Am Seestall

TK 25 „Seestall“ 1959/Bayern Viewer

 

Der „Seestall“ bezeichnete ursprünglich das Gebiet westlich des Bahnhofes, begrenzt von den Gleisen der Bahn im Osten, der Glonn im Norden und der Münchner Straße im Westen. Die heutige Straßenbezeichnung „Am Seestall“ liegt im etwas später ausgewiesenen größeren Bebauungsgebiet Ortsmitte Nord.

Durch die Tallage, vielleicht auch durch Erdbewegungen beim Gleisbau oder früheren Kies- oder Tuffabbau, war in dieser Fläche schon immer nach dem Winter oder bei starkem Regen Wasser gestanden, möglicherweise auch daher der Name“ Seestall“, manchmal auch „Seestadl“.

Der Seestall ca. 1964. Zwischen Münchner Straßee und Glonn ging´s mit dem Schlitten bergab bis fast zu den Gleisen.

 

Heute kann man es sich kaum noch vorstellen,  aber vor der Bebauung war dort eine beliebte Schlittenabfahrt, die parallel zur Münchner Strasse vor den Gleisanlagen endete.

Direkt an der Glonn sieht man ein eingewachsenes Grundstück, dort stand das Bienenhaus von Johann Eichmeier, Bürgermeister von Glonn von 1946-1960;

 

 

 

1966 wurde das Gelände entlang der Münchner Straße eingeebnet und die Firma Steinbeisser zog mit der Werkstatt aus der Lena Christ Straße in eine neu erbaute Halle um. Die Zufahrt erfolgte über die Münchner Straße, im Osten war ja noch Zugverkehr. Erst als die Gleise abgebaut wurden und die Gemeinde das Gelände von der Bahn erwarb, konnte man über eine neue Nutzung des Geländes nachdenken. Im Zuge der Umgestaltung des Bahnhofplatzes zum Busbahnhof wurde 1982/1983 auch die Bahnhofstraße gebaut, deren Einmündung in die Münchner Strasse nun auch die Kreuzung Münchner Straße/Kastenseeoner Straße entlastete.

1976: stillgelegter Bahnhof und neue Steinbeisser Halle Foto: Laszlo Schwarzenberger/ArchivMarktGlonn

1981 gab es dann bereits einen ersten Entwurf zur Bebauungsplanung für den „Seestall“.
Auf dem 7500 qm großen Gelände sollten 3 Gewerbebauten und 4 Wohnhäuser entstehen.
Niemand hatte allerdings damit gerechnet, dass sich der Tümpel, der dort bestand, zum Biotop gewandelt hatte. Nachdem viele Jahre lang vor allem Kinder das Gelände zum Spielen nutzten, andere dort wohl auch ihren Müll und ihr Altöl entsorgten, hatten sich, wie die Naturschutzbehörde 1984 feststellte, dort 6 verschiedene Amphibiensorten und eine Reptilienart angesiedelt, die den Bebauungsabsichten im Wege standen.

Der Seestall ca.1974                                                       Foto: Leonhard Huber/ArchivMarktGlonn

Dieser Tümpel war womöglich erst durch die Aufschüttungen Ende der 60er Jahre in der Mitte des Geländes entstanden. Als die Firma Steinbeißer dann auf dem geebneten Gelände ihre Werkstätte erbaute, ca. 1970, verschoben sich die Wasseransammlungen immer mehr Richtung Norden, Richtung Glonnufer und es entstand der Tümpel, um den es im Bebauungsplan 1981 ging.

Während damals das Landratsamt von einem schützenswerten Biotop ausging, nannten es bauwillige Anwohner und Gemeinderäte eher einen dreckige Schlammpfütze.

Beide Meinungen hatten wohl ihre Berechtigung – es hausten dort unzählige Frösche deren Gequake, wie sich manche Glonner noch erinnern, bis nach Glonn zu hören war, einträchtig neben entsorgten Altölfässern und Scherben an die sich andere, die das Gelände damals als „Abenteuerspielplatz“ nutzten,  ebenfalls erinnern.

1987; Foto: ArchivMarktGlonn/Luftbildverlag Bertram

Und so wurde es 1987 bis der Bebauungsplan nach langwierigen Verhandlungen mit dem Landratsamt, der Unteren Naturschutzbehörde, den Bauwilligen und dem Gemeinderat genehmigt wurde. Anfangs hatte man noch überlegt, den Tümpel auf die andere Seite der Glonn zu verlegen, aber dann einigte man sich, das Grundstück mit dem Tümpel unbebaut zu lassen. Vor allem der Besitzer des „Kaufhaus Dichtl“, drängte auf einen zügigen Baubeginn. Er führte sein Geschäft übergangsweise im Mädchenschulhaus, da das Haus, in dem er vorher sein Geschäft hatte, das „Kesslerhaus“, in der Wolfgang – Wagner Straße, durch einen Brand im Dachstuhl nicht mehr nutzbar war.

Das Gewerbegebiet „Seestall“, heute Bahnhofstraße, im Jahr 2018 von der Münchner Straße aus.                     Foto: Leonhard Huber/ArchivMarktGlonn

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