Windmühle
In den ersten Protokollbüchern der Gemeinde ab 1857 finden sich unter anderem einige Niederschriften von Kaufverträgen, deren Vertragsbedingungen vor der Beurkundung von den Beteiligten und dem Gemeindevorsteher unterschrieben wurden. Dies gehörte neben der Verleihung von Heimatrechten, der Verwaltung des Gemeinde- und Stiftungsvermögens, der Mitsprache bei der Vergabe von Gewerbekonzessionen, der Armen- und Schulpflegschaft und ortspolizeilichen Aufgaben zu den sehr eingeschränkten Selbstverwaltungsrechten der Gemeinde um diese Zeit. Die Verwaltungshoheit lag bei den königlichen Landgerichten und später bei den königlichen Bezirksämtern.
Erst mit den Gemeindereformen von 1869 wurde den Gemeinden zunehmend mehr Selbstverwaltung zugestanden.
In den Kaufverträgen ist neben dem Kaufpreis auch die Auflistung der Dinge interessant, die beim Haus bleiben oder mitverkauft werden – hier zeigt sich die Wertigkeit von Tisch, Kanapee, Bett oder Kasten, deren Verkauf genauso geregelt wurde, wie der von Holz, Stroh oder Saatgut oder eben landwirtschaftlichen Maschinen. Den Wortlaut zweier Kaufverträge von 1858 und das Original finden Sie hier und hier
In einigen Verträgen wird auch eine „Windmühle“ erwähnt.
Eine solche Windmühle, auch Putzmühle, Windfege oder auch Rotationsworfelmaschine war eines der ersten Sammlungsstücke des Glonner Heimatmuseums – leider ist nicht überliefert, von wem sie stammt. Mit ihr wird nicht – wie der Name nahelegt – Getreide gemahlen, sondern das gedroschene Getreide gereinigt und von der Spreu getrennt. Zum selben Zweck wurde auch die Klappermühle benutzt, eine solche steht ebenfalls im Heimatmuseum, sie stammt von Egid Huber in Balkham, der sie im Jahr 1990 dem Heimatmuseum schenkte.
Von Frau Mittermüller aus Westerndorf stammen dankenswerterweise die folgenden Aufnahmen einer Windmühle, die noch in ihrer Kindheit auf dem elterlichen Hof in Steinhöring bis ca. 1960 benutzt wurde. Zu dieser Zeit allerdings mit Elektromotor. Gemeinsam mit ihrem Neffen Hans Seehuber hat sie die Windmühle ganz hinten im Stadel gefunden und ans Tageslicht befördert. Vielen Dank dafür! Auf der Windmühle ist auch der Hersteller benannt, Wolfgang Forstner aus Steppach bei Wasserburg, heute zur Gemeinde Edling gehörend. Der Schreinereibetrieb Forstner befindet sich noch heute in vierter Generation in den Händen der Familie – Wolfgang Forstner war der Urgroßvater des heutigen Firmeninhabers Willibald Forstner.
Windmühlenmacher war ein Lehrberuf, in Verzeichnissen der königlichen Landwirthschafts- und Gewerbsschule in Straubing finden sich unter den Schülern und Gesellen einige Windmühlenmacher. Im Jahre 1864 stellte der Windmühlenmacher Franz Stadlmaier aus Schrobenhausen 3 Putzmühlen und einen Gesottstuhl zum Verkauf aus, der Preis für die Putzmühlen betrug 110, 90 oder 80 Gulden: Verzeichnis der zur Ausstellung während des Oktoberfestes … im Glaspalaste und auf der Theresienwiese zu München angemeldeten landwirthschaftlichen Ausstellungsgegenstände der zur Ausstellung im Glaspalaste angemeldeten Cultur-Pläne. 1864
Für seine landwirtschaftlichen Maschinen erhielt Franz Stadlmaier im Übrigen dort auch die kleine silberne Gedenkmünze als Auszeichnung.
Bereits im Jahresbericht der königlichen landwirthschaftlichen Centralschule zu Schleißheim von 1841 werden die Funktionsweise und die Vorzüge einer solchen Getreideputzmühle ausführlich beschrieben.
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