgebrannt, aber das Gnadenbild blieb unversehrt. Die jetzige Kirche wurde 1627 im Auftrage des Herzogs Max I. erbaut. Bayerns Fürsten wallfahrteten vielfach nach Tuntenhausen zur mächtigen Gottesmutter. 1632 plünderten die Schweden Beyharting, Tuntenhausen aber blieb wunder­barerweise verschont und zur Pestzeit war Tuntenhausen ganz belagert von Pilgern; viele starben in der Kirche, aber die Beichtväter blieben vor jeder Ansteckung bewahrt. Den Hochaltar hat 163o der Kurfürst Max I. gestiftet.

    Mitten im Altar thront die mächtige Jungfrau, von einer Gloriole mit dem Heiligen Geist, Englein, Wolken und vier Schilden umgeben. Den Rosen­kranzbruderschaftsaltar hat der Feldherr Tilly gestiftet. Zu allen Zeiten sind viele Angehörige des bayerischen Fürstenhauses nach Tuntenhausen gekom­men, so auch Herzog Wilhelm V., der zu Fuß dahin pilgerte und dann auf der Rückkehr in Berganger eine Uhr stiftete. Möge die mächtige Himmels­königin heute allen Pilgern reichen Schutz verleihen!

    Tuntenhausener Wallfahrtslied

    Mutter, o Mutter, o segne mich!
    Trägst ja das göttliche Kind in den Armen,
    Zeigst es uns Sündern mit großem Erbarmen.
    Mutter der Gnade, ich bitte dich:
    Mutter, o Mutter, o segne mich!

    Mutter, o Mutter, o schütze mich!
    Hilf mir im Lichte des Glaubens wandeln,
    Tapfer nach Gottes Geboten zu handeln!
    Mächtige Jungfrau, ich bitte dich:
    Mutter, o Mutter, o schütze mich!

    Mutter, o Mutter, o rette mich!
    Hilf mir im Leben und hilf mir im Sterben!
    Laß meine sündige Seel‘ nicht verderben!
    Mutter  des Herrn, ich beschwöre dich:
    Mutter, o Mutter, o rette mich!

    Seite 75


    Unsere Liebe Frau von Birkenstein.

    In meiner Jugendzeit war es üblich, eine Gebirgstour auf den Wendel­stein zu machen und zugleich eine Wallfahrt zu U.Lb.Fr. zu Birkenstein, das westlich am Fuße des Wendelstein liegt. Birkenstein ruht lieblich und reizend im Gebirgstale bei einem frisch sprudelnden Gebirgsbächlein. Dort

    ist es so still und traut, so recht geeignet zum frommen Gebet. Der Wall­fahrtsort ist erst 1670 entstanden und 1710 wurde eine Loretokapelle ge­baut, die Maria Himmelfahrt geweiht ist. Der Altar ist im Rokokostil her­gestellt und verkündet Freude: Ave Maria! Jungfrau-Mutter-Königin! Das Gnadenbild war zuvor im Altarschrein zu Fischbachau. Die neun Chöre der Engel umjubeln Maria. Ein Altar mit prunk- und freudvoller Rokoko­ausstattung. Birkenstein zeigt das Lauretanische Haus und ist eine Lieb­lingswallfahrtsstätte der ganzen Umgehung.

    Seite 76


    Seite 77


    Die Heiligen Marinus und Anianus zu Wilparting.

    Diese Glaubensboten kamen aus Irland. Marinus war Bischof und sein Neffe Anianus Diakon. Beide ließen sich in Wilparting bei Irschenberg nie­der. Marinus wohnte inWilparting und Anianus baute sich jenseits des ti­efen Grabens eine Einsiedelei, Alb genannt. In der ganzen Umgebung ver­breiteten sie das Christentum vierzig Jahre lang. Eines Tages kamen Räu­ber in die Gegend, plünderten und bedrängten Marinus, seine Schätze her­zugeben. Dieser sagte, er habe keine irdischen Schätze. Daraufhin mißhan­delten sie ihn auf die grausamste Weise, errichteten einen Scheiterhaufen und verbrannten den Bischof Marinus, der mitten in den Flammen für seine Feinde betete. Anianus lag zu dieser Zeit krank in seiner Einsiedelei und als er Kunde vom Martyrertod des Marinus erhielt, empfing er die Weg­zehrung und starb an demselben Tag, den 15. November 697. Beide wurden in Wilparting begraben und im 10. Jahrhundert baute man über ihrem Grabe eine Kirche und beide wurden als Heilige verehrt. Ursprünglich wurde vom Kloster Rott in der Kirche für diese Heiligen ein Grabdenkmal aus Marmor errichtet; 1778 wurde von der Gemeinde Irschenberg ein neues Denkmal hergestellt. In der Kirche ist eine sechs Pfund schwere Glocke, mit welcher Marinus schon die Gläubigen zusammenrief. Auch ein Marinus­brunnen befindet sich dort. 1723 wurde am Grabe nachgegraben und man fand die Gebeine des Anianus ganz und die des Marinus nur zur Hälfte mit Kohlen vermischt.

    Der heilige Emmeram in Helfendorf.

    Glonn ist von Wallfahrtsorten und ehrwürdigen Stätten umgeben: Tun­tenhausen, Altenburg, Högling, Wilparting (Anian und Marian) und Hel­fendorf, wo der heilige Emmeram den Martyrertod erlitten hat. Emneram

    Seite 78


    ist zu Poitiers in Aquitanien geboren, war Bischof und zog als Missionär um 649 nach Regensburg, wo Herzog Theodor herrschte. Dieser bewog ihn zu bleiben und das Christentum zu verbreiten. Drei Jahre lang wirkte er dort. Dann wollte er nach Rom pilgern, um dem Papste Bericht zu erstatten. Nachdem Emmeram abgereist war, erfuhr der Herzog, daß seine Tochter ge­schändet sei. Diese beschuldigte fälschlicherweise als Täter den Bischof, um die Schuld von ihrem Liebhaber abzuwälzen. Wutentbrannt darüber eilte ihr Bruder Lantpert dem Bischof nach und ereilte ihn bei Helfendorf. Emmeram beteuerte seine Unschuld. Allein voll Zorn ließ er ihn ergreifen und grausam martern, indem sie ihn auf eine Leiter banden, einzelne Glie­der verstümmelten und ihn so halbtot liegen ließen. Seine Begleiter legten ihn auf einen Wagen um ihn nach Regensburg zurückzufahren. Allein er starb schon bei Aschheim am 22. September 652 und wurde dort in der Kirche begraben. Später wurde sein Leichnam nach Regensburg überführt und er ruht im Stift St. Emmeram. In Helfendorf errichtete um 740 der Edle Ortlaib ein kleines Kirchlein an der Stelle des Martyriums des heiligen Emmeram. 1752 wurde die jetzige Kapelle gebaut. Der mit einem Gitter umgebene Stein zeigt uns den Ort, wo der heilige Emmeram gemartert wurde, umgeben von den Henkersknechten. Wenn auch die Figuren keinen hohen künstlerischen Wert haben, so zeigen die Gesichtszüge der Henker eine große Grausamkeit. Die Votivtafeln sagen uns, daß auch jetzt noch viele Wallfahrer zum heiligen Emmeram nach Helfendorf kommen in leib­lichen und seelischen Anliegen.

    Seite 79


    Reliquien in der Kirche zu Glonn.

    Überaus zahlreich sind die Reliquien in der Glonner Kirche, die wohl nicht alle echt sein werden. Am 11. April 1642 wurde in Glonn ein Protokoll über die Reliquien, die auf Veranlassung des Pfarrers Schmalzmair hiehergekommen sind, aufgenommen mit 245 Nummern. In der Glonner Sakristei sind in verschiedenen Schreinen und Tafeln eine große Menge von Reliquien aufbewahrt. Wir finden da folgende heilige Namen: Nikolaus,Theodorus, Maria Magdalena, (Schleier der) Birgitta, Ignatius, Hilarius, Christina, Liberatus, Severianus, Benediktus, Vinzentius, Wolfgang, Modestus, Justinus, Carolus.       Tiburtius, Zölestin, (Zahn der) Ottilia, Bruno, Mamillus, Heinrich, Ulrich, Ursula, thebäische Legion, Konstantin, Bernhard, Dionysius, Florentia, Jakobus, Simplicianus, Mauritius, Kilian,Julian, Katharina, Febronius, Margareta, Blasius, Barbara, Ludwig, Valentin, Philipp; ferner Reliquien von den Gräbern verschiedener anderer Heiligen. Gebeine des Apostel Bartholomäus, Cingulum des heiligen Franziskus, Gebeine der heiligen Apollonia, Dorothea, Afra, Valentin, Joh. v. Nepumuk, Januarius, Kastulus und noch viele andere. Merkwürdig sind die 6 kleinen spätgotischen Reliquienmonstranzen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts; dieselben sind zum Teil schön aufgebaut, doch ist nirgends eine feine Arbeit sichtbar. Einige dieser Reliquienmonstranzen sind in den Kunstdenkmalen abgebildet. In der oberen Sakristei befinden sich drei Figur (Brustbilder), in welche Hirnschalen eingeschlossen und durch ein Glasfenster sichtbar sind; weiters vier Arme aus Holz mit einer ovalen Glasöffnung, worin Reliquien enthalten sind. Ferner befinden sich in der Sakristei verschiedene Agnus Dei, zum Teil recht schöne Christkindchen mit natürlichen Haaren, das Haupt des heiligen Johannes in einer Schüssel aus Holz geschnitzt und mit der Jahreszahl 1642 versehen, ein Ecce Homo-Bild mit der Aufschrift oben: Questo è il vero ritratto del Volto Santo (dies ist das wahre Bild des heiligen Antlitzes), unten steht: Che è in s. Pietro Vaticano in Roma A. 1724 (welches in St. Peter im Vatikan zu Rom ist). Dieses Bild ist auf Leinwand gemalt und gut erhalten. Erwähnenswert ist noch ein ziemlich großes Ölgemälde, das den ehrwürdigen Priester Bartholomaus Holzhauser darstellen soll.

    Roßkult, Weiherosse, Leonhardifahrten.

    Hauptquelle: Dr. Hindringer, Weiheroß und Roßweihe.
    Zwei Bilder sind diesem Buche entnommen.

    Wie alle Naturvölker, so verehrten auch die Germanen die Sonne, weil von der Sonne Licht, Wärme und somit auch Fruchtbarkeit ausgeht. Sonn­tagskinder sind Glückskinder. Die alten Ägypter bauten Sonnengott-Tempel. Die Germanen hatten keine Tempel, sondern hielten ihre religiösen Feiern in Hainen, auf Bergen, die mit Linden oder Eichen bepflanzt waren.

    Tacitus schreibt im fünften Kapitel seiner Germania: „Eine zahlreiche Herde

    Seite 80


    ist die Freude des Germanen, das Vieh sein einziger und geliebtester Reich­tum“, und im zehnten Kapitel: „Den Germanen ist die Weissagung und Be­ratung durch das Pferd eigentümlich. In den Hainen und Gehölzen werden von Gemeindewegen Rosse gehalten, schneeweiß und nie durch einen irdi­schen Dienst entweiht. Diese werden an den heiligen Wagen geschirrt und der Priester mit dem König oder dem sonstigen Staatsoberhaupt geht neben­her und beobachtet das Wiehern und Schnauben der Tiere . . . man betrach­tet diese Tiere als Eingeweihte der Götter …”Der Schimmel ist dem Wo­dan geweiht; er reitet auf dem weissagenden Schimmel, er ist der Schimmel­reiter. Holda reitet die wilde Jagd, die Gespenster der Walburgisnacht und der Rauhnächte. Der Schimmel war das Göttertier und galt als heilig. Darum durfte der Schimmel, der zur Weissagung und zum Opfer bestimmt war, nicht zur Zucht und zur Arbeit benutzt werden. Er wurde in Götterhainen

    Seite 81


    gehalten als Symbol der aus der Jungfräulichkeit quellenden Kraftbegabung. Die Ehrfurcht des Menschen vor der weißen Farbe gehört in den Bereich der kultischen Keuschheit. Begegnung mit dem Schimmel bedeutete Glück und verbürgte Erfüllung des ersehnten Wunsches. Baum -, Quell- und Feuer­kult gehörte zur germanischen Religion. Feyr war Sonnengott und Gott Fruchtbarkeit. Weiß ist Licht- und Glücksfarbe, Licht- und Sonnenkult. Die Germanen ritten und zogen mit dem Schimmel in Prozession um heilige Haine, Quellen und Feuer. Diesen Kult und diese Verehrung des Schimmels ­hatten schon die Griechen und die Römer. Päpste, Kaiser und Könige ritten bei Festlichkeiten auf Schimmeln. Beim eucharistischen Kongreß in Wien 1912 und bei der Königskrönung in London 1937 fuhren die Landesfür­sten in einem mit sechs Schimmeln bespannten Wagen. Dies ist wirklich ein ganz eigenartiger und bezaubernder Anblick. Die Germanen feierten ihre Umritte zur Wintersonnenwende = Julfest (bei uns Stephaniritt), im Frühling (bei uns Georgiritt), bei der Sommersonnenwende, Sonnwendfeuer (bei uns Pfingstritt und Johannesfeuer) im Herbst (bei uns Leonhardiritt).

    Diese Feste wurden auf Bergen in heiligen Hainen, wo auch die Thing­stätten und Opfersteine waren, mit blutigen Menschen- und Pferdeopfern gefeiert. Über den heiligen Hain rann der weißen Rosse hellströmendes Blut. Schimmelblut und Pferdefleisch war ja Götterspeise. Darum tranken die Germanen an ihren Festen das Blut als Opferblut und aßen das Fleisch als Götterfleisch. Deshalb wurde beim Übergang zum Christentum es streng verboten, Pferdefleisch zu essen, weil bei den Germanen Pferde­fleisch Götterspeise war. Es verging geraume Zeit, bis sie davon ließen. Heutzutage hat das Volk noch eine Abneigung gegen den Genuß von Pferde­fleisch. Opferstein und Thingstätte = Gerichtsstätte, waren immer beisam­men, weil bei diesen Opferfesten meist auch Beratung und Gericht gehalten wurde. Wie schön sagt das der Dichter Weber in Dreizehnlinden am Opferstein und an der Thingstätte:

    Lieblich war die Nacht, die kurze,
    Vor dem Tag der Sonnenwende;
    Auf der Iburg stumpfem Kegel
    Flackerten die Opferbrände;
    Unter Friggas heil’gem Baume
    Scharten sich die Gaugenossen,
    Edelinge, freie Bauern,
    Eigner Leute niedre Sprossen.
    Unter Eichen auf dem Rasen
    Stand der Opferstein, der graue,
    Neben ihm mit blut’gem Messer
    Eine riesenhafte Fraue:          –
    Swanahild, die greise Drude,
    Ihres Priesteramts zu walten,
    Erzgegürtet; weißes Linnen
    Floß um sie in reichen Falten.
    Und im breiten Kupferkessel
    Auf des Herdes glühend Kohlen
    Brodelte mit Rauch und Mistel
    Das geweihte Opferfohlen:
    Freies Tier des freien Waldes,
    Das den Hals vor Pflug und Wagen
    Nie gebeugt und dessen Rücken
    Einen Reiter nie getragen.
    Dreimal dann mit nackten Füßen
    Schritt die Priesterfrau, die hohe,
    Um den Herd. und Segen sprechend
    Warf sie Körner in die Lohe.
    Und mit Donars Hammerzeichen
    Spendend Kraft und Heil dem Sude,
    Das Gesicht zum Nord gewendet,
    Traurig ernst begann die Drude:
    Naht in Ehrfurcht, naht in Andacht,
    Und was unhold, bleibe ferne:

    Seite 82


    Unsre Zeugen sind die Götter,
    Stummer Wald und stille Sterne.
    Fern sei jeder Ungezwagte;
    Wollt ihr opfern, wollt ihr beten,
    Reiner Hand und reinen Herzens
    Sollt ihr vor den Ew’gen treten.
    Und den Opferstein umwandelnd
    Warfen sie die heil’gen Kräuter,
    Lichte Glocken, lichte Flocken,
    Lichte Sterne auf die Scheiter.
    Und der grause Opferdiener,
    Aus des Kessels weitem Bauche
    Gab er jedem von dem Fleische,
    Von der Mistel, von dem Lauche.

    Selbst bei den Germanen war im Menschen- und Tieropfer der Sühne­gedanke, etwas von der göttlichen Uroffenbarung enthalten. Bei diesen Fe­sten war meist ein Schimmel das Opfertier, mit dessen Blut man alles be­sprengte und dessen Blut und Fleisch man als Opferspeise genoß. Bei den Germanen kamen die Seelen der Verstorbenen zu Wodan in der Wallhalla. Sie glaubten an ein Wiedererwachen, darum legten sie den Verstorbenen Gegenstände bei wie Waffen, Speise, Schmuck usw. Mit dem Einzug des Christentums wurde das Brauchtum des Rossekult in den Kultbereich der Kirche übernommen. Die alte Kultübung wurde ihres heidnischen Charak­ters entkleidet und zur christlichen Rosseweihe umgewandelt. Früher war der Schimmel Segenspender, ein heiliges Tier, im Christentum wurde der Schimmel nicht mehr zum Weissagen benützt und das Blutopfer von Tieren hörte auf. Die Kirche wandelte die heidnischen Kultstätten in christliche umund legte denselben Namen von Heiligen bei, wie: Stephan, Georg, Michael,

    Seite 83


    Johannes, Martin und Leonhard. Im Christentum blieb der Pferdeumritt mit Segnung und Besprengung mit Weihwasser.

    An Stelle des Julfestes feierte man den Stephansritt, an Stelle des Früh­lingsfestes den Georgiritt, an Stelle der Sommersonnenwende das Johann­esfeuer oder den Pfingstritt, an Stelle der Herbstfeier den Leonhardiritt. Man führte die Georgi-, Jakobi-, Michaeli- und Martinimärkte ein und ließ die Schmausereien und Trinkgelage mit Tanz bestehen; ja sogar Pferderennen kamen auf. Beim Flurumgang zog man früher auf Rossen reitend um die Grenzmarken. Bei den Germanen war der Flurumritt mit Pferden ku­ltischer Fruchtbarkeitszauber; bei uns findet der Flurumgang mit Absingung der vier Evangelien und Segnung der.Fluren mit Kreuzpartikel und Weihwasser statt. In Weingarten findet alljährlich am Schauerfreitag der Blutumritt statt mit mehreren tausenden Pferden. Der Pfingstritt in Kötzting am Pfingstmontag ist eine Erinnerung an die Heidenzeit, indem Burschen reitend den Pfarrer, der das Allerheiligste zu einem Kranken trug, begleit­en und beschützten gegen Angriffe von Heiden. Beim Drachenstich in Furth ersticht Michael einen Drachen: Sieg des Lichtes über die Finsternis. In Glonn fand in früherer Zeit am Johannitag ein Drachenspiel statt, indem ein Teil der Jugend als Engel und ein Teil als Teufel ging. Gegen Schluß wurden die Teufel recht boshaft und fingen Streit an, badeten in der Glonn, bis es zu einem regelrechten Kampfe kam; beim Rückzug wurde dann der Drache vom Ritter Georg erstochen. Sieg der Tugend über das Laster.

    Das Haberfeldtreiben ist wohl noch als Sittengericht ein Überbleibsel aus der Germanenzeit; ebenso wird es mit dem Pfingstlümmel gewesen sein, indem man einer mißliebigen Person eine Spottfigur auf das Hausdach setzt. Das Brautstehlen hängt wohl mit dein Brautraub im Altertum zusammen. Der Allerseelenzopf erinnert an de heidnischen Totenopfer.

    Seite 84


    Weihenlinden, Weyarn und Weihenstephan waren heidnische Kultstätten. Es ist wahrscheinlich, daß in unserer Gegend Georgenberg, bei Meichelbeck nur Perg genannt, und auch Kreuz früher vor Einführung des Christentums heidnische Kultstätten mit Opferstein und Thingstätte waren. Der runde Bergkegel bei Georgenberg hat an der Spitze eine Vertiefung und bot Schutz gegen wilde Tiere und feindliche Anstürme. Georgenberg ist scheinbar einer der ältesten Orte, der das Christentum annahm. Meichelbeck I. 291 deutet darauf hin, daß ein gewisser Hahmunt von Perg 826 ein Oratorium errichtete und der heilige Georg als Patron gewählt wurde. So wurde aus Perg ein Georgenberg. In Georgenberg wurde in früherer Zeit neben dein Georgsfest auch das Stephanifest in feierlichster Weise gefeiert und es ist somit anzunehmen, daß dann am Stephanifest in früherer Zeit ein Pferdeumritt stattgefunden haben wird. Es wird bei dieser alten heidnischen Kult­stätte das Brauchtum des Pferdeumrittes beibehalten worden sein. Ebenso dürfte Kreuz nach Lage des Ortes und aus einem anderen Umstand auch ein solcher heidnischer Kultort gewesen sein: Kreuz hatte in früherer Zeit die Pferdemärkte und Jahrmärkte, vielleicht sogar Pferderennen. Die Ursache dürfte wohl darin zu suchen sein: Kreuz hatte in alter Zeit den Rossekult mit Pferdeumritt, der dann in einen christlichen Pferdeumritt verwandelt wurde mit Pferdemarkt und Viehmarkt. 1723 wurden die vier Jahrmärkte und 1833 die am Montag darauf folgenden Viehmärkte nach Glonn ver­legt. Wie der Keferloher Pferdemarkt, so wird in früherer Zeit der Kreuzer Pferdemarkt berühmt gewesen sein; ja es werden damals auch Pferdeumritte

    stattgefunden haben wie in Siegertsbrunn. Kreuz war ja früher Wallfahrts­ort. Die Kirche ist der Mutter Gottes geweiht. Es ist daher nichts zu finden von einem Pferdeheiligen. Die Glonner beteiligen sich regelmäßig an der Leonhardifahrt in Siegertsbrunn am zweiten Sonntag im Juli. Andere Leon­hardifahrten in unserer Gegend sind: Grafing, Weihenlinden und Biberg.

    Seite 85


    1803 wurden diese Umritte vom Staat verboten, doch sie lebten bald wieder auf. Votivgaben sind Pferdefiguren, Ketten und Hufeisen. Es kommt noch manchmal vor, daß man an Stallungen an der Wand einen Pferdekopf ange­bracht sieht. Die Kirchweihfahne ist weiß-rot, weil die Kultfarbe weiß und­ scharlachrot die Farbe beim Pferderennen ist. Das Pferd ist ein edles Tier und wird von den Landleuten geliebt, gehegt und gepflegt.

    Schulgeschichte von Glonn.

    Quellen: Pfarrarchiv, Gemeindearchiv, verschiedene andere Quellen,
    Heigenmooser: Eremitenschulen.

    Entstehung der Schulen.

    Bis zur Einführung des Christentums war wohl in unserer Gegend die ­Familie für die Kinder die einzige Bildungsstätte. Erst als die ersten Glau­bensboten in unsere Gegend kamen, ging man daran die Jugend in den ein­fachsten Unterrichtsgegenständen zu unterweisen. Diese Glaubensboten und ersten Kulturträger waren in unserer Gegend ohne Zweifel die heiligen Maximilian­milian gest.228, Valentin gest.470, Severin gest.482, Emmeram gest.651, Rupert gest.623.,Marian und Anian zu Wilparting bei Irschenberg gest.697, Korbinian gest.730.

    Die Missionäre gründeten an den Orten ihrer Niederlassungen sogenannte Katechumenenschulen, die allerdings anfangs nur für den Unterricht im christlichen Glauben bestimmt waren und erst weiter sich entfalten konnten,

    Seite 86


    nachdem die meisten Familien christlich geworden waren. Dies bezeugen schon die Synoden aus frühester Zeit in unserer Gegend wie z.B. zu Aschheim 763 und zu Neuching im Bezirksamt Ebersberg 774, wo das erste Schulgesetz in Deutschland erlassen wurde mit folgenden Worten: „Ein jeder Bischof soll an seinem Sitze eine Schule errichten und einen weisen Lehrer bestellen, der nach der Überlieferung der Römer zu unterrichten

    und Schule zu halten verstehe.“ Doch die Schulbildung war in dieser Zeit noch sehr gering. Erst mit Enstehung der Klöster bildeten sich sogenannte Klosterschulen und mit Enstehung der Pfarreien sogenannte Pfarrschulen. Die ältesten Volksschullehrer waren ohne Zweifel die Missionäre, Kloster­leute und Pfarrer. Erst als der Dienst der Pfarrer sich immer weiter aus­dehnte und dieselben ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konn­ten, stellten sie eigene Katecheten auf, welche gewöhnlich in ihrem Haupt­berufe Handwerker, Mesner, Bauern, Viehhüter und dergleichen waren. Alle Bildung ging vom Klerus und von den Klosterleuten aus, die allein im Be­sitze höherer Wissenschaften waren. Mit der Entstehung größerer Ort­schaften wuchs auch das Bedürfnis nach besserer Bildung und mit Erfin­dung der Buchdruckerkunst kam das Lesen und Schreiben noch mehr unter das Volk. Den Unterricht erteilten gewöhnlich die Pfarrmesner und Ere­miten. Die eigentliche Schulreform setzte in Südbayern erst im Jahre 1770 durch den Benediktiner Braun ein, sodaß der Geschichtschreiber Westen­rieder um 1790 von den bayrischen Schulverhältnissen schreibt, daß sie nir­gends in Deutschland ordentlicher und vollkommener seien; und heute hat Bayern noch die wenigsten Analphabeten. Eine allgemeine Schulbildung wurde erst im Jahre 1802 durch Einführung des Volksschulzwanges er‑

    Seite 87


    reicht. Von diesem Zeitpunkt an gibt es einen eigenen Lehrerstand. Die Schule ist für die Familie, für die Kirche und den Staat eine Hilfsanstalt geworden.

    Interessant ist es zu. vernehmen, daß. in unserer Gegend im 18. Jahr­hundert auch Eremiten für den Unterricht der Bauernjugend tätig waren. So wirkte als Eremit in Kleinhöhenrain Franz Kaltner um 1769. Bis 1802 unterrichteten die Eremiten Paulus Pfluger in Feldkirch, Martin Dernischeck in Hohentann, Wolfgang Müller in Hohenbrunn, Elias Fischer in Pfram­mern. Alb bei Irschenberg war eine Eremitage. 1804 mußten die Eremiten ihre Tätigkeit aufgeben. Von der Eremitenschule Egmating „Klause Som­mergrün” heißt es: „Diese Klause liegt 1/4Stunde vom Dorfe Pframmern im Walde. 1709 wurde sie von J. Mayer erbaut, um eine Schule einzurichten. 1746 hält Fr. Daniel Hasenecker die Schule mit 50 Kindern, schlägt Orgel. singt Choral, bezieht 30 fl. 1766 wird der Eremit Fr. Peter Fischer er­wähnt . . . 1771 hat er 40 Kinder in der Schule. 1795 Fr. Elias Fischer von Giesing, hat 36 Schüler, Gehalt 36 fl., Schmalz- und Kornsammlung. Er ist mit Büchern wohl versehen. 1802 wird von ihm bemerkt, daß er sich zwar gut aufführe, aber etwas grob gegen die Kinder und deren Eltern sei. Fischer hat bei der Prüfung vor dem Geistlichen Rat sich zur Schulführung untauglich erwiesen . . . Zum Schulhalten sei ein solcher Stümper nicht länger zu gebrauchen … Er sei der Pension würdig.“ Besser ist das Urteil über die Eremiten zu Feldkirchen und Höhenrain. In gutem Rufe steht auch die 1/4 Stunde von Hohentann entfernte Eremitenschule, wohin auch Kin­der von Jakobsbeuern in die Schule gegangen sein sollen. In Hohenthann unterrichtete 1766 der Eremit Fr. Felix Scheiderer, 1795 Fr. Martin Derni­scheck von Prag, der 70 Schüler hat, den Schul- und Kirchendienst in Schönau versieht, 20 fl. Gehalt nebst Schulgeld und Sammlung bezieht und

    Seite 88


    in allem sehr eifrig ist. Der Eremit war oftmals Schullehrer, Mesner, Orga­nist und manche hatten hei den Bauern Kosttage. Obgleich kein Schulzwang bestand, gingen doch sehr viele Kinder in die Schule, die größtenteils im Winter abgehalten wurde und sich nur auf wenige Schuljahre erstreckte.

    Lehrpersonal der Glonner Schule.

    Soweit die Tauf- und Sterbebücher zurückreichen, lassen sich die Lehrer in Glonn nachweisen. So heißt es im Sterbebuch 1642: „Arn 29. März 1642 ist in Glonn gestorben: Sepultus est Nobilis D. Balthasar Kazmair Ser. Ducis Alberti utrius Bavariae…Iudex in Märckhtl…Cantor et Ludi-. magister in Glonn“. (Also er war Richter in Märktl unter dem Herzog Albert und Lehrer in Glonn.)

    Hirschböck Roman war von 1814 bis 1838 Lehrer in Glonn, 1819 hatte er auf eigene Kosten zwei Zimmer über einer Stiege unter dem Dache ma­chen lassen um 175 fl. Seit fünf Jahren hatte er auch im Winter unter freiem Dache geschlafen. Als 1838 in Glonn ein neues Schulhaus gebaut wurde, bat er um Vergütung der 175 fl. Sein Wohnzimmer war zehn Schuh lang und zwölf Schuh breit. Am 27. September 1839 erging an den Lehrer Hirschböck vom Bezirksamt Ebersberg der Befehl, das Schulhaus seinem Nachfolger zu räumen. Er wurde aus dem Schuldienste entlassen wegen Überschreitung des Züchtigungsrechtes.

    Lehrer Dunkes wurde von Pfarrer Vordermair in allen Fächern sehr gelobt. Lehrer Hecht wurde 1884 wegen ungebührlichen Verhaltens ver­setzt. Lehrer Alex Strauß ist am 19. September 1844 in Freising geboren, kam 1885 nach Glonn, trat 1904 in den Ruhestand, versah bis 1919 den Gemeindeschreiberdienst, wurde 1929 zum Ehrenbürger ernannt und starb am 6. Dezember 1936. Derselbe war uns allen ein lieber Lehrer, war eifrig

    Seite 89


    im Organistendienst, ging fleißig auf die Jagd und war ein recht ruhiger und bescheidener Mann. Lehrer Thomas Grad von Fürstenfeldbruck, von 1904-1911 war sehr beliebt, ein guter Lehrer, ein guter Musiker, war Vorstand vom Gesangsverein, zog nach Aichach, wurde dort Bezirksschulrat und befindet sich jetzt in Mittenwald im Ruhestand. Lehrer Reisacher kam 1911 nach Glonn und 1928 nach Sünzhausen; er war ein tüchtiger Lehrer und ein guter Musiker. Hauptlehrer Höllweger kam 1928 von Epfenhausen nach Glonn und 1937 nach Pfaffenhofen an der Ilm.

    Lehrerverzeichnis.

    Nach den Aufzeichnungen des H. Lehrers Hecht und nach eigenen For­schungen.

            1. Katzrnair Balthasar gest. am am 29.März 1642. (Sterberegister in Glonn).
            2. Belaz Georg 1652 (Taufbuch in Glonn).
            3. Kolh Matthias 1675 (Taufbuch in Glonn).
            4. Brener Sebastian gest. als Lehrer von Glonn am 8.Mai 1712 in Glonn.
            5. Ebersperger Jakob, Schulmeister in Glonn 1717. (Kreisarchiv München).
            6. Kolmberger Adam um 1720.
            7. Holl Matthias gest. am 29. Juni 1762, 70 Jahre alt, in Glonn.
            8. Zink Michael gest. am 10. April 1766, 34 Jahre alt, in Glonn.
            9. Knöpferl Martin von 1768-1796. (In den Bruderschaftsrechnungen)
            10. Bäck Lorenz von 1796-1807? (In den Bruderschaftsrechnungen).
            11. Schock Laurentius 1807 (Trauungsregister).
            12. Hirschböck Roman 1814 – 1838.
            13. Bauer Simon 1838-1840.
            14. Dunkes Johann Baptist 7. April 1840-1868, aus Freising.
            15. Kolmsperger Theodor 1868-1876, kam nach Wasserburg.
            16. Ebner Otto 27. September 1876-1877.
            17. Hecht Joseph 27. Mai 1877-1884.
            18. Strauß Alexius 15. Februar 1885 bis 1. Juni 1904, gest. 1936.
            19. Grad Thomas 1904-1911, geb. in Fürstenfeldbruck.
            20. Reisacher Heinrich 1911-1928, geb. 1880 in Wemding.
            21. Höllweger Max von Tutzing, 1928-1936.
            22. Gehwald Gustav 1937.

    Verzeichnis der anderen Lehrkräfte.

    Zauner Joseph vor 1840.

            1. Huber Matthias 1839. Kommt in den Bruderschaftsrechnungen vor
            2. Nothaas 1840?         Kommt in den Bruderschaftsrechnungen vor
            3. Peninger 1840?         Kommt in den Bruderschaftsrechnungen vor
            4. Scherer Joseph 1841.
            5. Attenberger Max 1841-1848?
            6. Seemüller Joseph bis 1852, kam nach Großkarolinenfeld.

    Seite 90


            1. Jetzlberger Christian 8. Oktober 1852-1855, kam nach Perchting.
            2. Weißauer Adolf 6. Oktober 1855-1859.
            3. Schmid Ludwig vom 21. Februar 1859 bis 8. November 1860, kam nach Tittmoning.
            4. Kohn Eduard vom 8. November 1860 bis 4. März 1862.
            5. Geißler Franz vom 21. Februar 1862-1865.
            6. Steckenbiller Johann 1865-1868.
            7. Kufner Waldemar 1868-1872.
            8. Soyter Johann 1873.
            9. Zirnbauer 1874-1876.
            10. Kuisl Joseph 1876-1878.
            11. Hirschböck Pius 1878.
            12. Bauer Philibert 1878-1880.
            13. Brandl Joseph 1880-1881.
            14. Engelhart Joseph von Bockhorn 1. September 1881 bis 1. Februar 1883.
            15. Nußhart Bartl von Inning 16. Juli 1883 bis 30. November 1886.
            16. Kögl Joseph von Pöcking 8. Dezember 1886 bis 1. Februar 1889.
            17. Schuster Johann von Neuötting 1. Februar 1889 bis 31. August 1892, gest. 1896.
            18. Kaiser Joseph von München 1. September 1892 bis 20. April 1896, kam nach Freising.
            19. Leib Johann von München 20. April 1896 bis 15. September 1896, kam nach München.
            20. Schuppert Franz von Prem 16. September 1896 bis 1. September 1897, kam nach München.
            21. Keilbert Daniel von Neustift 16. November 1897 bis 1.Mai 1899, kam nach Tegernsee.
            22. Straßer Rudolf von München 1. Mai 1899 bis 15. November 1900, kam nach Hallbergmoos.
            23. Mayr Leopold 16. November 1900 bis 1. November 1902, jetzt in München.
              3o. Aigner Joseph 1. November 1902 bis 30. September 1904, jetzt in Tölz.
            1. Rottenkolber Hermann 1. Oktober 1904 bis 16. Juni 1908, kam nach Manching.

    Seite 91


     

            1. Hofer Maria 16. Juni 1908 bis 15. August 1908, kam nach Aresing.
            2. Seitz Franz 1. September 1908 aus Dachau.

    34 Bibl Michael von Kolbermoor von 1909-1911, heute Kunstmaler in               München.

            1. Stegmüller Eduard von 1912-1914 von Burghausen, heute im Ruhe­stand in Fürstenfeldbruck.

    Hierauf folgten in kürzeren Zwischenräumen: Spitz Willibald, Zimmer­                                           mann, Rauwolf, Frl. Mayer, Bachmeier, Frl. Klara Graf (heute in München), Frl. Kreitmeir, Maier Max, jetzt in Lenggries, Raabe Karl bis 1925, jetzt in Garching.

            1. Fink Viktoria von 1923-1928, war zuletzt in Großhelfendorf, jetzt im Ruhestand auf der Finkenhöhe.
            2. Aichlmaier Max aus München von 1924-1937, kam nach Dachau.
            3. Kreil Karl seit 1937-.

     

    Arbeitslehrerin für die Handarbeiten der Mädchen war gewöhnlich die Frau des jeweiligen Lehrers. Von 1854-1858 war es Fräulein Susanna Mayr von Glonn; 1863 wurde derselben diese Stelle wieder übertragen, die sie bis zur Errichtung der Mädchenschule 1902 inne hatte. Bis etwa 1890 war der Besuch der Handarbeitsscliule freigestellt; seit dieser Zeit müssen alle Mädchen diese Schule besuchen.

    Seit 6. November 1902 besteht in Glonn eine Mädchenschule, in welcher bis 1937 von Klosterfrauen aus dem Franziskanerkloster St. Maria Stern in Augsburg Unterricht erteilt wurde. Seit 1902 erteilten Unterricht:

            1. Elekta Schilling. geb. in Echlishausen, Oberin und Lehrerin von 1902­ – 1931. Sie trat 1931 in den Ruhestand wegen Erkrankung, feierte am 11. Mai 1932 ihr fünfzigjähriges Lehrerinnenjubiläum, gest. am .Juli 1936. Sie war eine gute und unermüdliche Lehrerin.
            2. Desideria Schilling, geb. in Frechenrieden, von 1908-1933, gest. am 27. Juni 1933.

    Seite 92


            1. Irenäa Hell von Gachenbach, von 1902-1910, wurde nach Mering versetzt
            2. Pia Oswald, geb. in Augsburg, von 1909-1923, wurde nach Augsburg versetzt.
            3. Bernadina Ausberger von Bayersried-Ursberg, von 1910-1937.
            4. Heinrika Schäfer von Veithöchsheim, von 1923-1924, wurde nach Mering versetzt.
            5. Erwina Paul, geb. in Pfersee, von 1925-1926, wurde nach Augsburg versetzt.
            6. Richarda Schwertschlager, geb. in Beilngries, von 1927-1928.
            7. Anata Schreiner, geb. in Stumpfenbach, von 1932-1937.
            8. Emmerich Wunderer, geb.in Grafing, von 1933-37, ist Arbeits­lehrerin.
            9. Gunda Lederle von Willofs, von 1931-, ist Kindergärtnerin. Aushilfskräfte waren: Ermelinde Bosch von Reimlingen, Vinzentina Eigenmann von Augsburg, Walburga Dunzinger von Wemding, Engel­harda Schwertschlager von Beilngries, Celina Vill, Monika Pettinger von Unterzeitlbach. Brigitta Bückl.

    Wegen zu großer Schülerzahl wurde 1909 die Mädchenschule in eine drei­teilige umgewandelt. 1928 wurde wegen zu geringer Schülerzahl die dritte Lehrkraft abgebaut. Am 1. Mai 1930 wurde der Kindergarten eröffnet. Die Marianische Jungfrauenkongregation führte 1929 mit den Schul­kindern das Weihnachtsspiel auf: „Die Weihnachtskiste“ von Steck und lieferte den Betrag von 500 Mark an die Gemeinde ab zur Beschaffung der Einrichtung des Kindergartens. Am 1. April 1937 wurden die

    Seite 93


    klösterlichen Lehrkräfte abgebaut. Gemäß der Stiftungsurkunde von Pfarrer Jos. Späth in Glonn wurde die Klostermädchenschule in dem Augenblick, in dem die Klosterfrauen abgebaut werden vom Schulunter­richt, Eigentum des Erzbischöflichen Domkapitels in München, zu Zwecke eines Altersheimes für Priester. Nach Glonn kamen zwei weltliche Lehrerinnen.

            1. Mitterer Katharina, von Mühldorf, 1937.
            2. Biederer Barbara von Ebenhausen, von 1937-1938, kam nach Allach
            3. Kühne Elisabeth, von 1938-1939.
            4. Wittemann Alice 1939

    1938 zogen in den Ruhestand ins Mädchenschulhaus: Professor Dr. Ferdi­nand Birkner von München und der freires. Pfarrer Gregor Lampl von Großholzhausen.

    Einkommen des Lehrpersonals in Glonn.

    Die Besoldung des Lehrers in Glonn war in alter Zeit schon eine ziemlich gute. Nach Aufzeichnungen im Ordinariatsarchiv erhielt der Schulmeister in Glonn schon im Jahre 1647: 50 fl. nebst den Zehent, und nach Aufzeich­nungen im Pfarrarchiv zu Glonn hat Magdalena Zächerlein, geweßte Wirtin zu Glonn durch Testament vom 2. Dezember 1648 ihren eigentümlichen dritten Teil Zehent zu Münchsteur (Münster) auf den Gütern des Balthasar Huber, Geörgen Präntl, Heimeran Neumayr und Melchior Edter hergegeben, wovon die Nutznießung einem Schulmeister zu Gonn zugehört.

    Mädchenschule in Glonn 1937

    Seite 94


    Im Kreisarchiv zu München befindet sich über Glonn eine Lehrerfassion vom Jahre 1804. Lehrer Lorenz Beeck, ledig, von Anno 1796, vom Kurf. Geistl. Rat geprüft; Schulgeld 100 fl., Organistengehalt für gestiftete Jahrtage 33 fl., Dienstzehentgenuß für Kirchendienst 32 fl., für Stollgebühren 20 fl., für Schreibmaterial 3,48 fl., Reineinkommen: 169,12 fl. Schulkinder 90, 40 männlich, 50 weiblich, 26 Arme. Das Schulgebäude unterhält die Armenseelenbruderschaft.

    Der Grundgehalt der Lehrer, Haupt- und Oberlehrer steigt heute von 2800 bis 5000 Mark. Diese Beträge unterliegen außer der Steuer jedoch einer 21 bis 22 prozentigen Kürzung nach den Notverordnungen; dazu kommt ein Wohnungsgeld.

    Am 24. Oktober 1902 machte Pfarrer Jos. Späth beim Notar Kirchgraber sein Testament über sein Vermögen, das er von seinen Geschwistern Wal­burga und Martin Späth in München geerbt und was er sich selbst erspart hatte und vermachte alles der Schulgemeinde Glonn zum Zwecke einer von katholischen Klosterfrauen zu leitenden Mädchenschule in Glonn. Die Schul­gemeinde Glonn hat für alle Zeiten diese klösterliche Schule zu erhalten. Sollte jemals dieses Schulgebäude dem vorangegebenen Zweck entzogen, oder die Fortführung der Mädchenschule von Klosterfrauen aus irgendeinem Grunde unmöglich werden, so sollen die hier schenkungsweise überlassenen Realitäten mit allem Zubehör dem Erzbischöflichen Domkapitel in München behufs Verwendung als Priesterhospital oder Rekonvaleszentenhaus ohne weiteres zum freien, unbeschränkten Eigentum zufallen, womit sich die Schulgemeinde. Glonn hiemit ausdrücklich einverstanden erklärt. Am 31. Ja­nuar 1903 wurde die politische Gemeinde von Glonn als Beschenkte einge‑

    Kindergarten in Glonn 1937

    Seite 95


    setzt. 1937 wurde das Mädchenschulhaus in ein Priester-Erholungsheim umgebaut. Die Schule zu Glonn besitzt 200 fl. als ein Vermächtnis der Kurfürst Maria Leopoldine von Bayern, deren Zinsen für arme Schulkinder verwen­det werden sollen. In einem Schreiben vom Landgericht Schwaben im Jahre 1805 heißt es, daß der Lehrer von Glonn von den betreffenden Gü­tern zu Münster den dritten Teil Zehent bekommt neben dem übrigen her­kömmlichen Organistengehalt zu 30 fl. Ferner erhielt der Lehrer von Glonn für die Bruderschaftsgottesdienste 6 fl., für die gewöhnlichen Gottesdienste in Jakobsbeuern 8 fl., von Frauenreut 5 fl., von Georgenberg 70 kr.; von Steinhausen und Dolberg je 20 kr. Von 1823 bis 1831 betrugen die durch­schnittlichen Einnahmen aus kirchlichen Verrichtungen zu Glonn 39 fl. Das Schulgeld machte um diese Zeit über 200 fl. aus. Für die Verpflegung des Hilfslehrers erhielt der Lehrer alljährlich 100 fl. von der Armenseelen-Bruderschaft. 1865 betrugen die Einkünfte des Lehrers 923 fl. 59 kr., die Ausgaben 209 fl. 1903 betrug der Lehrergehalt 1200 Mark und die Hilf­lehrerbesoldung 820 Mark. Das Gesamteinkommen des Lehrers wird etwa 2000Mk., das des Hilfslehrers  1000 Mk. betragen haben. Von jedem größeren Hof bekam der Lehrer gewöhnlich 1 Flachsreisen, Korn- und ­Habergarben, Brotlaibe und Nudeln. Das Schulgeld betrug für ein Werktagsgsschulkind im Quartal 0.70 Mark, für ein Feiertagsschulkind die Hälfte. Die Lehrerinnen vom Kloster St. Maria Stern hatten einen Gehalt von 500 Mark. Die dritte Klosterfrau erhielt 300 Mark.

    Schulgebäude.

    In der ältesten Zeit haben die Schulgebäude sehr einfach ausgesehen. Es fehlte fast an allem, denn die Schule war mehr Privatanstalt und die Abgaben wurden nur als freiwillige Spenden geleistet. Im letzten Jahrhundert waren die Schulhäuser noch sehr dürftig gehalten und ihrem Zwecke nicht ­entsprechend; gegenwärtig aber ist das Schulhaus in jedem Dorfe gewöhn­lich auch das schönste Gebäude. Wie es nun mit dem Schulhaus zu Glonn in alter Zeit stand, darüber ist uns nichts überliefert worden. Doch darf man annehmen, daß mit der Anwesenheit eines Lehrers auch für ein Schulhaus gesorgt werden mußte. Die älteste Nachricht von einem Schulhaus ließ sich erst vom Jahre 1793 auffinden, seitdem dafür ein Bodenzins gezahlt werden mußte. Erst seit Einführung des Schulzwanges 1802 sind über das Glonner Schulhaus sichere Nachrichten überliefert worden. Pfarrer Amann schreibt im Jahre 1803, daß das alte Schulhaus im Steinberger Garten gestanden habe und ganz baufällig sei, ja es verdiene wegen seiner Unzweckmäßigkeit und seines ruinösen Zustandes nicht den Namen Schulhaus. Die Schulstube war klein und mit kleinen Fenstern versehen, das Mauerwerk schlecht. Ursprünglich war es das Kooporatorenhaus. Wahrscheinlich stand das Schulhaus vor 1800 schon auf dem gleichen Platze, wo es 1812 neu hingebaut wurde, nämlich an der Kreuzstraße, wo jetzt das Steinberger Zuhaus steht. Zu diesem Schulhausbau 1812 wurden die Hofmarken Zinneberg, Wildenholzen und

    Seite 96


    Schulhaus in Glonn von 1813-1838

    Egmating herbeigezogen. Zinneberg wollte sich dazu nicht recht herbei­lassen, denn in einem Schreiben vom Landgericht Schwaben vom Jahre 1803 heißt es, daß die Gutsherrschaft Zinneberg etwas freigebiger gegen die Glonner Schule sein dürfte, nachdem sie auch den Bettelmönchen von Ro­senheim (,‚dem Lande unnützen und lästigen Bettelmönchen“ [Kapuzinern] heißt es!) noch im letzten Herbst beträchtliches Almosen gegeben habe. Die Gutsherrschaft hatte 3o fl. zum Schulhausbau hergegeben. Das Material von der abgebrochenen Kirche in Steinhausen, ebenso die 191 fl., die man von der abgebrochenen Kirche in Steinhausen eingenommen hatte, sollten zum Glonner Schulhausbau verwendet werden. Ob sie auch wirklich dazu verwendet wurden, konnte nicht festgestellt werden. Die Beiträge von Wohl­tätern betrugen 695 fl. 4 kr., die Armenseelenbruderschaft steuerte 900 fl. bei. Die Schulhausrechnung vom Jahre 1813 lautet: Maurer 128 fl. 50 kr., Handlanger 22 fl. 24 kr., Hafner 14 fl. 24 kr., Kistler 83 fl. 25 kr. Nagel­schmied 26 fl. 30 kr., für Dachplatten 151 fl. 44 kr., für Kalk 82 fl.12, für Schmiedearbeiten 26 fl. 26 kr., für Bretter 16 fl. 45 kr., Gesamtaus­gaben 734 fl. 43 kr. Das meiste leistete die Gemeinde und sie sorgte auch für die Unterhaltung.

    Das Schulhaus war 1813 seiner Vollendung nahe und bot für 100 Kin­der Platz. Ferner war eine Küche und ein Nebenzimmer vorhanden. Über der Stiege wurde ein Platz zubereitet zu einem großen Zimmer für eine Industrieschule und noch ein kleines Nebenzimmer. Das Schulzimmer war 32 Schuh lang, 26 Schuh breit und acht Schuh hoch; je zwei Fenster waren gegen Aufgang, gegen Süden und gegen Untergang. Die Woh­nung des Lehrers war ebenfalls zu ebener Erde, 12 Schuh lang und 11 Schuh breit, mit Weißdecke und drei Fenstern versehen. Die Küche war 11 Schuh lang und 7 Schuh breit. Das Schulhaus war einstöckig aus Tuffsteinen erbaut. Ein Garten war nicht dabei, dagegen zwei Wiesfleckl in Mühlthal

    Seite 97


    bei Glonn zu 50 und 75 Dezimalen, welche wegen Nässe unkultiviert brachlagen. 1819 heißt es, daß das Schulhaus ziemlich neu, aber unbequem war; doch stand es am geeigneten Platz. 1821 fehlte es am fleißigen Schulbesuch sodaß ein Rückschritt bemerkbar war. 1822 wurde vom Rohrstock des Wirtszuhauses die Wasserleitung in die Schule eingerichtet. Damals kosteten zehn Klafter Scheitholz für die Schule 20 fl.

    Das alte Schulhaus erfüllte seinen Zweck nur von 1813 bis 1838. Im Jahre 1838 wurde es von Alois Obermaier Steinberger in Glonn um 900 fl.gekauft; dafür ließ die Gemeinde Glonn 1838 das neue Schulhaus, das jetzige Knabenschulhaus bei einem Kostenvoranschlag von 8000 fl.

    vom Maurermeister Sarreiter von Ebersberg aufführen. Dasselbe liegt 40 Schritte südlich von der Pfarrkirche entfernt, an einer schönen Stelle, ist zweistöckig aus Stein erbaut und hat im oberen Stockwerk zwei geräumige Schulzimmer, die 28 Schuh lang, 33 Schuh breit und 10 Schuh hoch sind. Dieses Schulhaus diente bis 1902 als Schule für Knaben und Mädchen. Im Jahre 1878 wurden für das größere Schulzimmer neue Bänke um 969 Mark angeschafft, wovon 400 Mark vom Kreiszuschuß gedeckt wurden. 1901 wurden die Aborte, Waschküche und Holzlege neu gebaut.

    Herr Geistlicher Rat Joseph Späth ließ ein Mädchenschulhaus bauen, wozu am 21. Juni 1899 die feierliche Grundsteinlegung stattfand. Die Kosten für dieses Schulhaus betrugen 64000 Mark, wozu aber noch bedeutende Nebenausgaben kamen. Diese Summe wurde teils durch freiwillige Beiträge, teils durch Gemeindezuschuß und nicht zum geringsten Teil vom Geistlichen Rat selbst aufgebracht. Auch testamentarische Verfügungen waren dazu gemacht worden; so unter anderen das von Privatier Koloman Wenig, ehemaligem Wenig von Mattenhofen hinterlassene Testament

    Vom 5. September 1896, nach welchem der Mädcheschule zu Glonn sein Nachlaß im Betrage von 6032,63 Mark vermacht wurde. Bedingung war, daß dieses Geld zur Errichtung einer von Klosterfrauen geleiteten Mädchenschule verwendet werden. Sollte aber eine solche nicht zustande kommen, so solle diese Summe zur Schulerweiterung und zur Bestellung einer dritten Lehrkraft verwendet werden. Außerdem sind noch manche andere große Wohltäter vorhanden, deren Namen nicht so bekannt geworden sind. Die Gemeinde selbst leistete vieles zu diesem Schulhausbau durch Beiträge und unentgeltliche Hand- und Spanndienste. Herr Geistlicher Rat Späth schenkte der Gemeinde auch den großen Grundkomplex südlich vom Knabenschulhaus zum Bauplatz und ist durch sein tätiges und rühriges Verhalten bei diesem Bau einer der größten Wohltäter der Gemeinde Glonn geworden. 1939 soll ein neues Schulhaus um 150000 Mark bei der Turnhalle für Knaben ­und Mädchen gebaut werden.

    Schulverhältnisse.

    Pfarrer Amann schreibt, daß er am 15. November 1803 in Glonn eine Feiertagsschule errichtete, wozu der Allerhöchste Befehl ergangen war. Er tat es umso lieber und eifriger, weil die Moralität ziemlich locker war. Die Schuldauer ersteckte sich für die Werktagsschule vom 6.-12. und für die

    Seite 98


    Feiertagsschule vom 12.-18. Lebensjahre. Wegen der Feiertagsschule wur­den alle Nachmittagsandachten auf 1 Uhr verlegt und nach denselben bis 4 Uhr Schule gehalten. Die Knaben sollten von den Mädchen abgesondert unterrichtet werden, was aber in dem äußerst schlechten Schulhaus, in welchem nur ein einziges enges Schulzimmer war, nicht geschehen konnte. Daher traf Pfarrer Amann die Einrichtung, daß von 2-4 Uhr die Mädchen im Pfarrhause und die Knaben im Schulhause abwechselnd Unterricht erhielten. Den Unterricht im Pfarrhause erteilte der Pfarrer selbst, im Schulhause der Kooperator Waltl mit Beihilfe des Lehrers. Unter vielen Mühseligkeiten gedieh die Schule in kurzer Zeit so weit, daß 112 Feiertags­schulkinder sich einfanden, die sich sehr lernbegierig zeigten. Doch so leicht sollte die Sache nicht gehen. In der Fastenzeit sollten wegen der Feiertags­schule die Fastenpredigten und Ölbergandachten ausfallen; das war den Ge­schäftsleuten von Glonn nicht recht; besonders der Wirt Sigmund Wagner und der Bäcker Alois Kirchberger traten für Beibehaltung der Fastenpredigten ein, aber nicht, wie Pfarrer Amann bemerkt, so sehr wegen der Pre­digt, sondern wegen des Bier- und Brotverschleisses durch die zahlreichen Gäste nach der Predigt im Wirtshause. Mehrere Bürger von Glonn wollten den Pfarrer zur Haltung der Fastenpredigten zwingen, doch der Pfarrer ging als Sieger hervor, weil der Allerhöchste Befehl da war, die Feiertags­schule zu halten.

    Die Schule war nach dem Lehrplan von 1806 in drei Klassen eingeteilt und alle Klassen wurden vom Lehrer gemeinschaftlich unterrichtet. Ein Hilfslehrer kam erst nach dem Schulhausbau 1838, etwa um 1840, nach Glonn, für dessen Verpflegung der Lehrer bis in die letzten Jahrzehnte 100

            1. von der Armenseelenbruderschaft erhielt. Pfarrer Pröbstl beschwerte sich 1868, daß noch immer 100 fl. von der Armenseelenbruderschaft zu Schulzwecken hergegeben wurden. Seit 1902 ist die Knaben- und Mädchen­schule getrennt und es wirkten bis 1920 im ganzen fünf Lehrkräfte, her­nach vier an den beiden Schulen. In der Oberabteilung sind vier und in der Unterabteilung drei Jahrgänge. Glonn liegt so ziemlich in der Mitte des Schulsprengels und kein Kind hat weiter als dreiviertel Stunden zur Schule. Seit 1908 gehen auch die Kinder von Schlacht nach Glonn, welche früher die Schule in Pframmern besuchen mußten. Stets besuchen auch die Kin­der von Münster die Schule in Glonn.

    1885 und 1886 herrschte in Glonn Scharlach und 1891 Diphtheritis, wobei die Schulen geschlossen wurden.

     

    Statistische Schulnotizen.

    Jahr  Werktagsschule Feiertagsschule

     1803                                                            –                                                      112

    1814                                                  46 Knaben, 65 Mädchen                          –

    1815                                                  39 Knaben, 44 Mädchen                          –

    1822-1831 wuchs die Zahl der Werktagsschulkinder von 96 auf 130 und die Zahl der Feiertagsschulkinder von 66 auf 69 an.

    Seite 99


    1830                                                      127                                                        90

    1903                                                      232                                                        79

    1884                                                      164                                                        70

    1908 waren in der Knabenschule 129 Werktags- und 37 Feiertagsschüler und in der Mädchenschule 140 Werktags- und 54 Feiertagsschülerinnen.

    1937 waren in der Mädchenschule 98 Volks- und 36 Berufsschülerinnen, in der Knabenschule 90 Volks- und 37 Berufsschüler.

    Schulspiele.

    Niemand ist zum Spielen mehr aufgelegt, als gerade die Jugend. Jede freie Zeit wird hauptsächlich zum Spiele benützt. Je nach der Jahreszeit wechselt auch das Spiel. Jm Herbst wird von den Knaben sehr gern das Soldatenspiel geübt; ebenso das Platteln, Sautreiben und Pfeilschießen. Das Margeln betreiben Knaben und Mädchen gemeinsam. Den Mädchen kommt vorzüglich das Ball- und Reifenspiel, das Ringerringerreia, Gugge­bergen, Schneider Schneider leib ma d’Scher, Fangamandl, Gute Nachtsuppen zu. Diese Spiele werden ebenso im Frühling gespielt. Im Winter ­überwiegt das Schneeballwerfen, Schlittenfahren, Schlittschuhlaufen, Eis­schleifen, im Sommer aber ruhen die Spiele mehr, dagegen geht man fleißig zum Baden. Um 1840 gehörte der Kupferbach hinter der Wiesmühle ausschließlich den Knaben und die Glonn zwischen Heckmaier und Ödenhub den Mädchen und es wurde in den Mittagspausen gebadet, viel häufiger heute. In letzter Zeit wird das Fußballspiel fleißig geübt.

    Hausnummerverzeichnis der Gemeinde Glonn.

    *Redaktionelle Anmerkung: Siehe auch „Die Glonner Hausnamen“ von Hans Obermair. Dort finden Sie viele Zusatzinformationen und eine historische Karte in hoher Auflösung, geeignet zum hineinzoomen (Strg +)

    Bei der Volkszählung 1933 hatte die Gemeinde Glonn 1642 Einwohner, 328 Haushaltungen, 754 männlich, 888 weiblich. Der erste Name ist der Hausname, der zweite der des Hausbesitzers um 1850, der dritte des Besitzers um 1909, der vierte des von 1939.
    Glonn hat 163 Häuser, 327 männliche, 355 weibliche Personen.

    Glonn

    1 Sattler, Koch, Huber
    1 ½ Zehetmaier Michael
    1 ⅓ Sedlbauer Matthias
    1 ¼ Huber Alban
    1 ⅕ Koller Wolfgang
    1 1/7 Schwaiger Nikolaus
    2 Sattlschuster, Anrainer, Fuchs, Rechl
    2 ½ Pfarr Robert
    3 Limbeck, Kraner, Beham Gisela
    3a Kirchlechner Josef
    3b Beham Paul
    3 ½ Beham Paul (Lager)
    4 Lanzenberger, Müllechner, Lanzenberger
    4a Lanzenberger August
    5 Färber, Daxenberger, Maier Wolfgang
    5 ½ Schneider, Huber, Killi

    Seite 100


    5 ½ Haas Josef
    6 Lederer, Ertl, Obermair Lambert
    6 ½ Maier Maria
    7 Furtmüller, Egger, Lanzerber­ger, Obermaier
    7 ½ Zehetmair, Obermair, Öggl
    7 ⅓ Fertl, Wimmer
    7 ¼ Kastl, Altinger
    7 ⅕ Altinger Josef
    7 ⅙ Ege Adolf
    8 Utz, Huber, Gruber, Beham
    9 Schmied, Wäsler
    9 ½ Wäsler Johann
    10 Bader, Hackl, Seebeck, Wagner
    10 ½  Messner Josef
    11  Messerschmied, Beham, Seidl
    11 ½ Hafner, Ebert
    11 ⅓  Sattler, Welzmüller, Gruber
    12 Wiesmüller, Wäsler, Kirmaier
    12 ½ Kirmair Ludwig
    12 ⅓ Kirmair Lorenz (Bad)
    13 Bachbinder, Thaler, Gruber, Haas
    14 Bachmaurer, Gäßl, Veith, Wust
    15 Mang, Baumer, Lechner
    15 ½ Neuner Johann
    15 ⅓ Kirmair Josef
    16 Staunweber, Hintermair, Maier
    17 Schneider, Pentenrieder, Jäger, Mittermüller
    18 Metzger, Dichtl, Maier
    18 ⅓  Decker Anton
    19 Bäcker, Winhart
    19a Strauß Alfons
    19 ½ Batz Walburga
    19 ⅓ Friedrich Konrad
    19 ¼ Eichmaier Johann
    19 ⅕ Wolpertinger Josef
    19 ⅙ Mennacher Johann
    19 1/7 Ebersberger Franz
    19 ⅛ Fischer Ludwig
    20 Wirt, Wagner, Gruber, Paula­nerbrauerei
    20 ½ Schusterpauli, Maier
    20 ⅓ Deutsche Reichsbahn
    20 ¼ Landw. Genossenschaft
    20 ⅕ Dichtl Gisela
    20 ⅙ Molkereigenossenschaft
    20 ⅛ Mennacher, Pankraz
    20 1/7 Postgebäude
    20 ⅛ Mennacher, Pankraz
    20 1/9  Turnhalle
    20 ⅟₁₀ Kümmel Georg
    20 ⅟₁₁ Schmucker Mathias
    21 Wagner, Dr. Kreutzer
    22 Widdumbauer, Winhart, Neu­wirth
    23 Zehenthof, Wagner, Rathaus,
    24 Gerichtsdiener, Diemer, Gürte­1er
    24 ½ Mesner, Messner Josef
    24 ⅓ Hntermaier Ludwig
    25 Zimmermeister, Sedlmair, Huber
    25 ½ Glaser. Pitzer, Stadler Lo­renz
    25 ⅓ Holzinger, Benefiziatenhaus, Schrall
    25 ¼ Faßrainer Elisabeth
    25 ⅕ Braun Josef
    26 Schneider, Schmucker, Beham
    26 ½ Kranner Florian
    26 ⅓ Gürteler Sofia
    27 Schlosser, Maier
    28 Drechsler, Diemer, Härlein Sofia
    29 Schneck, Spießl, Armenhaus
    30 Rupfer, Singer, Haas
    30 ½ Schindler Johann
    30 ⅓  Geltermaier Anton
    31  Waslmüller, Wäsler
    31 ½ Zistl, Reiser Korbinian
    32 Tischler, Neuwirth, Baumann
    32 ½  Sixn, Spitzentränker
    33 Christlmüller, Schlickenrieder, Beham, Wimmer
    33a Beham Paul
    33 ½ Winhart Josef, Diemer Ar­tur
    34 Krammerschuster, Angerer, Beham
    34 ½ Beham Korbinian
    35 Liendlschneider, Breit, Weber, Streitner
    36 Seiler, Pfattisch, Eichmaier

    Seite 101


    37 Maier, Zuhaus zum Christmül­ler
    37 ½ Neuwirt, Maier
    38 Hansschuster, Pichler, Gröb­maier
    38½ Gschwändler Helena
    39 Schustermichl, Maier Josef
    40 Stieg, Zehetmair, Frey Sebast.
    41 Huberwirt, Wenig, Wagner
    41 ½Huberbauer, Schmied, Win­hart
    41 ⅓ Kellner Fritz
    42 Ziegler, Noder, Obermair
    43 Steinköhler Johann
    44 Nagelschmied, Erner, Kessier
    44½ Hintermair Sales
    45 Häuslpauli, Springer, Maier Ru­pert
    46 Koller, Noderer, Landthaler
    46½ Feuerhaus
    46⅓ Landthaler (Gendarmerie)
    47 Steinberger, Obermaier
    48 Winhart Sigmund
    49 Pfarrhof
    49 ½ Mädchenschule, Domkapitel
    5o Pfarrkirche
    51 Knabenschule
    52 Melber, Gruber, Lebsche
    52 ½ Apotheke, Thanner, Gruber Anna
    52 ⅓ Uhrmacher, Hitzl
    52 ¼ Urber, Bachmair
    52 ⅕ Windl, Kufrier, Lipp Ro:alie
    52⅙ Schleifer, Dr. Dix Karl, Landsitz
    521/7 Welzmüller Xav., früher Türk
    52⅛ Binder, Abinger Anna
    521/9 früher Post, Sossau Theres.
    52⅟₁₀ Windl, Heiß, Knorr August
    52 ⅟₁₁ Zoss Korbinian
    52 ⅟₁₂ Baumeister Josef
    52 ⅟₁₃ Höllweger Wilhelm
    52 ⅟₁₄ Maier Ludwig
    52⅟₁₄ Gruber Sebastian
    53  Bot, Kuchler, Schwaiger
    53a  Mairwirt, Dichtl, Hochwimmer
    53 ½ Niedermair Anna
    53 ⅓ Mäusl Georg
    53 ¼ Bortenlänger Florian
    53 ⅕  Ramberger Otto
    54  Singer, Birmelin, Wäsler Joh.

    MÜHLTHAL

    55 Frosch, Beham, Sedlbauer
    56 Steinmüller, Mühlthaler
    57 Dummerl, Landthaler, Mühl­thaler
    57 ½Finkenhöhe, Fink
    58 Anderlschuster, Fagner, Obermair, Steinecker
    59 Stegmüller, Dolt, Senkenberg
    60 Kotmüller, Kirmaier
    61 Maler, Breit, Rampfl, Kirch­berger

    STEINHAUSEN

    69 Glas, Hechenthaler
    63 Heiß, Mühlthaler, Beham
    64 Neuhäusl, Gartmaier, Eichner
    65 Schwabl, Eichner, Hinter­schwepfinger

    REINSDORF

    66 Esterl Johann
    67 Zainer Isidor
    68 Cristof, Sigl Franz

    BALKHAM

    69 Stephl, Braunauer, Huber
    69½ Huber Egid
    70 Schmied, Ehscheid, Hofstetter, Kämmer
    71 Alberer, Schuster, Hörl
    72 Berndl, Thaler, Hörl
    73 Lehner, Reithuber, Landthaler,  Wäsler
    74 Gartmair, Gruber
    75 Lehner, Winhart Sebastian
    76 Schneider, Stadler, Hoibl
    77 Messerschmied, Kranner
    78 Haimerer, Hörl, Schärfl Christoph

    Seite 102


    78 ½ Schärfl Korbin. in Kreuz
    79  Feichtmair, Mittermair, Kran­ner
    80  Neuhäusler, Lechner

    KREUZ

    81 Schneeberger, Grasberger, Abin­ger
    82 Mesner, Wimmer
    83 Kirche

    KASTENSEEON

    84 Lehner, Heigenhuber
    85 Weber, Bachmaier, Wäsler
    86 Schuster, Egglmair, Lechner
    86½ Hingerl Josef, Bad
    87 Hartl, Reinwald Isidor
    88 Lindner, Kronester
    89 Franz, Kronester
    90 Grill, Tristl
    90½ Transformatorenhaus

    SCHLACHT

    91 Heimlechner, Fellermaier
    92 Lehnen, Guggenberger, Keller
    93 Fill, Mittermüller
    94 Berchtold, Hauser, Roth
    95 Wimmer, Höhenberger
    96 Martern, Thaler, Höhenberger
    97 Greil, Bachmaier
    98½ Feuerhaus
    98 Lackenschuster, Kleinmaier
    99 Schwabi, Kleinmaier, Dum
    100 Wagner, Stauderer, Gürtler
    101 Kreuzmair, Schlecht, Kirmair
    102 Konrad, Sedlbauer
    103 Schmied, Zistl
    104 Urber, Wimmer
    105 Schuster, Wimmer
    106 Fischer, Hartl, Fußstetter
    107 Geiger, Spitzentränker
    108 Scheu, Gruber
    109 Kirche

    URSPRUNG

    110 Weigl, Kreithaner, Pröbstl, Winhart
    111 Alten, Neumair

    ADLING

    112 Kaiser, Nußsteiner, Oswald
    113 Schäffler, Weigl, Gröbmair
    114 Schmied, Obermaier
    1 15 Kurzierl, Stadler, Baumgartner, Gollreiter
    116 Schuster, Wagenmüller, Baum­gartner, Huber
    117 Diechtl, Lechner, Steinfink
    119 Riedl, Mareis, Huber, Sedl­maier
    120 Zehetmair, Huber, Steininger
    121 Braun, Ottenbichler, Lenz
    122 Radl, Mareis, Hartmann
    123 Urban, Obermaier, Hartmann
    124 Berndl, Zollner, Daxner
    125 Messerschmied, Straßmaier
    126 Pfeifer, Kirchhuber, Maier, Kranner
    127 Wagner, Zistl, Geisberger, Raig
    128 Neuhäusler, Auer, Baier
    129 Kirche

    DOBLBERG

    130 Kuchler Rita, früher Mair
    131 Kuchler Rita, früher Wimmer
    131a Neubauernhof 1938

    SONNENHAUSEN

    134 und 134 ½ Kloster vom Guten Hirten

    FILZEN

    135 Münster Sofia
    137 Oberpriller Georg

    ZINNEBERG

            1. 136½ und 138 Kloster zum Guten Hirten

    Seite 103


    136a Bauernsiedelung Schießstätte, Dum
    136b Schulte-Kroll

    WESTERNDORF

    139 Huber, Mittermüller, Bauern­siedelung
    140 Schmied, Singer
    141 Engl, Reiser
    142 Krämer, Zistl, Hechendorfer
    143 Eberl, Frey, Bauernsiedelung
    144 Anderl, Schuster, Hansig, Frey
    145 Schneider, Strangl, Schatzer
    146 Haferl, Granner, Brandl, Bau­ernsiedelung
    147 und 148 Bauernsiedelung
    149 Hechenberger, Hartmann, Bonetsmüller, Mittermüller
    150 Maurer, Schlosser, Sewald, Bo­netsmüller

    HERMANNSDORF

    157, 158 und 159 Senkenberg Emil
    160 Rutt, Mehringer
    161 Senkenberg Emil

    GEORGENBERG

    162 und 163 Korbmann

    WETTERLING

    167 Mair, Winkler Johann
    168 Wagner, Lechner Leonhard
    169 und 169½ Schmied, Weichin­ger

    MECKING

    170 Obermaier
    I70 ½ Steinköller August

    HECKEN

    171 Mühlthaler, Niedermair
    171 ½ Schärfl Nikolaus

    ÖDENHUB

    272 Seidl, Braun Josef

    STRASS

    173 Bauernsiedelung, Straßmair
    174 Strafier, Esterl Franz
    175½ Müller Josef

    HASLACH

    175 Schaller, Schagerl, Rieder
    176 Anderl, Bachmair, Elmair
    176½ Heiler Xaver
    177 Fendl, Braun, Singer
    177½ Baumann Theres
    178 Holzner Josef
    179 Neumair, Huber, Zehetmair
    180 Demmel, Obermair, Kraner
    181 Nackmair, Wohlschlager, Gang­hofer
    182 Reischl, Eismen, Langenrieder, Albert
    183 Singer, Ganghofer
    184 Wimmer, Zellhuber, Huber
    185 Obermair, Mühlhözl, Seiler
    185½ Giesl Hubert
    186 Kirche

    MATTENHOFEN

    187 Bauer, Oswald, Esterl
    188 Kirschner, Braun
    189 Bruckmair, Sarreiter
    190 Häusler, Loipfinger, Sarreiter
    191 Weber, Zehtmair, Brummer, Beham
    192 Rumpl, Wimmer
    193 Mair, Bauer
    194 Schuster, Breit, Öttl, Hierl
    195 Koller, Bauer, Kraner
    196 Brandl, Ostermair, Hellinger, Öttl
    197 Bauernschuster, Schwarzenberger, Beham
    198 Wenig, Niedermair, Kiendl

    Seite 104


    199 Schloßmaurer, Ableitner, Weber
    199 ½ Schnepfalucka, Berger, Mayr

    HAFELSBERG

    200 Rumpl, Obermaier
    201 Wieder, Spettberger
    201½Schuster, Zeller

    ÜBERLOH

    202 Loher, Steinecker

    FRAUENREUT

    203 Transformatorenhaus
    204 Rumpl, Obermaier
    205 Mesner, Schwarzenberger
    206 Schäffler, Baumann, Obermüller
    207 Simmer, Schwaiger
    208 Obermair, Pell, Esterl
    209 Huber, Obermüller
    210 Wirt, Obermaier, Rauth
    211 Hintermair, Mair, Hutterer, Weber
    212 Neumair, Niedermair, Auer
    13 Kirche
    214 Reiserthaler, Esterl

    Verzeichnis der Bürgermeister von Glonn.

    Sigmund Wagner vor 1821
    Matthias Beham um 1821
    Jos. Angerer um 1828
    Joh. Obermaier um 1831
    Franz Schuster, Alberer von Balkham 1835
    Grasberger von Kreuz 1847
    Nikolaus Greithaner, Weigl von Ursprung 1848-1856
    Bonifaz Gruber, Melber in Glonn 1857-1866
    Matthias Beham, Messerschmied in Glonn 1866-1869
    Nikolaus Niedermair, Heckmair 1896-1881

    Seite 105


    Joh. Beham, Christlmüller von Glonn 1881-1887
    Sebastian Türk, Käsereibesitzer in Glonn 1887-1899
    August Lanzenberger, Gastwirt in Glonn seit 1899 gest.:11.1.1912
    Kirmair Johann, Wiesmüller von Glonn, 1912-1919
    Meßner Josef. Maler von Glonn 1919-1930
    Mair Ludwig, Neuwirt in Glonn 1930 bis Sept. 133
    Lanzenberger Georg, Kunstmaler von Filzen, 1933—

    Ehrenbürger von Glonn.

    Vordermair Franz, Pfarrer in Glonn
    Fink Johann, Kooperator in Glonn
    Späth Josef, Dekan und Geistl. Rat in Glonn
    Hackl, Karl, Arzt in Glonn
    Baron v. Büsing auf Schloß Zinneberg
    Lebsche Max, Sanitätsrat in Glonn
    Schrall Bartholomäus, Dekan in Glonn
    Winhart Johann, Geistl. Rat in Zinneberg
    Strauß Alexius, Lehrer in Glonn
    Kirmair Johann, Wiesmüller in Glonn.

        

    Die Besoldung des Bürgermeisters betrug um das Jahr 1821: 62 fl., 1830 80 fl., 1909: 450 Mark; dabei sind aber die Nebeneinnahmen nicht mitgerechnet.
    Im Jahre 1752 hatte die Pfarrei Glonn 1319, 1810: 1142, 1840: 1411, 1850: 1074, 1860: 1077. 1880: 1160, 1905: 1262, 1908: 1275 Seelen.
    Die Gemeinde Glonn hatte im Jahre 1875: 1367 Einwohner, worunter sieben Protestanten waren; 442 Gebäude, 28 Orte; 1885: 1412 Einwohner,

    Seite 106


    709 männlich, 703 weiblich; 1895: 1515 Einwohner, 776 männlich, 739 weiblich,  1905: 1616 Einwohner, 816 männlich, 800 weiblich, 306 Haus­haltungen, 1934: 1756 Einwohner.
    Auffallend ist, daß die unehelichen Geburten von Jahrhundert zu Jahr­hundert mehr zunahmen, während die Geburtsziffer nicht in dem gleichen Maße stieg. So beträgt der Jahresdurchschnitt bei Geburten aus der Pfarrei Glonn:

    von 1630 bis I700: 36, uneheliche Kinder 2,
    von 1700 bis 1800: 28,    „       „      3,
    von 1800 bis 1832: 33,    „       „      5,
    von 1832 bis 1850: 36,    „       „      7,
    von 1850 bis 1905: 44,    „       „      9.

    In der letzten Zeit haben sich die unehelichen Geburten mehr als ver­vierfacht im Vergleich vor 300 Jahren, während sich die Gesamtzahl der Geburten nicht einmal verdoppelt hat.
    Die Totenliste kann wegen der mangelhaften Führung des Sterbebuches nicht so genau berechnet werden.
    Gewöhnlich ist in der Pfarrei Glonn das männliche Geschlecht über­wiegend.

    Studierende aus Glonn,
    die eine Studienanstalt absolvierten.

    Wolfgang Wagner, Posthalter in Glonn, Realschule in Landshut, Landtags­abgeordneter,          gest.: 8. 8. 1912.
    Xaver Faßrainer von Glonn, Gymnasium Freising 1895, Zollfinanzrat, im Ruhestand in Fürstenfeldbruck.
    Maier Hubert von Glonn, Realschule in München 1902, Zollfinanzrat in Würzburg.

    Seite 107


    Niedermair Johann von Glonn. Gymnasium Freising 1904, Pfarrer in Epfenhausen seit 1914.
    Dr. Lebsche Max von Glonn, Gymnasium in München, Professor in München
    Dr. Zehetmair Alois von Netterndorf, Gymnasium in München 1905, Studienrat in Saarbrücken.
    Dr. Surauer Johann, Gymnasium in Rosenheim, Oberstabsapotheker in München.
    Dr. Obermüller Egid von Frauenreut, Gymnasium, in der Leitung der Fachschule des
    Landeshandelsbundes in Berlin.
    Kiermaier Johann, Wiesmüllerssohn von Glonn, Gymnasium Freising 1914 hatte schon die Aufnahme bei den Jesuiten in München, zog als Kriegsfreiwilliger in den Krieg und ist 1918 in Moreuil gefallen.
    Lanzenberger Anton von Glonn, Realschule in Rosenheim, Postinspektor in München.
    Schwaiger Sebastian von Glonn, Gymnasium in Rosenheim, im Kriege gefallen.
    Wagner Wolfgang von Glonn, Gymnasium in Metten, im Kriege gefallen
    Wagner Johann von Glonn, Gymnasium in Metten, im Kriege gefallen
    Koller Josef von Glonn, Gymnasium Neuburg, Regierungsrat in Schongau
    Wagner Josef von Glonn, Gymnasium, in Westfalen verheiratet.
    Koller Wolfgang von Glonn, Lehrerbildungsanstalt Freising, Lehrer in München.
    Haas Josef von Glonn, Gymnasium in Freising.
    Reisacher Karl von Glonn, Realschule.
    Heps Johann von Glonn, Gymnasium Freising.
    Gschwändler Josef von Glonn, Gymnasium Freising, cand. theol. Freising
    Landthaler Josef von Glonn, Realschule Rosenheim.
    Kestler Karl von Glonn, Gymnasium Freising, in Stuttgart.

    Seite 108


    Lebsche Klara von Glonn, Lehrerinnenbildungsanstalt in Augsburg, Stu­dienrat in München.
    Wagner Therese von Glonn, Lehrerinnenbildungsanstalt in Landshut, Stu­dienrat in München.
    Dr. Wagner Rosa von Glonn, Gymnasium in München, Studienassessor in Kempten, heiratete dort Dr. Otto Senft, Direktor des Mädchenlyzeum. seit 1938 Stadtschulrat in München.
    Beham Kreszenz von Glonn, Lehrerinnenbildungsanstalt in Landshut, Leh­rerin in
    Berchtesgaden.
    Gröbmair Maria von Glonn, Lehrerin in Pfaffenhofen. a. d. Ilm.
    Pfarr Martha von Glorin, Lehrerin in Günzhausen.
    Stadler Theres von Glonn, Lehrerin in Immenstadt.

    Musik und Gesang.

    Weit und breit in der ganzen Umgebung von Glonn ist die Musik­kapelle Faßrainer bekannt. Ein besonderes Verdienst für diese vorzügliche Ausbildung in der Musik kommt der Familie Diemer-Faßrainer in Glonn zu, in der die musikalische Kunst gleichsam als kostbares Erbe in den ein­zelnen Gliedern fortlebt und von dieser Familie seit vielen Jahrzehnten an begabte Musiker fachkundiger Unterricht auf den verschiedensten Instru­menten erteilt wird. Unter der Leitung des Meisters, Zollfinanzrat Fr. Faß­rainer und Apotheker Herrschmann, wurden schon ganz hervorragende Musikwerke von Glonnern Sangeskundigen in Konzertsälen und auf dem Kirchenchor aufgeführt, die Zeugnis von der hohen Blüte der orchestralen und gesanglichen Leistungen der Musikkundigen ablegen. So die Auffüh­rungen: Mozart-Krönungsmesse, Große C-Dur-Messe von L. v. Beethoven. Chor und Orchester waren auf künstlerischer Höhe bei den vorzüglichen Musik- und Gesangskräften in Glonn. Viel Verdienst haben dabei die mei­sterhafte Leitung von Zollfinanzrat Faßrainer, die früheren musikliebenden Lehrer Thomas Grad und Heinrich Reisacher, die musikfreudige Familie von Sanitätsrat Lebsche und von Apotheker Herrschmann in Glonn, nebst allen übrigen Musikern und Sängern. Solche Kunstaufführungen sind für die ganze Gemeinde stets ein freudiges Ereignis und ein außerordentlicher Kunstgenuß. Der „Meister“ selbst hat dabei eine unbeschreibliche Freude, weil er von Jugend auf in dieser Kunst geschult ist und bei seinem künst­lerischen Können am meisten selbst alles mitfühlt. Dies erkennen wir aus dem folgenden Gedicht.

    Beethoven – Messe.

    Zu Pfingsten war’s, an einem wundervollen Frühlingstag,
    Da erstand zu Glonn unter unsres Meisters Zauberstab
    Beethovens Werk so hoch und hehr, so gewaltig und so klar
    Nach der Orgelweihe im Kreise frommer Beter vor dem Altar.

    Seite 109


    Dieses Singen, dieses Klingen, dieser. Zauber der Töne,
    Es schwillt und schallt der holden Stimmen Gemenge
    Begleitet von Orgel-, Geigen-, Klarinetten- und Trompeten-Schall
    Hört man das Bitten, das Flehen, das Hoffen und den Jubel all,
    Genau wie es der große Schöpfer gemeint,
    Ersieht das Werk unterm Stabe des Meisters mit seinen Künstlern vereint

    Vorbei ist das hohe Fest, verklungen die schönen Gesänge,
    Verweht des großen Orchesters Zauberklänge,
    Verklungen der Orgel Sausen und Brausen,
    Mir dünkt’s, es war ein Frühlingsrauschen.
    Ich jedoch kann nicht vergessen diesen herrlichen Tag,
    Nicht vergessen dieses Singen und Klingen am himmlischen Haag.

    Des Orchesters gewaltiges Schwellen,
    Der Orgel-Schall, verfolgen mich überall.
    Mir ist’s als hört ich im Traume erklingen von ferne
    Der holden Stimmen metallenen Klang,
    Dem ich lauschte so gerne.

    Glonn, am 25. Mai 1937, Franz Faßrainer.

    Medizin.

    Schon bei den Ägyptern und den Griechen standen die Priester Ärzte in hohem Ansehen. Sie wendeten vielfach Naturheilmittel aus Heilpflanzen, Kräutern und Wurzeln an, machten aber auch Wasseranwendungen. So sehen wir heute den katholischen Pfarrer Künzle in der Schweiz
    als weltbekannten Heilkünstler und vor vierzig Jahren in Wörishofen den in der ganzen Welt berühmten Pfarrer Sebastian Kneipp, gest.:1897, der Wörishofen zu dem berühmtesten Wasserkurort und die Ärzte auf die heilsamen Wirkungen des Wassers aufmerksam machte.

    Zur Zeit der Römer wie das ganze Mittelalter hindurch wurde fleißig gebadet. Man erhitzte Steine und legte sie dann ins Wasser. Auf die Heilkraft des Wassers hatte man großes Vertrauen. Pindar sagt: „Das Gsün­dest‘ is ’s Wasser.“ In unserer Gegend gibt es manche Orte, die mit Brunn zusammengesetzt sind und manche derartige Wallfahrtsorte werden noch eute mit großem Vertrauen besucht, z. B. bei uns das Frauenbründl gemäß einem alten Spruche:

    „Wann kein Hilf bei Arzt und Bader
    Wird der Brunn uns Beistand tun.“

    Bei uns befand sich früher in jedem Dörflein, ja oft bei einer Einöde eine Badstube1 , die ursprünglich zum Baden, später aber als Bähstube zum Flachsdörren gebraucht wurde und zum Teil noch heute als Haarbrechstube dient. Solche Badstuben gibt es schon seit dem 7. Jahrhundert: dort übten im Mittelalter die Bader die Medizin aus, die hauptsächlich im

    1Saalbücher im Pfarrarchiv zu Glonn.

    Seite 110


    Verordnen von Bädern, im Aderlaß, Schröpfen und Verabreichen von Kli­stieren bestand. Den Badern folgten um 1633 die Wundärzte, dann die Chirurgen und 1822 die Landärzteⁱ. Wissenschaftlich gebildete Ärzte gab es in Bayern erst nach Entstehung der Universitäten (Ingolstadt 1472). Vorher übten die Arzneikunst oftmals die Klöster, Geistlichen und Non­nen ausⁱ.

    Auch in Glonn befand sich vor dem Dreißigjährigen Krieg schon ein Bad; denn Pfarrer Schmalzmair berichtet, daß die Schweden 1632 Glonn vollständig bis auf die Badstube niedergebrannt haben. Es fragt sich nun: Wo ist damals das Glonner Bad gestanden? Ohne Zweifel nicht weit vom

    Baderanwesen, Hausnr. 10. Dafür spricht der Umstand, daß das Feld am Kupferbach beim Mang das „Baderland“ heißt; ferner befindet sich im Kreisarchiv zu Landshut eine Bittschrift vom 15. Dezember 1664 an den Grafen Fugger auf Zinneberg mit dem Inhalt, er solle den Zehent auf dem Bad in Glonn nachlassen; denn 1632 ist das Bad verbrannt worden (?) und die Glonner können aus Armut das Bad nicht mehr aufbauen. Ebenso wurde das „Prechhäusl“ in Asche gelegt, das kranken und bresthaften Personen diente. Da nun beide nicht mehr aufgebaut wurden, fühlte man sich auch nicht mehr zur Zehentzahlung verpflichtet. Die 8 fl. Grundzins wurden nicht von dem „Prechhäusl“, sondern vom Bad gereicht. Der Grund, worauf das „Prechhäusl“ stand, gehörte zum Heckmaiergut und die Guts­herrschaft Zinneberg verlangte den Grundzins auch für alle rückständigen Jahre.

    Von den Badern, die in Glonn ihre Heilkunst ausgeübt haben, sind nur wenige Namen auf uns gekommen. Gregorius Lämpl war 1728 Meister­bader in Glonn2 um 1760 Karl Wallenöfer, der zur Neuaufbauung seiner Behausung von der Armenseelenbruderschaft 200 fl. aufnahm und dafür das Bad in Glonn verschreiben mußte2 von 1775-1796 kommt Martin Gschwanner vor, der aber auch als Chirurg verzeichnet ist; um 1820 ein Mayer Josef, um 184o ein Gschwändler Franz Paul, dessen Nachkommen bis heute diesen Beruf ausüben.

    1 Dr. Höfler, Volksmedizin.         2 Pfarrarchiv Glonn.

    Seite 111


    Als Wundarzt findet sich im Sterbebuch 1802 verzeichnet ein Josef Schillinger, um 1806 ein Johann Georg Mayr; doch Pfarrer Amann ließ sich damals vom Doktor Heiß in München und vom Bader in Ebersberg kurieren. Der Wundarzt Georg Mayr scheint bis 1856 in Glonn gewesen zu sein; denn in diesem Jahre wird erwähnt, daß er 1000 fl. für Jahrtagsmessen und 100 fl. für die Ölbergsandachten gestiftet hatte; außer hatte er noch die Kirche in Weiterskirchen renovieren lassen. Der Chirurg Karl Hackl war von 1836-1883 in Glonn; ihm wurde 1878 von der Gemeinde ein Ehrendiplom überreicht. Als Ärzte wirkten in Glonn die Herren:

    Johann Georg Mair; Karl Hackl
    Gregor von 1840-1861.
    Holler, Wiedemann, Bock, Altmann : waren nur kurze Zeit in Glonn
    Blannalt von 1878-1879.
    Josef Freudenberger 1879.
    Anton Lindl aus Aibling (?).
    Schrank Georg 1881 von Kötzting (dann Bezirksarzt in Ebersberg)
    Heigl Alfred 1881-1882 aus München.
    Dödel Franz 1882.
    Bögele Karl 1882-1884.
    Sanitätsrat Max Lebsche von Januar 1885 bis Oktober 1935.
    Dr. Alfred Kreutzer seit 1922.
    Dr. Ernst Haerlein von 1922-1931.
    Dr. Ludwig Gruber von Oktober 1935 bis Dezember 1935.
    Dr. Alfred Steinhäuser von 1935-1937.
    Dr. Lorenz Jäger vom 1. August 1937.
    Dr. Richard Ellmann, Zahnarzt seit 1936.
    Dentisten Heinrich Gschwändler und Otto Ramberger.

    Vereinzelt finden sich in den Taufbüchern auch Hebammen verzei­chnet; so um 1640 Elisabeth Mayrin, 1798 Monika Miesin, welche die Wite ­eines Chirurgen war, 1824 Schabmair, 1860 Noder, 1880 Strehler, seit 1880 Frau Eichner von Steinhausen. Elisabeth Mayrin hat der Kirche zu Glonn 5o fl. vermacht, wovon die Zinsen (2 fl. 3o kr.) zur Unterhaltung der Wandlungskerzen verwendet werden sollten.

    Ansteckende Krankheiten in Glonn: 1634 die Pest, an der fast ganz Glonn ausstarb; im Jahre 1805 die Kindsblattern, woran 50 Kinder starben in einem Alter von einigen Wochen bis zu 16 Jahren. Der d­mahige Pfarrherr Amann schrieb ins Sterbebuch: „Diese vielen Kinder mußten sterben aus Eigensinn und Halsstarrigkeit ihrer Eltern, die weder durch Worte noch Beispiele zur Einimpfung der Schutzpocken konnten bewogen werden.“ 1811 die rote Ruhr, woran zwölf Personen starben 1853 und 1880 die schwarzen Blattern, durch welche die Gendarmerie 18 Tage lang abgesperrt wurde, 1886 der Scharlach, 1887 in Beuern die Masern, 1891 in Glonn die Diphtheritis.

    Seite 112


    Am 4. April 1888 wurde das Haus Nr. 28 in Glonn um 5800 Mark ge­kauft und mit Aufwendung von 2000 Mark zu einem Krankenhause ein­gerichtet, aber wieder aufgehoben.

    Sanitätsrat Max Lebsche ist am 10. Juli 1858 in Freising geboren, ab­solvierte dort das Gymnasium, machte in München seine medizinischen Studien und sein erster Posten war Glonn, dem er von 1886 bis heute treu geblieben ist. Fünfzig Jahre lang wirkte er als gewissenhafter Arzt und treuer Berater in unserer Mitte und er hat Glonn so lieb gewonnen, daß er auch seinen Lebensabend in Glonn zubringen will. Er beteiligte sich lebhaft am Wohl der Gemeinde und war überall dabei, wo es galt am öffentlichen Leben mitzuwirken. Durch seine ärztliche Kunst war er bei allen beliebt und gesucht und sein soziales Verständnis und sein Gemeinschaftssinn war über­aus reich und vielfältig. Überall wirkte er mit und war er dabei: beim Kirchenchor, bei gesanglichen Unterhaltungen, bei sozialen und nützlichen Vereinen, bei allem Guten und Schönen, wie Musik, Geschichte und histo­rischen Forschungen, Ausgrabungen prähistorischer Funde und Gräber. Gar manches Interessante aus alter Zeit kam da zum Vorschein und wurde der prähistorischen Sammlung in München übergeben. Mit Gelehrten, For­schern und Geschichtsschreibern hatte er stets Fühlung. Die Gemeinde Glonn hat ihn wegen seiner großen Verdienste zum Ehrenbürger ernannt. Am 6. Mai 1931 ist seine treue Gattin Betty, geborene Graf, gestorben und in Glonn begraben worden.

    1938 konnte Sanitätsrat Lebsche seinen 80. Geburtstag in bester Ge­sundheit feiern. Möge ihm ein noch recht langer wohlverdienter Ruhestand im Kreise seiner Familie beschieden sein. Sein Sohn Max Lebsche ist am 2. September 1886 in Glonn geboren, besuchte hier die Volksschule, absolvierte 1905 das Wilhelms-Gymnasium in München und widmete sich dann dem Studium der Medizin in München, Würzburg und Paderborn. Im Jahre 1911 promovierte er summa cum laude mit einer Preisaufgabe der Münchener Medizinischen Fakultät. 1912 wurde er Assistent der Chirurgischen Universitätsklinik in München unter Ottmar

    Seite 113


    von Angerer und Ferdinand Sauerbruch, bei dem er sich für Chirurgie habitulierte und auch den Titel eines a.o. Professors für Chirurgie erhielt. Von 1928-1936 war er Vorstand der Chirurgischen Universitäts-Poliklinik München. Seine Privatklinik ist in München Bavariaring 46. Während des Weltkrieges stand er jahrelang bei einer bayerischen Sanitätskompanie; als Freikorpskämpfer nahm er an der Befreiung Münchens und an den Kämpfen in Oberschlesien 1921 teil.

    Glonn als Bad- und Sommerfrischort.

    Der Markt Glonn liegt 528m hoch, südöstlich von München 29 km entfernt, in einer Stunde erreichbar entweder mit Bahn von Münche über Graing oder mit Autopost von München. Glonn hat eine herrliche Lage, da hier das Hügelland beginnt mit prachtvollen Ausblicken ins Gebirge, liegt so still und ruhig im Tale, ringsum von Bergen eingeschlossen und ist somit vor rauhen Winden ziemlich geschützt. Daher so recht eignet für Erholungsbedürftige und Sommergäste. Glonn liegt am lJrsprung der Glonn und des Kupferbaches. Daher ist das Wasser ganz rein undvon Abwässern nicht verunreinigt. Der Glonnfluß hat ein mit Kieselsäure und Salzsubstanzen und Moorstoffen versehenes Wasser, und ist ganz rein und sauber. Ferner ist das Wasser frisch. Pfarrer Kneipp sagt, je frischer desto besser ist die Wirkung und der Erfolg. Aber desto kürzer mii Anwendung sein. Nach jedem kalten Bad muß deshalb eine rasche Be-

    Seite 114


    wegung folgen, bis der Körper erwärmt ist. Drei Bäder bieten die schönste Gelegenheit zum Baden. Eines ist bei der Wiesmühle ganz am Ort, in der Nähe großer und herrlicher Waldungen mit ozon- und sauerstoffhaltiger Luft; das andere Bad ist ein See in Kastenseeon, 3 km westlich von Glonn entfernt, mit staubfreiem Fußweg dorthin, mit großem Wald am See und mit Kahnfahrt. Der dritte Badeplatz ist der 4 km von Glonn entfernte Steinsee in Niederseeon, der mitten im Walde liegt. An allen Badeplätzen

    ist Restaurationsbetrieb. Abechslungsreiche Wege führen über Berg und Tal mit herrlichen Ausblicken ins Gebirge, so oberhalb Ursprung, auf den Bergen nach Adling und bei der Schießstätte in Zinneberg. Selbst im Freien kann man an der Glonn und am Kupferbach baden. Schöne Ausflüge sind nach Zinneberg, Spielberg. Laus und Höhenrain. Glonn eignet sich als Sommerfrischort wegen seiner günstigen Lage und der staubfreien Luft.

    Die Apotheke.

    In früherer Zeit wurden die sogenannten Hausmittel durch Kraxen­trager, Kräutlweiber, Wurzltrager (Wurzlsepp) von Haus zu Haus getra­gen. Oftmals sammelten auch die Leute selbst im Sommer einige Heil­kräuter und bereiteten sich die allernotwendigsten Essenzen; war in der Nähe ein Kloster, so führte es gewöhnlich einige Arzneimittel. In Glonn werden in früherer Zeit wohl die Bader die Arzneimittel bereitet haben. Der Bestand einer Apotheke in Glonn geht auf das Jahr 1868 zurück. Als erster Apotheker ließ sich Klemens Pirzer aus Regensburg nieder, der bis etwa 1875 in Glonn war; diesem folgte Eugen Strehler aus Ergolsbach bis etwa 1885; hierauf folgte Christoph Thaner; seit dessen Tode waren als Provisoren hier um 1904 Streibl Otto, Solleder, seit Oktober 1906 Hein­rich Herbst, von 1919-1936 Leopold Zehrlein, seit 1936 Max Herschann aus München.

    Seite 115


    Bad Kastenseeon

    Tierärzte.

    Feldbauer Michael 1874 bis 1. Juli 1882.
    Küffner Rudolf 20. September 1882 bis 1884.
    Karl Xaver 1884 bis 1. Januar 1889.
    Angerbauer Wolfgang 8. März 1889 bis 1. Oktober 1891.
    Rahn Peter, Distriktstierarzt 1. August 1891 bis 23. Juli 1905.
    Härlein Hans von 1905 bis gest.:4. 4. 1938.
    Dr. Ott Hans aus München von 1938.

    Viehzählung.

    Die Gemeinde Glonn hatte an Viehbestand in den Jahren 1875: Pferde 255, Rindvieh 1395, Schafe 105, Schweine 105, Ziegen 4.
    1892: Pferde 184, Esel 1, Rindvieh 1349, Schafe 3, Schweine 322-. Ziegen 10, Bienenstöcke 206.
    1897: Pferde 165, Rindvieh 1478, Schweine 387.
    Das Ergebnis der Viehzählung von 1937 in der Gemeinde Glonn ist: 152 Pferde, 1945 Stück Rindvieh, 736 Schafe, 748 Schweine, 74 Ziegen, 4952 Hühner, 64 Gänse, 39 Enten, 19 Truthühner, 148 Bienenvölker.

    Wirte in Glonn.

    Bis zum Jahre 1860 war in Glonn nur die einzige Wirtschaft auf der Post vorhanden, wovon schon Pfarrer Schmalzmair berichtet, daß 1636 zur Pestzeit der Wirt und die Wirtin dem Tode entschlüpften. Erst 1860 ab entstanden die fünf anderen Wirte in Glonn: Neuwirt, Huberwirt, Lanzenberger, Utz, Mairwirt. Einige aufgefundene alte Namen der früheren Wirte in Glonn: Am 3. Februar 1648 starb Magdalena Zächerl. Wir­tin in Glonn; sie war daheim beim Weigl in Mühlthal bei Weyarn; am

    Seite 116


    25. Dezember 1649 starb Balthasar Zächerl, ihr Mann; von 1657-1662 Adam HöIzl, von 1662-1720 Simon Härtl, von 1720-1760 Georg Härtl, von 1760-1793 Benedikt Geisler, von 1793-1831 Sigmund Wagner von Attaching, von 1831-1851 Josef Wagner, von 1851-1890 Wolfgang Wagner, von 1890-1912 Wolfgang Wagner jun. Ende 1908 kaufte die Wirtschaft „Zum Posthalter“ Zinneberg und nach dem Verkauf von Zinne­berg 1927 ging die „Post“ zu Glonn in den Besitz der Paulanerbrauerei in München über. Pächter ist seit Jahrzehnten die Familie Gruber.

    Posthalter Wolfgang Wagner gest.: 8. 8.1912.

    Um 1900 waren in Glonn führende Männer: Wolfgang Wagner, Dekan Späth, Bürgermeister Türk, Sanitätsrat Lebsche. Alle waren einig und wirkten gemeinsam zum Wohle der Gemeinde. Wo es nur eine Gelegenheit gab sozial und wirtschaftlich Glonn zu heben, wirkten sie zusammen: eine Volksgemeinschaft im vollen Sinn des Wortes. Besonders tat sich der Post‑

    halter Wagner hervor. Überall im öffentlichen Leben wirkte er bereitwillig mit. Als wir noch Schulkinder waren, wirkte er mit bei Spiel und Sport und stiftete Preise, bei allen Festlichkeiten war er mit Rat und Tat dabei. Wie suchte er die Schützenfeste recht feierlich zu gestalten, wie war er bei allen kirchlichen Feierlichkeiten dabei und wie suchte er bei allen Festlichkeiten mit Humor und Heiterkeit die Festesstimmung zu he­ben. Sein Vater war Landtagsabgeordneter und ihm hat es Glonn haupt­sächlich zu verdanken, daß es eine Eisenbahn erhalten hat. Wolfgang Wag­ner war 1864 in Glonn geboren, absolvierte in Landshut die Realschule, übernahm daheim das Anwesen und führte die Landwirtschaft mit großem Fleiße, suchte den Bauernstand zu heben, war fleißig tätig in der land­wirtschaftlichen Genossenschaft und beim Tuntenhausener Bauernverein, wirkte bei allen Vereinen mit und bei der Gemeinde, wurde 1907 zum Landtagsabgeordneten der Zentrumspartei im Kreis Ebersberg gewählt und ist am 8. August 1912 viel zu früh gestorben. Die Beteiligung an seiner Beerdigung war wohl die größte, die Glonn je gesehen hat. Glonn hat an ihm eine führende Persönlichkeit verloren, die wohl die Liebe und das Ver­trauen aller hatte.

    Stammbaum der Wagner:

    Sigmund Wagner, ein Wirtssohn von Attaching bei Freising, geboren 9. 7. 1769, gest.: 20.10.1830, heiratete am 20. 7. 1793 in Glonn die Wirts­tochter Maria Geisler, in zweiter Ehe Katharina Bader von Trudering, geb.­ 20. 7. 1784, gest.: 31. 3. 1834. Sein Sohn Josef Wagner geb. 16. 8. 1905, gest.. 16. 1. 1851, heiratete am 3. 5. 1831 Maria Mayer von Ebersberg, geb. 29. 10. 1811, gest.: 12. 8. 1853. Dessen Sohn Wolfgang Wagner geboren 15. 2. 1834. gest..6. 2. 1902, heiratete am 21. 8. 1855 Maria Hetscher von. Aschheim, gest.:10. 6. 1906. Dessen Sohn Wolfgang Wagner geb. 9. 5. 1865,

    Seite 117


    Bild: In der Mitte die Posthalterfamilie Wagner in Glonn mit Dienstpersonal.
    Oben die Glonner Musikanten mit Faßrainer senior und junior, 1906

    gest.: 8. 8. 1912, heiratete in erster Ehe Maria Kriechbaumer von Rosenheim geb. 8.7.1865, gest.: 5.8. 1891; in zweiter Ehe am 23. 1. 1894 Theresia Gaßner von Wasserburg, geb. 25. 2. 1869, die nach dem Tode von Wolfgang Wagner alles verkaufte und nach München zog.

    Stammbaum der Heckmairfamilie bei Glonn.

    In Epfenhausen habe ich den Stammbaum für jedes Haus zusammengestellt. In der Geschichte von Glonn will ich den Stammbaum vom Heckmair in den Hauptlinien bringen. Wie bei den meisten Häusern war beim Heckmair der Hausname zugleich Schreibname. Der Name Heckmair kam früher auch in Glonn, Mattenhofen, Balkham, Ursprung, Adling vor, heute aber ist er in der ganzen Gemeinde ausgestorben. Der Name Heckmair (Höggmayr) kommt von Moar = Mair und von der Hecke = Hag. Vor hundert Jahren waren alle Felder wegen des Viehaustreibens mit Hecken umgeben und mit Sträuchern, Eichen und Eschen bepflanzt. Der Heckmairhof war früher ein ganzer Hof mit 60 Tagwerk Äckern ohne Einrechnung von Wiesen und Wäldern. Nach einem Brief vom 1 3. 1641 gehörte der Hof als Leibsgerechtigkeit zur Oberherrschaft Zinneberg, wohin jährlich 8,24 fl. Steuer bezahlt werden mußten. Dazu kamen noch Scharwerk und Naturalleistungen. Im Ordinariatsarchiv zu München ist ein ganzer Akt

    Seite 118


    wegen Zehents- und Abgabeleistungen zwischen Heckmair und Zinneberg. Am meisten drückend waren die Abgaben, Laudemium genannt, die der Heckmair bei jeder Besitzveränderung (Todesfall und Einheiratung) im Betrag von über 50 fl. an Zinneberg zahlen mußte. Solche Summen waren bei dem damaligen niedrigen Geldwert schwer aufzubringen. Obwohl der Heckmair einen ganzen Hof hatte, war sein Viehstand 1671 niedrig: 1 Roß,

    Bild:  Heckmair-Zinneberg 1939

    1 Füllen, 5 Kühe, 5 Jungrinder, 14 Schafe, 1 Schweinsmutter und sieben Frischlinge. Das Haus wurde 1760 gebaut, südlich war früher eine Wagen­remise, nördlich ein Schweinestall, westlich ein Kalkbrennofen. Auf dem Hof waren: schon vor I600 -1706 Heckmair, von 1706-1814 Neureither, von 1814-1831 Mareis, von 1831-1858 Mühlthaler, von 1858-1861 Voglrieder, von 1862 ab Niedermair.

            1. Kaspar Heckmair geb. 1605, gest.: 2. 3. 1697 mit 92 Jahren, seine Frau hieß Margareta, – gest.:27. 10. 1682. Nachfolger war deren Sohn
            2. Kaspar Heckmair, geb. 24. 1. 1650, gest.:16. 4. 1705, getraut 8. 1. 1685 mit Katharina Thurner von Ginzelhofen, gest.: 28. 8. 1692 mit 30 Jahren.
            3. Kaspar Heckmair, Witwer, gest.: 1705, getraut 24. 10. 1692 mit Maria Zimmerman von Siegertsbrunn.
            4. Maria Heckrnair als Witwe. gest.: 24. 3. 1711, getraut 16. 8. 1706 mit Kaspar Neureither vom Spitzer in Gailing. Damit erlosch der Name Heckmair.
            5. Kaspar Neureither als Witwer, gest.: 6. 9. 1738, getraut 30. 8. 1711 mit Elisabeth Schmidwangerin von Siegertsbrunn. Nachfolger war deren Sohn
            6. Melchior Neureither, getraut 16. 7.1740 mit Maria Zänkl von Ober­pframmern.
            7. Melchior Neureither als Witwer, getraut 22. 2. 1756 mit Anna Gött­fried von Mattenhofen. Nachfolger war
            8. Johann Neureither geb. 22. 6. 1741, getraut mit Rosa Dallerin von Balkham, aber nicht in Glonn, war aber Heckmair. Nachfolgerin war dessen Tochter

    Seite 119



    Bild: Heckmairfamilie in Glonn: in der Mitte unten die Eltern Nikolaus und Ur‑
    sula Niedermair, Nikolaus, Johanna; in der Mitte: Justina, Johann, Cherubina:
    oben Joseph, Leonhard

    9.Maria Neureither, geb. 4. 8. 1788, getraut 22. 2. 1814 mit Silvest Mareis vom Radl von Adling, geb. 1783. Der Name Neureither geht über 1700 zurück und ist 1814 beim Heckmair erloschen. Mareis ver­kaufte 1831 den ganzen Heckmairhof um 7000 fl. an einen Juden Der Hof wurde zertrümmert. Das Hintergut kaufte Benno Mühlthaler vom Steinmüller in Mühltal um 2300 fl.

            1. Benno Mühlthaler, Steinmüllerssohn in Mühltal, geb. 15. 1.1796, gest.: 31. 12. 1870, getraut 21.2.1831 mit Ursula Wagenstaller vom An­germüller in Mooach, geb. 5. 7. 1806, gest.: 24. 1. 1871. Nun kurz der Stammbaum der Mühlthaler: 1. Kaspar Mühlthaler, getraut 27. 6. 1644 mit Margareta Mair von Einharting. 2. Wolfgang Mühlthaler von Prut­ting. 3. Johann Mühlthaler, getraut 4. 10. 1757 mit Witwe Maria Wäs­1er von Glonn. 4. Witwer Johann Mühlthaler, getraut 20. 5. 1760 mit Maria Walbacher von Moosach. 5. Johann Mühlthaler, getraut 19. 10. 1790 mit Maria Wäsler von Wiesmüller in Glonn. Von diesen stammt Benno Mühlthaler der Heckmair. Sein Bruder Johann wurde Stein­müller und seine Schwester Maria, geb. 18. 7. 1794, getraut 18. 10. 1831 mit Martin Ertl Rciterbrauerssohn von Grafing, erwarben das Lederer-Anwesen in Glonn, er gedt.:1.9. 1867, sie gest.: 23. 2. 1876. Dis Mühlthaler sind noch heute auf dem Steinmülleranwesen in Mühltal. Dazu der Stammbaum der Wagenstaller in Moosach: 1. Georg Wagen­staller von Wald, getraut 9. 8. 1765 mit der Angermüllerstochter Kath.

    Seite 120



    Bild: Die nächste Verwandtschaft der Heckmairfamilie in Glonn 1934 beim 50-jährigen Ordensjubiläum von Cherubina in Reutberg.

    Seite 121


    Däntl in Moosach. 2. Thomas Wagenstaller, getraut 26. 10. 1807. Gest.: 1813, mit Anna Mauerstetter von Wolfersberg. 3. Dessen Bruder Franz X. Wagenstaller, getraut 22.5. 1805 in Eiting bei Erding mit Ursula Eschkammer in Eiting. Dieser zog nach dem Tode seines Bru­ders Thomas auf die Angermühle in Moosach und von diesen stammt die Ursula Wagenstaller, geb.15.7.1806 in Eiting. 4. Michael Wagen­staller, getraut 12. 6. 1843 mit Elisabeth Stadler von Mittenkirch bei Weyarn. Aus dieser Ehe stammt die letzte Wagenstaller Elisabeth, die


    Bild: Maria Ertl, Lederin in Glonn im Festtagsschmuck, um 1840

            1. 9. 1845 Dichtl Sigmund, Metzgermeister in Glonn, heiratete. Aus der Ehe beim Heckmair stammen drei Töchter: Theres wurde Kotter­mairin in Egmatiug, Johanna Schwabin in Wildenholzen, Ursula als älteste bekam das Heckmairanwesen.
            2. Ursula Mühlthaler, geb. 6. 12. 1832, gest.:15.5. 1915, getraut 26. 10.1858 mit Leonhard Voglrieder von Spitzer in Gailing, geb. 36. 1. 1821, gest.. 13. 10. 1861. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder: Josef, der Zehet­maier in Oberpframmern und Leonhard, der Sommerer in Netterndorf wurde. Der Michael Voglrieder von Gailing als Vater des Leonhard Voglrieder ist geb. 1782, getraut 7. 5.1812 mit Barbara Zistl in Ad­ling. Die Voglrieder sind heute noch in Gailing. Der Name wird wohl vom Ort Voglried kommen.
            3. Ursula Voglrieder, Witwe, geb. Mühlthaler, geb. 6. 12. 1832, gest 15. 5. 1915. getraut 19. 5. 1862 mit Nikolaus Niedermair vom Wahl­hauser in Netterndorf, geb. 4. 7. 1825, gest.:15.5.1910. Aus dieser Ehe stammen fünf Kinder: Ursula (Justina), geb. 28. 5. 1863, im Klose zum Guten Hirten in Mühlhausen, Elsaß; Theres (Cherubina), Franzis-

    Seite 122


    kanerin in Reutberg, geb. 2.10.1864, gest.:17.5.1934; Nikolaus, geb. 1.8.1871, Heckmair; Johann, geb. 13.2.1875, Pfarrer in Epfenhau­sen; Johanna, geb. 22.2.1877, gest.:20.10.1930.

            1. Nikolaus Niedermair, geb. 1.8.1871, getraut 3.2.1902 mit Theres Hager von Thal bei Höhenrain.

    Dazu der Stammbaum der Niedermair beim Waltlhauser in Nettern­dorf: 1. Balthasar Niedermair von Berganger, getraut 18.7.1667 mit Barbara Hauser in Netterndorf. 2.Johann Niedermair, geb. etwa 1710, getraut etwa 1738 mit Maria Radlin von Gögenhofen. 3. Nikolaus Nie­dermair, geb. 30.3.1740, getraut 14. 2. 1782 mit Maria Huber, geb. 1746, gest.: 26. 5. 1807, 61 Jahre alt. 4. Josef Niedermair, geb. 6. 2. 1783, gest.:1.7.1856, getraut 13.2.1807 mit Maria Mair von Engerling, geb. 5.8.1781, gest. 6.9.1859. Kinder: Josef und Georg ledig gestorben, Ni­kolaus wurde Heckmair, Barbara wurde Schneiderin in Peiß, Maria Kaindlin in Netterndorf, Theres Schwemmhuberin in Biberg. Beim Waltlhauser in Nettemndorf ist der Name Niedermair ausgestorben, aber er lebt noch fort beim Heckmair in Glonn. Da beim Waltlhauser in Net­terndorf nicht eingeheiratet wurde, erbte die Tochter Johanna beim Kaindl in Netterndorf das Waltlhauseranwesen, die mit dem Besen­macher Alois Sedlmair verheiratet war und somit heißt jetzt der Be­sitzer des Wirtshauses Sedlmair.

    Maria Mühlthaler vom Steinmüller in Mühltal, geb. 18.7.1794, gest. 23.2.1876, eine Schwester von meinem Großvater Benno Mühlthaler; diese heiratete am 18.10. 1831 Ertl Martin Reiterbrauereisohn in Grafing und waren beim Lederer Hausnr. 6 in Glonn. Dieses Bild wurde vor etwa hundert Jahren gemalt von F. Ignaz Pollinger und zeigt uns Maria Ertl, geborne Mühlthaler,-in ihrem Festtagsschmuck. Welche freudige Stimmung erweckt schon das blumige Gewand mit den lebhaften Farben, der fürstliche Silberschmuck um den Hals und um das Mieder und die Pelzhaube aus Fischotterfell! Vergleichen wir diese Kleidung mit unserer aus dem Waren­haus bezogenen Kleidung! Wie rasch wechseln heute Trachten und Sitten zum Schaden der Heimat! Wie entzückend schön war einst die Kleidung der Glonner Bürgersfrauen vor hundert Jahren! Dieses Bild befindet sich heute im Besitz vom Steinmüller.

    Gendarmerie in Glonn.

    Die Station befand sich im Zuhaus beim Neuwirt, hernach in dem neu­erbauten Haus vom Landthaler Nr. 46. Die Stationsführer waren: Adam Keßler, gest.:1883. der von 1878-1880 hier Gendarm war, hierauf den Post­dienst hier versah. Diesem folgten: Donhauser, Fischer, Koller Josef von 1893-1927, der 1927 starb, Blum Michael von 1927-1930, Strasser Georg von 1930-1933, kam nach Glonn 1937 wieder in den Ruhestand, Laubmeier Josef von 1933-1937, jetzt in Feldkirchen, Frank Michael seit 1937. Weitere Beamte waren: Weser Georg von 1892-1899, Wanner Anton, Müller, Neubauer, Schweinberger, Stein Johann von 1903-1911,

    Seite 123


    der jetzt in Traunstein ist, Sauer Wilhelm von 1911-1914, Rainer Alois von 1919-1920, Hauptwachtmeister Dauner Lorenz von 1920-1931. Hauptwachtmeister Pfaffinger Ludwig seit 1931.


    Bild: Kommissär Koller Josef

  1. Wetter und Hagelschläge.

    In Glonn sind die Gewitter gerade nicht sehr häufig, die meisten gehen gleichsam von den Alpen angezogen südlich vorüber. Zieht nun ein Ge­witter mit zuckenden Blitzen und gewaltigen Donnerschlägen heran, so be­fällt viele Leute eine große Furcht. Kommt es ja nicht selten vor, daß Per­sonen vom Blitze erschlagen und oftmals Gebäude in Brand gesteckt wer­den. Deshalb wird bei einem Gewitter stets die große Glocke (Wetter­glocke) geläutet, welche das gläubige Volk erinnern soll, bei Gott Hilfe zu suchen im Gebete. Vielfach versammeln sich dann die einzelnen Familien­glieder in der Wohnstube zum Gebet beim matten Schein eines geweihten Lichtes (schwarze Altöttinger Kerzen), während die Hausmutter in das Herdfeuer geweihte Palmzweige legt. Erleichtert atmet man auf, wenn das Gewitter schadlos vorübergezogen ist. Das ist leicht einzusehen, denn schon oft wurden in einem Augenblick die vielen Mühen des ganzen Jahres und die Aussicht auf eine reichliche Ernte zunichte gemacht.

    An manchen Orten herrscht der Glaube, daß der Geistliche „wetter­gerecht“ sei, d. h. er könne durch sein Gebet und seinen Segen ein heran­ziehendes Gewitter zerstreuen. Während des ganzen Sommers betet die Kirche im Wettersegen um Abwendung von Blitz und Ungewitter.

    Die älteste Nachricht über Hagelschläge ließ sich vom Jahre 1610 auf­finden, wo in Frauenreut und Mattenhofen der Schauer schlug. In diesem

    Seite 124


    Jahre war in Frauenreut fast kein Gottesdienst mehr, weil kein Kooperator da war.1 Daher bitten die Filialisten um einen Priester, der die gestifteten Gottesdienste halten und gegen das Wetter beten würde.
    1767 hat fast in der ganzen Pfarrei Glonn der Schauer geschlagen.2
    Im Jahre 1808 schlug am 22. Mai nachmittags um 3 Uhr der Schauer, der das Winterkorn verheerte; Haslach, Adling und Beuern blieben allein verschont. Der Pfarrer von Glonn hatte einen Schaden von 5oo fl.
    Im Jahre 1816/17 war eine allgemeine Teuerung; das Scheffel Weizen kostete 84-90 fl., Korn 60-70 fl., Gerste 45 fl., Haber 9 fl. Im Jahre 1818 kostete das Scheffel Weizen 10-12 fl., Korn 6-7 fl., Gerste 5-6 11., Haber 4-5 fl.
    Am 29. Oktober 1824 war ein starkes Donnerwetter, das Menschen und Vieh erschlug. Am 16. Juli 1829 hatte der Schauer in Glonn und in der Umgebung geschlagen, wie man es noch nicht erlebt hatte. Am 28. Mai 1835 war ein heftiges Hagelwetter. Am 6. Mai 1846 hagelte es, nur wegen Wind­stille wurde das Getreide nicht völlig vernichtet.
    In der Nacht vom 26. zum 27. Oktober 1870 herrschte ein gewaltiger Sturm, der die Turmkuppel in Glonn sehr beschädigte, eiserne Kreuze auf dem Friedhof absprengte, vom Haus des Wirtes Mühlechner das Dach ab­deckte, die Firstschießmauer einriß und das Dach beim Stoffl in Balkham davontrug.
    Am 19.August 1880 schlug der Blitz beim Christoph in Reinsdorf ein, ohne zu zünden, nur der Knecht Lechner wurde ohnmächtig und es floß ihm Blut aus Mund und Nase.
    Am 9. Juni 1885 wurde der westliche Teil der Gemeinde Glonn vom Hagelwetter heimgesucht; die Felder von Adling, Mühlthal, Balkham und Kastenseeon wurden teilweise, die von Kreuz und Reinsdorf vollständig vernichtet.
    Am 10. Juli 1892 wurden Frauenreut und Hafelsberg vom Hagel ge­troffen.
    Am 17. Juni 1896 schlug der Schauer in Haslach, Mattenhofen, Frauenreut, Balkham, Kreuz und Reinsdorf; darauf folgte Hochwasser.
    Am 26. August 1896 kam noch einmal ein Hagelwetter über Balkham und Haslach.
    Am 28. April, am 2. Juni und am 20. Juli 1901 hagelte es im west­lichen und südlichen Teil der Gemeinde Glonn und es betrug der Schaden 23 000 M., wovon die staatliche Versicherung 8536 M. ausbezahlte.3
    In Beuern gab es Hagelschäden in den Jahren 1859, 1862, 1867, 1873, 1880, 1881, 1885.4
    Am 17. Juni 1908 wurde der Huberbauer von Frauenreut auf dem Felde vom Blitz erschlagen.
    Am 27. Juli 1936 ging über Glonn und Umgebung ein fürchterlicher Sturm und ein schreckliches Hagelwetter nieder. Die Fluren wurden ver-

    1 Pfarrarchiv Glonn.
    2 Kreisarchiv München.
    1 Chronik der Gemeinde Glonn.
    4 Chronik der Gemeinde Beuern.

    Seite 125


    nichtet, Häuser abgedeckt und Bäume in den Wäldern und Obstgärten viel­fach geknickt und entwurzelt. Das Unwetter durchzog die Gegend Starnberg bis Rott am Inn.

    Aus Kriegszeiten.

    In den Tuffsteinbrüchen zu Glonn wurden schon wiederholt Römer­münzen der Kaiser Claudius und Nero gefunden, ein Anhaltspunkt dafür, daß die Römer auch nach Glonn gekommen sind. Die vielen römischen In­schriften auf Töferscherben bei den Ausgrabungen zu Westerndorf nächst Rosenheim weisen ebenfalls auf die Anwesenheit der Römer hin.2 Die Un­garn werden nicht weit von Glonn, vielleicht durch Glonn, auf das Lech­feld gezogen sein, da sie ja die Gegend um Holzkirchen verwüstet3. Ebers­berg vergebens belagert haben.4  Ein Ebersberger Chronist berichtet, daß die Ungarn in unserer Gegend wüteten, aber sie konnten Ebersberg wegen der starken Befestigung nicht einnehmen und mußten unverrichteter Dinge aufs Lechfeld ziehen, wo sie am 10. August 955 besiegt wurden. Wie Glonn an den Kriegen der folgenden Jahrhunderte beteiligt war, darüber ist uns keine Nachricht zugekommen.

    Erst zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges tauchen sichere Nach­richten auf. Zum Glück hat uns der damalige Glonner Pfarrer, Melchior Schmalzmair, sehr interessante Aufzeichnungen hinterlassen,5 wovon hier das Wichtigste folgen soll: „1632 kam Gustav Khinig auß Schweden nach Bayern nach Ostern, hat das Land bis schier an den Fluß Inn mit seiner Kriegsmacht durch Rauben und Brennen sehr verderbt, viele Menschen getötet, sind ihnen aber von den Bauernleuten hinter vielen Soldaten nie­dergemacht worden. Mein Bruder ein Bauersmann ist auf einer Straift gefangen worden: ich habe selbst Zeitmeistens bei Tag auch an orthen und im Holz mich versteckt. München hat sich den Feind mit 300000 Reichstha­lern ranzioniert (losgekauft). Glon, alda im Khuglveld vil der baurn Wacht umbracht worden, ist durch die Schweden biß an ein badtstuben ganz ab­gebrendt worden. Nach der heiligen Dreifaltigkeit Sonntag mußte der Feind von München wieder abweichen: darauf verschiedene Contributiones (Ab­gaben) und Quatier erfolgten. Es kam das Land durch der Hispanier Winterquatier in solche Not, das die Soldaten selbst etliche Katzen und Roß­fleisch gefressen haben; diese Landschaft verheerten auch an etlichen Or­ten die Menge der Meuß, welche das Getreide auf dem Veld wöckh gefres­sen, als wäre es gemäht worden. Jedoch allhier blieb es unverlötzt. het ichs nit gesehen, het ichs auch nit glauben mögen. Es ist doch wieder gut geworden… Nach dem Spänischen Läger ist im Herbst um das Jahr 1636 der sterb gewesen, da hatten wir Hundstage bis nach Lichtmeß. Wie ich von Soldaten Gott lob unbeschädigt verblieben, ist mir auch zur Zeit der

    1 Bayerland 1895, 113.
    2 Sauer, Aibling und dessen Umgebung.
    3Heimbucher, Geschichte von Holzkirchen.
    4Paulhubier, Geschichte von Ebersberg.
    5Ordinariatsarchiv.

    Seite 126


    Pestilenz glücklich gewesen. Zu München; alda ich meine Hausleute einst besucht als die Sucht wirklich im Haus grasiert Frau und Dirn weggenom­men, habe ich gehört, sollen bei 800 und noch mehr in eine Grube begraben sein worden, in einer anderen bei 3 oder 500 Personen. Zu Glon ist das würthshauß und Hueben, waß nit zeitlich gewichen ganz außgestorben, im Pfarrhof darbey sich würth und würthin auch erhalten, Niemand gestorben: die Sucht hat wieder hinundt wieder im Land eingriffen und meistens selbst in die Ort gebracht worden, in der Fasten ist das Fleischessen jedermann erlaubt worden … 1646 dieses Jahr geschah große Flucht nach Glon, Schweden und Franzosen kamen abermals nach Bayern, München war voll vertriebener Leute, Freising bei Nacht geplündert, Glonn blieb sicher: mei­nen 2 Brüdern wurde ein Tag 6 Roß genommen: dessen zu gedenken volgt:

    Rhythmus.

    Ach! der betrübten Zeit.
    Ach! wie viel armer Leith,
    Die vor haben ghabt ein groll Vermögen.
    Mießen sich jetzt Ellendt göben:
    In armuth umbher raißen.

    In ainem augenblickh,
    khombt gähling aufl ein schrückh,
    Der Eine daß herz so ser durchdringt:
    Daß er verliehrt sein Weib und Khindt
    Mit wainen und mit Klagen.

    Wan ich schon auch dahaimbt
    Daß Ellendt het bewainth
    Wer wolt doch alles genugsam sagn
    Die Noth khundt zu geniege mit Clagn
    Mein föder nit beschreiben.

    München, Augspurg, und Rain
    Die städt ich nit bewain:
    Sie sejndt auch ganz des Ellendts voll
    Daß mans nit khan aufkröchen woll
    Mein Herz muß yber früffzen.

    Deß Clagens wer khein cndt
    Wan Gott den Khrieg nit wendt,
    Der ander Leith Getrost soll haben
    thuet jetzt am maislen selbst verzagen.

    Zuvor gar khinem Höldt
    Das Herz jetzt ganz entsölt
    Die Zächer übers gsicht abgehn.
    Fizcht Ihm, waiß nit noch wan und wehe
    Khans glächter leicht verbeißen.

    Der vor ist gweßtein pein,
    Verhalt ietzt khaum das Wain;
    Wan er nur hört von Reittern sagn,
    Seinböste sach mit Ihm wil tragn:
    Das Herz im Leib erzüttert.

    Es war ein gueter Paur;
    Der hat so guets verthrau
    Er wolts heit wagen gar wundtumb
    Das khain reitter daher nit khumb
    Er hats gar balt erfahren.

    Soweit nach den Aufzeichnungen des Pfarrers Schmalzmair. Pfarrer Geisenhofer hat auch ins Sterbebuch 1632 nur bis zum Monat April 17 To­desfälle eingetragen, hierauf die Notiz:1 ‚in fine huius anni ornnis generis

    1 Pfarrarchiv Glonn.

    Seite 127


    personae a hoste interierunt et alias mortuae sunt circiter septuaginta“ zum Ende dieses Jahres sind vom Feinde Personen beiderlei Geschlechts ums Leben gebracht worden und sonst ungefähr 70 Personen gestorben).

    Heute wissen wir, daß der Zusammenstoß zwischen der Bauernwacht und den Schwedenhorden am 25. Mai 1632 auf dem Kugelfeld bei Glonn stattgefunden hat. Dies berichtet uns Pfarrer Michael Pruckmair in Au bei Aibling, der von 1617 ab Pfarrer in Au war und 1634 an der Pest starb, indem er dort ins Sterbebuch eintrug, daß am 25. Mai 1632 von den Schweden in Glonn zusammengehauen wurden aus der Kirchtracht Au: Georg Thaler von Sitzling, Wolf Huber von Pretschlaipfen, Hanns Droger von Drog, Balth. Kaindl, Weber, Abraham Krebser von Willharting, Hanns Springer von Gottschalling, Georg Gasteiger und Adam Hormair, letztere drei ledigen Standes. Aus Lippertskirchen: Hanns Göt zu Hof, Hanns Sixt zu Feilbach, Ulrich Lex von hier, Georg Deisenrieder von Feilnbach, Barthlmä Mühlhub von Steinach. Aus Wiechs: Wolf Gunzelsberger, Hanns Kaffel, Matth. Kirchbeck, Andrä N., Martin Huber, Leonhard Dünzenhofer. Aus Litzeldorf: Michael Dräxler, Simon Maier, Kaspar Weigl, Wolf Thaler,  David Hufschmid, Wolf Eckersberger. Von diesen sind sieben in Lipperts­kirchen begraben, die anderen in Kreuz, zu Glonn und zu Reith. Das Dreieck zwischen Leizach und Mangfall hat kein Schwede betreten im Dreißigjährigen Krieg. Doch erfaßte die ganze Gegend große Furcht vor den Schweden. Die Bewohner von Elbach sahen es ein, daß sie den Schweden zuvorkommen müssen, bevor sie nach Elbach kommen. Daher zogen sie nach Glonn und kämpften dort mit vielen anderen Bauern gegen die Schweden auf dem Kugelfeld bei Glonn. Das Elbacher Pfarrbuch enthält folgende Namen, die in Glonn erschlagen wurden: Wolfgang Graf von Holzolling, Thomas Höger und Michael Haltmair von Dürnbach, von Hundham: Hanns Schilcher, Balth. Eder, Georg Weinberger, Abraham Strobl, Georg Grandauer, Valentin Färber, Georg Loferer, Seb. Huber, Georg Hilmair, Georg Eberwein, Hans Pemberger und Leonhard Funk von Ed, Simon Herpfinger von Aschau, Christoph Lastner von Faisenau, Martin Strasser von Mittergschwend, Hans Kempter von Egart, Georg Stürzlhammer von Hammer, Kaspar Windwarter von Aigental, Hans Schreyer von Schreyern. Wenn Bauern von Au und Elbach nach Glonn kamen, so werden noch gar viele aus der ganzen Umgebung zur Abwehr der Schweden gekommen sein. Man darf daher annehmen, daß es eine Bauernschlacht war. Weyarn und Fischbachau wurden Zufluchtsorte. Dazu kamen die Einquartierungen, Durchzüge, Beraubungen und Plünderungen der eigenen Soldaten. Von Hohendilching und Föching heißt es von zehn Dörfern, daß keine einzige Manns­person mehr da sei. Die einzige Nahrung sei nur mehr Haberbrot. Die Tyrannei der Kronbergischen Reiter sei so groß, daß die Männer ohne Lebensgefahr nicht zu Hause bleiben können. 1634 kam die Pest. In Feldkirchen starben: 723, Darching 200, Holzolling 64, in Glonn über 100.

    Am 1. Juni 1632 nimmt General Hans Wolf von Salis als Burghauser Kommandant die Befestigung Wasserburg in Augenschein und schreibt an den Oberstleutnant Juritsch mit drei Kompanien Kroaten und den Ritt­meister Riederer von Paar mit dessen Kompanie der Grimröckhlern neben den noch übrigen Gelbröckhlern nach Rosenheim zu ziehen; nach Wasser-

    Seite 128


    burg berichtet Salis weiter, er habe eine Kompanie Kroaten, die Fuggerische Kompanie Reiter samt den Cornet Landvolk der Weißröckhler komman­diert. Es war Salis jedenfalls sehr peinlich, in diesem seinen ersten Bericht von einem Unfall Mitteilung machen zu müssen, welchen die nach Wasser­burg kommandierten Kroaten und die Fuggerischen Reiter bei Ebersberg erlitten haben. Am 1. Juni 1632 sah sich die Truppe aus Mangel einer Wache zwischen 5-6 Uhr plötzlich von den Schweden überfallen, wobei etlich 30 Kroaten und Fuggerische Reiter niedergemacht und gefangen wurden. Auch einige Schweden fielen. Und der Rittmeister Riederer von Paar habe bei Zinneberg 25 Schwedische niedergemacht und 90 Pferde be­kommen (Oberb. Archiv 52. 2. Heft 19 f.).

    Die Schweden verwüsteten die ganze Umgebung von Glonn bis ins Ge­birge hinein, hernach kam die Pest und raffte die Leute massenhaft hin­weg. 1648 kamen die Schweden noch einmal in die hiesige Gegend und richteten wieder alles zugrunde. Von Glonn wird uns aus dieser Zeit nichts mehr berichtet, wohl aber von Holzkirchen, Aibling, Weyarn, die sehr darunter zu leiden hatten. Nur hie und da blieb ein abgelegener Ort vom Feinde verschont, wie Berganger, von dessen Rettung folgende Inschrift auf der Schwedenkapelle Kunde gibt:

    „Gott zu Lob wie auch Maria der Mutter Gottes und dennen H. H. Martirern Sebastiani und Floriani zu Ehr hat die Nachbar­schaft Berhanger diese Capellen auf Richten und Bauen lassen, wei­len Sie und derer Nachbarschaft zu Feindts und sterbs Zeiden. auf Flechentliches Bitten und an Rufen vorgenannter H. H. Patronen vor den Brandt Anno 1632 und der Leidigen Nifecion (= Infektion) Anno 1635 uneracht es an dennen umbligenten Dörfern und Fleckhen übel hergegangen sei, präservirt worden.“

    Alle größeren Orte zwischen Isar und Inn gingen damals in Flammen auf oder wurden geplündert, nur Wasserburg leistete mit Erfolg Wider­stand. Ganze Dörfer waren ausgestorben und die schönsten Felder wurden zur Wildnis. Nach dem Dreißigjährigen Krieg hausten die Wölfe auch in der hiesigen Gegend. Im Sterbebuch zu Glonn sind in den Monaten Mai, Juni und Juli 1654 einige Personen verzeichnet, die durch den Biß von Wölfen ihr Leben verloren haben. Kleinvieh und Hunde wurden ebenfalls von den Wölfen angefallen. Daher wurden in dieser Zeit besonders an Feiertagen Wolfsjagden gehalten, wozu die Bauern die Jäger einluden und aus dieser Zeit stammt das sogenannte Jägergeld.

    Weitere Nachrichten von der Beteiligung Glonns am Kriege ließen sich in der Folgezeit aus dem Jahre 1703 auffinden,1 wo in Tirol folgende Männer aus der Glonner Pfarrei im Oktober gefallen sind: Ambrosius Hu­ber Sartor (Schneider) in Glonn, Johann Prauer (?) in Adling, Johann Huber operarius (Taglöhner) in Balkham, Balthasar Wagner iuvenis (Jüng­ling) in Adling, Xaver (?) Maurer, Georgius Anderl, Gröbmayr, alle drei von Westerndorf. In der Sendlingerschlacht bei München 1705 scheint von Glonn kein Mann beteiligt gewesen zu sein, wenigstens ist keiner ver­zeichnet.

     1 Pfarrarchiv Glonn.

    Seite 129


    Der Spanische Erbfolgekrieg brachte viel Leid in unsere Gegend. Das ganze Land wurde von den Österreichern besetzt und drangsaliert. Bei Nacht holten die Österreicher und bayrische Beamte die militärdienstpflichtigen Söhne aus den Betten und zwangen sie zum Soldatendienst. Unsere ­Leute wurden durch Quartierlasten, Raub und Mord so erbittert, daß alles ausrief: „Lieber bayrisch sterben als österreichisch verderben.“ Das Oberland erhob sich zur Befreiung Münchens 1705 am Weihnachtsfest. Allein ­sie waren nicht genügend ausgerüstet und der Pflegerichter Josef Öttlinger von Starnberg hatte alles verraten. Die Oberländer wurden in den Sendlinger Bauernschlacht grausam niedergemetzelt. Hauptmann Mair bat um Pardon, der nur zum Scheine gewährt wurde; als alle die Waffen niedergelegt hatten, wurden sie alle niedergeschossen. Bekannt ist der Schmid von Kochel als heldenmütiger Kämpfer. Dieser ist als Balthasar Riesenberger nach 1661 in Holzolling geboren als Sohn eines Schmiedes.

    Unmittelbar nach der Französischen Revolution und in der Napoleonischen Zeit scheinen sehr oft Franzosen in unsere Gegend gekommen zu sein. 1798 hatte das Füsilier-Regiment Beaulieu hier das Standquartier und einem belgischen Soldaten Johann Roha wurde in Glonn von seiner Frau ein Kind geboren. In den folgenden Jahren legen von der Anwesenheit französischer ­und belgischer Soldaten mehrere uneheliche Kinder im Taufbuch Zeugnis ab. Zur Zeit der Schlacht bei Hohenlinden am 3. Dezember 1800 wird sich wohl auch Kriegsvolk um Glonn aufgehalten haben. Dies ergibt sich aus Niederbrennung der Kirche in Sonnenhausen; aus der Verlobnistafel in der Kirche zu Taglaching vom 2. Dezember 1800 zur Danksagung, daß Tag­laching von den Soldaten nicht niedergebrannt wurde; aus einer Verlobnis­tafel in der Kirche zu Thal bei Höhenrain, auf der berichtet wird, daß Franzosen über Beuern nach Thal kamen und auf Anrufung der allerheiligsten Dreifaltigkeit die Leute vor größerem Unglück bewahrt geblieben sind. Weiters wird dort berichtet, daß Thal kurze Zeit zuvor schon einmal von den Franzosen geplündert wurde. Die Franzosen waren nicht weniger zu fürchten als die Schweden; wo sie hinkamen, ließen sie geplünderte und eingeäscherte Dörfer zurück; viele Bewohner wurden ermordet, andere ve­rgewaltigt.

    Interessante Nachrichten über diese Zeit hat uns Pfarrer Amann von Glonn hinterlassen. „Anfangs September 1805 zog eine österreichische Armee von über 100000 Mann nach Bayern. Napoleon war gerade im Begriffe ­seine Armee nach England einzuschiffen. Der Kaiser von Österreich for­derte von unserem Churfürsten, er solle seine Truppen entweder entlassen oder in kleinen Abteilungen in seine Armee eintreten lassen. Da der Chturfürst nicht einwilligte, zog die österreichische Armee über den Inn und wollte die bayrische Armee gefangen nehmen. Unser Fürst verhandelte, um Zeit zu gewinnen und floh inzwischen vom 8. auf den 9. September mit dem Hof und seinem Militär in die Pfalz und nach Würzburg. Sogleich wurde ganz Oberbayern mit der ganzen österreichischen Armee überschwemmt, die in gar keinem Zustand war, Krieg führen zu können und daher alles Nötige von uns requirierte, Pferde und Leute wegnahm und . noch befürchten ließ, von ihnen geplündert zu werden. Napoleon zog in Eilmärschen gegen den Rhein, ging über denselben den Österreichern ent-

    Seite 130


    gegen, kommandierte selbst und schickte Bernadotte nach Franken, wo un­sere Bayern zu ihm stießen. Dieser ging direkt nach München, wo er am 12. Oktober einzog und dadurch die österreichische Armee abschnitt und bis an den Inn zurückdrängte. Inzwischen lieferte Napoleon bei Memmin­gen eine entscheidende Schlacht, durch welche die ganze österreichische Ar­mee zerstreut wurde. Der österreichische General Mack zog nach Ulm und mußte sich dort mit 33000 Mann Kriegsgefangenen ergeben. Nun zog die ganze französische und bayrische Armee dem Inn zu. Hieher kam niemand, aber liefern mußten wir unausgesetzt: Am 13. September nach Parsdorf 10 Laib Brot, 5 Bund Heu, am 1.Oktober für die hier in Quartier liegen­den Kürassier 2 Laib Brot, 4 Bund Heu, 1 Metzen Hafer, am 13. Oktober nach Zorneding 8 Bund Heu, 2½ Viertel Hafer, 8 Laib Brot, am 15. Ok­tober 4 Laib Brot, 1½ Metzen Hafer, 5 Bund Heu, 3 Schob Stroh, am 17. Oktober 17 Laib Brot, 3½ Viertel Hafer, 5 Bund Heu, 3 Schob Stroh, am 18. und 19. Oktober 17 Laib Brot, 3½ Viertel Hafer, 5 Bund Heu, 5 Schob Stroh, für 2 gelieferte Kühe bezahlt 1fl. 4o, am 20. Oktober für eine Kuh 1 fl., 26. Oktober nach Schwaben 3 Metzen Hafer, 5 Bund Heu, 5 Laib Brot, am 27. Oktober zu 3 gelieferten Kühen bezahlt 1 fl. 35, am. 9. November nach Anzing 3 Laib Brot, 3 Bund Heu, 1½ Viertel Hafer, für 1 Kuh 1 fl., am 28. November nach München 4 Bund Heu, eine Kuh 1 fl., 20. Dezember 1 Kuh 48 kr., 22. Dezember 3 Laib Brot, 5. Januar
    1806 4 Bund Heu, 18. Februar 1 Schäfl 2 Metzen Hafer, 15 Bund Heu,
    2 fl. 3o Biergeld. 20. Februar 1 fl. 3 Biergeld, 24. Februar 1 Schäfl Hafer,

    11 Bund Heu, 17. März 3 Metzen Hafer, 10 Bund Heu. Vorspann 1.Ok­tober nach Zorneding, 14. Oktober nach Zorneding, 18. Oktober nach Parstorf, 28. November nach München, 18. Hornung nach Anzing.“

    „Der Übergang über den Inn geschah ohne Anstrengung. Die Russen hatten sich mit den Österreichern vereinigt. Die französich-bayrische Armee zog nach Salzburg und Österreich. Die Bayern eroberten Tirol und die Fran­zosen zogen am 11. November 1805 in Wien ein und hatten das ganze österreichische Heer aufgerieben. Eine zweite stand in Italien unter dem Kommando des Erzherzog Karl, gegen dieses kommandierte General Mas­sena mit dem gleichen Glücke. Karl mußte Italien räumen und hatte keinen anderen Rückweg mehr als nach Ungarn. Indessen sammelte sich der Über­rest der österreichischen Rheinarmee, eine zweite russische Armee stieß zu ihnen und stellte sich bei Austerlitz in Schlachtordnung. Napoleon griff sie am 2. Dezember an und die österreichisch-russische Armee wurde gänzlich geschlagen. Die Russen verloren an Toten und Gefangenen 50000 Mann. Kaiser Franz von Österreich hielt hierauf mit Napoleon eine Unterredung und bat um Waffenstillstand und Frieden. Der erste wurde bewilligt. Der Überrest der Russen von 35000 Mann, der mit seinem Kaiser Alexander von den Franzosen ganz eingeschlossen war, wurde von Napoleon aus Groß­mut entlassen und mußte in Etatmärschen nachhause gehen. Nun wurde verhandelt und am 27. Dezember der Friede unterzeichnet. Napoleon gab uns Bayern alle Kanonen zurück, die uns Österreich in den vorigen Kriegen abgenommen hatte und im Zeughause zu Wien standen, kam am 31. De­zember um ein Uhr nachts nach München zu seiner Gemahlin und am 1. Ja­nuar 1806 wurde unser Fürst als König von Bayern ausgerufen. Im Septem-

     

    9*                                                                                                                                                      Seite 131


    ber 1806 brach ein neuer Krieg zwischen Preußen, Sachsen, Rußland und Frankreich aus, wodurch wir endlich eines Standquartiers der Franzosen, das seit dem vorigen Jahre noch in Bayern lag und das auch wir hier sieben Wochen hatten, entledigt wurden. Da kurz zuvor die Rheinische Konföderation zusammengetreten war, mußte auch unsere ganze Armee ins Feld. Am 12. Oktober wurde bei Jena eine Schlacht geliefert, die so zum Vorteil Frankreichs entschied, daß die ganze preußische Kriegsmacht als vernichtet angesehen werden konnte. Die sächsische Armee wurde gefangen und getötet. Dies bewog den dortigen Churfürsten Frieden zu schließen, dem Rheinischen Bund beizutreten und er wurde König. Berlin wurde genommen, Magdeburg fiel und mit ihr alle preußischen Festungen. Ende November stand Napoleon an der Weichsel und erwartete die Russen, die er in mehreren Treffen mitten im Winter schlug und im Frühling durch eine einzige Schlacht zum Frieden zwang, der für Preußen schlecht ausfiel: es verlor alles, was seit Friedrich dem Großen gewonnen wurde. 1809 kam wieder Krieg. Napoleon stand in Spanien im Krieg. Österreich wollte die Gelegenheit benützen, um die erlittene Niederlage zu rächen. Daher zog es mit einer ungeheueren Macht von 500000 Mann gegen Bayern und Italien und verbreitete überallhin Aufrufe. In Bayern ließ sich niemand reizen, wohl aber die Tiroler. Als Österreichs Krieger den Inn überschritten, flog Napoleon mit Adlersflügeln herbei. Unsere tapferen Soldaten standen an der Isar bei Landshut und zogen sich vor der ungeheuren österreichischen Übermacht nur Schritt zu Schritt zurück. Sie kamen bis Abensberg, da traf Napoleon ein und lieferte fast mit den Bayern allein, da von seinen Truppen ­nur wenige ankommen konnten: es waren der Unsrigen 36000 gegen gewiß 90000 Österreicher: die erste Schlacht, in der er siegte. Darauf siegte er in Eckmühl, Landshut und Regensburg in fünf Tagen und die ganze österei­chische Armee war gesprengt. Selbst die an der Isar und in München waren,  mußten ohne Schwertstreich reterieren. Napoleon zog in weniger als zwei Monaten in Wien ein.“

    Gedächtnistafel mit dem Bild eines Franzosenlagers in der Kirche Taglaching. „Anno 1800 d. 2. Dez. verlobte sich die Gemeinde Taglaching zu der hl. Bibiana, an welchen Tag sich in der Nähe des Dorfes ein feind­liches Lager stellte und im Dorfe und in der Nähe mehrere Feuer anzündeten, wo sie keinen Augenblick sicher waren ihre Häuser in Asche 1iegen ­zu sehen, so verlobten sie diesen Tag zu feiern und eine 111. Messe lesen lassen, Gott, der hl. Maria und der hl. Bihiana sei Dank gesagt.“

    Am 30. Januar 1810 ist im Pfarrhause zu Glonn der 39jährige Wachtmeister Michael Steer von Haschenberg, Landgerichts Waldmünchen, Dragonerregiment Taxis, an Lungenentzündung gestorben.

    Vom 27. auf den 28. August 1883 war in Glonn das 3. Chevauxleger Regiment während des Durchzugs zum Manöver nach Traunstein einquartiert. Vom 4.-12. September 1884 fanden die Truppenübungen in der hiesigen Gegend statt, am 6. September war das Hauptgefecht um Glonn die Kanonen standen an dem Weigl- und Straßmaierberg, die Truppen hatten sich längs des ganzen Höhenzuges östlich von Glonn verschanzt-.Feind rückte von Westen her, konnte aber die Schanzen nicht erobern.Am 10. September fand das Schlußmanöver zwischen Kreuz und Kastenseeon

    Seite 132


    statt, wozu der bayrische Prinz Leopold und der deutsche Kronprinz Fried­rich erschienen. In der hiesigen Gegend gab es große Einquartierungen; ebenso im September 1907, wo die Truppenübungen hei Hohenthann, Schönau, Berganger, Bruck stattfanden.

    Erwähnenswert ist noch, daß für die hiesige Gegend die Türkengefahr ziemlich groß gewesen sein muß, weil am Schlusse des Jahres 1686 und 1687 der damalige Pfarrer von Glonn ins Taufbuch folgende Hexameter eingetragen hat, welche die freudige Stimmung wegen der Besiegung der Türken ausdrücken:

    „Claudimus hunc annum domino, qui prospera cuncta
    Nostris: Hosti bella dedit, quod perdia Buda,
    Capposwar, segedin, quinta Ecclesia dicit
    Sie qui praeteritum foecundet quoque sequentem,“
    „Felix praeteritus, non infelicior annus
    Iste fuit, casus fugitivus abigitur hostis.
    Turpe! 0 Turca fugis! derelictis omnibus armis.
    Bacia mox sequitur, sequitur sclavonia partim,
    Esseck, mm Walpo, prossega recepta fuere
    Et cum his plures, illustris at Agria finit.“

    Diese Verse als Hexameter hat der damalige Pfarrer von Glonn, Wolf­gang Gebhard, ins Taufbuch eingetragen. Hier folgt eine dichterische Über­tragung von Wolfgang Koller.

    Ende 1686:
    „Lasset uns schließen das Jahr des Herrn, der alles Gute den Unsern, Aber dem Feinde nur Kriege gebracht hat, verlor er doch Buda,
    Kapposwar, Szegedin, welches genannt wird Fünfkirchen. Und wie das Jahr, das verflossene, fruchtbar gewesen, so sei es das neue!“

    Ende 1687:
    „Glücklich es war, das vergangene Jahr, und auch glücklich dies heurige Gewesen ist. Niedergeschlagen wurde der Feind und vertrieben!
    Ist es nicht Schande! 0 Türke, du fliehst und verläßt deine Waffen!
    Die Batschka wird frei und es folgen auch Teile der Landschaft Slavonien. Esseck mit Walpo wird wieder entrissen dem weichenden Feinde,
    Und mit diesen der Städte noch mehr, bis auch Agram, das glänzende unser geworden.“

    Geschichtlicher Hintergrund: Großwesir Kara Mustafa war 1683 mit 230000 Türken gegen Wien gezogen, das sich tapfer wehrte, bis die deut­schen und polnischen Truppen kamen und Wien von den Türken befreiten durch die Schlacht am Kahlenberge. 1686 rückte das kaiserlich-deutsche Heer in Ungarn ein, nachdem der Papst die ganze Welt gegen die Türken­gefahr aufrief. Alle obengenannten Städte wurden erobert: Ofen, Buda­pest, Kaposwar, Bradu, Szegedin, Fünfkirchen. Daher der Wunsch, es möge auch 1687 das Kriegsglück unser Heer begleiten; Batschka, Slavonien, Esseg, Walpo, Agram wurden erobert, 1688 auch Belgrad. Die Türkenkriege hin‑

    Seite 133


    terließen einen gewaltigen Eindruck; für lange Zeit mußte von den Kirchenstiftungen Türkensteuer bezahlt werden. Wären damals nicht alle zusammengestanden gegen die Türkengefahr, so wäre das Christentum im ganzen Abendland in größte Not geraten. Darum hat der damalige Glon Pfarrer in kunstvollen Versen und gutem Latein seine große Freude zum Ausdruck gebracht.

    Verzeichnis der im Kriege 1914-1918
    gefallenen Krieger der Gemeinde Glonn.

    Abkürzungen: Eisernes Kreuz = E., Verdienstkreuz V., Regirm
    = R., Infanterie == I., Feld-Artillerie = F. A., Unteroffizier = U.O., Kavallerie = Ka., – + = gefallen, Frankreich = Fr., Reserve-Regiment = R:

    Aus Glonn: Amerell Jos., Maurer, — 3. 10. 1915 in Gefangenschaft in Riom; 1.I.R.; Beham Joh., Wagnerssohn,  + 24. 9. 1914 b. Mihiel, 6.I.R.; Ernst Jos., Spenglergehilfe, + 24. 8. 1914 in Fr.; Franzler Jos., Schlosser­gehilfe, + 20.8. 1918 bei: Bedacourt, 1. I.R.; Granner Jos., Limböcksohn + 16.7.1916 in Fr., 5. Armierungs-R.; Gürteler Georg, Bäckermeister­sohn, + 20. 7. 1915 in Fr., 1. F.A.; Gruber Valentin, Buchbinderssohn + 10. 1. 1917, 11. F. A.: an der Somme; Guggenberger Georg, Schneider bei Schneidermeister Huber, +18. 11. 1914 in Galizien, 59. I.R.; Haas Nikolaus, Zimmermann, + 25. 9. 1914 in Fr., 1. I. R.; Hoibl Joh., Gärtnergehilfe + 12. 9. 1914 Fr., Marine; Kirmair .Joh., Wiesmüllersohn, + 4. 4. 1918, cand. theol. Vizewachtm., Offiziersaspirant, g. F.A.R., E. 2. Kl. V. in Moreuil Fr.; Lipp Jakob, Zimmermann, + im August 1914 bei St. Johann. 12. I.R.; Maier Lorenz, Aushilfspostbote,+ 7. 7. 1917; Neuner Jos.. Mühl­gehilfe, + 5. 4. 1916, 12. I.R.; Neuwirth Franz, Schreinermeisterssohn + 17. 4. 1915 in den Vogesen, 1. I.R.; Obermaier Joh., Steinberger-Ka­ufmannssohn, + 29. 8. 1915 bei Tresassi, Dolomiten, deutsches Alpenkorps;  Rauscher Thomas, Bergmann, + 9. 6. 1916 bei Verdun, 24. I.R.; Riedl Jos., Maurer, + 6. 4. 1918, E. 2. Kl. V., Sergeant, Fr.; Seidl Georg, Messer­schmiedsohn,+ 1.4. 1918 Fr., E.2. Kl. V. U.O. Maschinen-Gewehr-Abt 2; Steinköhler Franz, Wendlsohn, + 20. 10. 1918 in Metz im Lazarett; Schwaiger Sebastian, Bäckermeisterssohn, Gymnasialabsolvent, + 15.10.1917 ­U.0. Offizier-Aspirant, i. F.A.R: E. 2.Kl; Viechter Barthol., Schreiner­gehilfe, +23. 6. 1916 bei Verdun, 2. I. R.; Wagner Wolfgang, Posthalterssohn, Gymnasialabsolvent, Leutnant, 21. 3. 1918, Fr., i. I. R. E. V.; Wag­ner Johann, Posthalterssohn, Gymnasialabsolvent, + 12. 11. 1916 in Rumä­nien , 1. Leib-R.; Wagner Anton, Schmiedgehilfe, + 21. 12. 1914 Fr. , 2.I.F Dengl Barthol., Hausmeister auf der Post.

    Aus Adling: Baier Joh., Neuhäuslerssohn, + 17. 10. 1918 im Lazarett Lutterbach, 4. I.R: E. 2. Kl., Sergeant; Delatron Jos., Erziehungssohn bei Schäffler, + 18.7. 1918 Fr. ,3. I.R.; Ottenbichler Franz, Braunsohn. + 6. 5. 1917 b. Arras, 17. I.R:

    In Ursprung: Hillebrand Jos., Dienstknecht beim Weigl, + 9. 8. 1915: in Petrylow, 3. I.R.; Beham Jakob, Gütlerssohn v. Berg-Mühltal, + 28.6

    Seite 134


    Seite 135


    Seite 136


    1915 Fr. 2. I. R.: Beham Franz, Gütlerssohn v. Berg-Mühltal, + 15. 7. 1918 b. Reims, 30. I. R.: Frank Heinrich, Anderlschusterrserziehungssohn, 26. 8. 1914 bei Namur, 17. I. R.
    Wiedemann Matth., Arbeiter in der Spundfabrik in Mühltal; Roth Andreas, Maier in Berg.

    Aus Balkham: Hörl Georg, Albererssohn, + 4. 8. 1916, 12. I.R.; Lech­ner Joh., Maurerssohn, + 25. 7. 1918, Fr. 3. I.R.; Kranner Jakob, Feicht­maierssohn, + 24. 9. 1914 2.I.R.; Kranner Joh., Feichtmaierssohn,+ 29. 10. 1914, 16. I. R.; Kranner Jos., Feichtmaierssohn, + 20. 8. 1914, 12. I.R. Fr.

    Aus Reinsdorf: drei Brüder vom Christophbauern: Sigl Martin, + 9. 4. 1915 in Villerwal,1. F.A.R.; Sigl Roman, 14. 6. 1916 bei Verdun 1. Leib-R.; Sigl Jos., + 6. 6. 1918 Serg. 8. 1. R. E. 2. Kl. V. neunjährige Dienstauszeichnung.

    Aus Kreuz: zwei Brüder, Schneebergerssöhne: Grasberger Jos. – 26 12. 1915, Fr. 16. I. R.; Grasberger Ludwig,            + 31. 3. 1916, Fr. 15. I. R.

    Aus Kastenseeon: Heigenhuber Jak., Wirtssohn, + 26. 10. 1916, 18.I.R.: Alpenkorps; Krüge1 Jos., Schusterbauer, + 7. 10. 1916, 16.I.R.

    Seite 137


    Aus Schlacht: Diemer Ludwig, Knecht beim Geiger,+ 28. 6. 1916 1. Jägerb.; Diemer Martin, Knecht b. Mittermüller, + 16. 7. 1918 bei Reims 19. I. R:; Hauser Anton, Bauer, + 17. 7. 1918, Fr. 12.I.R.; Joh. Paul, Gütler, + 24. 12. 1916 in Rumänien, 26. I.R.; Luberger Georg,Gütler in Lindach.

    Aus Münster: Holzner Jos., Krämer, + 24.10. 1914 Fr. 8.I.R.; Zehetmair Simon, Gütler, + 14. 10. 1917, 15.I.R: E. 2. KI.; Lechner Peter Gütlerssohn v. Neumünster, + 29. 7. 1916, 19.I.R.; Lechner Georg Neumünster; Killi Christian, Bräuerssohn von Spielberg, + 17. 6.1917,
    F.A.R.; Kirmair Anton, Gütler v. Neumünster; Reiter Josef. + 24. 8. 1916; Lößl Martin, + 20. 9. 1917; Simmerl Alois, + 19. 10. 1918; Heidenthaler Joh.,+ 10. 8. 1918.

    Aus Frauenreut: Laxhuber Max, Knecht in Ueberloh, + 3. 11. 1916. 15.I.R.; Niedermair Joh., Neumairbauerssohn, + 27. 9. 1914 Fr., 2.I.R. zwei Brüder Huberbauer: Obermüller Jos., + 23. 6. 1916 bei \Verdun, I.Leib-R.; Obermüller Franz, + 25. 5. 1916 Fr. 17.I.R:.

    Aus Mattenhofen: Bauer Joh., Mairbauernssohn, + 30. 7. 1916, 15.I.R.; Heilmaier Franz, Gütlerssohn, + 23. 10. 1918 ,Fr. 2. I.R. E. 2. Kl. V.

    Aus Haslach: Giesl Emmeram, Jagdaufseher, + 18. 8. 1915, I. Leib-R. Südtirol.

    Aus Georgenberg: Oppenrieder Martin, Taglöhnerssohn, + 17.12.1917 1. Leib.-R. E. 2. Kl. V.; Huber Alois, Schmiedgehilfe in Wetterling, + 22. 10. 1914 b. Arras, 12. I.R:; Gnad Jos. Taglöhnerssohn in Hermannsdorf + 28. 9. 1918 in Flandern, E. 2. Kl.22.I.R.; Bussack Gustav, Chauffeur ­in Zinneberg; Erdle Joh., Bediensteter in Zinneberg; Pfaffenzeller Albert, Taglöhner in Zinneberg, + 28. 11. 1914 bei Ypern; Reiser Andreas, Englsohn v. Westerndorf, + 1916 b. Verdun, 15. I.R.; Bayerl Jos., Gestütswärter in Sonnenhausen, + 2. 11. 1916 Fr. 17.I R:; Orterer Franz, Gestütswärter in Sonnenhausen, + 31.8. 1918; Streitner Christian, Erziehungssohn in der Filzen; + 1914 bei Luneville, 2. I.R.; Ertle Heinrich in Zinneberg, U.O. 1..F.A.R.      Fr.

    Kriegsteilnehmer aus der Gemeinde Glonn 1914-1918

    Abkürzungen: Eisernes Kreuz = E., Verdienstkreuz = V., Frankreich = Fr., sonst wie bei den Gefallenen. Reserve-Regiment = R:.

    Auszeichnungen für besondere Tapferkeit: Wäsler Johann, Schmi­edmeister in Glonn, geb. 24. 3. 1882, beim 1. Fuß-Art.-Reg., kam nach Elsaß, Flandern, bis Oktober 1918 in Frankreich, dann nach Serbien‑ am 29.11.1918 in die Heimat. Er wurde wegen seiner Tapferkeit am 9. 5.
    bei Neuville-St. Vaast, wo er allein zurückblieb und die Geschütze unbrauch­bar machte und auch nochmal das Feuer eröffnete, bis er der Übermacht weichen mußte, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz 2. Kl. und mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille.
    Triest Johann, Bauer in Kastenseeon, geb. 18. 10. 1893, erhielt die Goldene Tapferkeitsmedaille als Unteroffizier beim 8.I.R. Bei Verdun befand

    Seite 138


    er sich mit einigen Leuten in einem Granatloch von seinen Kameraden ab­geschlossen. Im heftigsten Feuer eilte er 900 Meter weit zu seiner Kom­panie zurück um Hilfe und kam selbst wieder nachts zurück.
    Mennacher Johann, Unteroffizier b. Inf.-Leib-Reg., geb. 29 8. 1892 in Glonn, Landwirt, erhielt die Silberne Tapferkeitsmedaille. Bei Fleurv wurde er durch eine Granate verschüttet, aber er konnte sich selbst herausarbeiten und eilte im heftigsten Artilleriefeuer zur Meldung zu seiner Kompanie zurück.

    Bild:  Schmidmeister Johann Wäsler in Glonn

    Westner Andreas von Glonn, 1.I. Landw. R. Fr. E., erhielt die Silberne Tapferkeitsmedaille.

    Mitte März 1938 wurden Österreich und anfangs Oktober die Sudeten­deutschen dem Deutschen Reich einverleibt. FEHLER

    Von Adling: Baier Thomas 1.I.R. E. V. Fr.; Gollreiter Leonhard 2. I.R. E. V.; Gröbmaier Max. Feldlazarett; Hartmann Balth. Landst. Fr.; Kranner Joh. 3.I.R: E. V. Fr.; Lenz Franz 1.I.R.; Obermaier Joh. Schmied in der Festung Metz; Oswald Jos. 19.I.R:; Raig Isidor U.O. 15.I.R:; Sedlmaier Bernhard 3.I.R. E.; Straßmair Joh. 4. F.A.R. E. Fr.; Steinfink Lampert Sergeant 17.Mun.Koll. E. Fr.; Hartmann Egid, E. 1. KI. V.; Steininger Jos. Fr.; Huber Martin Fr. Gefangenschaft.

    Von Balkham: Gruber Alois 1. Landst.-R. V. Fr.; Hörl Sebastian Ballon­zug 203 Fr.; Kranner Jos. 1.F.A.R: E. 1.Kl. V. Sergeant, Fr., Galizien; Wäsler Sigmund 10. F.A.R. Fr. E.; Huber Egid F.A.R. Fr.; Hoibl Seb. Fr.; Eckl Jakob F. A. Fr.

    Seite 139


    Von Glonn: Altinger Jos. Fernspr. E. V. U.O.; Beham Marin Eisenbahnb. E.; Eichmaier Georg Luftschiffer-Abt. 6 V/.; Eichmaier Joh. 10.Geb.Kan. B. E. Fr.; Ebersberger Franz 1. F. A. Fr. V.; Gröbmair Jos. 1.Jägerb. Fr. E. V.; Gruber Donat 2. Landst. I.R: E.; Gschwändler Heinrich Feldlazarett E. V; Hintermayer Franz Fernspr. Fr. E.; Huber Paul Kraftw.E. V.; Kellner Gustav 1. Leib-R.; Kellner Jos. 12.I.R.. Fr. E.; Kellner Julius 7. F.A.R. Fr. V. Sergeant; Kellner Rupert 1. Leib-R. Alpenkorps E.; Kellner Ludwig 1. F.A.R: Fr. verwundet; Kellner Fritz 16.I.R.; Kirmair Jos. 24. F.A.R. Fr. E. V. 13. 9. 1918 bei La Garde beide Beine verloren; Kirmaier Ludwig 23. F.A.R. Fr. Rußl. E. V.; Kümmel Georg Fr.E; Koller Karl, bayr. Kampfstaffel 34 und Jagdstaffel 76 Fr. E. 1.Kl.V.2.Kl., Ungarische Verdienstmedaille 1.Kl. u.a.Auszeichungen, heute Major im generalstab der Luftwaffe und Offfizier IA im Luftwaffenkommando III, 20.10.1919 Heimkehraus engl Gefangenschaft ; Maier Joh.4. F.A.R. Fr. +1933; Maier Markus 15. Landw.I.R.; Fr. Sergeant e.V.;  Maier Ruperl 1.. Pionier-B. E. V. 2.Kl. Vizefeldwebel; Maier Ludwig 2.I.R.Fr. E.; Maier Michael 1. Jägerb. Fr. 27. 6. 1916 schwer verletzt, E.:

    Mennacher Pankratz I.-Gesch.-B. 2 Fr. E. V. San. U.O.; Mennacher Johann I. Leib-R. Minenwerfer, Silberne Tapferkeitsm. E. 2. Kl. 24. 101917. Am ­Isonzo schwer verwundet, Kieferschuß, U.O.; Neuner Joh. 23. F.A.R.Fr. V.; Reiser Korbinian 2. Chevaul. R. Fr. E.; Haas Jos. Landst. Pionier V.; Schärfl Nik. 1.I.R.. Fr. E.; Mäusl Georg Landst. Fr.; Maier Wolfgang,

    Pion.-B. Fr. E.; Seidl Jos. Minenw. Fr.; Eberth Klemens Pion; Winkler Joh. 1.I.R: Fr. E. V.; Schwaiger Joh. 23. Mun. Koll.; Schwaiger Franz 6. F.A.R: Fr. E.; Schnetzinger Matthias Österr. Kaiser-R.; Steinköhlerer August 6. Arm.Fr. E.; Winhart Sigmund 2.I.R. Fr. E. V. Sergeant; Wagner Hans 10 I.R. Fr. + 1933; Welzmiller Xaver 7.F.A.R. Fr.; Johann Josef 1. Landsturm I.R.; Maier Michael 1. Jägerb. Alpenkorps Fr. E.verwundet; Birmelin Georg; Kasper Franz, Feldgeistlicher; Dichtl Franz Fr., + 1930; Maier Hubert, Offizier-Aspirant Fr.; Rechl Jos. F.A.R.E.; Maier Wolfgang i. Pion. E. verwundet; Knorr August, Füsilier-R.; Ramberger Otto 1. Leib-R. verwundet, E. V.; Amarell Joh. 1.I.R: Fr.; Lermer Adolf Landst. F. A. verwundet; Westner Andreas 1. Landw. I. R. Fr. E., Silberne Tapferkeitsm. V.; Rauscher Georg, Train Fr. Rußl.; Rauscher Paul 2.I.R. U. 0. E. verwundet; Rauscher Andreas Fr. und im Osten; Maier Ludwig 7. F.A.R. E. V. verwundet; Hochwimmer Michael 2.I.R. Fr verwundet; Ögl Leonhard 1.Jägerb. Fr. verwundet, E.; Dr. Dix Karl, Landsitz Glonn, Oberstabsarzt a. D. 16. Res.I.R. Fr. E. V.; Dr. Lebsche, Max, Professor 6. Res. Div. San. Komp. Stabsarzt, Chirurg, Freiwilliger beim Grenzschutz (Schlacht am Annaberg), E. Mil. Verd. Orden mit Kreuz u. Schw., Schlesischer Adlerorden 1. und 2. Kl.; Maier Magdalena als Schwester beim Roten Kreuz Fr. u. Italien und ebenso Maier Anna; Obermaier Adolf, Grenzschutz; Wust Alois Luftschiffer E.; Lechner Florian Landst. Vogesen: Strauß Alfons 1. F.A.R. E.; Mittermüller Georg Fr. E. kriegsbeschädigt; Maier Simon Landst. V.; Neuwirth Andreas Fr.; Gürteler Willibald 18.8. 1918 verwundet, Verlust der linken Hand, E. V.; Wäsler Joh. 1. Res. F.A.R. Goldene Tapferkeitsm. E. V. Sergeant, Fr. Serbien; Wäsler Georg. Sanitäter Fr.; Kestler Gustav 12. I.R: E. V.; Wagner Jos. Feldlazarett E. V.

    Seite 140


    Landsturm-Musterung in Ebersberg Jahrgänge 1869/82; Gemeinde Glonn,

    Wagner Isidor, Train, + 1937; Faßrainer August 1. F.A.R. Fr. E.; Gruber Ignaz, Hilfsdienst in Galizien und Belgien; Gruber Alfons, Alpenjäger E. 1. Kl. V.; Marx Otto, Kraftw. E. V. Fr.; Maier Franz, jun. 12.I.R. Fr.; Mühlhölzl Martin, Bäckerei in Mazedonien, E.; Schwaiger Joh. F. A. R. Fr.; Huber Martin Geb. A., Fr., Dolomiten, V. Finnische Tapferkeitsm. 1.Kl..; Huber Anton Fernspr. Fr. E. V.; Gruber Markus und Jos. Fr.; Eberth Kle­mens Fr.; Killi Franz Fr., dreimal verwundet; Kümmel Georg sen. Voge­sen; Braun Jos. Fr.; Oberpriller Georg Fr. V.; Obermaier Lampert V.; Haas Karl V.; Gruber Georg, Train, V.; Dr. Härlein Ernst, Feldhilfsarzt Fr. V.; Streitner Jos. Fr. E. V. 1. F.A.R.; Obermaier Franz Fr.; Lanzen­berger August 1. F.A.R: Fr.; Lanzenberger Hubert, Flieger Fr. E. V.; Lanzenberger Anton Fr. E.; Zoß Korbinian Fr. E. V.; Bortenschläger Flo­rian Fr. E.; Kaiser Franz Fr. E. V.; Kranner Florian E. V. Fr.; Ege Adolf Fr. E. V., verwundet; Schärfl Sebastian Fr.; Gruber Sebastian Fr. V.; Maier Rupert 1. F.A.R. Fr., zweimal verwundet, E.; Reisacher Heinrich Sergeant, Fr. Vizefeldwebel E. 2.Kl. V.; Segmüller Eduard, Hilfslehrer, erkrankt, heute in Fürstenfeldbruck; Schindler Joh. 12.I.R: Fr. E. V. verwundet, Sergeant; Beham Ludwig i. Jägerb. Fr., Rum., Ital.; Parzer Alois 1. Jägerb. Oberjäger, verwundet; Schweiger Nikolaus 1. F.A.R. Fr., Rußl. E. V.; Neuner Josef 12. I.R: Fr., verwundet, + nach dem Kriege; Dr. Jäger Lo­renz 110.I R: Oberarzt der Res. E. 1. und 2. Kl.

    Von Haslach: Huber Jos. 23. F.A.R. Fr.; Seiler Jos. Landw. Fr.; Zehet­maier Sebastian 3. I.R: Fr.; Giesl Georg 5.I.R. Fr. E. V. Vizefeldwebel, verwundet; Giesl Hubert 1. Train Fr.; Rieder Jos. 19. Kav.R: Fr.; Johann Albert 1. Kav.R: Fr.

    Von Frauenreut: Rauth Jos. Arm.-B. 5 Fr. E. 2. KI.; Obermaier Jos. 1. Landw. I.R. Sergeant E. 2.Kl.; Obermair Jos. Wirt E. 2.Kl. + 1920; Obermüller Konstantin F. A. Fr., +1928; Obermüller Egid, Dr. 1. Leib-R. Fr.; Obermüller Michael 1. F.A.R. Fr., Rumän.; Leitstadler Joh., Dienst­knecht in Reisertal, Minenwerfer, Fr. Sergeant, E. V. Gefangensch.; Schwai‑

    Seite 141


    ger Joh. 17.I.R. Fr., verwundet; Haberl Johann12. Div. Fr., Rumän.; Auer,  Isidor 1. Landw. I. R. Fr., Rum.; Esterl Sebastian, Reisertal ‚. F.A.R. E. V.

    Von Mattenhofen: Esterl Joh. Luftschiffer, Fr., Rußl.; Esterl, Josef, 1. Leib-R. Fr., Rumän., Ital. E.; Esterl Franz 1. F.A.R. Fr. E. V.; Sarreiter Joh. 15. I.R: Fr.; Sarreiter Balth. Pion. Fr.; Kranner Isidor Fr. V.; Kranner Ludwig 2.I.R. Fr.; Kranner Thomas 11. I.R: Fr. E. V.; Öttl Johann 2. I.R.V.; Hierl Simon 1. Leib-R., verwundet, an allen Fronten.

    Von Steinhausen: Beham Korbinian 14. Jägerb. Rum., Serb.; Beham Ludwig 1. Jägerb. Rum.; Eichner Jos. Train Fr., Rum.; Beham Peter 2.I R. Fr. E. V., in Gefangensch. vom 26. 9. 1918 bis 26.2. 1919; Hechenthaler Alois 15. Landw.R. Fr. E., verlor den rechten Fuß.
    Von Mühltal-Ursprung: Mühlthaler Jos. Train Fr.; Neumaier Johann 7.F.A.R. Fr.; Obermaier Paul 2.Landst. Fr.; Steinecker Jos. 26.1.R.Rum.; Kirchberger Andreas 7. F.A.R. Fr., Karp., Galizien, E.; Neumaier Georg 1.F.A.R. Fr. E., UO.; Winhart Ludwig, Sergeant, L. Mun. Koll. E.V.; J Mühlthaler Paul.

    Von Kreuz: Abinger Franz 15. I.R: Fr. E. V. Sergeant, schwer verwundet 7. 7. 1915; Wimmer Peter 18. I.R: Fr., Rum.; Schärfl Sebastian 2. Landst. 1. R. V.; Schärfl Korbinian 1. F.A.R.Fr. E.

    Von Reinsdorf-Kastenseeon: Sigl Franz beim Stab der 6. Res. Div. Fr.E. V.; Kronester Josef  Ballon-Zug 14 Fr. E. V.; Tristl Martin 15. I.R. Fr. Galiz. E. V.; Tristl Joh. 8. I.R: Fr., Rußl. E. V., Goldene Tapferkeitsm., Vizefeldwebel; Tristl Sebastian 8. F.A.R. Fr. E. V.; Zainer Isidor 16.I.R.Fr.; Lechner Jos. Fr., Rußl., vom Dez. 1918 bis Aug. 1919 in Gefangenschaft; Wäsler Jos. Mun.Koll. 47., Fr., Rumän.

    Von Münster: Bell Joh. 3. F.A.R. Fr., Mil.-Verd.-Kreuz 2.Kl. Vizefeldwebel; Huber Jos. 7. I. R: Fr. V., Gefangensch. von 1917 bis Febr. 1920; Mayer Isidor 13.I.R: Fr., Galiz., Rußl.; Schärfl Jos. 16. I.R: Fr. E; Zehetmaier Joh. 1. I.R. Fr. V.; Killi Joh. Schwere Reiter Fr.; Killi Sigmund 1. Fr., Rußl., Rum. E.; Killi Albert F.A. Fr.; Bromersberger Max; Brothuber Martin; Sigl Thomas; Gartmeier Joh.; Huber Jakob 20.I.R: Fr.,gefangen bis 1919.

    Von Schlacht: Bachmeier Joh. 12.I. R. Fr. E. V.; Bachmeier Max Pr-Husaren-R. Rußl., Galiz., Serb. E. V.; Bachmeier Jos. 1. Train Fr. E.; Bachmeier Anton Alpenkorps, alle Fronten, E., +1935; Fußstetter Gregor Leibgarde I. R. 115 Fr. V.; Höhenberger Simon 1. F.A.R. Fr. E. V.; Fußstetter Joh.; Keller Max 106. Pion. Tirol, Serb. E., Bulgarische Verdienstmedaille; Mittermüller Joh. 1. Landw.-R. Fr. E. V.; Roth Anton Arm.-Bat.6 Fr.; Spitzentränker Anton 4. I.R:; Wimmer Martin 20. I.R. Fr. V. U.O.,+ 1935; Zistl Georg Fr. E. V. Kraftf.; Fellermaier Jos. 3. F.A.R. Fr. Rußl.; Fellermaier Martin Geb. Masch. Gew. Komp. E.; Stauderer Jos. 1.I.R. Fr. E. V., verwundet; Stauderer Peter 1. I.R. Fr. E. V., verwundet; Wimmer Isidor 7.F. A. R. Fr.; Kirmaier Franz 2. Res. 1. R. Fr. E. V.; Zistl Martin 15. I.R. schwer verwundet, Kopfschuß, im Heim für Hirnverletzte, E.V.

    Von Westerndorf: Bonetsmüller Michael 57. Res. I. R. Fr. E., verwundet;  Bonetsmüller Hans, kriegserblindet; Lechner Jos. von Wetterling, württ. Res. R. 247 Fr.; Wust Engelberg von Straß 6. Res. F.A.R. Fr.; Reiter Georg von Hermannsdorf 26. I.R. Fr., Rum. E. V.; Hansig Josef 12. I.R.,ver-

    Seite 142


    wundet, E. V. Fr.; Reiser Joh. 7. F.A.R., verwundet, E. V. Fr.; Bonets­müller Jos. 7. F.A.R. Fr., Karp.; Singer Benno 1. Schw. Reiter R.; Sewald Joh. 16. I.R. Fr., Rußl. E. 2.Kl. V. 2.Kl. Leutnant, Katechet in München, auch beim Freikorps im Chiemgau; Sewald Jos. (Vater) 7. F.A.R. Fr. E.2.Kl.

    Von Zinneberg-Sonnenhausen: Rainer Joh.; Erath; Ortner Jos. F.A.R.; Ehgartner Alois, 4. Chevaul. R.; Berberich Karl, Sergeant; Niebler Josef, 7.F.A.R. Fr.; Ametsbichler Joh., Sergeant; Greimel Anton; Hofmann, ver­wundet; Dorsch Max.

    Von Wetterling: Winkler Johann 1. Res. I.R. Fr. E. V.; Lechner Josef, 247. württ. Res.R. Fr.; Lechner Leonhard 9. F.A.R. Fr. U.O. E. V,; Wei­chinger Michael, Fahnenschmied b. F. A. II.; Mehringer Silvester von Her­mannsdorf 4. I.R:

    Ferner waren im Garnisonsdienst: Daxner Georg von Adling; Lechner Rupert von Balkham; von Glonn: Stadler Emmeram, Beham Max, Ober­maier Sebastian, Feicht Anselm, Huber Jakob, Gruber Franz, Haas Markus, Kraus Georg; von Haslach: Kranner Joh., Kranner Jos., Ganghofer Georg; von Kastenseeon: Hingerl Josef, Triestl Josef; von Schlacht: Kleinmaier Georg sen., Sedlbauer Korbinian, Wimmer Martin sen., Kleinmaier jun.; Sarreiter Markus von Mettenhofen; Wimmer Alois von Kreuz; Sigl Franz von Reinsdorf; Otto Leutze von Zinneberg; Decker Anton und Müller Jos. von Glonn zum Grenzschutz; Sanitätsrat Lebsche war Leiter des Erholungs­lazarettes in Zinneberg und in Falkenberg.

    Die Zusammenstellung der Listen für die Gefallenen und Kriegsteil­nehmer wurde mit Hilfe des Veteranenvereins Glonn mit vieler Mühe hergestellt, jedoch ohne Gewähr für restlose Vollständigkeit. Dies war eine überaus schwierige Arbeit. Es wurden auch diejenigen aufgenommen, die sich seit dem Kriege in Glonn ansässig machten.

    Einige Stellen aus Soldatenbriefen eines gefallenen Kriegers unserer Hei­mat: „Wie gern hätte ich noch persönlich von jedem aus Euch Abschied genommen, aber das ist der Krieg, der harte Krieg, der es mir verwehrt. Ich muß, wenn auch schweren Herzens, dies Opfer bringen; es wird nicht mein letztes sein. Erleichtert wird es mir durch das Bewußtsein, daß ihr meiner in treuer Liebe gedenkt und mit Euerem Gebete begleitet. Sollte ich nach Gottes Ratschluß meine teure Heimat nicht mehr sehen, dann ver­geßt nicht des Sohnes und Bruders in fremder Erde. … Jetzt sind schon wieder drei Wochen vergangen, seit ich die letzte Nachricht (1917) von Euch erhalten habe. Ich meine, daß der Briefwechsel zwischen mir und daheim das Gleichgewicht beibehalten soll und wenn ich so oft schreibe, wenigstens nicht weniger oft auf Antwort rechnen dürfte . . . Sonst könnte man zu der Annahme kommen, daß man in der Heimat der Lage jetzt im vierten Kriegsjahr nicht mehr das richtige Verständnis entgegenbringt und man sich mit einer gewissen Gleichgültigkeit dem Lauf der Dinge anzupas­sen verstanden hat. Je länger der Krieg dauert, desto sehnsüchtiger ver­langen wir alle – nicht am wenigsten wir an der Front angesichts der hundertfältigen Gefahr – nach dem baldigen Frieden in der Heimat; aber traurig ist es für uns, sehen zu müssen, daß uns heraußen die Heimat nicht mehr versteht. Sie hat sich damit abgefunden den Feind von ihren Grenzen

    Seite 143


    endgültig abgewehrt zu wissen, weiß aber die Opfer nicht mehr zu würdigen. Es liegt mir ferne, mich hereinzubeziehen; was ich bis jetzt geleistet tat ich aus soldatischem Pflichtgefühl; ich will nur allgemein sprechen und mich auch so verstanden wissen. Mit dem ewigen Geschrei nach einem Frieden unter allen Umständen ist uns heraußen am allerwenigsten geholfen; der Gegner verdreifacht dadurch nur seine Anstrengungen, was Tausenden wieder das Leben kostet; das sollte man zuhause mehr in Erwägung ziehen… Wie freue ich mich darauf, wenn wir gesund nachhause zu unseren Lieben kommen. Da heraußen lernt man die Heimat erst schätzen und lieben…Bei Quentin im Quartier: Die Leute anständig, zuvorkommend, höflich, luxoriöses Zimmer, Himmelbett, elegant . . . gegen Bequemlichkeiten bin ich abgestumpft, daß ich keine Nacht im Federbett schlafen konnte; ich legte mich dann auf den Boden, eingewickelt in eine Schlafdecke…“ Aus allen Briefen geht die Sehnsucht hervor nach Briefen und Nachrichte der Heimat.

    Der Traum meiner Jugend.

    Von Wolfgang Wagner, Posthaltersohn in Glonn, Leutnant der Rs. + 21.2.1918;

    Wie wär es so süß und so himmlisch schön,
    Zu sterben für heilige Erde,
    Im blutigen herrlichen Schlachtengewühl,
    Die erhaltende Hand noch am Schwerte.

    Wenn hell würde klingen das Siegeshorn
    Welch herrlicher Abschied vom Leben!
    Wie würde die Seele vertrauensvoll
    Zum ewigen Richter entschweben!

    Ein junger, herrlicher Heldentod
    Zwischen Leichen der feindlichen Schar,
    Ein Tod für König und Vaterland,
    Ein Tod für Thron und Altar.

    Ein Tod, im Herzen versöhnt mit Gott,
    Im Schlachtfeld in Heldentugend,
    Ein Tod mit Gott für das Vaterland –
    Das ist der Traum meiner Jugend.

    Kommentar: De war’n ja drauf

    Koller Karl, Major des Generalstabes der Luftwaffe in München, Sohn des Sicherheitskommissärs Josef Koller in Glonn. Im August 1914 kehrte er aus England in die Heimat zurück und trat mit 16 Jahren als Kriegsfreiwilliger in die Armee. Nach Felddienst bei der Angriffsgruppe Arras Ost von Lochow und dem Stabe der 8. (preuß.) 1. Div. (Arras, Loretto, Vimy, Loos) 1916 zu den Fliegern versetzt. Bayr. Kampfstaffel 34 (Somme, Verdun). 1917/18 Flugzeugführer bei der preuß. Flieg. Ab. 23 (Fernaufklärung im Westen), dann Jagdflieger bei der Bayr. Jagdstaffel 76, kämpfte er zuletzt bei der großen Frühjahrsoffensive in Frankreich 1918.

    Seite 144


    Für Tapferkeit vor dem Feind wiederholt befördert und ausgezeichnet. Nach mehreren Luftsiegen am 25. 5. 1918 im Luftkampf bei Amiens gegen sechsfache Überlegenheit nach Abschuß eines Gegners selbst hinter den englischen Linien abgeschossen, eineinhalb Jahre in englischer Gefangen­schaft. Nach Rückkehr aus der Gefangenschaft beider Bayr.Fliegerstaffel I

    Bildtext: Major Karl Koller von Glonn

    erfolgreicher Segelflieger, Offizier der Bayr. L. P., Lehrer an der Offiziers-Schule München, Hauptmann im L. P. Führerstab 1935 zur neuen Luft­waffe (Fliegertruppe) versetzt. Höhere Luftwaffenschule. Luftkriegsaka­demie, Offizier Ia im Luftwaffengruppenkommando III.

    Ein Glonner als Pionier des deutschen Segelflugs.

    Beim Rhönsegelflugwettbewerb 1921 war Bayern durch ein von Karl Koller geführtes Segelflugzeug des Bayr. Aero-Clubs vertreten. Das Flug­zeug war eine interessante Versuchskonstruktion ohne die üblichen Höhen-, Seiten- und Querruder. Die Führung erfolgte durch unmittelbare Steue­rung der Flächen. Die technische Kommission wollte das Flugzeug als viel zu empfindlich und gefährlich im Fluge zunächst gar nicht zulassen. Aber Koller erreichte bis 15. August die bis dahin größte Flugstrecke von 640 m; am 20. August brachte er den durch Klemperer inzwischen eroberten Ent­fernungsweltrekord durch einen vielbeachteten Flug von fast drei Minuten

    Seite 145


    Bildtext: Segelflugzeug, mit dem Major Koller flog

    Dauer und einer Entfernung von 1900 Meter zwischen Start- und Landungsstelle erneut an sich. Am 25. August flog er ohne Höhenverlust einen vollständigen Kreis und eine weitere Kurve von 180 Grad. Koller war der erste Flieger, welcher mit einem Segelflugzeug einen vollen Kreis geflogen hat. Bei mehreren Flügen konnte er die Startstelle beträchtlich überhöhen. Am Schlußtage, am 25. August, stellte Koller durch einen Flug über als fünf Kilometer einen absoluten Weltrekord auf. Die Flüge erregten damals erhebliches Aufsehen. Interessenten aus ganz Europa, sogar aus Japan waren anwesend und Berufungen zu Lehr- und Vorführungszwecken gingen ein aus England, Frankreich, der Schweiz und anderen Ländern. Sie wurden alle, weil die deutsche Luftfahrt noch aus allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen war, entschieden abgelehnt; nur in das besetzte Saargebiet ist Koller gegangen zu Vorträgen und Schauflügen auf besonderen Wunsch der dortigen Fliegerkreise und höheren Schulbehörde. Später arbeitete Koller in seiner dienstfreien Zeit als Segelfluglehrer und Chefpilot in der Segelfluganstalt Pähl am Ammersee. Es gelang oft die Überhöhung des Startpunktes um 50 Meter und mehr. Mit Koller übte dort auch der bekannte Kriegs- und Kunstflieger, der nunmehrige General Udet. Beim Rhön-Wettbewerb 1922 mußte Koller nach einem schweren Sturz die zerstörte Maschine aus dem Wettbewerb nehmen. Im Deutschen Museum zu München hängt ein Modell der von Koller 1921 geflogenen Maschine.

    Kriegerdenkmal in Glonn.

    1920 wurde ein Kriegerdenkmalverein gegründet. Vorsitzende waren anfangs: Sanitätsrat Lebsche und Pfarrer Schrall, Kassier Winhart in Usprung, später Jos. Landthaler und Bürgermeister Meßner. Beginn der

    Seite 146


    Bildtext: Kriegerdenkmal in Glonn

    Inflation: 1. Sammlung 7620 Mark. Fachliche Beiräte waren: Architekt Hepp­ner und Bildhauer Müller in München, den Entwurf machte Professor Lempel. Wegen Geldentwertung kaufte man fortwährend Materialien und es gelang noch vor der vollständigen Entwertung des Geldes das Denkmal fertigstellen zu können. Die Hunderttausende von Mark wurden immer wertloser. Im Oktober 1922 begannen die Arbeiten und am 10. Juni 1923 wurde das Denkmal eingeweiht, wobei Oberstabsapotheker Surauer die Fest­rede hielt. Das Denkmal stellt einen sterbenden Krieger dar, dem ein Ka­merad hilfreich zur Seite steht. Das Denkmal fügt sich recht gut dem Orts­bild ein. Interessant sind die Preise: Ein Festzeichen kostete 10000 Mark. Einnahmen aus Festzeichen und Karten a 2399492 Mk., vom Bier 513600Mk. Das Denkmal kostete 5 Milliarden 206000 Mark. Die Einnahmen waren 4 Milliarden 30000 Mark. Der Fehlbetrag von 1 Milliarde 175000 Mark wurde vom Kassier Ludwig Winhart gedeckt. Die Musik kostete 460000 Mk. Die Bildhauerarbeiten führte Maier-Ebersberg aus nach dem künstlerischen Entwurf von Professor Lempel in München, die übrigen Arbeiten machten Glonner Handwerksleute.

    Die Ursache gar mancher Kriege ist die Eroberungssucht. Ein Krieg kann zum Schutze für Heimat und Vaterland notwendig werden und den Opfer­mut, das Heldentum und die Tapferkeit wecken und fördern. Der Krieg kann aber auch für Sieger und Besiegte ein Unglück werden, weil der Un­terlegene stets auf Rache sinnt. Wir haben die Inflation bei den Besiegten, aber auch bei den Siegern erlebt. Die Kriege schlagen Wunden, die nur durch Frieden geheilt werden können. Das menschliche Leben ist ein be­ständiger Kampf. Durch Kampf zum Sieg —zum ewigen Frieden.

    10*                                                                                                                                           Seite 147


    Wäre nicht der Neid der Völker,
    Menschen könnten glücklich werden;
    Wäre nicht der Haß der Menschen,
    0, es wäre schön auf Erden!

    Glonn hat den gefallenen Kriegern aus Dankbarkeit ein recht ansprechendes Kriegerdenkmal errichten lassen. Ein Soldat steht seinem sterbenden Kameraden beim Tode bei. In Dankbarkeit, Liebe und Treue wollen wir zeitlebens unserer Helden gedenken. Die Grahinschrift der bei Thermopylä gefallenen Spartaner lautet:

    ‚Die hospes Spartae, nos to hic vidisse jacentes,
    Dum sanctis patriae legibus obsequimur.”

    “Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten,
    du habest Uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“

    Als der Theologe Franz Galgenmüller ‚aus Unterpfahlheim, bei Craone tödlich verwundet wurde, schrieb er noch noch vor seinem Tode auf ein Papier:

    „Wenn ich jetzt sterben muß, Mutter,
    sollst nicht weinen!
    Nimm ihn hin diesen letzten Gruß,
    von dem Liebsten Deinen.
    Darf ich auch nicht den Frieden sehen,
    nicht mein Ziel erreichen,
    Denk, es ist im Herrn geschehen,
    der wird alles gleichen.
    Wisse wenn mein Aug‘ nun bricht,
    meine Arm‘ erlahmen,
    leise noch die Lippe spricht:
    Jesus, Mutter! Amen.“

    Der Krieg und seine Folgen. Die Räteregierung.

    Kommentar: Obwohl die Nationalsozialisten ca. 500 Exemplare der, aus ihrer Sicht nicht genehmen, Niedermair Chronik beschlagnahmten (Siehe W. Koller), sah Niedermair selbst die wahre Bedrohung in den Spartakisten und noch schlimmer in den von Juden geführten Roten, die er als „Abschaum der Menschheit bezeichnet“. An dieser Stelle wird noch einmal deutlich, dass diese Chronik ein historisches Zeitdokument ist, das im historischen Kontext zu betrachten und zu interpretieren ist.

    Der Weltkrieg 1914-1918 war für uns, ringsum von Feinden umgeben etwas Furchtbares. Die ganze Welt lag im Kriege und die Opfer waren schrecklich. Entbehrungen und Hungersnot wurden so groß, daß allenthalben der Mut und das Vertrauen erlosch und man ganz allgemein Wenn nur der Krieg einmal aus wäre. Leider haben bei uns nach Kriegsende ganz unsaubere Elemente die Macht an sich gerissen: die Spartakisten unter Führung von Juden. Da ging alles durcheinander. Es war die Rätezeit mit dem Soldaten- und Arbeiterrat. In München hatte der Abschaum der Menschheit das große Wort und ein blutiges Regiment geführt: Geiselmord. Die Rote Garde herrschte unumschränkt. Gott sei Dank bildete Weiße Garde, das Freikorps zur Befreiung Münchens. Wir haben alle schreckliche Zeit miterlebt und wissen, was eine Regierung ohne Zucht und Ordnung ist. Ich will nur die Bildung des Freikorps von Glonn-Grafing kurz darstellen zur Erinnerung für spätere Zeiten. Glonn war in einer gefährlichen Lage. Die Spartakisten hatten München, Rosenheim, Aibling,

    Seite148


    Kolbermoor besetzt. Glonn liegt gerade in der Mitte und war somit großer Gefahr ausgesetzt. Am 7. April 1919 wurde die Räteregierung ausgerufen und nun begann die Kampfzeit. Alsbald kamen Lastautos nach Glonn und Umgebung mit Bewaffneten und nahmen Nahrungsmittel und Vieh mit Ge­walt und ohne Bezahlung in Beschlag. Nun gründeten beherzte Männer eine Bürgerwehr. ein Freikorps Grafing. Einer der ersten war in Glonn Johann Wäsler, Schmiedmeister, den den ganzen Weltkrieg mitgemacht hat, Träger des Eisernen Kreuzes II. Klasse und der Goldenen Tapferkeitsmedaille ist. Er hatte schon im Kriege die größte Tapferkeit gezeigt. Daher war er auch sogleich bereit, sich zur Befreiung von München zu melden und seine erste Frage war: „Geben wir Pardon oder nicht?“ Als er die Nachricht zur Ein­berufung erhielt, ließ er sogleich alles liegen und stehen, nahm den Karabiner und den Revolver und war der erste am Bahnhof. Mitglieder des Freikorps Glonn waren: Von Glonn: Joh. Wäsler, Ignaz Gruber, Josef Huber, Donat Gruber, Josef Winhart, Josef Koller, Joh. Leitstadler (Ser­geant, Führer der Gruppe Glonn), Franz Ebersberger, Adolf Obermaier; von Haslach: Xaver Heiler, Benno Singer, Georg Gisl (Jagdaufseher); Bertl Lechner von Balkham; Sebastian Esterl von Reiserthal; Sebastian Triestl von Kastenseeon; Michael Obermüller von Frauenreut; Georg Neumair von Ursprung; Leonhard Sigl von Pframmern: Josef Voglrieder von Orthofen; Egid Obermüller von Frauenreut; Josef Kronester von Kastenseeon; Seba­stian Schärfl von Kreuz; Max Sarreiter von Mattenhofen (wurde verwun­det); Storchhals, Jagdaufseher in Zinneberg; Paul Link von Wetterling,  Obermaier Johann von Frauenreut; Franz Esterl von Mattenhofen; Josef Reiser von Reinsdorf; Michael Heim, Knecht in Hafelsberg; Martin Wim­mer von Schlacht und ein „Bartl“ von Schlacht; ein Wagenstaller von Moosach.

    Bild: Glonner Freikorpsteilnehmer 1919

    Seite 149


    Am 13. April gab es einen Kampf bei München mit zwanzig Toten und über hundert Verwundeten. In Rosenheim wurde das Standrecht verkündet, dorthin kam eine Garde Roter, stürmte die Stadt, wobei es drei Tote gab und 80000 Mark Strafe gezahlt werden mußten. General Ritter von Epp sammelte ein Freikorps. Am 18. April wurde das Lechfeld gesäubert und in Epfenhausen gab es Einquartierung des Württemberger Freikorps.  Bis Geltendorf besetzte die Weiße Garde das Gebiet, bis Fürstenfeldbruck reichte die Rote Garde. Vierzehn Tage lang war der Post- und Bahnverkehr gesperrt. Am 23. April begann der Angriff auf München. Das Freikorps Landsberg zog über Starnberg nach München. In Grafing war die Bürgerwehr bei welcher sich die Glonner befanden. Um die Gegner zu täuschen, wurde öffentlich verkündet, die Bürgerwehr sei aufgelöst. Die Roten waren gut ausgerüstet, dem Freikorps fehlten die Waffen. Ende April war das Gra­finger Freikorps 400 Mann stark. Am 26. April wurde vom Grafinger Freikorps der Bahndamm bei Zorneding gesprengt und es wurde ein Handstreich auf Haar durchgeführt. Aus Haar erhielt man Nachricht von der Anwesenheit von fünfzig Roten. Mit zwei Auto traf das Freikor­ps in Zorneding ein und zog in zwei Abteilungen nach Haar. Der Leutnant Wiedemann, Verwalterssohn von Niederseeon, wurde beim Betreten der Wirtschaft in Haar von einem Roten erschossen und Max Sarreiter von Mattenhofen schwer verwundet. Leutnant Singer stürmte mit dem Revolver in der Hand und seinen Leuten ins Wirtshaus und nahm siebzehn Rote gefangen. Endlich kamen von Passau die notwendigen Waffen. In Zinneberg haben die Roten den General Bothmer verhaftet und ins Luitpoldgymnasium nach München zu den übrigen Geiseln gebracht. Dort befreite  ihn angeblich vor dem Mordtage ein als Roter sich ausgebender Weißgardist,. Am 30. April wurde München gestürmt. Das Grafinger Freikorps zog nach Rosenheim, das mit etwa 5000 Mann umzingelt wurde. Am 1.Mai wurde München erobert, am 2. Mai mittags erfolgte der Einmarsch von allen Seiten. Am 2. Mai erfolgte der Einzug in Rosenheim. Am 3. Mai ergab sich Kolbermoor bedingungslos. Am 4. Mai kehrten die Freikorps in Heimat zurück.

    Aus dem Freikorps ging die Einwohnerwehr zum Schutze der Heimat hervor. Als diese 1923 aufgelöst wurde, bildete sich ein Ortsschutz unter der Führung von Rupert Maier und Johann Wagner, dem in der ganzen Gemeinde 161 Personen beitraten. Nachdem 1924 das Waffenverbot kam, löste sich der Ortsschutz auf.

    Das Verkehrswesen.

    Die jüngere Generation kann sich kaum mehr in die einfachen Verhältnisse hineindenken, die noch vor einigen Jahrzehnten auf dem Gebiete des Verkehrswesens herrschten. 1778 fing in Aibling erst die reitende Briefpost. ihren Dienst an. Das meiste Fuhrwerk ging auf der Poststraße (alten Römerstraße) von Salzburg nach Rosenheim und von da entweder über Aibling-­Peiß oder über Ebersberg nach München. Glonn, in der Mitte zwischen beiden Straßen gelegen, blieb dem Verkehr so ziemlich verschlossen. Die S­traße von München nach Glonn wurde etwa um 1810 gebaut. Erst seitdem die Eisenbahnen gebaut wurden, stellte sich auch in Glonn das Verlangen ein,

    Seite 150


    wenigstens einigen Anschluß zu bekommen. Als nun die Eisenbahn von. Holzkirchen nach Rosenheim am 24. Oktober 1857 in Betrieb gesetzt wurde, suchte man sich in Glonn damit in Verbindung zu setzen. Auf Bitten der Glonner Bürgerschaft, besonders des Posthalters, erhielt Glonn am 1. Juli 1864 den Postverkehr mit einem Postomnibus, der anfangs täglich zwischen Glonn und Westerham, dann über Höhenrain verkehrte. Als aber am 1. Mai 1876 die Bahnlinie München—Grafing—Rosenheim eröffnet wurde, fuhr die Postkutsche nach Grafing, bis sie vom Stahlroß abgelöst wurde. In den 80er Jahren wurde Posthalter Wagner von Glonn Landtags- und Reichstags­abgeordneter und allmählich stellte sich der Wunsch ein noch mehr an den Weltverkehr angeschlossen zu werden. Eine Kalamität, die Nonnenraupe, die zum Schrecken aller Waldbesitzer in ungeheurer Menge auftrat, kam dem Antrag zu einem Notbahnbau wegen der Abfuhr des gefährdeten Holzes zu Hilfe. Die Gemeinde Glonn übernahm durch Gesamtgemeindebeschluß vom 4. September 1892 die sämtlichen Kosten der Grundablösung und so wur­den vorn Landtag am 31. März 1893 die Kosten zum Bahnbau von Grafing nach Glonn bewilligt. Bereits am 2. August 1893 wurde mit dem Bau be­gonnen und die Arbeiten gingen so schnell vorwärts, daß schon am 26. Mai 1894 die Bahn eröffnet werden konnte zum Jubel der ganzen Bevölkerung. Der Eröffnungstag war ein allgemeiner Feiertag. Als der erste Zug aus der Talmulde von Moosach zum Vorschein kam, erdröhnten von allen Anhöhen um Glonn Kanonen- und Böllerschüsse, eine große Volksmenge fand sich am Bahnhof ein und begleitete den Festzug durch die zierlich geschmückte Ortschaft. Als Festgäste waren anwesend: Generaldirektor Schnorr von Ca­rolsfeld, Regierungsdirektor Ebermaier, Bezirksingenieur Raß und Reigers­berg, Betriebsingenieur Seefried, die Landtagsabgeordneten: Präsident Wal­ter, Dr. Orterer, Dr. Daller, Dr. Ratzinger, Dr. Reindl, Aichbichler, Maier. Wenn auch die Rentabilität der Bahn gerade nicht günstig war, so wollte doch niemand diese Bahn missen, ja die meisten wünschen, daß sie eine Fortsetzung entweder nach Aibling oder nach Westerham ins Leitzachtal fände. Die Postexpedition wurde am 1. August 1883 von der Posthalter­schaft getrennt und der Postdienst dem Frl. Hartl aus Partenkirchen über­tragen. Der Telegraph wurde am 23. Juli 1885 in Glonn errichtet. 1886 wurde Herrn Josef Sossau die Postexpedition übertragen. Dieser starb 1917 und seine Frau Theres 1938. Einige Jahre später kam das Telephon nach Glonn, das heute in jedem größeren Dorf der Umgebung zu finden ist. Sossaus Nachfolger war von 1917-1919 Postmeister Bauer; von 1919 bis 1925 Josef Obernberger, +1936 in Tölz, von 1925-1935 Ferdinand Schmidt, von 1935-1937 Max Köhler, seit 1937 Franz Spiegel. Seit 1. Juni 1937 ist Glonn nur mehr eine Zweigpoststelle zum Postamt München. 1916 kam das Postamt zum Spenglermeister Strauß beim Bahnhof und 1927 wurde beim Bahnhof ein Postamtsgebäude gebaut. Seit mehreren Jah­ren hat Glonn auch eine Autoverbindung von München über Egmating.

    Seite 151


    Allerlei.

    Am 3. November 1648 starb die Gastwirtin Magdalena Zächerlin in Glonn, welche der Pfarrherr Schmalzmair mit den größten Lobsprüchen preist. Sie war eine geborne Weiglin von Mühlthal bei dem Kloster Weyarn; während der Kriegszeit war sie fast 23 Wochen auf der Flucht, dann 14 Wochen krank; öfter mit den heiligen Sakramenten versehen, starb sie wohl ausgerüstet als die beste Beschützerin der Pfarrkirche und als eine wahre Mutter der Priester, besonders der Pfarrer und Kapuziner. Sie vermehrte die Einkünfte der Kirche, der Bruderschaft, des Pfarrers, des Lehrers ließ eine Monstranz, ein Ziborium, einen Kelch aus Silber und Gold, eine Orgel, Fahnen, Kännchen, Meßkleider auf eigene Kosten herstellen, weshalb sie für alle Zukunft in gesegnetem Andenken bleiben soll. Am 25. Dezember 1649 starb ihr Gemahl, Balthasar Zächerl, Gastwirt in Glonn, der ebenfalls ein Wohltäter für Glonn war.

    Am 30. Juli 1650 starb Baithasar Winkler, Knecht auf Zinneberg in einem Alter von 106 Jahren.

    Am 16. Mai 1654 wurde der neunjährige Balthasar Göttfried in Mattenhofen von einem Wolf gebissen, woran er nach 14 Tagen starb, sein Bruder Kaspar kam durch einen Schlangenbiß ums Leben. Es scheint eine Wutkrankheit ausgebrochen zu sein, denn es starb einige Tage darauf auch dessen  Bruder Thomas und der Wagner von Spielberg, dessen Hund von einem Wolf gebissen wurde; an dieser Krankheit starb ferner die Elisabeth Kollerin in Mattenhofen, die von einem wütenden Wolf am Arme ein wenig verletzt wurde.

    Im Jahre 1741 sind in der Pfarrei Glonn 98 Personen gestorben; die Ursache dieser hohen Zahl konnte nicht ausfindig gemacht werden.

    Am 21. März 1763 starb das „Tiroler Katherl“, sonst umhervagierend, zur Zeit aber im Dienst beim Riedl in Adling.
    Am 3. September 1803 fiel der Schmied von Kulbing vom Birnbaum ­und war tot.
    Am 6. Juni 1814 um drei Uhr früh wurde Josef Mayr von Glonn zu Zinneberg erschossen und am gleichen Tage beerdigt.
    Am 8. August 1831 wurde Josef Schottner, Lederer von Glonn. einem Jäger erschossen.
    Am 31. Dezember 1854 erschoß sich der Gendam Schleich, am 28. März 1881 Simon Oberrnayer von Glonn.
    Am 23. Juli ertrank in Kastenseeon Josef Albrecht von Walpersdorf, am 16. August 1888 der Bräumeisterssohn von Egmating, Johann. Hacker, dortselbst, am 1. Juli 1894 Josef Baumgartner von Adling im Steinsee.
    Am 12. Januar 1891 starb auf Zinneberg Charlotte Scanzoni von Lichtenfels und am 12. Juni 1891 der berühmte Universitätsprofessor in Würz­burg, Dr. Friedrich von Scanzoni.
    Am 8. Februar 1902 starb Wolfgang Wagner, Posthalter in Glonn, früher Reichs- und Landtagsabgeordneter im Wahlbezirk Ebersherg.

    Interessant ist die Aufführung des Schmiedes Anton Ehescheid von Balkham. Dieser stand in bitterer Feindschaft mit der Geistlichkeit in Glonn.

    Seite 152


    Hatte er ja schon einmal einen Kooperator durchgeprügelt. Er sollte laut Testament einen Jahrtag für seine Eltern halten lassen, aber er wollte davon nichts wissen; er war ein Unruhestifter in der Gemeinde. Während des Gottesdienstes schlug er sich in der Kirche manchmal an die Stirn, schüttelte den Kopf und rief laut: „Da hat er sich geschnitten! ist alles falsch! ich könnte ihm ein anderes Licht aufstecken.“ Dadurch erregte er Ärgernis und Zweifel an der vorgetragenen Lehre. Es wurden ihm die Bücher, die für einen Schmied nicht taugten, konfisziert und er selbst bei Wasser und Brot einen Tag eingesperrt. Der Pfarrer suchte nach, diesen „Bauern­gelehrten“ unschädlich zu machen.

    Am 15. Juli 1846 ist in Glonn Simon Helminger, Reiters Sohn von Bernreith nächst Reichersdorf gestorben, der eine Unmenge von Diebstählen und Brandstiftungen auf dem Sterbebett eingestanden hat. So hat er in Grafing, Holzkirchen, Aßling, Rosenheim Häuser angezündet.

    Bekanntlich wurden in früherer Zeit die vier Jahrmärkte in Kreuz ab­gehalten. Erst seit 1723 finden die vier Warenmärkte (Fasten-, Pfingst-, Jakobi- und Michaelimarkt) in Glonn statt; doch waren diese Märkte nach einem Berichte des Landgerichts Schwaben um 1802 von geringer Bedeu­tung; erst im Jahre 1833 gelang es auf Bemühung des Posthalters auch die Viehmärkte an den darauffolgenden Montagen von Kreuz nach Glonn zu verlegen. 1831 betrug .das Standgeld vom Warenmarkt 56 fl. 43 kr.

    Das Pfarrdorf Glonn wurde am 24. April 1901 zum Markt erhoben.

    Im Jahre 1881 wurde Wolfgang Wagner, Posthalter in Glonn, in Rosen­heim mit 166 Stimmen zum Landtagsabgeordneten gewählt und am21. Fe­bruar 1887 auch zum Reichstagsabgeordneten. Wagner blieb Abgeordneter bis in die Mitte der 90er Jahre. Am 31. Mai 1907 wurde dessen Sohn, Herr Wolfgang Wagner, mit 2678 gegen 2092 Stimmen zum Landtagsabgeord­neten gewählt. In Glonn wurden bei der Landtagswahl 1905 für das Zen­trum 182, Bauernbund 26, Sozialdemokraten 14 Stimmen abgegeben; bei der Reichstagswahl 1907 waren 403 Wahlberechtigte, Zentrum 268, Li­berale 25, Sozialdemokraten 10, Bauernbund 20 Stimmen. Im ganzen Ebersberger Bezirk waren 1907 bei der Landtagswahl 6667 Wahlberechtigte, wovon das Zentrum 2668, die Liberalen 2092, die Sozialdemokraten 125 Stimmen erhielten.

    Der Pfarrherr Peregrin Dötsch von Högling, ein geborner Bäckerssohn von Glonn, schenkte der Pfarrkirche zu Glonn im Jahre 1807 ein prächtiges Meßgewand mit guten Borten, doch mit der Einxcliränkung, daß dieses Meßgewand Eigentum des Bäckerhauses in Glonn sei. Ebenso sind die Kelche und beide Monstranzen Eigentum der Gemeinde Glonn.

    Im Winter 1788/89 sind in Glonn die Mühlen eingefroren und es mußte das Glonneis im Scharwerk aufgehauen werden.

    Der Messerschmied in Glonn erhielt 1783 die Erlaubnis die Märkte mit seinen Waren zu beziehen.

    Die alten Hausnamen in Glonn bis etwa zum Jahre 1840 sind: Sattler, Sattlschuster, Branntweiner (jetzt Lanzenberger), Färber, Lederer, Furt­müller, Utz, Schmied, Hackl (Bader), Messerschmied, Wiesmüller, Bach­binder, Bachmaurer, Mang, Staunweber, Staunschneider, Metzger, Bäcker, Wirt, Zehenthof (Post-Zuhaus), Widdumbauer (Bäck Zuhaus), Zimmermei‑

    Seite 153


    ster, Pfarrhof, Steinberger (Oßl-Branntweinhaus), Huberbauer (jetzt Huberwirt), Ziegler (Schmiedwastl), Schustermichl, Stiegn, Hannsschuster, Lehnschneider, Wagner (Orgelmacher), Schlosser, Ropfer, Krammerschuster, Christmüller, Waslmüller, Naglschmied, Häuslpauli, Schneck (jetzt Armenhaus), Seiler; die übrigen Häuser sind alle erst in den letzten Jahrzehnten entstanden. Von den alten Häusern sind die meisten schon zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges vorhanden gewesen; damals war der Hausname gewöhnlich auch Schreibname.

    Besonders berühmt waren bis vor wenigen Jahrzehnten die drei Mühlen zu Mühlthal und die vier Mühlen zu Glonn. Viele hatten Tag und Nacht das ganze Jahr hindurch zu mahlen, da die ganze westliche Gegend bis München nach Glonn in die Mühle fuhr. Erst in den letzten Jahrzehnten ließ die Zufuhr nach, so daß kürzlich vier Mühlen eingingen und auch die anderen jetzt nur mehr wenig zu mahlen haben. Derartig hat die Zeit sich geändert.

    Alte Leute erzählen, daß das Schnecknhäusl um einen Roßkammet verkauft wurde.

    Der alte Loher von Überloh hatte nacheinander sechs Weiber geheiratet; 1847 heiratete er zweimal.

    Am 29. Juni 1848 wurde der Bauerssohn von Lindach ermordet.

    Am Keferlohermarkt, sowohl am Tage vorher als nachher, war noch vor einigen Jahrzehnten in Glonn ein großer Verkehr, während man heute fast nichts mehr merkt.

    Am 15. Juli 1895 feierten die Freisinger Absolventen auf der Post in Glonn ihren Festkommers, wozu ein Glonner Absolvent, der Sohn des Musikmeisters Faßrainer, die Anregung gab.

    Bei den Prozessionen wurden bis etwa zum Jahre 1860 40-50 m lange Fahnenstangen mitgetragen, wobei die Fahne ungefähr die Größe eines Sacktuches hatte. Diese Fahnenstangen waren so lang wie das Zuhaus auf der Post, aus mehreren Stücken zusammengesetzt und so biegsam, daß Spitze manchmal trotz senkrechter Haltung den Boden berührte. Das Tragen derselben war sehr anstrengend und es gehörte eine große Gewandtheit dazu.

    Dem Tierarzt Angerbauer, der im Sixnhäusl wohnte, wurden einmal Türen und Fenster zugeschraubt und noch dazu der Kamin mit nassem Heu zugestopft; allein dieser Streich hätte bald einen schlimmen Ausgang gehabt; denn der Inwohner heizte in der Frühe ahnungslos ein, der Rauch konnte nicht abziehen und so wäre er beinahe im Rauch erstickt.

    Ähnlich erging es dem Ignaz Gruber, der ebenfalls einmal ins eigene Haus eingeschraubt wurde.

    Das Höchste aber wurde um etwa 1885 dem Gendarmeriewachtmeister geleistet, dem der Haberermeister und die Gretl als Pfingstlümmel aufs Dach gesetzt wurden.

    Am Pfingsttag 1848 ließ sich der Wiedertäufer Ludwig Schenkelberger, Gärtner von Zinneberg, in die katholische Kirche aufnehmen, nachdem schon mehrere Glieder seiner Familie zur katholischen Kirche zurückgekehrt waren.

    In letzter Zeit wurde hauptsächlich durch Herrn Geistlichen Rat Späth ein Benefizium in Glonn für einen Frühmesser gestiftet.

    Seite 154


    Bildtext: Kreuzbild, das einst auf dem Grottenberg stand

    Ebenso wurde ein Rosenkranz für die Samstagabende mit 3200 Mark gestiftet.
    Hochäcker befinden sich auf dem Weiglberg, an der Straße von Schlacht nach Kastenseeon, an der Straße nach Frauenreut im Walde oberhalb dem „Eseltaferl“. Dort soll es umgehen.
    Ein großer Wohltäter war der Wundarzt und Geburtshelfer Johann Georg Mair in Glonn, geboren am 18. 11. 1776 in München; er hat die Kirche in Weiterskirchen renovieren lassen, stiftete nach Frauenreut mit 1000 Gulden 52 Wochenmessen, 100 Gulden für Ölbergandachten. Auf seiner Gedenktafel an der Südwand der Kirche steht: “Steh stille und denk daran, o Christ! wie niedrig und wie groß du bist! Niedrig ist, was in dem Grab hier unter der Verwesung liegt, groß des Menschen schönste Gab, der Christ, der Tod und Grab besiegt.“

    Auf der Gedenktafel vom Arzt Gregor steht: geb. 27. 12. 1808, + 23. 11. 1861.

    „Gattin! Kinder weinet nicht,
    Ich habe ausgelitten,
    Sterben ist ja Menschenpflicht
    Und den Tod erweicht kein Bitten.
    Lebt wohl! Beim Auferstehen
    Werden wir uns wieder sehen!“

    Am Feldkreuz bei der Finkenhöhe ist die Inschrift:

    „0 Jesus strecke deine Arme
    Gnädig über diese Flur,
    Deiner Kinder dich erbarme
    Und erquicke die Natur.
    Halte ab die bösen Wetter,
    Schütze uns, sei uns Retter!“

    Seite 155


     

    Gedenkspruch am Haus vom Tierarzt und an der Stelle, wo Frau Sanitätsrat Lebsche verunglückte:

    „Glück und Unglück, beides trag in Ruh,
    Alles geht vorüber und auch du.“

    Ein Votivbild der Gemeinde Egmating zur Zeit, als die Nonnenraup Wälder verwüstete, lautet in Tuntenhausen:

    „Maria nimm in deinen Schutz,
    Was heute wir dir weihen,
    Den Wald, daß er der Nonne trutz,
    Das Herz den Zechereien.“

    Aufschrift am Feldkreuz nach Haslach:

    „Trag dein Kreuz, so trägt es dich zur besseren Heimat sicherlich
    Doch murrest du, so drückt es sehr und weichet dennoch nimmer.
    Wirfst du es ab, so glaube mir: ein neues schweres nahet dir.“

    Etwa um 1890 kam eine Karawane Zigeuner mit über 20 Wägen und vielen Familien nach Glonn, besetzten den ganzen Marktplatz, machten ganze Gegend mit Betteln und Stehlen unsicher, daß man die Polizei und die Feuerwehr aufrief und sie zwangsweise auf verschiedenen Straßen über die Gemeindegrenze abtransportieren mußte.
    Vor 1933 wurde in Gionn von jungen Männern der Segelflugsport mit Erfolg betrieben. 1933 mußte dieses Flugzeug an den Luftsportverein Aibling abgeliefert werden.
    1848 war der Lehrer Dunkes von Glonn bei der Abgeordnetenwahl in Frankfurt.- Von 1663-1695 war in Pframmern Hans Eberl Oberamtmann, 1795 Martin Straßberger. – 1880 wurde um 870 fl. beim Utz die Brücke über den Kupferbach gebaut. – 129 war ein so kalter Winter, daß viele Bäume erfroren sind.

    Das Vereinswesen.

    Der Veteranenverein.
    (Quellen: Protokollbuch. des Vereins, Pfarrarchiv, Privatmitteilungen)

    Bereits am 2. Dezember 1834 erschienen bei dem Pfarrer von Glonn Anderl von Westerndorf, der Rumpl von Mattenbofen und der Sturm von Hermansdorf im Namen einiger Soldaten, mit der Bitte, es soll alljährlich am Martinitag für die vom Jahre 1800 ab im Felde gefallenen Krieger ein  Jahrtag mit Vigil und zwei heilige Beimessen gehalten werden. Erst vierzig Jahre später fühlten sieh einige Krieger gedrängt, durch die Gründung des Veteranenvereins eine innigere Verbindung einzugehen. Daher erließen die Kriegsveteranen Anton Schmid, Sebastian Türk, Balthasar Fischer und F Dicht! am 31. Mai 1887 an ihre Kameraden in Glonn und in der nächsten Umgebung einen Aufruf zu einer Besprechung. Sogleich wurden die Statuten entworfen und bei der nächsten Hauptversammlung am 7. Juni kam

    Seite 156


    die Vereinsgründung zustande. 1. Vorstand wurde Herr Hafnermeister An­ton Schmid und 2. Vorstand Herr Käsereibesitzer Sebastian Türk. Sekretär Fischer entwarf eine Zeichnung zu einer Fahne, die gutgeheißen wurde. Daraufhin wurde sie 1871 bei der Paramentenfirma Görres bestellt. Die Kosten für dieselbe betrugen 545 fl., die durch freiwillige Beiträge der Veteranen, Bürger und Jungfrauen in kurzer Zeit gedeckt wurden. Die Fahnenweihe nahm Herr Pfarrer Josef Späth von Glonn vor. Die Patenstelle übernahm der Veteranenverein Grafing. Die Fahne ist in den bayrischen Landesfarben Weiß und Blau gehalten, in Seide ausgeführt und trägt den Wahlspruch: „Mit Gott für König und Vaterland“. Als Vereinslokal wurde das Gasthaus zum Neuwirt gewählt, wo der Verein noch heute sein gast­liches Heim besitzt. 1891 wurde die Fahne um den Preis von 300 Mark und 1906 wieder renoviert. Bei der Beerdigung eines Mitgliedes wird die Fahne mitgetragen, bei einem Krieger werden dazu die üblichen Böllerschüsse ab­gegeben, während bei einem Ehrenmitglied die Fahne nur in der Kirche aufgehängt wird.

    Der Martinitag wird in Glonn noch immer als Veteranenfeiertag mit Predigt und zwei heiligen Ämtern unter sehr zahlreicher Beteiligung begangen. Am Nachmittag findet die Generalversammlung statt, wobei stets pa­triotische und humorvolle Reden die Stunden verkürzen. Seit 1888 wird für jedes verstorbene Mitglied anstatt einer hl. Messe ein hl. Amt gehalten.

    In der Vorstandschaft trat alsbald nach der Gründung eine Änderung ein, indem Joseph IIärtl von Glonn 1. Vorstand wurde. Leider starb dieser tüchtige Mann schon am 13. März 1880 und so wurde an seine Stelle der bisherige 2. Vorstand Sebastian Türk von Glonn zum 1. Vorstand gewählt. Im Jahre 1905 wurde Sebastian Türk für seine eifrige und opferungsvolle 25jährige Tätigkeit als Vorstand, sowie Grasberger von Kreuz für seine mühevolle und ebensolange Tätigkeit als Kassier bei einem Festakt ein Ehrendiplom überreicht.

    Die Vorstände des Vereins waren: Schmidt Anton von Glonn, Hafner, von 1874-77; Härtl Josef von Glonn, Wirt, von 1877-80; Türk Seba­stian, Käser von Glonn, von 1880-1915; Winhart Josef, Bäcker, von 1915 bis 1919; Lanzenberger August, Wirt von Glonn. von 1919-20; Landthaler Josef, Zimmermeister von Glonn, von 1920-28; Maier Rupert, Maschinen­werkstätte in Glonn, von 1928 ab. Am längsten war Schriftführer Maier Markus von 1903 bis 1928 und Grasberger Josef von Kreuz war von 1878 bis 1919 Kassier. 32 Veteranenvereinsmänner sind im Kriege gefallen.

    Krieger aus der Gemeinde Glonn.

    Der Veteranenverein Glonn kann es sich zur Ehre anrechnen, daß er so­gar noch einen Krieger vom russischen Feldzuge 1813/17 zu seinen Mit­gliedern zählen konnte. Der Verein wußte diese Ehre wohl zu würdigen, indem er diesen alten Veteranen, Sebastian Herrmann, Wagner von ‚Wet­terling, im Jahre 1884, als dieser Greis seinen 90. Geburtstag feierte und zugleich am Gründonnerstag als Apostel zur Fußwaschung am Königlichen Hofe in München zugelassen wurde, zum Ehrenvorstand des Vereins er‑

    Seite 157


    nannte. Ziemlich groß ist die Zahl der Teilnehmer an den Kriegen 1866 und 1870.

    An den Feldzügen 1866 und 1870 nahmen aus der Gemeinde Glonn teil: Reiser Andreas von Westerndorf, Wimmer Max von Kreuz, Türk Sebastian von Glonn, Hartl Ludwig von Schlacht, Schwaiger Joseph von Frauenreut, Brandl Martin von Westerndorf, Strobl Georg von Balkham, Beham Michael von Steinhausen, Brunhuber Alois von Glonn, Schärfl Xaver von Balkham, Binder Matthias von Georgenberg, Diemer Anton von Glonn, Schwarzen­berger Johann von Frauenreut, Steinecker Johann von Überloh, Zistl Bal­thasar von Kleinrohrsdorf.

    Den Feldzug 1866 machten mit: Breit Simon von Berg, Kronester Joseph von Kastenseeon, Lechner Matthias von Balkham, Stadler Emmeran von Glonn, Fogner Franz von Glonn.

    Im Jahre 1870 zogen in den Krieg gegen Frankreich: Maier Sebastian von Glonn, Neuwirt Joseph von Glonn, Eichmair Ludwig von Glonn, gestor­ben in Bazeilles am 23. Oktober 1870; Spießl Johann von Glonn, ge­schmückt mit dem Eisernen Kreuz; Diemer Johann von Glonn; Diemer August von Glonn; Diemer Anton von Glonn; Eichmair Alois von Glonn, gestorben in Bourges am 6. Dezember 1870; Dunkes Benedikt, Lehrer von Glonn; Winter Anton, Pfarrhofknecht in Glonn; Pöschl Peter, Schmiedgeselle in Glonn; ein Mühlbursche beim Furtmüller; Gartmaier Joseph von Steinhausen; Höchenthaler Joseph von Steinhausen; Eichner Georg von Steinhausen; Singer Joseph von Westerndorf, bei Sedan verwundet, gestor­ben zu Rostock am 29. September 1870; Meringer Silvester von Hermauns­dorf; Eichner Jakob von Doblberg, bei Sedan gefallen; Zuruck Otto von der Filzen, bei Orleans gefallen; Binder Johann von Georgenberg; Braun Seba­stian von Mattenhofen; Fischer Balthasar von Glonn; Ottenbichler Joseph von Adling; Dichtl Franz von Glonn; Breit Joseph von Berg; Kraner Anton von Balkham; Brandl Joseph von Westerndorf; Lechner Georg von Balk­ham; Braun Jakob von Mattenhofen; Wimmer Martin von Kreuz; Spät­berger Joseph von Hafelsberg; Huber Sebastian von Haslach.

    Spießl Johann erhielt das Eiserne Kreuz, weil er vor seine Kompanie, die irrtümlicherweise mit den eigenen Leuten im Kreuzfeuer stand, mit einem weißen Tuche aus dem Walde gelaufen ist und mit demselben das Zeichen zum Einstellen des Feuers gegeben hatte. Unter den Kriegern aus der Pfarrei Glonn waren 27 Einheimische und 5 Fremde, von denen fast alle vor dem Auszuge die heiligen Sakramente empfingen. Verheiratet war kei­ner derselben. Am 11. Februar 1871 wurde in Glonn ein Trauergottesdienst abgehalten für die gefallenen Krieger. Die Gemeinde Glonn ließ zum Ge­dächtnis für dieselben eine Gedenktafel an der Südseite der Kirche, rechts. vom Eingang, anbringen. Am 12. März 1871 wurde in Glonn eine Dank­feier für die glückliche Beendigung des Krieges mit Predigt und Votivamt gehalten.

    Feuerwehrverein zu Glonn, Zinneberg, Beuern.
    (Quellen: Protokollbuch der Feuerwehr und Privatmitteilungen.)

    Der Verein der Freiwilligen Feuerwehr wurde in Glonn gegründet am
    24. Mai 1872, an welchem Tage schon 21 Mann dem Verein beitraten. Im

    Seite 158


    Laufe des Jahres 1872 erreichte der Verein noch die stattliche Anzahl von 94 Mitgliedern. Aus dem ersten Jahresbericht, der vom 1. Vorstand Apo­theker Klemens Birzer abgefaßt wurde, ergibt sich, daß anfangs reges Le­ben und große Begeisterung für die Interessen des Vereins vorhanden war. Doch diese ursprüngliche Begeisterung hielt nicht an.

    Der 1. Vorstand war bis zum Jahre 1875 Apotheker Birzer. Im Jahre 1876 wurde Bürgermeister Nikolaus Niedermaier 1. Vorstand, 1877 Post­halter Wolfgang Wagner, 1878 Lehrer Josef Hecht, der es bis 1880 blieb, 1880 wurde wieder Posthalter Wagner 1. Vorstand, der es bis zu seinem Tode im Februar 1902 blieb. Hierauf wurde dessen Sohn Wolfgang Wagner 1. Vorstand. Vom Jahre 1872-1880 war Wolfgang Wagner sen. Komman­dant, von 1880—1884 Metzgermeister Joseph Maier, von 1884-1889 Kä­sereibesitzer Sebastian Türk. Weitere Vorstände des Vereins waren: Wagner Wolfgang von 1902-1912, Maier Sales, Schuhmachermeister von Glonn, von 1912-1934, Gröbmaier Joseph von Glonn von 1934 ab. 1928 wurde eine Motorspritze gekauft und an die Wasserleitung von Reinstorf wurden mehrere Hydranten angeschlossen.

    Der größte Wohltäter des Feuerwehrvereins war unstreitig Dr. v. Scan­zoni auf Schloß Zinneberg, der vom Gründungsjahre an bis zu seinem Tode jährlich 50 fl. spendete. Sein Sohn Albert übernahm die Vorstand­schaft und das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr Zinneberg und wal­tete seines Amtes bis zu seinem Scheiden aus der Gemeinde Glonn (1898). Ebenso hat der neue Schloßherr dem Verein gleich anfangs eine ansehnliche Summe gespendet. Nicht vergessen werden darf ein früherer Wohltäter der Feuerwehr, nämlich der Bader Georg Maier von Glonn, der aus eigenen Mitteln eine Feuerspritze für die Gemeinde anschaffte. Im Jahre 1870 wurde die zweite alte Feuerspritze von der Gemeinde um 1200 fl. gekauft. 1877 wurde um 800 Mark die Druckspritze in eine Saugspritze abgeändert. 1880 wurde der Mannschaftswagen angeschafft, wozu aus dem Kreisfonds 100 Mk., aus der Distriktskasse 120 Mk., von der Gemeinde 100 Mk. und aus der Feuerwehrkasse 98 Mk. gegeben wurden. Am 29. August 1897 wurde in Glonn das 25jährige Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr festlich begangen, verbunden mit der Weihe der Fahne, die von Frl. Anna Ober­maier in Glonn um den Preis von 335 Mk. kunstvoll hergestellt wurde. Die Fahne ist in rot-weißer Farbe aus Seide gefertigt und trägt das Bildnis des heiligen Florian. Bei dieser Fahnenweihe waren 35 auswärtige Vereine anwesend. Die Patenstelle hatte Grafing übernommen. Bei dieser Festlich­keit erhielten neun Herren für 25jährige und 14 Herren für 15jährige Dienstzeit Ehrendiplome.

    1898 wurde für Glonn von Magirus in Ulm eine neue Feuerspritze um den Preis von 1875 Mk und je eine Spritze für Frauenreut und Schlacht um je 1125 Mark und 1908 eine Feuerwehrleiter um 1200 Mk. angeschafft. 1900 wurde in Glonn das neue Feuerhaus mit einer Gemeindewage gebaut. Auch besteht bei der Feuerwehr Glonn ein Sterbekasseverein.

    Brände.

    Wirt in Bruck 1585. Obermaier in Frauenreut 1779. Bauer in Nettern­dorf am 1. Mai 1794. Obermühle 1806. In Hermannsdorf brannten am

    Seite 159


    7. August 1828 drei Häuser ab. In Mattenhofen brannte am 13. August 1828 ein Haus ab. Das Klingeranwesen in Weidach 1838. Dasselbe 1849. Chri­stoph in Reinsdorf am 18. August 1857. Bachmaier in Reinsdorf am 17 .Sep­tember 1871. Die Streuschupfe des Huberbauer von Glonn am 6. Oktober 1868 von Schulknaben angezündet. Lackerbauer in Hermannsdorf am 25. September 1872. Kottermaier in Egmating am 29. Oktober 1872. Hin­terhaus beim Schlickenrieder in Glonn am 5. Oktober 1873. Zehetmier in Beuern 1880. Bauer in Lindach am 15. Mai 1882, wo zwei Kinder ver­brannten. Stallung beim Schloß Zinneberg am 26. Januar 1883. Ledereranwesen in Glonn am 23. August 1885. Bauernschuster in Mattenhofen am 2. Juli 1891 durch Blitzschlag. Weber in Matterhofen am 7.April 1892. Lehner in Schlacht 1893. Schattenhofer in Pframmern. Mittermaier in Berganger. Würmer in Moosach. Wirt in Egmating. Pfarrer in Egmating. Radlhuber in Egmating. Grill in Kastenseeon am 16. Oktober 1899 (Brand­stiftung). Zuhaus heim Aß in Kulbing am 3. Dezember 1899. Wimmer in Doblberg 1906. Kramer Paul Huber in Glonn am 26. März 1908. Am 4. Oktober 1908 die Scheune in Georgenberg. Am 3. Juni 1911 beim Zehet­mair in Witting. Am 20. August 1911 Brauerei in Egmating. 23. Oktober 1911 beim Voglrieder in Gailling. 18. Oktober 1915 ein Stadel in Hermanns­dorf. 11 .August 1916 beim Kronester in Kastenseeon. 14. September 1917 ein Stadel beim Paul in Schlacht. 11. Sept. 1916 beim Beham in Matten­hofen. 27. Januar 1920 beim Obermaier in Hafelsberg ein Stadel. 1923 ein Stadel beim Bauern in Mattenhofen. 30. Juli 1925 ein Stadel beim Stach­huber in Thal. 27. November 1927 beim Schwaiger in Lindach. 23. Juil 1927 Pfarrstadel in Bruck. 26. Juli 1927 beim Herrnbauer in Laus. 1928 der Stadel beim Lechner in Kastenseeon. 25. Mai 1930 Stadel beim Riedl in Lindach. 23. Februar 1933 die Mittermühle. 22. Juli 1933 Stadel in Ober­seeon und 21. September 1936 wieder der Stadel in Oberseeon (Brandstif­tung). 14. März 1938 der Westflügel des Schlosses Zinneberg. Beim Sarrei­ter in Mattenhofen August 1938. Beim Voglrieder in Orthofen hei Egma­ting am 28. August 1938 mit allen Ernteerträgnissen des Jahres. Anfangs November 1938 beim Schmid in Adling.

  2. Feuerversicherung Bruck.
  3. Eine wohltätige Einrichtung hat der Pfarrer Stürzer von Bruck durch die Gründung einer Privatfeuerversicherung ins Leben gerufen. Dieser Ver­sicherung dürfen nur 300 Mitglieder aus den anliegenden Gemeinden an­gehören; jeder kann sich nach einer beliebigen Klasse von den acht Klassen versichern lassen. Die 1. Klasse zahlt im Falle eines Brandes 50 Mk. und die 8. Klasse 3 Mk. Dieser Verein hat keine Ausgaben und keinen Jahres­beitrag; nur im Falle eines Brandunglückes muß die betreffende Summe der Klasse, in welche jemand aufgenommen ist, von den anderen Mitglie­dern gezahlt werden. So vergehen gewöhnlich viele Jahre bis einmal ein Beitrag geleistet werden muß. Dieser Verein zeigt, daß die Bauern am be­sten sich selbst helfen können. Der Verein hat 400 Mitglieder, von Glonn 120. Vertrauensmann für Glonn ist Paul Beham in Glonn. 

Seite 160


Schützenverein Glonn-Zinneberg.

(Quellen: Schreiben des Vereins.)

Die Frage, wann der Schützenverein Glonn-Zinneberg gegründet wurde,
ist etwas schwierig. So liegt ein Schützenlied von Zinneberg vor vom 15. Juni
1840 das ein Frl. Johanna ihrem Vater zum Andenken sendet. Also folgt
daraus, daß schon im Jahre 18l0 und vielleicht noch viel eher eine Schützen
-gesellschaft bestanden hat. Früher war die Schießstätte in Glonn hinter dem
Hause des Posthalters in dem Felde gegen die Wiesmühle, das seit alter Zeit
und heute noch das Kugelfeld heißt. Erst im Jahre 1881 wurde die Schieß
stätte südöstlich von Zinneberg gegen Hermannsdorf zu angelegt. 1873 muß
ein großes Schützenfest stattgefunden haben, wie aus den vielen Preisen,
die gegeben wurden, zu ersehen ist. Die eigentliche Gründung der Zimmer
stutzengesellschaft fällt erst in das Jahr 1878 und der Feuerstutzengesell
schaft in das Jahr 1881. Die Seele des neuen Vereins war Albert von Scan
zoni, der von der Gründung des Vereins bis 1899 die Stelle des 1.Schützen
meisters inne hatte. Erwähnenswert ist das Schützenfest am 24., 25. und
26. Juli 1887 verbunden mit Fahnenweihe. Die Fahne ist mit den Abzeichen
der Jagd geschmückt, in grün-weißer Farbe gehalten und schön gearbeitet.
Der Preis der Fahne betrug 400 Mk., des Fahnenbandes 92 Mk. Die Paten
stelle übernahm der Schützenverein Rosenheim. An der Fronleichnamspro
zession beteiligte sich der Schützenverein stets mit Fahne. Zu Ehrenmitglie
dern des Vereins wurden ernannt die Herren: Lorenz Hager, Bezirksamt
mann; Xaver Wagner, Bezirksamtmann; Dr. Friedrich v. Scanzoni; Wolf
gang Wagner sen., Posthalter von Glonn. Den Gefühlen der Schützenlust
gibt das um 1840 verfaßte Schützenlied von Zinneberg lebhaften Ausdruck.

1.
Hui auf! Hui auf! wers Schießen kann, 
Der richt ihm heunt sein Stutzen an.
Es glanzen d‘ Scheib’n – lusti rein
Es wah’n d‘ Fahnen woltern fein!
Schlagts die Kugel ’nei! Hui auf!
2
A Schuß is grad a Aug’nblick
Und rund is d‘ Kugl wie das Glück;
Drum habts die Aug’n hell und frisch
Und zappeits net wie die Fisch,
Sonsten treffts an Wisch. Hui auf!
3.
Hui auf! wann los der Pöller geht
Und prächtig die Maschien aufsteht,
Der Zieler kaum seinen Aug’n traut
Und alles gafft und fragt und schaut.
Bua da is’s so laut! Hui auf!
4.
Und wenn der Zieler springt und tanzt
Und ’s Blei an gelben Punkten glanzt,
Da gibts oan bis ins Herz an Rieß,
Wer net a Nudlwalker is.
Ja, ja des is g’wiß! Hui auf!

Seite 161


5.
Es lebe hoch der Schützenstand,
Und kaam der Feind ins Land:
1 woaß, er bleibet net lang,
Mir taufet’n als Kugelfang
Glei mit Sang und Klang! Hui auf!

Arbeiterverein.

Am 26. August 1906 wurde in Glonn ein katholischer Arbeiterverein gegründet, der über 100 Mitglieder zählte. Bei der Fahnenweihe am 16.Juni 1908 übernahm der Arbeiterverein Kirchseeon die Patenstelle und beinahe fünfzig Arbeitervereine waren vertreten. Die Festrede hielt Herr Stadt¬pfarrer Winhart von München-Au. Die Fahne ist auf der einen Seite mit dem Arbeiterdenkmal im Vatikan, auf der anderen Seite mit dem Bilde des heiligen Joseph geschmückt, in weiß-blauer Farbe gehalten und um den Preis von 600 Mk. angeschafft worden. Der Arbeiterverein sucht die Reli¬giosität und berufliche Ausbildung zu fördern, das Standesbewußtsein zu wecken und die soziale Stellung der arbeitenden Stände zu heben. Dies wird durch Vorträge auf verschiedenen Gebieten, gesellige Unterhaltung, gute Lektüre, Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und Unterstützung kranker Mitglieder zu erreichen gesucht. Präses ist der jeweilige Kooperator von Glonn. Vorstand war: Beham Max von 1906-08, Obermaier Sebastian von 1908-1920, Beham Jakob von 1920-26, Haas Markus von 1926 ab. Alljährlich ist ein Stiftungsgottesdienst und eine Wallfahrt mit den um¬liegenden Vereinen nach Altenburg. Zwölf Mitglieder waren im Kriege, wovon drei verwundet wurden. Versammlungslokal ist das Gasthaus zum Neuwirt.

Gesangsverein.

Nichts ist mehr geeignet, eine freudige Stimmung hervorzurufen, als Musik und Gesang. Da nun diese erst recht zur vollen Entwicklung kommt, wenn sich mehrere zu solchem edlen Tun zusammenfinden, so sah man sich veranlaßt, am 29. Mai 1906 hier einen Gesangsverein zu gründen. Schon einige Wochen nach seiner Gründung gab derselbe beim Gründungs¬feste des Arbeitervereins Proben seiner Leistungsfähigkeit. Das ist ja kein Wunder! Denn in Glonn besteht schon viele Jahrzehnte eine berühmte Mu¬sikerschule unter der Leitung des Meisters Faßrainer, die weit und breit gesucht wird. Bei freudigen und traurigen Anlässen erscheint der Gesangs¬verein auf der Bildfläche. Vorstand und Dirigent des Vereins war seit der Gründung Herr Lehrer Grad in Glonn. Den Gesangsverein führte seit 1927 die Gesangsriege des Turnvereins unter der Leitung von Referendar Josef Koller weiter. Als Dirigenten wirkten Amtmann Faßrainer, dann Lehrer Aichlmair, Sekretär Decker, Gastwirt Mair in Glonn mit.

Landwirtschaftliche Genossenschaft.

die von Herrn Wolfgang Wagner am 14. Oktober 1894 gegründet wurde.
Der Zweck dieser Genossenschaft ist der gemeinschaftliche Einkauf von
Kunstdünger, Kraftfuttermittel, Saatgetreide und Baumaterialien. Vorstand

Seite 162


war von jeher Herr Wolfgang Wagner, Posthalter in Glorin, bis zu seinem Tode 1912; von 1912-21 Nikolaus Niedermair Heckmair; seit 1921 Lud¬wig Winhart in Ursprung. 1922 erfolgte der Anschluß an den Landesver¬band landwirtschaftlicher Genossenschaft München. 1934 wurde das Lagerhaus vergrößert. Die Genossenschaft verkauft Kunstdünger, Futtermittel, Saatgut und hat Maschinen zur gemeinsamen Benützung. Die Umsätze sind in den letzten Jahren sehr gestiegen.

Obstbauverein.

Nachdem in Jakobsbeuern schon seit mehreren Jahren ein Obstbauverein bestand, ging auch Glonn am 21. Dezember 1902 daran, einen solchen zu gründen. Zweck des Obstbauvereines ist, für die richtige Verwertung und Absetzung des Obstes und die sachgemäße Pflege der Obstbäume zu sorgen. Die ersten Gründer des Obstbauvereins werden vermutlich Posthalter Wolf¬gang Wagner und Lehrer Strauß gewesen sein; bis 1911 werden Lehrer Grad und Karl Ebenböck die Leitung ausgeübt haben, von 1911 ab hatte Obergärtner Ebenböck die Leitung bis 1929, von 1929-33 Hauptlehrer Höllweger, seit 1933 Florian Lechner. Der Verein zählt 85 Mitglieder. Bei der letzten Obstbaumzählung hatte die Gemeinde Glonn 5737 Obstbäume. Obstausstellungen waren: 1910, 1912, 1934. Besonders nehmen sich um die Ausstellungen und um den Verein an: Neuner in Stroblberg, Postsekre¬tär Schleifer, Florian Lechner und Gröbmaier Max von Glonn. Die große Obstschau 1934 war von 66 Ausstellern beschickt und von über 1000 Per¬sonen besucht.

Geflügelzuchtverein.

Seine Aufgabe ist, kräftige, gut legende und zur Mast geeignete reine Hühnerrassen zu pflegen. Gegründet wurde dieser Verein 1907. Zum Vor¬stand wurde Herr Franz Sales Maier, Schuhmachermeister von Glonn, ge¬wählt, der die Interessen des Vereins tatkräftig fördert. Die Leitung des Vereins hat bis heute Franz Maier jun., ein bekannter Geflügelzüchter- und Preisrichter.

Verschönerungsverein.

Mit dem Emporblühen der Ortschaft Glonn stellte sich auch das Bedürf¬nis ein, Verschönerungen und Verbesserungen vorzunehmen. Zu diesem Zwecke wurde am 20. September 1887 der Verschönerungsverein gegründet. Von 1887 bis 1899 war Herr Albert v. Scanzoni Vorstand, die folgenden drei Jahre Herr Posthalter Wolfgang Wagner sen., von 1903-16 Sanitäts¬rat Lebsche, hierauf einige Zeit Obergärtner Ebenböck, von 1925-33 der Christlmüller Beham, von 1933–35 Friseur Mennacher, seit 1935 Hafner¬meister A. Ege. Viele Verbesserungen regte der Verschönerungsverein an: Anpflanzungen, Faltblätter, Fremdenwerbung, Markierungen der Wege, Reliefkarten zur Orientierung. Dieser Verein sucht Ort und Landschaft zu verschönern und den Aufenthalt den Fremden recht angenehm zu machen. Glonn wird durch die vielen Bauten immer schöner, wozu auch die Schön¬heit der Natur, die vielen Wälder und der herrliche Ausblick in die Alpenwelt mitwirken.
11*

Seite 163


Turnverein.

Bereits 1884 wurde der Glonner Turnverein gegründet. Der erste Vor¬stand dieses Vereins war der Hilfslehrer Nußhart, der der Turnsache sehr ergeben war. Diesem folgte als Vorstand 1888 der Maler Peter Meßner, der aber noch in demselben Jahre zurücktrat; an dessen Stelle wurde Joseph Huber, Sattler von Glonn, gewählt; 1890 dessen Bruder Martin, 1891 der Glasermeister Valentin Pitzer, 1893 Siegmund Hintermaier, Schreinermeister; 1895 Johann Fuchs, Mineralwasserfabrikant; 1897 Max Albrecht: 1898 Franz Sales Maier, Schuhmachermeister. Anfänglich war der Turn¬platz auf dem Grundstück, wo die Glonn und der Kupferbach zusammen¬fließen und das Stammlokal beim Lanzenberger. Seit 1898 wurde der Turn¬platz in die Nähe des Bahnhofes beim Metzgeranwesen verlegt und das Gast¬haus zum Neuwirt als Versammlungslokal bestimmt. Die Turnvereinsfahne kostete 174 Mk.; die Enthüllung fand am 18. Juli 1886 statt. Franz Sales Maier war Vorstand bis 1900; Donat Gruber bis 1903; Sigmund Hinter¬mair bis 1906; Obermair Josef bis 1908; Keßler Gustav bis 1909; Neu¬wirth Franz bis 1913; Gschwändler Josef bis 1914; Rainer Josef bis 1919: Gschwändler Josef bis 1924; Dr. E. Haerlein bis 1932; Gschwändler Hein¬rich bis 1933; August Knorr von 1933 ab. Die Turnhalle beim Schulhaus wurde 1929 gebaut; 1922 wurde auf dem Turnplatz eine Gedenkplatte er¬richtet für die neun gefallenen Mitglieder.

Spiel- und Sportverein in Glonn.

Beim Turnverein bestand schon eine Fußball-Abteilung und am 2. Oktober 1929 wurde dieser Verein gegründet. Seine Aufgabe ist die Pflege de Fußballspiels. Alljährlich nimmt der Verein an den Verbandsspielen teil. Der Spielplatz ist die Wiese bei der Furtmühle. Vorstände waren: Ram-berger Otto von 1929-35, Ernst Johann von 1935-37, Baurat I.Kraus seit 1937, 1939 Dr. Ellmann.

Gebirgstracht-Erhaltungs-Verein „Die Glonntaler“.

Dieser Verein wurde am 1. August 1907 gegründet. Der Zweck dieses Vereines ist die Erhaltung und Verbreitung der oberbayrischen Gebirgstracht, bestehend aus kurzer Lederhose, Joppe und grünem Hut, sowie in der Pflege der Schuhplattlertänze, volkstümlicher Musik und des Gesanges Der Verein zählt 1938 48 Mitglieder; elf sind im Kriege gefallen. Vorstände waren: Haas Josef, Strauß Alfons, Lechner Josef, Kranner Thomas von Mattenhofen von 1919-27, Danner Jakob, Maier Simon, Kronester Mar¬tin, Hergl Josef in den folgenden Jahren.

Gesellenverein.

Bereits am 5. Juni 1854 wurde in Glonn ein Gesellenverein gegründet der im Jahre 1863 schon 155 Mitglieder zählte. Damals war Vorstand Kir¬mair Thomas Kotmüllersohn, Kassier war Donat Daxenberger, Färbersohn von Glonn; im Ausschuß waren: Mayr Andreas, Mühlknecht beim Stein¬müller, Rieder Lorenz, Schneidergeselle beim Kramerschuster. Später

Seite 164


scheint dieser Verein eingeschlafen zu sein; allein er erwachte wieder zu neuem Leben, indem am 26. Mai 1926 eine Neugründung stattfand. Der Verein zählt über 20 Mitglieder. Vorstand ist Stadler Lorenz, Beiständer Obermair Willibald, Kassier Schärfl Christoph von Balkham. Der Verein sucht wandernde Gesellen zu unterstützen und ihnen Arbeit zu verschaffen.

Spar- und Darlehenskassenverein Glonn.

In der schwierigen Zeit der Inflation 1920 wurde der Darlehenskassen-Verein mit zwölf Mitgliedern gegründet und ist Ende 1937 auf 160 Mit¬glieder angewachsen. Aufsichtsratvorsitzender war bis 1933 Franz Beham Christlmüller, seit 1933 Obermaier Josef, Schmiedmeister in Frauenreut; Rechner war bis 1933 Joseph Altinger in Glonn, hernach Engelbert Moosbauer. 1935 war der Gesamtumsatz 1766000Mk., Spareinlage 246000Mk., 1937 Gesamtumsatz 2141000 Mk., Spareinlage 340000 Mk., Ausleihungen 243000 Mk. Der Verein ist für die Gemeinde Glonn ein wichtiges Geldinstitut und für die Bevölkerung ein gern benutztes Mittel zur Geldeinlage und zur Geldaufnahme geworden.

Katholischer Begräbnisverein.

1927 wurde in Glonn ein katholischer Begräbnisverein gegründet, der dem Münchener Begräbnisverein eingegliedert ist und vorsorgt zur Bestreitung der Beerdigungskosten und Sterbegeldversicherung verleiht. Die Mitgliederzahl beträgt etwa 600.

Privater Pferdeversicherungsverein Glonn und Umgebung

Wurde gegründet 1926. Er ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Zweck des Vereins ist die Versicherung der Mitglieder gegen Verluste, welche dadurch erwachsen, daß Pferde umstehen oder wegen dauernder gänzlicher Unbrauchbarkeit getötet werden müssen. Höhe der Entschädigung 75 Prozent der Versicherungssumme. 1. Vorsitzender war seit Gründung Nikolaus Weichinger, Wetterling, seit 1938 Adolf Obermaier Glonn, 1937 rund 130 Mitglieder mit über 300 Pferden. Versicherungssumme betrug 233000 Mk. Es fielen 21 Entschädigungsfälle an. Die Durchschnittsumlage beträgt nur 3 Prozent.

Molkereigenossenschaft

1926 wurde eine Molkereigenossenschaft gegründet und um 60000 Mk. ein Molkereigebäude beim Bahnhof gebaut, um gemeinsam die Milchprodukte zu verwerten. Es werden im Jahresdurchschnitt täglich etwa 4000 Liter Mich geliefert an die Dampfmolkerei von Johann Mendl in München. 1937 war der Literdurchschnittpreis 13,33 Pfg. Gegenwärtig ist Vorstand Rauth Josef von Frauenreut, Stellvertreter Obermaier Adolf, Aufsichtsrat: Raig Isidor von Adling, Obermair J. von Hafelsberg, Rechner Lechner Florian von Glonn.

Seite 165


Wie das elektrische Licht nach Glonn kam.

1898 begann der Furtmüller Peter Kastl die Wasserkraft seiner Sägmühle zum Betrieb einer Dynamomaschine zu benützen zur Erzeugung des elektrischen Stromes. Der Wirt Lanzenberger und der Bürgermeister Türk ließen zuerst das elektrische Licht einrichten. Zur Probebeleuchtung beim Lanzenberger waren sehr viele Glonner gekommen, das schöne Licht wurde mit Freude bewundert. Anfangs herrschte noch etwas Mißtrauen, allmählich schwand dieses; die Abnehmer wurden immer mehr, das Werk mußte fortwährend vergrößert werden. 1908 ersetzte man die Petroleumlampen zur Straßenbeleuchtung mit elektrischen Lampen. 1914 hatten die Hälfte der Glonner Häuser elektrisches Licht. Der Krieg mit seiner großen Leuchtmittelnot zwang alle zur schnellen Einführung der elektrischen Beleuchtung und zur Benutzung des Kraftstromes. Kastl war inzwischen alt geworden und seine Erziehungstochter heiratete 1919 den Elektrotechniker Josef Altinger, der zur restlosen Ausnützung der Wasserkraft eine moderne Turbine einbaute und zur Bereitstellung des Spitzenstromes bei wasserarmen Zeiten einen großen Dieselmotor aufstellte. 1927 wurde die brachliegende Wasserkraft der Steinmühle zur Stromlieferung herangezogen. Allein im Laufe der Zeit konnten nicht mehr alle Wünsche befriedigt werden und so entstand in Frauenreut eine weitere Elektrizitätsgenossenschaft 1920 die ihr Werk in der Obermühle erbaute mit einem Kostenaufwand von 1 Million Mark (Beginn der Inflation). Folgende Ortschaften sind angeschlossen: Walpersdorf, Hafelsberg, Frauenreut, Reiserthal, Spielberg, Loibersdorf, Münster, Lindach, Mattenhofen, Haslach, Reinsdorf, Mühlthal, Ursprung, Steinhausen, Kreuz, Kastenseeon, Schlacht. Die Genossenschaft zählt heute 140. Genossen. 1925 wurde ein Dieselmotor eingebaut mit 95 PS. Das Piusheim liefert die Wasserkraft und verwaltet das Werk. Das Werk gehört aber der Genossenschaft. Gründungsvorstand war Johann Steinecker in Überloh, seit 1932 ist es Josef Obermair, Schmiedmeister in Frauenreut, 2. Vorstand ist seit 1923 Kronester in Kastenseeon; Aufsichtsratvorsitzender war bis 1933 Isidor Auer in Frauenreut, nach 1933 Johann Bell in Münster.
Nach dem Kriege wurde das Verlangen nach elektrischer Kraft allgemein. Adling, Balkham und Wetterling wollten Kraft und Strom. Daher entschloß sich der Christlmüller ein Kraftwerk in seiner Mühle einzubauen, das Adling, Balkham und Wetterling mit elektrischer Kraft versieht. Mit dem Einbau einer Turbine und der Aufstellung einer Dynamomaschine mit 27 PS kann allen Ansprüchen genügegeleistet werden.

Seite 166