13.11.2021 „Die Pockenschutzimpfung, ein Lebensretter“

Die Pockenschutzimpfung, ein Lebensretter

Der Haflhof in der Gemeinde Bruck, im Ort Bauhof, hat eine lange Tradition. Die frühere Bäuerin Liesl hat hier alte Urkunden und Papiere, die anderenorts längst entsorgt wurden, sorgfältig geordnet und aufbewahrt.   Diese geben uns heute Aufschluss über längst Vergangenes. Unter diesen Unterlagen findet sich auch ein Papier mit folgender Überschrift:

Schutzpocken-Impfungs-Schein

Dieser Schein wurde ausgestellt im Jahr 1827, ist also schon fast 200 Jahre alt. Er sagt aus, dass der auf diesem Hof geborene „Andreas Schuler v. Bauhof“ als einjähriger Bub am 16. May 1827 mit Schutzpocken geimpft wurde. 8 Tage später fand dann eine Kontrolle statt, bei der die Wirkung dieser Impfung überprüft wurde. Dabei hat sich das als „aecht“, also als gut und richtig erwiesen, so dass das Individuum, also der einjährige Andreas somit vor der Blattern-Krankheit geschützt ist. Dafür verbürgt sich sogar die zuständige Behörde des Könglichen Baierischen Gerichts-Bezirks Ebersberg.

Die Pocken, auch Blattern genannt waren eine uralte Geißel der Menschheit. Diese sehr schmerzhafte Krankheit hatte sehr dramatische Folgen, über den ganzen Körper verbreiteten sich die Narben von den eitrigen Geschwülsten, die Pocken. Oft war der Verlauf auch tödlich. Die Mediziner beschäftigten sich schon viele Jahrhunderte lang mit einer Heilung, leider aber mit keinerlei Erfolg. Der Durchbruch erfolgte jedoch dann im 18. Jahrhundert, als man die Entdeckung mit den Kuhpocken machte. Diese Pockenerkrankung hat einen viel milderen Verlauf mit nur ganz geringen Folgen und ist für den Menschen gut verträglich. Man ritzte dabei mit einer Lanzette, die mit den harmlosen Kuhpocken infiziert war, leicht in den Oberarm. Dabei stellte man fest, dass bei Menschen, die so infiziert wurden, sich eine Abwehr gegen die gefährliche Pockenerkrankung aufbaut und sich dabei eine Immunität entwickelte, ein perfekter Schutz war somit entdeckt.

Nach den ersten erfolgreichen Versuchen handelten die Regierenden. Als erste führte bereits im Jahr 1807 das Königreich „Baiern“ diese Schutzimpfung als Impfpflicht ein. Das zeigte sich bald als großer Erfolg, und so wurde in den umgebenden Ländern überall diese Impfung zügig eingeführt.

Im Verlauf der Jahre verringerte sich die Zahl der Erkrankungen ganz rapide und so konnte man schließlich im Verlauf der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts die Feststellung machen, dass diese Krankheit ausgestorben war. Folgerichtig wurde dann auch von Seiten der Regierung im Jahr 1976 die Impfpflicht wieder abgeschafft. Alle vor diesem Datum Geborenen können auf ihrem Oberarm noch eine kleine Narbe, die den Charakter eines Stempels aufweist, finden. Die „Pocken“ waren besiegt.

Hans Huber, Taglaching

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