Vor 60 Jahren – Straßennamen für Glonn

Am 13. Oktober vor  60 Jahren wurden die Hausbesitzer in Glonn von Bürgermeister  Johann Eichmeier informiert, dass ab sofort alle Straßen in Glonn einen Namen und jedes Anwesen eine neue Hausnummer haben werde. Die Schilder seien bestellt und würden, sobald geliefert, ausgehändigt.

Am 23. Januar desselben Jahres erst hatte die Firma „Schilder Schmidt“ die Gemeinde angeschrieben und ein Angebot unterbreitet, für Glonn einen  Hausnummern- und Straßenplan zu erarbeiten, um das bestehende, in hundert Jahren immer weiter gewachsene Hausnummern- „Wirr-Warr“ zu beenden.  Die Hausnummer beruhten noch immer auf der 1855 erstellten Nummerierung und wurden durch ein Jahrhundert ergänzt durch Bruchzahlen. So kam es, dass die Firma Brunner z.B.: im Jahre 1959 unter der Hausnummer 53 1/7 zu finden war, oder im heutigen Klosterweg das „Hintermaierhaus“ die Nummer 24 1/3 hatte, der Friseursalon von Hans Schindler daneben aber die Nummer 20 1/8 . Die Niedermaierstrasse , bestand im Jahr 1959 aus 8 Anwesen, die nummeriert waren von 52 1/2, 1/6, 1/8, 1/9, 1/10, 1/11, und den Nummern 53 1/2 und 1/4. Die anderen Teile von 52 , nämlich 1/4, 1/5, 1/12, 1/14 befanden sich dagegen in der heutigen Adlinger Straße; 52 1/13 und 52 1/15 lagen gar in der heutigen Waldstraße.  Gut, dass der Postbote ortskundig war und wahrscheinlich nach Namen zustellte! Hervorgegangen waren alle diese Nummern aus einem einzigen Grundstück mit der Hausnummer 52, heute steht dort  in der Feldkirchner Straße 2 das „Lebsche Haus“. Als Lebsche es 1895 kaufte gab es bereits 11 Hausnummern, die aus diesem Grundstück hervorgegangen waren. Die Straßen, die aus Glonn herausführten, wurden natürlich auch damals im täglichen Sprachgebrauch Adlingerstraße oder Zinneberger Straße oder Münchner Straße genannt. Und der Bahnhof, der Marktplatz oder der Pfarrhof waren ebenfalls markante Ortsbeschreibungen. Im Alltag wurden statt der Nummern oder Namen der Bewohner sowieso eher die alten Hausnamen genutzt – die allerdings oft nichts mehr mit dem aktuellen Besitzer zu tun hatten. So nannte auch meine Schwiegermutter noch 30 Jahre nach der Straßenbenennung das Gebäude des Hotels Schwaiger beharrlich beim  „Utz“ und schickte mich auch mal am  „Geppert“ vorbei, dem ehemaligen Feldkirchner Hof, danach Pizzeria und heute ein ebenfalls zum Hotel und Cafe Schwaiger gehörendes Gebäude.

In einer Zeitungsnotiz wurde die Glonner Bevölkerung aufgerufen, sich an der Suche nach Straßennamen zu beteiligen – einige schriftliche Vorschläge haben sich erhalten – so bat z.B. das Rote Kreuz darum, eine Rot Kreuz Straße einzuführen, die Kolpingfamilie hätte gerne eine Kolping Straße bekommen, auch wurden natürlich die Ehrenbürger Professor Lebsche, Pfarrer Niedermaier und geistlicher Rat Otto Boxhorn vorgeschlagen.  Der Buchdrucker Carl Heller machte umfangreiche Vorschläge, zeichnete sogar einen Plan und auch Sepp Esterl aus Mattenhofen wendete sich an die Gemeinde, neben Max Lebsche und Wolfgang Wagner fand er auch Josef Braun, Josef Landthaler, Apotheker Thanner, Peter Kastl (Besitzer des ersten Elektrizitätswerkes), Winhart,  Koller, Lanzenberger, Lena Christ und die Barmherzigen Schwestern passend als Namensgeber.  Zur Adlinger Strasse schrieb er augenzwinkernd: “ das ist ein schöner Name, adelig sind sie dort nicht, aber lustige, verträgliche Leut“ und mit : „wo all die Namen angebracht werden, das muß man der geistigen und finanziellen Elite überlassen“, schließt er seinen Brief.

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